Teleskop
"PeriskopDies versteht sich als feuilletonistische Mitherausgabe unserer diversesten Funde und Einfindungen. Hier sollen jene Phänomene hin, die wir im Alltagsstrudel finden, und die nirgends unter die akut aufrufbaren Rubriken (des Alltags oder der Philogruppe) hineinpassen, und dennoch nach Austritt in die Welt verlangen. Gedankenfetzen, Flohmarktreste, Innentaschenfunde. Asservaten, Wartezeiten, Artesisches.
Strandgut.
Ein Sammelort für Eindrücke. Aus der Tiefe hervor Erspähtes, in der Tiefe aus der Höhe herunter Gespiegeltes. Als Endlosschleife gedacht, mit einem sich immer neu konstituierenden Algorithmus, im freien Assoziationsfluss. Wir sind alle immer mit fruchtbaren Zellen unterwegs, und unser Wille, uns zu doppeln / zu paaren, zu spiegeln, zu echoloten, kommt von der Fruchtbarkeit.
Ein Brunnen für Loses, Fließendes, schäumend Quellendes - ohne Erwartung auf Bett und Hafen; Segeln auf den Meeren der Möglichkeiten.
Ich fange an.
Mehrerlei:
• einmal, dass
es regen gab, aber keinen schaden.
seit letztes jahr unser dach von hagelkörnern zerschossen wurde, wich meine mädchenhafte gewitterbegeisterung und energetische rainparty-gier endgültig der schwangerschweren materiesorge. das klingt erwachsen, und ist aus klingen erwachsen, und ich frage mich, ob man auf diese art im alter ängstlich wird.
-dann
war ich auf einer urnenbeisetzung. einer nahestehenden person, die doch nicht nah genug gestanden hatte, als dass ich den wortlaut der predigt verstanden hätte.
ich kann kein slowenisch.
aber ich habe den pfarrer nicht verstehen müssen. eher war es besser, dass ich kein wort verstand. so wurde mir nichts verstellt, und ich konnte der zeremonie beisitzen, auf eine art, die alles relativierte.
oder absolut war.
• außerdem ist es ein genuss, den amseln und elstern zuzusehen, wie sie auf den dächern ausharren, und minutenlang nichts sagen. wüsste gerne, was sie dann denken. oder ob sie spüren, dass regen kommt. uns deshalb schweigen.
es ist unmöglich, nicht zu anthropomorphieren.
in einer welt der bedeutungen und der zeichen, habe ich meist nur mein lexikon dabei - sonst schleppte ich immer das buch der welt mit - wer kann das schon?
ich vergleiche alles mit mir, oder mit einem anderen; ohne vergleich geht es aber nicht. von mir ausgehend betrachte ich die welt - und von keinem anderen punkt aus kann ich dies tun.
• themenbezogen zu debattieren ist eine sache. frei assozieren eine etwas andere.
lose folgen von losen gedanken - oder aber nebenstränge aus seidenstarker stringenz: alles kann hier hinein, sofern es einer übergeordneten these ent-spricht, dass nämlich Sophie mit ihrem filou flirtet.
• augenzwinkern.
warum verschließen wir ein auge, wenn wir unsere wahrheit schelmisch übermitteln?
• majuskel.
ich begrüßte eine reform, nach der man im deutschen klein schriebe. außer den Eigennahmen und den Anfangsbuchstaben. majuskuläre zier und eröffnungsattitüden bedürfen eigener zeichen.
kennzeichnung.
bei spiel
usw
usw"
(MaerzMond, 10. Jun 17, Philosophie: Periskop)
Oh mein Gott! Ist das schon so lange her?
Na gut; es ist, wie es ist.
Ich nehme mir heraus, das Thema mit einem ersten Folgethread weiterzuführen und ihm zudem einen anderen Namen zu geben. Dieser aber nimmt 'skopein' mit. Sehen wir also weiter.