Also, ich muss auch sagen, dass sich mir hier öfters die Nackenhaare sträuben.
Fangen wir erst mal bitte mit dem Begriff Wirklichkeit und Realtität an. Realität kommt vom Lateinischen Realitas, was übersetzt "Wirklichkeit" bedeutet. "Realität" ist weitgehendst also das Synonym für "Wirklichkeit".
Wenn Dürr u.a. solch einen Satz sagt: "Die Wirklichkeit wird durch diesen Begriff zur Realität verstümmelt", der so unsinnig ist, dann, indem er vorher eine Aufspalltung von verschiedenen Wirklichkeits-/Realitätssichtweisen gemacht hat. Die eine davon nennt er "Wirklichkeit", die andere "Realität". Letztere, die "verstümmelte", so Dürr, stehe ja in der Linie der alten, klassischen Physik nach Descartes-Newton und insbesondere die Subjekt-Objekt-Trennung sein dabei ein Problem.
Er führt dann weiter an, dass gewisse Analysen am Lebendigen, aber auch im Bereich der Atom- und der Elementarteilchenphysik nur begrenzt bis gar nicht möglich sind, um hilfreiche Ergebnisse zu bekommen. Wobei ich nicht denke, dass Dürr sich gegen das Analysieren allgemein ausgesprochen hat, sondern nur darauf hingewiesen hat, dass ein - insbesondere materiell-folussiertes - Analysieren in gewissen (er hat es sicher nicht für alles pauschaliert) Bereichen der Wissenschaft nicht mehr funktioniert. Als Leiter des Max-Plack-Institutes hat er das (weitere) Forschen gefördert und nicht einstellen lassen!
Es ist sicher richtig, dass man lange bis grob 1900 geglaubt hat, man könne die Welt mechanisch erklären. Wobei schon da war offensichtlich, dass es mehr als das Materielle geben muss, denn das Licht, der Magnetismus und die Elektrizität zeigten immaterielle Eigenschaften. Als die Röntgenstrahlen dazu kamen, zeigte sich, dass da Strahlen komplett durch Körper gehen konnten. So "dicht" konnten Körper also gar nicht sein. Und schon die ersten Atommodelle um 1900 lieißen viel Lücken zwischen Elektron(en), Proton(en) und Neutron(en). Bei der Heisenbergschen Unschärfe-Relation steckt zum Beispiel schon drin, dass die Messung des Lektrons das Messergebnis stört.
Und ja, die Quantenphysik wirft das mechanische Weltbild aus der Bahn. Und dennoch. Ist da noch so viel Abstand zwischen den Elementarteilchen: wir empfinden es ja zusammenhängend. Und ähnlich der Relativitätstheorie, die sinngemäß Newtons Physik ersetzt hat, reicht es in vielen Bereichen mit Newton weiterzurechnen, weil die Ergebnisse ausreichend gut genug sind.
Ein runtergefallener Apfel bleibt auch bei Einstein ein runtergefallener Apfel.
Und im Bereich der Quantenphysik gibt es sicher viel noch weiter zu erforschen ... Hey! Die bauen inzwischen sogar einen Quantencomputer (der m.E. aber noch lange überschätzt wird!)
„@*******rlin
Das, was du beschreibst, trifft vielleicht auf Pseudo-Fernsehwissenschaftler zu, die um halb 2 Uhr nachts Horoskope verlesen.
Weit gefehlt. Der Wissende unter den Wissenschaftlern weiss, dass er an seinen Grenzen kratzt. Er bemüht sich gar nicht erst, weiter zu erklären, was unerklärbar ist, und nach einer Entität zu suchen, die es nicht gibt.
Aua!
Wir wissen, dass wir nichts wissen und davon ganz viel? Frei nach Sokrates.
Sorry. Wissenschaft, Erforschen, ist immer ein Kratzen an Grenzen des Wissens, um sie zu überschreiten. Woher weiß denn der Wissende, dass er da eine Grenze hat, die unüberschreitbar ist? Woher weiß er, dass es "unerklärbar" ist?
Wenn das so alles wäre, dann hätten viele Wissenschaftler erst gar nicht nach Gründen und Ursachen geguckt, was, wieso, weshalb, warum ... Viele Dinge wären nie erforscht, erfunden und entdeckt worden.
Es ist leicht zu sagen, etwas sei "unerklärbar", aber die Unerklärbarkeit zu begründen dann schwer.
(Ernsthaft kann z.B. die Mathematik bei gewissen Problemen sogar belegen, dass es keine Lösung geben kann!)
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Im Grunde hat es
@**nt schon treffend dargelegt. Wenn wir uns in einem System befinden, das wir nicht verstehen, können wir zwar versuchen, Beobachter oder Erforscher zu sein, werden aber daran scheitern, weil wir in dem System implementiert sind und uns unsere Beobachtungen daher nie einen objektiven Standpunkt einnehmen lassen.
Einen echten, objektiven Standpunkt gibt es nicht. Das ist eine Fiktion, aber gleichzeitig auch ein gutes Hilfsmittel. Und es hat in vielen Bereichen sehr lange gut funktioniert. U.a. hat Einstein gezeigt, dass solche Standpunkte halt auch mal relativ sein müssen. Die Fallgesetze konnte man gut auch als beteiligter Beobachter und Experimentator durchführen. Und die Gesetze von Newton reichen nach wie vor für den Hausgebrauch und die von Einstein sind präziser bei anderen Berechnungen. Und die Quantenphysik wird die Äpfel nicht nach oben fallen lassen.
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Die Wirklichkeit wartet nicht auf unsere Schlussfolgerungen, sondern entwickelt sich in ihrem eigenen Tempo. Das, was wir versuchen zu beobachten, kann morgen schon zu etwas ganz anderem mutiert sein, ohne dass wir den Zusammenhang verstehen, ja sogar ohne dass wir es überhaupt bemerken, weil wir zu sehr darauf fixiert sind, zu Ergebnissen zu kommen.
Was sollten menschengemachte Theorien auch beschreiben, menschengemachte Instrumente wahr nehmen? Sie entstanden ja schon als Mittel zu einem bestimmten Zweck, den Menschengehirne ersonnen haben, und auf Grund von menschlichen Gedankengängen. Die Ergebnisse, die sie liefern, sind somit menschengemacht, aber keine Abbildung dessen, was wirklich geschieht.
Damit will ich unsere Gehirne nicht abklassifizieren - sie sind Wunderwerke -, unsere Methoden nicht verharmlosen. Aber wir sind durch sie auch getrennt von dem, was wirklich geschieht, weil es in unserer Natur liegt, zu filtern.
Wo wir wieder bei dem Begriff "Wirklichkeit" bzw. "Realität" geht.
Logischerweise ist unser Denken und unsere Erkenntnisse antropomorph. Ich glaube, wir können uns schnell darauf einigen, dass jeder so seine eigene Wirklichkeit(swahrnehmung) hat, da jeder eine eigene Wahrnehmung hat. Gäbe es intelligente Außerirdische, hätten die ihre.
"Die Ergebnisse, die sie liefern, sind somit menschengemacht, aber keine Abbildung dessen, was wirklich geschieht."
Natürlich sind sie eine "Abbildung". Die Frage wäre höchstens, wie gut diese ist. Z.B. in Wiederholungsexperimenten oder Vorhersagen.
Das philosophische Problem liegt in "was wirklich geschieht". Natürlich geschieht da was. Aber "wirklich"? Mehr als über das Wirken hinaus? In dem, wo hier von einer wirklichen, realen, wahren <--- (da liegt das Problem) Welt (oder Geschehen/Wirken) gesprochen wird, wird von etwas gesprochen, was fiktional ist. Eine "objektive" Wirklichkeit kann es gar nicht geben. Dieser könnte fiktiv nur nach einem göttlichen Standpunkt aus objektiv sein, aber verliert ohne den Glauben an einen Gott jegliche Grundlage. Er kann nur wieder objektiv auf Basis eines menschlichen Konsenz geltend (außerirdische vielleicht irgendwann mal einbezogen).
Dennoch gibt es sicher außerhalb unserer Wirklichkeitswahrnung vieles, was wir nicht wahrnehmen. Aber das liegt auch in der Natur der Dinge. Was nicht gegen das weitere Erforschung spricht. Auch nicht für eine Unmöglichkeit der Forschung. Und die Atom- und Quantenphysik zeigt und weiß, dass in solchen Bereichen die herkömmliche Forschung nicht mehr funktuoniert. Weswegen sie da eben auch andere Wege beschreitet. Und das muss manchmal auch in anderen Forschungsbereichen. Und dazu gehört sicher auch, dass manchmal die Trennung Subjekt, Objekt, Beobachterrolle, etc. einbezogen werden muss. Aber ich denke, die Wissenschaft tut das auch. Weiter lernen.
Aber: "Der Wissende unter den Wissenschaftlern weiss, dass er an seinen Grenzen kratzt. Er bemüht sich gar nicht erst, weiter zu erklären, was unerklärbar ist, und nach einer Entität zu suchen, die es nicht gibt."
Nö.