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Nihilismus

@westost
Ich danke Dir fürs Mitdenken. Darf ich mit Hilfe deiner Worte noch einen Schritt weiter gehen?

Dass der Mensch zwischen Tieren und Engeln angesiedelt sei, ist ja eine sehr alte christlich-religiöse Vorstellung.

Ich sage: Der Über-Mensch ist kein Engel und kein Heiliger. Engel nicht, weil Engel keine Menschen sind und damit keine geschlechtlichen Wesen. Und auch kein Heiliger.

Und der Heilige sagt zu Zarathustra: Gehe NICHT zu den Menschen und bleibe im Wald! Gehe lieber noch zu den Tieren. Warum willst du nicht sein, wie ich - ein Bär unter Bären, ein Vogel unter Vögeln?

Und Zarathustra sagt über den Heiligen...
Dieser alte Heilige hat in seinem Walde noch nichts davon gehört, dass Gott tot ist!


Doch was ist dann der Über-Mensch?
Ich denke wir sollten uns aber zuerst dem Thier widmen...

Provokation: Hier, wie überall sonst auch, gibt es Rammler, Hühner, Schweine, Rindviecher, Kamele, Löwen, Ameisen, Bären, Vögel die nur Brotkrumen fressen wollen, Vögel die hoch hinaus fliegen und selbstbestimmt fliegen und jagen. Sind wir nicht alle ein wenig HOMO ANIMALE RATIONALE eben ein wenig BLUNA zumindest ab und an? *zwinker*

Und wer bremst uns dann, wenn wir zu animalisch werden? Der kathegorische Imperativ von Kant? Ein Gesetz, eine rote Ampel, ein man tut....eine "Bestrafung" durch andere Anwesende im JC oder das Wort Gottes?) Ich sage: Wir stehen nicht VOR einer nihilistischen ZEIT, wir leben IN einer nihilistischen Zeit (Gestern noch standen wir vor dem Abgrund, heute sind wir einen Schritt weiter *gg* )

Also was genau ist dann der Übermensch, wenn deine benannte Frau im JC der Mensch ist, der in den Augen einiger Mit-JC ler zum Thier mutiert ist, die ihrerseits den Heiligen rauskehren und damit selbst wieder zum Bären im Wald geworden sind?

von dir @ Westost:
(habe einfach ein paar MIR wichtige Worte rausgehoben.

Das bedeutet aber auch, dass wir uns erst einmal klar werden müssen, was wir .......SIND und was WIR wollen.

...was uns gut tut und keinem anderen schadet...
Sind wir da nicht mitten im Thema LIEBE?

*zwinker*


Wenn Gott tot ist, weil wir ihn (laut Nietzsche) getötet haben, dann stehen wir vor einem Nihilismus und müssen alle bisherigen (christlichen) Werte durch neue ersetzen. Denn der Nihilismus mit bezug auf alle Werte ist kein Zustand, in dem wir auf Dauer verbleiben können. Das gibt uns aber auch sehr viel Freiheit und die Möglichkeit der Selbst- statt der alten Fremdbestimmung.

Stimme dir zu!
Bin ne Woche weg auf Arbeit und werde mir in dieser Zeit ganz selbstbestimmt überlegen, ob ich aus JC wieder rausgehe, denn ich habe, dank Euch liebe unbekannten Freunde, mal wieder Zarathustra gelesen und die Möwe Jonathan und den kleinen Prinzen....

Diotima
Dito
auch wenn es etwas OT ist:
Ich bin mit meiner Partnerin erst seit ganz kurzer Zeit im JC und kann mir sicher noch kein abschliessendes Urteil über den Club und seine Mitglieder machen. Aber ich teile auf keinen Fall Diotimaveras optimistische Einschätzung dessen, was hier vor sich geht.

Wenn sie sagt:
Hier gibt es (außer ein paar in den Gruppen) kaum Regeln des miteinander umgehens, richtig? Keine Gesetze, Keine Moralpredigten? Kein Richter, kein Henker, kein strafender Gott?

dann möchte ich ihr widersprechen.

Unsere Erfahrung: echte Toleranz ist ein höchst selten Gut, egal in welcher Gruppe von Menschen. Vermutlich liegt das in den gruppendynamischen Strukturen der menschlichen Interaktionen begründet. Einfach gesagt: Keine Regeln = Keine Gruppen
*traurig* *troest*

(Ru)dolf *love*
***na Frau
2.685 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Vorrede 4. Teil
zum noch besseren Verständnis von was die Rede ist stelle ich die gesamte 4. Vorrede ein

(Aus Projekt Gutenberg DE)

4
"Zarathustra aber sahe das Volk an und wunderte sich. Dann sprach er also:

Der Mensch ist ein Seil, geknüpft zwischen Thier und Übermensch, - ein Seil über einem Abgrunde.

Ein gefährliches Hinüber, ein gefährliches Auf-dem-Wege, ein gefährliches Zurückblicken, ein gefährliches Schaudern und Stehenbleiben.

Was gross ist am Menschen, das ist, dass er eine Brücke und kein Zweck ist: was geliebt werden kann am Menschen, das ist, dass er ein Übergang und ein Untergang ist.

Ich liebe Die, welche nicht zu leben wissen, es sei denn als Untergehende, denn es sind die Hinübergehenden.

Ich liebe die grossen Verachtenden, weil sie die grossen Verehrenden sind und Pfeile der Sehnsucht nach dem andern Ufer.

Ich liebe Die, welche nicht erst hinter den Sternen einen Grund suchen, unterzugehen und Opfer zu sein: sondern die sich der Erde opfern, dass die Erde einst der Übermenschen werde.

Ich liebe Den, welcher lebt, damit er erkenne, und welcher erkennen will, damit einst der Übermensch lebe. Und so will er seinen Untergang.

Ich liebe Den, welcher arbeitet und erfindet, dass er dem Übermenschen das Haus baue und zu ihm Erde, Thier und Pflanze vorbereite: denn so will er seinen Untergang.

Ich liebe Den, welcher seine Tugend liebt: denn Tugend ist Wille zum Untergang und ein Pfeil der Sehnsucht.

Ich liebe Den, welcher nicht einen Tropfen Geist für sich zurückbehält, sondern ganz der Geist seiner Tugend sein will: so schreitet er als Geist über die Brücke.

Ich liebe Den, welcher aus seiner Tugend seinen Hang und sein Verhängniss macht: so will er um seiner Tugend willen noch leben und nicht mehr leben.

Ich liebe Den, welcher nicht zu viele Tugenden haben will. Eine Tugend ist mehr Tugend, als zwei, weil sie mehr Knoten ist, an den sich das Verhängniss hängt.

Ich liebe Den, dessen Seele sich verschwendet, der nicht Dank haben will und nicht zurückgiebt: denn er schenkt immer und will sich nicht bewahren.

Ich liebe Den, welcher sich schämt, wenn der Würfel zu seinem Glücke fällt und der dann fragt: bin ich denn ein falscher Spieler? - denn er will zu Grunde gehen.

Ich liebe Den, welcher goldne Worte seinen Thaten voraus wirft und immer noch mehr hält, als er verspricht: denn er will seinen Untergang.

Ich liebe Den, welcher die Zukünftigen rechtfertigt und die Vergangenen erlöst: denn er will an den Gegenwärtigen zu Grunde gehen.

Ich liebe Den, welcher seinen Gott züchtigt, weil er seinen Gott liebt: denn er muss am Zorne seines Gottes zu Grunde gehen.

Ich liebe Den, dessen Seele tief ist auch in der Verwundung, und der an einem kleinen Erlebnisse zu Grunde gehen kann: so geht er gerne über die Brücke.

Ich liebe Den, dessen Seele übervoll ist, so dass er sich selber vergisst, und alle Dinge in ihm sind: so werden alle Dinge sein Untergang.

Ich liebe Den, der freien Geistes und freien Herzes ist: so ist sein Kopf nur das Eingeweide seines Herzens, sein Herz aber treibt ihn zum Untergang.

Ich liebe alle Die, welche schwere Tropfen sind, einzeln fallend aus der dunklen Wolke, die über den Menschen hängt: sie verkündigen, dass der Blitz kommt, und gehn als Verkündiger zu Grunde.

Seht, ich bin ein Verkündiger des Blitzes und ein schwerer Tropfen aus der Wolke: dieser Blitz aber heisst Übermensch. "

lg Azana
" Tugend der Herde "
"Nietzsche liebte die Menschen nicht."
(ein Zitat , entnommen - aus dem untenstehen Link )

Mit Interesse lese und verfolge ich die Beiträge zu diesen Thread,
und habe auch weiter darüber gelesen und recherchiert.

Große Zweifel sind über mich gekommen, und frage mich,
warum man Fragen, Thesen usw aufwirft, die uns glauben lassen sollen, was Nitsches "Seil und Abgrund" - sowie sein "Gut oder Böse",
für uns bedeuten soll und kann.

Auszug:
Quelle siehe weiter unten!

Ein Satz - gefunden:

"Für Nietzsche ist das Gegenteil des Übermenschen der "letzte Mensch".
Ihm gilt die ganze Verachtung Nietzsches.

Die unzutreffenden Vermutungen, die Nietzsche anstellte, sind:

1. Der Übermensch kann nur durch Züchtung geschaffen werden. Nietzsche wusste nichts von den modernen Technologien.

2. Der Übermensch wird den Menschen gnadenlos ausrotten. Diese wäre aber nur eines von vielen denkbaren Szenarien.

3. Der Normalmensch wird diejenigen Menschen, welche die Erschaffung des Übermenschen vorantreiben, verfolgen und bekämpfen.

Man versucht zwar zur Zeit, die Gentechnologie einer strengen Zensur zu unterziehen, die genau bestimmt, was erlaubt und was nicht erlaubt ist. Aber man ist noch weit davon entfernt, die Gentechniker und die Computerfachleute zu bekämpfen. Man wird das auch kaum tun, weil man nicht auf die Vorteile, die diese Wissenschaften bieten, verzichten will. Die Gentechnologie kann hohe Versprechungen machen: Heilung aller Krankheiten und Verlängerung des menschlichen Lebens. Dies naheliegenden und greifbaren Vorteile werden die weit in der Ferne liegende Möglichkeit, dass der Mensch von einem Lebewesen ausgerottet werden könnte, das er selbst schafft, aus dem Bewusstsein der Menschen verdrängen. Mit wird sich viel mehr vor irgendwelchen gefährlichen Mikroben fürchten, die der Gentechnologe in seinen Labor züchtet, als vor einem Übermenschen.

4. Der Übermensch und seine Vorläufer, die „höheren Menschen“ können sich gegen den Normalmenschen nur durchsetzten, indem sie mit brutaler Gewalt und Unterdrückung gegen ihn vorgehen. Denkbar wäre auch ein listige und „einschleichende“ Strategie, welche alle moralischen und ethischen Normen beachtet.


Ein interessanter Artikel wer ihn noch nicht gelesen hat :

http://www.koinae.de/nietzsche.htm


Tiefsinnige
***na Frau
2.685 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Fragen und Thesen
Große Zweifel sind über mich gekommen, und frage mich,
warum man Fragen, Thesen usw aufwirft, die uns glauben lassen sollen, was Nitsches "Seil und Abgrund" - sowie sein "Gut oder Böse",
für uns bedeuten soll und kann.

Werte Tiefsinnige...

diese Zweifel verstehe ich nun überhaupt nicht...

Nietzsche schrieb und schrieb wie im Wahn, ihm war es letztendlich wohl egal wie seine Schriften gedeutet wurden, aber dass sie gelesen wurden war ihm sehr wichtig, denn er war ein sehr eitler Mensch *zwinker*

Schon oft unterhielten wir uns über das Philosophieren...und darüber was es für uns bedeutet.

genau doch dieses...Fragen und Thesen aufzuwerfen und auch in die "JetztZeit" zu "transponieren" um sie für uns zu erörtern.

(wie weit nun der Schritt für jeden einzelnen sinnvoll ist es auf den JOY zu beziehen, mag ich nicht beurteilen)

Aber wichtig ist, dass wir in Diskussion über bestimmte Begriffe bleiben.

Ich stellte den NIHILISMUS zur Diskussion...diesen zu begreifen, ist für Nietzsches Verständnis nicht ohne Zarathustra möglich,

aber wir müssen uns nicht auf Nietzsche einengen.

Auch andere Philosophen haben sich mit dem Nihilismus beschäftigt.

Was sicherlich eine andere, recht schwierige Diskussion wäre, ist die des Begriffes "Übermensch", die hier in diesem Thema zu weit gehen würde.

liebe Grüße Azana
Weg ohne Wiederkehr ...
Ich glaube, man kann nur ein echter, konsequenter "Nihilist" sein, wenn man nie kritisch nachgedacht hat, sprich, sich nie eine Meinung gebildet hat, nie Werte besessen hat, nie an eine Wahrheit geglaubt hat.

Die Beschäftigung mit einem "Sinn des Seins", die persönliche Suche danach, die kritische Hinterfragung von Werten (Ethik und Moral) ist eine Einbahnstrasse, die keine Weg zurück kennt.
Sie setzt voraus, dass man an diese Dinge glaubt, wie sie auch im einzelnen für einen persönlich immer aussehen mögen.

Ich glaube nicht, dass man plötzlich zu einer Erkenntnis gelangen kann, dass alles "sinnlos" und "wertlos" ist.

Um es mal biblisch zu sagen:
Wer einmal die Frucht vom Baum der Erkenntnis gegessen hat, für den ist das Paradies auf immer verloren.

(Ru)dolf *love*

PS - Was Nietsche angeht, glaube ich nicht das er ein Nihilist war, sondern dass er einen immer mehr aufkommenden Nihilsmus in allen möglichen Lebensbereichen durch seine Analogie des "letzten Menschen" entgegentreten wollte. Und sein "Übermensch" ist letztendlich der Mensch, der den "letzten Menschen" ( den Nihilismus ) überwunden hat.
***na Frau
2.685 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
N: und der N. ;-)
PS - Was Nietsche angeht, glaube ich nicht das er ein Nihilist war, sondern dass er einen immer mehr aufkommenden Nihilsmus in allen möglichen Lebensbereichen durch seine Analogie des "letzten Menschen" entgegentreten wollte. Und sein "Übermensch" ist letztendlich der Mensch, der den "letzten Menschen" ( den Nihilismus ) überwunden hat.

der Glaube ist woanders *zwinker*

Nietzsche war definitiv ein Nihilist, meines Erachtens sogar in extremer Form...

Für ihn ist ein menschlies Urteil über Gut und Böse nicht möglich.

Seiner Meinung nach gibt es nichts, wofür es sich zu leben und sterben lohne.

Er verneint alles Bestehende, Seiende.

Ein Inmoralist, als Moralkritiker, der die Werte AN SICH in Frage stellt.


lg Azana
*******alm Paar
7.574 Beiträge
Azana,
Ein Inmoralist, als Moralkritiker, der die Werte AN SICH in Frage stellt.

Wird ein Nihilist überhaupt Werte in Frage stellen? Moralkritik üben?
Oder gar Inmoralist sein?

Ich denke da eher an die Worte von Hiob. "es iat alles ganz eitel"

Wie dem auch sei,

Nietzsche,
Gott ist tot,
Gott,
Nietzsche ist tot!

calm*wink* in den Winterhimmel
Was gross ist am Menschen, das ist, dass er eine Brücke und kein Zweck ist: was geliebt werden kann am Menschen, das ist, dass er ein Übergang und ein Untergang ist.

Ich liebe Die.....


Redet so einer, der die "Werte an sich" in Frage stellt? Ich möchte Rudolfs Gedanke unterstreichen...
sondern dass er einen immer mehr aufkommenden Nihilsmus in allen möglichen Lebensbereichen durch seine Analogie des "letzten Menschen" entgegentreten wollte.

Mein Sohn ist 13 Jahre und er hat die Botschaft Nietzsches sofort verstanden und auf sich und sein Leben bezogen. Das das Leute nicht können, die behaupten Nietzsche gelesen zu haben sollte doch verwundern. Und wie sagte er noch....WERDET wie die Kinder...

Für ihn ist ein menschlies Urteil über Gut und Böse nicht möglich.


Azana und alle, ist genau das URTEILEN vielleicht etwas, was Menschen zum "letzten" Menschen macht? Wer von Euch hasst diese Schubladen nicht? Könnt ihr es leiden, wenn Euch der "man tut" begegnet?

Ich HASSE das, wie Nietzsche, mein Sohn diese von oben herab Predigten über das tut man oder nicht ebenfalls. Doch kümmert es die Menschen? Die die näher dem Thier sind nicht, die die näher auf der anderen Seite sind, nehmen auf mich Rücksicht und lassen es sein, sich über mich zu stellen und mir zu sagen, wie ich bin und wie ich zu leben habe. Und selbiges tue ich (na ja, manchmal bin ich auch nur Mensch und damit näher am Kamel oder Löwen...aber wie sagte Nietzsche.

"gespannt sein zwischen....eine BRÜCKE, ....kein ZWECK"


und GENAU DAS LIEBT Zarathustra. Er LIEBT die Menschen-der ein Übergang UND ein Untergang ist!

Dio (bis nächste Woche) und danke !!! für die netten private Mails
P.S. Mir ist nicht langweilig, doch Euch schenke ich gerne ein wenig meiner LebensZEIT...

*kuss2*
@Azana
Auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen: Also SO kann man das wirklich nicht sagen. Nietzsche war weder ein Immoralist noch ein Nihilist.

Wie kann man Immoralist sein, wenn man wie Nietzsche GEGEN die christliche "Sklavenmoral" wettert und FÜR eine aristokratische "Herrenmoral" argumentiert? Es geht ihm doch ganz zentral um eine NEUE Moral. Wie die genau aussehen soll, ist leider bei Nietzsche ein bisschen vage und verschwommen. Wie überhaupt klares philosophisches Denken nicht seine Stärke war. Aber wenn man eine neue Moral propagiert, dann kann man gar kein Nihilist sein.

lg, Dieter
***na Frau
2.685 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
unbeliebt?
Werter Westost..

warum solltest du dich unbeliebt machen?

Sind wir nicht hier um zu diskutieren, um in einen philosophischen Diskurs zu kommen?

Ich gerne und ich habe keine Mühe damit, gegenteilige Ansichten zu meinen zu lesen und versuche diese immer zu verstehen

War Nietzsche nun ein Nihilist oder nicht?

Es ist dieser Knackpunkt an dem sich schon viele Geister schieden.

Vielleicht entsteht die Kontroverse dadurch, dass Nietzsche sich selbst immer als Überwinder dieses Nihilismus sah, der Höheres schaffen will.

es gibt Quellen(gerne bei mir auf Anfrage) die behaupten:

...N. als der erste vollkommene Nihilist Europas, der aber den Nihilismus schon hinter sich zu Ende gelebt hat, - der ihn hinter sich, unter sich, außer sich hat..."

andere schreiben dies :

War Nietzsche ein Nihilist ?
Das Gegenteil ist der Fall. Nietzsche erklärt (ebenso wie Karl Marx), dass der metaphysisch-religiös orientierte Mensch das Schwergewicht des Daseins ins Jenseits verlagert, dass dieses Jenseits samt dem dort thronenden Gott aber unglaubwürdig geworden ist: "Gott ist tot". Damit sind die obersten Werte entwertet, d.h. der Mensch steht mit leeren Händen da, steht vor dem Nichts1 , ist also - meist ohne sich dessen bewusst zu sein - ein Nihilist.

Ich halte es wie Camus, der in Nietzsche den "ersten vollkommenen Nihilist Europas" sah.

lg Azana
*********June Paar
7.196 Beiträge
Sind wir nicht hier um zu diskutieren, um in einen philosophischen Diskurs zu kommen?
@ Azana: Genau so sollte es sein!

Ich glaube, man kann nur ein echter, konsequenter "Nihilist" sein, wenn man nie kritisch nachgedacht hat...

Diese Auffassung ist aus epistemologischer Perspektive nur schwer nachvollziehbar. Nihilismus ist ja keine Karnevalsveranstaltung des beliebigen Denkens, sondern eine bewusste Geisteshaltung im Umgang mit Sinnhaftigkeit, in Bezug auf das Sein, das Seiende, Moral, Wertesystem, Geschichte ect.

Für die Position der bewussten Verneinung ist eine bewusste kritische Auseinandersetzung die "Conditio sine qua non".

Um noch mal auf die Position von Nietzsche zurückzukommen, ist es für das Gesamtverständnis dieses Protagonisten des kritischen Gedankenguts eigentlich weniger wichtig wie die Kategorisierung erfolgt, entscheidend ist die Beschäftigung mit ihm. Falls Einordnung gewünscht wird: Für Martin Heidegger zumindest stellt Nietzsches Idengut den geschichtlichen Höhepunkt des Nihilismus dar.



Johnny Cash:
I walk the line ...

Heidegger
Für Martin Heidegger zumindest stellt Nietzsches Ide[e]ngut den geschichtlichen Höhepunkt des Nihilismus dar.

Dem stimme ich zu. Aber dann muss man bedenken, dass Heidegger eine etwas seltsame Vorstellung von Nihilismus hat. Jeder, der (noch) nicht an das Heideggersche SEIN glaubt, sondern immer noch abendländische Metaphysik betreibt, ist Nihilist. Dabei ist Heideggers Interpretation der Geschichte der Metaphysik als Seinsvergessenheit natürlich höchst anfechtbar.

Nietzsches Philosophie ist eine Art von Anti-Metaphysik, jedenfalls meinte er das selber. Aber laut Heidegger hat er die Metaphysik immer noch nicht überwunden. Und deshalb ist er noch Nihilist, wenn auch vielleicht der letzte.

Dieter
Mhmm ...
Nihilismus ist ja keine Karnevalsveranstaltung des beliebigen Denkens, sondern eine bewusste Geisteshaltung im Umgang mit Sinnhaftigkeit, in Bezug auf das Sein, das Seiende, Moral, Wertesystem, Geschichte ect.

Ein "echter" Nihilist müsste aber auch die Sinnhaftigkeit seines eigenen Seins bzw. Denkens, seine Moral oder Werte, seine Geschichte negieren. sonst steckt er in einem Paradox.
Ein "bewusste" Verneinung ist genau genommen ein "Sinn", eine "Wertvorstellung"

Deshalb meine Meinung, dass dies nur geht, wenn man nie reflektiert hat.

Ich habe mal eine schöne Analogie gelesen.
Wenn man einmal das Lesen gelernt hat, kann man nicht wieder in den Zustand zurück, wo die Buchstaben auf einem Stück Papier nur einfach schwarz-weisse Farbtupfer für einen sind. Sie werden immer eine Bedeutung für den einmal Wissenden haben.

Das meinte ich mit dem "Weg ohne Wiederkehr"

(Ru)dolf *love*
Es kann immer nur ...
... einen "Nihilsmus" von Einzelaspekten des "Sinns", der "Werte", des "Seins", der "Moral" geben.

Ein "totaler" Nihilismus ist praktisch gesehen in meinen Augen für einen denkenden Menschen nicht möglich. Das wäre im Prinzip "Ignoranz", Nicht-Wissen-Wollen. Aber auch das wäre eine "Sinngebung" bzw. "Wertvorstellung", wenn es bewusst geschieht.

(Ru)dolf *love*
Schön, wieder bei Euch zu sein
Danke für Eure Gedanken. Ich habe mich sehr gefreut sie nach meiner Rückkehr zu lesen.

@****ost @****ny

Kann ja schon sein, dass M. Heidegger Nietzsches Ideengut als geschichtlichen Höhepunkt des Nihilismus ansah, doch dachten BEIDE sehr weit über den berühmten Tellerrand hinaus....
M. Heidegger schrieb sein Sein ja nicht umsonst als Seyn.


@ru

Ich habe mal eine schöne Analogie gelesen.
Wenn man einmal das Lesen gelernt hat, kann man nicht wieder in den Zustand zurück, wo die Buchstaben auf einem Stück Papier nur einfach schwarz-weisse Farbtupfer für einen sind. Sie werden immer eine Bedeutung für den einmal Wissenden haben.

Ich danke dir für diese Zeilen. Sie tun mir gut!

@**le

Für mich macht Philosophie Sinn, wenn das was gedacht wird auch für mein Leben eine Bedeutung hat. Und - egal ob man Nietzsche und Heidegger jetzt zu den Nihilisten zählt oder nicht - es sind wohl diejenigen Menschen die mein Denken mit am Meisten geprägt und beeinflusst haben...und zwar sehr, sehr mitmenschlich! Es kommt eben auf´s Lesen an....wie Ru ja bereits sagte..



Dio
*********June Paar
7.196 Beiträge
Ergänzung...
Und - egal ob man Nietzsche und Heidegger jetzt zu den Nihilisten zählt oder nicht - es sind wohl diejenigen Menschen die mein Denken mit am Meisten geprägt und beeinflusst haben...
@**o: Nur bevor sich unnötige Missverständnisse einschleichen könnten – auch ich lesen die Beiden sehr gerne und beschäftige mich mit ihrem Ideengut.



Johnny Cash:
I walk the line ...

Ergänzung zu Ergänzung
Habe ich etwas Anderes behauptet, als dass ich davon ausgehe, dass du gelesen hast?

Dio
*********June Paar
7.196 Beiträge
Verstehensbemühungen...
Habe ich etwas Anderes behauptet, als dass ich davon ausgehe, dass du gelesen hast?
@**o: Nein - nur in dieser Gruppe ist vor Deiner Zeit schon so viel schief gegangen, dass man gar nicht vorsichtig und behutsam genug sein kann, jedes auch noch so geringe Missverständnis im Vorfeld wachsam auszuräumen...


Johnny Cash:
I walk the line ...

@Johnny @Alle
Danke dir für die Präzisierung.

Damit wären wir ja wieder mitten im Leben und damit im Thema.
Habe hier im JC heute gaaaanz leichten Verfolgungswahn und zwar nicht von Freunden, sondern von Nächsten....

Daher lasse ich wieder mal den nicht nihilistischen Zarathustra sprechen.

Von der Nächstenliebe

..Ihr drängt euch um den Nächsten und habt schöne Worte dafür. Aber ich sage
euch: eure Nächstenliebe ist eure schlechte Liebe zu euch selber. …Ihr haltet es mit euch
selber nicht aus und liebt euch nicht genug: nun wollt ihr den Nächsten zur Liebe verführen und euch mit seinem Irrtum vergolden….Nicht den Nächsten lehre ich euch, sondern den Freund. Der Freund sei euch das Fest der Erde und ein Vorgefühl des Übermenschen. Ich lehre euch den Freund und sein übervolles Herz. Aber man muss versteh, ein schwamm u sein, wenn man von übervollen Herzen geliebt sein will….Die Zukunft und das Fernste sei dir die Ursache deines Heute: in deinem Freunde sollst du den Übermenschen als deine Ursache lieben. Meine Brüder, zur Nächstenliebe rate ich euch nicht: ich rate euch zur Fernsten-Liebe.Vom der Nächstenliebe
..Ihr drängt euch um den Nächsten und habt schöne Worte dafür. Aber ich sage
euch: eure Nächstenliebe ist eure schlechte Liebe zu euch selber. …Ihr haltet es mit euch
selber nicht aus und liebt euch nicht genug: nun wollt ihr den Nächsten zur Liebe verführen und euch mit seinem Irrtum vergolden….Nicht den Nächsten lehre ich euch, sondern den Freund. Der Freund sei euch das Fest der Erde und ein Vorgefühl des Übermenschen. Ich lehre euch den Freund und sein übervolles Herz. Aber man muss versteh, ein schwamm u sein, wenn man von übervollen Herzen geliebt sein will….Die Zukunft und das Fernste sei dir die Ursache deines Heute: in deinem Freunde sollst du den Übermenschen als deine Ursache lieben. Meine Brüder, zur Nächstenliebe rate ich euch nicht: ich rate euch zur Fernsten-Liebe.




Dio, die jetzt erst mal ein paar Tage Abstand braucht und FERN liebt...




ja ...
das Zitat scheint mir nur ein bissl aus dem Zusammenhang gerissen ... wäre die Frage, inwiefern Nietzsches Bemerkung zu Nächstenliebe im Zusammenhang mit seiner Religionskritik steht ...

und war Heidegger Nihilist?
Angesichts der 'Bedrohung' durch den Positivismus das 'Sein' zum Programm zu machen, spricht eher fürs Gegenteil ...

dom
Heidegger
und war Heidegger Nihilist?
Angesichts der 'Bedrohung' durch den Positivismus das 'Sein' zum Programm zu machen, spricht eher fürs Gegenteil ...

Kann ich nur voll zustimmen. Heidegger selber betrachtete sich nicht als Nihilist, und soweit ich weiss hat auch kein anderer Philosoph von Rang ihn als Nihilisten angesehen.

Dieter
...
die Einschränkung 'von Rang' ist nicht unwichtig: unter einigen Liberalen, z.B. in den USA, gilt Heidegger durchaus als 'Geist, der stets verneint' ... dort wird 'Nihilismus' dann zum Kampfbegriff bei der Verteidigung von normativen Programmen ...

dom
Nochmal Heidegger
@**M

Da sind wir sicher einer Meinung. Den Zusatz von Rang hatte ich mit Bedacht gewählt. In Amerika tut man sich mit deutscher Philosophie ja oft ein bisschen schwer.

Aber es gibt auch grosse Anhänger oder zumindest Bewunderer dort, und denen würde ich einen gewissen Rang nicht absprechen (Richard Rorty war z. B. einer von ihnen). Ich finde ja auch selbst, dass Heidegger einer der grossen Denker des 20. Jahrhunderts war, auch wenn ich vieles in seiner Philosophie für sehr fragwürdig halte.

Auch was das rein Menschliche angeht, hält sich meine Bewunderung in Grenzen. (Seine charakterlichen Mängel musste, neben einigen anderen, seine Geliebte Hannah Arendt schmerzlich erfahren).

Dieter
...
ja, schon, nur müssen wir jetzt vielleicht nicht aus Gründen der politischen Korrektheit die üblichen Differenzierungen durchspielen ... es war d-e-f-i-n-i-t-i-v vieles fragwürdig, was solche Leute wie H. gedacht, gesagt und geschrieben haben ...

Und an Rorty hatte ich auch kurz gedacht ... er hat es im Gegensatz zu anderen (z.B. St. Holmes) zumindest mal ernst genommen, was vom Kontinent angedacht wurde ... aber ist jemand tatsächlich ein Philosoph 'von Rang' der von sich glaubt, Literaturtheorie betreiben zu müssen, nachdem die Beantwortung der Frage nach den Dingen und inwiefern man von ihnen wissen kann durch die sprachtheoretische 'Wende' eine neue Richtung bekommen hat? Da wirkt er mir eher wie ein konventioneller Pragmatiker, der mit dem Zeitgeist schwimmt und sich selbst der Möglichkeit beraubt, die herschende episteme als Möglichkeitsbedingung der Dinge und des Wissens von ihnen zu begreifen ...

dom
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