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Wunsch oder Wirklichkeit -> Traumfrau62
Ich stelle hier mal meine Vorstellung meiner Traumfrau zur Diskussion…
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Unsere Vorstellung von Wirklichkeit.

*******981 Mann
168 Beiträge
Themenersteller 
Unsere Vorstellung von Wirklichkeit.
Simon hat noch nie ein Mandarinenbaum gesehen, er hat sich immer vorgestellt, wie dieser aussieht, aber tatsächlich nie gesehen. Als er einen Mandarinenbaum zum ersten Mal doch gesehen hat, hat er es nicht erkannt.
Simon war so enttäuscht, dass es sich das Leben genommen hat.
Ist Mandarinenbaum daran schuld?

Mandarinenbaum ist in diesem Vergleich ein Sinnbild der Wirklichkeit, wir sehen die Wirklichkeit nur sehr selten wie sie ist, und haben meist nur Vorstellungen davon. Wenn uns die Wirklichkeit irgendwann offenbart, können wir dem Druck der Wirklichkeit oft nicht widerstehen, weil wir sie uns vorher anders vorgestellt haben.

Vielleicht sollten wir unsere Ansichten korrigieren.
**********henke Mann
9.666 Beiträge
Vermutlich...
... hat Simon, so, wie es heute viele tun, in der Schule nicht aufgepasst, denn sonst hätte er gewusst, wo er nachschlagen muss. Er hätte gewusst, dass ein Mandarinenbaum zu den Agrumen gehört und das er demzufolge immergrün ist. Auch unreife Mandarinen sind durch die Schalenprobe von Orangen zu unterscheiden.

Wer also viel über die Wirklichkeit weiß, der wird von ihr nicht verwirrt.
***60 Mann
298 Beiträge
Ent-täuscht
Simon ist "ent-täuscht"

Mit seinen naiven Wunschvorstellungen hat er sich getäuscht.

Die Begegnung mit der Wirklichkeit hat diese Täuschung beendet.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Dennoch
Wenn wir einen Baum sehen, denken wir 'Baum' - weil wir es so gelernt haben.
Und selbst, wenn wir über alle Bäume dieser Welt alles wissen würden, heißt das nicht, dass wir erfassen, was 'Baum' ist. Wir sehen die äußere Erscheinung, wir sehen, was er tut: er grünt, bildet Früchte und verliert seine Blätter. Aber das bringt uns das Wesen des Baumes als Kreatur nicht wirklich näher, so lange wir nicht fühlen, was er ist, wir also hinter die Erscheinung blicken.
Wir halten wir uns an Bildern fest, die Allgemeinplätze wurden, so lange wir das nicht tun. Erst wenn wir die Begriffe wegfegen, und alles, was wir vermeinen zu wissen, gleich mit, haben wir eine Chance, zum Kern dieser Existenz zu gelangen, die wir Baum nennen.
Heidegger & Sartre
Was ist was? Wenn wir uns von solipsistischen Denkschemata " Alles, absolut alles exististiert ausschliesslich als neuronaler Prozeß unseres Gehirns", einmal lösen und die drei Existenzen des Dings sehen, kommen wir schon weiter, sind jedoch nie am Ende.
Der Hammer: 1.) molekular mikroskopisch, Holz- und Eisenmolküle in festen Formungen miteinander verbunden. 2.) haptisch, optisch, ( sensorisch), eine schwerere geometrische Eisenform von einem leichteren langen Holzstil durchbohrt. 3.) funktional, mittels des Holzstils und dem schweren Eisenstück, Massenbeschschleunigung, kann mit Muskelkraft und der Gravitation hohe Energie auf einen Punkt ( Nagel) konzentriert werden. Das nennt man einen Hammer...
Nur was machen wir mit der Erkenntnis? In der Stöchiometrie sind wir Wasser und Kohlenstoff, welches wir Jahrmillionen bleiben werden. Einen Wimpernschlag lang haben wir die besondere Form unserer Existenz erreicht. Na und?
***60 Mann
298 Beiträge
Na und?
Zumindest fühlt es sich gut zu leben, und sich nicht nur als ein Haufen nebeneinanderher schwirrender Atome in der Unendlichkeit des leeren Raums zu xxx (das passende Wort fällt mir nicht ein).
******del Mann
826 Beiträge
Simon bräuchte jemanden, der ihm sagt, dass das neue Ding, das er da sieht, ein Mandarinenbaum ist, und dass seine alte Vorstellung von Mandarinenbäumen leider falsch war, d.h. nicht mit dem Mandarinenbaum, dem für Simon neuen Ding da, übereinstimmt.

Für Simon und seine Weltwahrnehmung ist dieses Ding da hinfort ein Mandarinenbaum.

Und der jemand, der so gut Bescheid weiß, der sollte Simon sagen, dass er sich über seine Enttäuschung nicht grämen soll. Denn meistens ist es so, dass die Dinge anders sind als unsere Vorstellungen von ihnen.

Neben Mandarinenbäumen gibt es noch viele andere Bäume, und nur für uns Menschen ist diese eine bestimmte Sorte ein Mandarinenbaum. Für andere Wesen (z.B. Vögel, Ameisen) kann es eine andere Sorte sein, überhaupt ein anderes Ding. Und weiter: Auch der Mandarinenbaum kann eine Seele haben, Gefühle, die die Menschen nicht sehen / fühlen, von denen die Menschen nichts merken, die aber dennoch existiert. Denn die Welt ist größer als Simon (und die anderen Menschen) denkt (denken). Inkl. des Menschen, der so gut Bescheid weiß, denn der weiß u.a. auch, dass die Welt größer ist, als er selbst denkt.
******del Mann
826 Beiträge
sorry: "... dennoch existieren" sollte es an der einen Stelle heißen
*******use Mann
3.197 Beiträge
Die eigene Vorstellung bzw. Wahrnehmung/ Realität
Dieser Abgleich ist existenziell:

Der Kieslaster ist deutlich schneller als gedacht. Entweder passe
ich mein Handeln dieser Erkenntnis an und zwar schnell, oder ich
werde in kürze ein undefinierbarer Fleischklumpen sein.

Aber auch im Joy findet dies täglich statt:
Vor der ersten Begegnung wurden Zeilen und Bilder getauscht, aber
egal wieviele, der Eindruck des Gegenüber wird immer anders, oft
überraschend sein- positiv wie negativ, nicht wirklich vorhersagbar. *g*
@****ta
Wenn wir einen Baum sehen, denken wir 'Baum' - weil wir es so gelernt haben.
Und selbst, wenn wir über alle Bäume dieser Welt alles wissen würden, heißt das nicht, dass wir erfassen, was 'Baum' ist.

Genau: das heißt es nicht.

Was, wenn schon der Name (= Unterscheidung), den wir denken, das Erfassen jenes Seins initial verhindert?
Mir ist es nicht möglich, das begriffliche Denken abzustellen, um etwas "nur" sinnlich zu erfassen, sobald ich es benannt (namentlich erkannt) habe. Auf Baum folgt: Was für einer? Ist er groß für seine Art? Im Vergleich zum Nachbarbaum? Welche Jahreszeit spiegelt sein Zustand? Hat er Nester? Von welchen Vögeln? Etc. pp. pp. etc. pp. pp.

Freilich braucht man für Dialog und Wissenserweiterung/-anwendung Namen, Kategorien usf., aber das Erfassen einer Erscheinung ist ja doch nur dem einzelnen möglich in einem gegebenen Moment. Dafür bedarf es keiner Begriffe, sondern m.E. ihre völlige Abwesenheit.

Oder?
****ta Frau
2.135 Beiträge
@Ossipa
****pa:
Dafür bedarf es keiner Begriffe, sondern m.E. ihre völlige Abwesenheit.

Genau das ist es. Das Wegtreten von den Gedanken, die ich über etwas habe, dass wertfreie reine Betrachten, jenseits von geistigen Erwägungen, zurück zum Gefühl: Dann ist das möglich.
Es gibt Momente, die so überraschend sind, dass keine Zeit mehr für den geistigen Abgleich des Wahrgenommenen mit dem Gewohnten bleibt. Darin liegt Abstand. Dann ist man dicht dran, und nur noch ein kleiner Schritt weiter, und es verkehrt sich die Welt.
Mir ist es so ergangen. Und ich habe gemerkt, wenn es einmal geschah, kann ich es wiederholen. Einfach nur etwas Betrachten ohne Wertung und ohne Bezüge ist erlernbar und gar nicht tricky.
***60 Mann
298 Beiträge
Ich formulierte es mal andersherum:

Ich kann einen mächtigen (oder kleinen, egal) Baum betrachten in seiner sich mir darbietenden Gesamtheit, ich schalte meine Filter und Kategorien ab, und bin einfach überwältigt von dem Gesamtbild.
Oder ich kategorisiere: Stamm (check) Äste (check) Blätter (check), kenn ich, alles klar, langweilig.

Das ist wohl ein Grund, warum alles wirklich neue aufregend ist, und das anderere: Routine.
Und ja, man kann lernen, das alte mit neuen Augen zu sehen. Und es fühlt such gut an.

Was ich allerdings bezweifle ist, daß diese erste Variante der WIRKLICHKEIT näher kommt. Sie erscheint bunter, tiefer, intensiver, klar. Im anderen Modus reduzieren wir ein buntes Bild (Metapher: Bilddatei 5 Megabyte bunte Pixel) auf ein paar langweilige Bit ( Stamm ja, Äste viele, Blätter sehr viele, fertig). Oder, was wohl noch häufiger vorkommt: wir nehmen ihn gar nicht wahr (Autobahn, links Wald, rechts Wald).

Aber damit haben wir nicht erkannt wie der Baum zum Beispiel "sich selbst" wahrnimmt, oder was er für die Blattläuse, Ameisen, Vögel, oder die Mistel hoch oben bedeutet. Wir haben keine Ahnung vom Fluss der Säfte, von den Wurzeln (die allenfalls größer sein können als der oberirdische Teil), von der Mykorrhizza, von der Dynamik ...

Behauptung: Wir sind auch dann immer noch im egozentrischen "was ist der Baum für mich" Modus, halt in einem direkteren intensiveren; nicht so langweilig erfahren abgeklärt.
*******rlin Mann
1.966 Beiträge
****ta:
Es gibt Momente, die so überraschend sind, dass keine Zeit mehr für den geistigen Abgleich des Wahrgenommenen mit dem Gewohnten bleibt. Darin liegt Abstand. Dann ist man dicht dran, und nur noch ein kleiner Schritt weiter, und es verkehrt sich die Welt.
Mir ist es so ergangen. Und ich habe gemerkt, wenn es einmal geschah, kann ich es wiederholen. Einfach nur etwas Betrachten ohne Wertung und ohne Bezüge ist erlernbar und gar nicht tricky.
Das halte ich für unmöglich.
Zeit ist immer genug vorhanden. Möglicherweise ist die entsprechende Situation, oder das Bild, nicht in deinem bisherigen Fundus vorhanden, dennoch verknüpfst du alles sofort mit irgendetwas. Das ist keine Aktion, die wir steuern können.

Etwas ohne Bezüge zu betrachten halte ich ebenfalls für unmöglich. Die sind einfach da. Ob ich will oder nicht.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Ich habe noch nie einen Mandarinenbaum in natura gesehen.
Wenn ich eines Tages vor ihm stehen würde und ihn erblickte, würde er aussehen wie ein Mandarinenbaum aus meiner Vorstellung. Mit Mandarinen als seine Früchte behangen und nicht mit Bananen.
Kein Grund zur Entäuschung.
@****ta

Einfach nur etwas Betrachten ohne Wertung und ohne Bezüge ist erlernbar und gar nicht tricky.

Ich teile Deine Erfahrung. Man kann den Apfel der Erkenntnis nicht ausspucken (was unnötig und unmöglich ist), aber man muss ihn vom Denken nicht wiederkäuen lassen. Letzlich gleicht das nicht wissensbasierte Wahrnehmen dem des kleinen Kindes vorm und zu Beginn des Spracherwerbs sowie dem von Menschen mit kognitiven Einschränkungen, die wie Kinder Welt überwiegend sinnlich erfahren und begreifen.
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