Nicht nichts ohne nichts
>Nichts< ist für mich lediglich als sprachliches Element, als grammatische Form mit Bedeutungsvielfalt interessant.Im Sinne einer Erwiderung auf eine Frage wie: >Was hast du da in der Hand?< Oder >Was gibt es jetzt noch im Kino?< kann die Antwort >Nichts.< eine unproblematische, leicht nachzuprüfende wahre Aussage sein. Die geöffnete Hand ist leer und im Kino läuft kein Film. Die Antwort kann aber auch nur meinen, daß ein erwartbares Etwas nicht da ist.
Bestünde man auf Genauigkeit und behauptete, daß sich in der leeren Hand Luft und in einem Kino nach der letzten Vorstellung Dunkelheit befänden, säße man in der Falle. Man müsste Luft und Dunkelheit wegdenken, um etwas zu erhalten, das die Antwort hieb und stichfest machte. Aber warum? Daß man in alltäglicher Kommunikation nicht aus dieser Falle herauskäme, sieht man daran, daß sie tunlichst umgangen wird. Warum sollte man sich das Leben durch einen unnötigen Bruch in der Kommunikation erschweren?
Abzweig:
Die Antwort >Nichts.< auf die Frage >Du siehst traurig aus. Was hast du denn?< ist da schon interessanter in der Vielschichtigkeit der Bedeutungen. Damit käme man zwar vom Thema ab, könnte sich aber einem anderen widmen. Der Erkenntnis beispielsweise, daß man nicht nicht kommunizieren kann. Das finde ich höchstinteressant! Wenn ich auf eine Frage nicht antworte, reagiere ich in mindestens ebenso bedeutsamer Weise auf sie wie durch eine Antwort in der erwarteten Form.
Als Kategorie vieler philosophischer Richtungen hat das >Nichts< bereits Karriere gemacht. Allerdings als sehr widerspenstige, ja sperrige. Denn das >Nichts< sperrt sich hartnäckig gegen Differenzierung. Die Physik hat es schon ins Nirvana verabschiedet, als sie herauskriegte, daß auch in einem 100%gen Vakuum schon in den Kurzzeitspannen, in denen beobachten zu können sie sich rühmt, Elemente entstehen und vergehen.