@Purnima
Da mich Purnima direkt angesprochen hat, will ich mich dazu wenigstens noch einmal äussern.
Meine Sicht der Dinge steht für mich überhaupt nicht im Widerspruch zu Weltoffenheit. Ganz im Gegenteil. Als Mensch bin ich in der Lage zu kommunizieren. Meinem Gebenüber mitzuteilen, wie ich etwas sehe oder erlebe. Gerade daraus ergeben sich spannende Gespräche, Übereinstimmungen oder Abweichungen.
Ich meine schon, dass hier ein Widerspruch besteht. Die Idee von Weltoffenheit steht klar im Widerspruch zu der Idee, dass man die Welt immer nur so sieht, wie sie einem im eigenen Kopf erscheint. Offen für die Welt sein setzt voraus, dass es da eine Welt gibt, die eben NICHT bloss so ist, wie man sie sich denkt, sondern die so ist, wie sie eben ist, egal was man selbst (oder andere) GLAUBT/GLAUBEN.
Es gab die Welt Milliarden von Jahren, bevor es denkende Menschen gab. Und sie war so beschaffen, wie sie eben war, bevor es Menschen gab, die irgendwas über sie geglaubt und gewusst haben.
Es ist für die Menschheit insgesamt ungeheuer wichtig, dass man an der Idee einer objektiven Wahrheit festhält - und wir uns ihr auch zumindest annähern können (z.B. in den Wissenschaften). Auch unser gesamtes Rechtssystem würde ohne eine solche Annahme zur reinen Willkür.
Würdest du es OK finden, wenn dich ein Richter für eine Straftat, die du nicht begangen hast, ein paar Jahre ins Gefängnis schickt, weil für ihn oder sie die Welt eben so war, wie sie sich in seinem/ihrem Kopf darstellt?? Und er sich dann damit verteidigt, dass er ja die Welt nur so kennen kann, wie er/sie sieht. Und in DIESER Welt hast DU die Tat begangen? Das KANN doch kein vernünftiger Mensch für richtig erachten. Es kann überhaupt keine GERECHTIGKEIT geben, wenn nicht alle davon ausgehen, dass es Tatbestände geben könnte, die vielleicht objektiv ANDERS waren als IRGEND JEMAND glaubt.
Das lässt sich alles auch auf die Idee von Kritik anwenden. Kritik und das Abwägen von kritischen Einwänden, die uns andere machen, macht eben auch nur Sinn, wenn man davon ausgeht, dass es da eine Welt gibt, die vielleicht ganz anders ist als so, wie wir sie subjektiv erfahren.
Ähnliches könnte man über das Herauslassen von Gefühlen sagen. Was alles in der Geschichte der Menschheit an schreiendem Unrecht passiert ist, weil einzelne und ganze Völker sich von ihren (Hass-)gefühlen haben leiten lassen, geht auf keine Kuhhaut. Gefühle können total trügerisch sein, gerade wenn es darum geht, herauszufinden, was WIRKLICH und OBJEKTIV wahr ist.
LG, Dieter