EWA KOWSKA
Zu Melancholie.
Ich stehe auf Morgens und das mulmige Gefühl im Bauch sagt mir der Tag beginnt und endet also mach was draus....
Dan gehe ich in die Stassen und sehe den Kampf um
Brot, Arbeit .usw
Melancholie - In und um uns
“Warum erweisen sich alle außergewöhnlichen Menschen in Philosophie oder Politik, in Dichtung oder in den Künsten als Melancholiker?”
Aristoteles
Im Licht der untergehenden Sonne begegnet mir eine junge zierliche Frau... Als sie schon beinahe vorübergegangen ist, dreht sie sich noch einmal um und schaut mich tiefsinnig und freundlich an, mit einem traurig berührendem Lächeln... Sie zeigt eine Sehnsucht nach unendlicher Geborgenheit, die es nie geben wird auf Erden... Melancholie. Jeder trägt Melancholie im Herzen, die einen mehr, die anderen weniger, manche verdrängen sie und wieder andere gehen auf in der Melancholie und erleben die traurige Leichtigkeit des Seins.
Melancholie, eine wunderbare Charaktereigenschaft, vielleicht auch die bedeutendste, voll von Tiefgang, innerer Kreativität, Frieden und (stiller) Leidenschaft. Melancholiker schöpfen aus dem tiefen Fundus menschlicher Existenz, können in traurigem Glück schweben, können aber auch
hinabstürzen in die Tiefen ausweglosem Seins, in depressives Leiden. Depression ist ein deutliches Zuviel an Melancholie... eine Grenzerfahrung zwischen Leben und Tod. Für einen Depressiven ist es demnach eine vollkommene Erleichterung, wenn er aus den tiefen des Tränensees wieder aufsteigt und sich in das besinnlich schwankende Boot der Melancholie rettet.
Die melancholische Freude ist oftmals ernsthaft, ja sogar traurig, aber auch eine traurige Freude erquickt das Herz. Die Freudlosigkeit dagegen entsteht nicht aus der melancholischen Stimmung, sondern hat ihre Ursache im Wissen. Wenn einem melancholischem Menschen Glückliches
wiederfährt, wird dieses Glückliche nicht einfach angenommen, sondern sofort wird das Negative oder potentiell Negative abgewägt, es wird gewissermaßen eine Gesamtanschau des Ereignisses vollzogen. Die schafft ihm eine einzigartige Übersicht im Leben. Wenn sich der Melancholische dieser ganzheitlichen Wahrnehmung bewusst wird, erkennt er sein diskret überlegendes Wissen.
Diese Erkenntnis ist von großer Bedeutung für ihn, denn er meint weniger zu sein als andere. Dieses Fühlen resultiert aus einer Grundüberzeugung, die selbst durch offensichtliches Können, durch Erfolge und Anerkennung nicht langfristig widerlegt werden kann, resultiert jedoch nicht aus Misserfolgen oder aus unzulänglicher Begabung. Manche würden das als Defizit von Selbstvertrauen bezeichnen, es könnte jedoch auch auf eine außerordentliche Bescheidenheit zurückführen sein. In der heutigen Welt ist Durchsetzungsvermögen und ein aufgeblasenes Selbstwertgefühl aber von großer Bedeutung. So treten melancholische Menschen meist gar nicht gegen die “normalen”, also kämpferischen, Menschen an, oder bleiben beim bloßen Versuch auf der Strecke. Anstatt einer Anpassung der Melancholiker an die “normalen” Menschen, sollten diese etwas Bedeutendes lernen: nicht nur den Blick gerade aus richten, sonder auch nach rechts und links schauen. So sollte man die Melancholie nicht vermeiden, sondern vermehren.
Der Melancholische ist im Grunde auf der Suche nach sich selbst. Oftmals überzeugt, dass diese Suche vergebens sei, sucht er dennoch weiter, ein Leben lang: in Büchern und Begegnungen, in Exzessiv-Sportarten, in Naturerlebnissen, in kreativem Schaffen, in Träumen, Rausch und Drogen oder sozialer Hingabe... immer auf der Suche nach etwas, was er nie, nie erreichen wird.
herbst “Es wächst die Stille.
EWA KOWSKa