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Von Schamlippen und versautem Sex

**********_Gogh Mann
5.290 Beiträge
Themenersteller 
Von Schamlippen und versautem Sex
Hallo zusammen!

Wir Menschen haben die Sprache gemacht. Sie ist tradiert, etwas historisch Gewachsenes, sich aber auch - träge - Veränderndes. Wir geben die Sprache an unsere Kinder weiter. Und mit der Sprache sicher auch viel an Sichtweise auf die Welt, d.h. auch mit dem Beibringen von Sprache vermitteln wir automatisch Werte über diese Welt.

Unser Denken ist Sprache, unsere Sprache ist unser Denken. Und wir benutzen sie mit einer Selbverständlichkeit, als könnte es nicht anders sein. Bis dann vielleicht doch jemand über etwas - hier Sprachliches - stolpert und es hinterfragt:

https://www.zeit.de/campus/2 … en-sex-sprache-queer-studies

Ich liebe Schamlippen. Vielleicht habe ich mich auch mal gefragt, warum in dem Wort "Scham" drin steckt, aber die Scham empfunden. Das lag aber vielleicht auch daran, dass mich meine Eltern sehr liberal erzogen und u.a. mit uns Kindern FKK-Urlaube machte und ich Nacktheit als sehr natürlich erlebte. So reicht sicher ein Wortteil wie "Scham" in "Schamlippen" nicht aus, dass man sich beim Gedanken an Schamlippen schämt, aber auch ich erinnere mich an Schamgefühle, die ich in meiner Pubertät hatte, über die ich heute anders denken würde.

Aber ich habe mich damals schon gefragt: wieso ist Sex "versaut" bzw. "schmutzig"? Das schien mir irrig, denn war das nicht etwas ganz Natürliches? Schließlich: wie kam die Menschheit zu Kindern? Und warum sollte so etwas, was so viel Lust bereitet, schlecht sein?

Man weiß heute, dass z.B. Scham- und Ekelgefühle stark angezogen sind. Erziehung geschieht vor allem auch mit Sprache. Ich glaube, da wir eben auch (seelisch) fühlende Wesen sind, dass Gefühle - und seien sie noch so latent dabei - bei uns eine ganz massive Rolle spielen. U.a. reicht die pure geistige Logik nicht einfach aus, dass wir etwas als wahr oder richtig verstehen, wir müssen es auch fühlen. Sonst fühlt es sich halt falsch an.

So habe ich zwar kein Schamgefühl mit "Schamlippen" verbunden (sondern eher eine freudige Vorstellung) und Sex nie als schmutzig emfpunden (mich aber da aktiv gegen gewehrt!), aber, wenn ich gewisse Zeilen las, wie "spreizte die Schenkel" empfand ich immer eine latente Erregung aufkommen. Schon "spreizte", selbst in einem ganz normalen Text, konnte sowas bei mir auslösen. Und wenn ich einen alten Text las, dann war natürlich schnell auch die "feuchte Grotte" lustvoll, wenn er "Speer" dann in sie drang. Manchmal lernt man schnell gewisse Vokabeln einer Sprache und sei es die eigene. *zwinker*

Aber neben den Lust-auslösenden Gefühlen: wie sehr prägt diese Sprache auch umgekehrt? Wie sehr ins Negative? Wie sehr ins Diskriminierende? Wie sehr prägt sie unser Leben und welche "Chance" haben wir, uns davon wieder zu lösen und zu "befreien"?

Denn wir dürfen ja nicht vergessen, dass lange Zeit eine starke Sexualfeindlichkeit geherrscht hat (u.a. durch den Einfluss der Kirche) und wir eine Männer-dominierende Gesellschaft hatten, von der wir uns leider immer noch nicht ganz gelöst haben. Das spiegelt sich nicht nur in der Sprache, es wird auch sprachlich weitergegeben!

Wenn Jungs mit Autos und Mädchen mit Puppen spielen sollen, dann ist das von Erwachsenen schon ein massiver Eingriff, der sprachlich stattfindet. Aber würden Eltern (Ausnahmen bestätigen die Regel!) ein Kind nicht auch automatisch erst mal so erziehen, als wäre es ganz selbstverständlich, dass es heterosexuell werden wird?

Vieles der Erziehung passiert über Sprache. Und über das hinaus, was man als "Erziehung" kennzeichnen würde, passiert Prägung eines Menschen (z.B. Ekel, Scham) nochmals mehr über Sprache. Die Sprache als wirklichkeitskonstruierendes Mittel.

Also: Schamlippen? Vulvenlippen? Wie prägend ist die Sprache? Was sollten wir ändern?

*g*
***60 Mann
298 Beiträge
Charmelippen.
yonilippen
**********henke Mann
9.666 Beiträge
"Lass mich ein, doch zuerst möchte ich Deinen Schmetterling küssen:"

So ist es weniger offensiver und das Bild stimmt auch.

Begriffe sind zum begreifen unserer Umwelt. Sie sollen Abstraktes, aber auch nur Blickverborgenes oder sogar Konkretes fasslicher machen. Jeder Begriff ist ein Modell - es sind die wesentlichen Eigenschaften (Fläche, Abstand zum Boden), die wir brauchen, um einen Begriff zu haben. Das Unwesentliche (Form der Platte, Anzahl der Beine, Material) lassen wir weg. Dadurch entsteht der Begriff "Tisch". So können wir auch bei den "Schamlippen" vorgehen.
Wortbedeutungen können auch verblassen: bei "Mist" denken wir immer seltener an stinken Stalldung.
Gib den Schamlippen noch etwas Zeit ... Vermutlich erodiert die Erinnerung an den Begriff "Scham" zügig *zwinker*
**********_Gogh Mann
5.290 Beiträge
Themenersteller 
Klar. Das habe ich ja oben auch schon wiedergegeben. Wer würde z.B. bei "merkwürdig" wirklich noch dran denken (oder empfinden!), dass da etwas so besonders war, dass es zum Merken würdig war? Heute ist das Wort ein "komisch" im nicht-lustigen Sinne.

Ich habe mit "Schamlippen" auch nie wirklich so ein "Problem" gehabt, wie es in dem Artikel steht. Wobei trotzdem hier mindestens zwei Sachen interessant sind:

1. Wörter (auch Wortteile und Wörter im Gebrauch und somit auch Sätze ... Gespräche, Sprache, Texte) stehen ja nicht nur für sich, sondern explizieren und implizieren viel (u.a. Grice, aber sicher auch Austin/Searle und co). Irgendein Philosph nennt das sogar Wortfelder (Brandon?). Wobei hier sicher spannend ist, dass u.U. jeder in seinem eigenen Sprachgebrauch eigene Wortfelder(größen) hat. Wobei u.U. neben den "reinen" Bedeutungsfelder von Wörtern es sicher Assoziationsfelder gibt, die eventuell im Sprachgebrauch mitschwingen. Und, je mehr Zeit (im Gehirn) vorhanden ist, um so größer werden vermutlich diese Assoziationsfelder.

2. ... dass Sprache Gefühle auslöst. U.U. dass die Gefühle sogar zur Sprache gehören. Z.B., dass es - menschlich - nicht einfach möglich ist, etwas als wahr oder falsch zu sehen, sondern auch gefühlstechnisch stimmen muss (Aussage: "ja, klar, ich weiß das, aber es fühlt sich falsch an"!). Ekel, Scham, Schönheit, ... sind Gefühlen bzw. von Gefühlen begleitet.

Und deswegen dann:

Z.B. vielleicht so: Scham-Lippen.
Scham, sich schämen, verbergen (müssen), Sex, schmutzig, Schande, Tabu, weggucken ....

Ein Wort/Satz/etc. löst Gefühle aus (Schamlippen ---> Scham/Schämen ---> Sex ---> Tabu)

Je nach Bedeutungs- und oder Assoziationsfeld löst das unterschiedliche Gefühle aus. Im Beispiel negativ besetze. Bei:

Schamlippen: Vulva, Sex, Lippen, küssen, lecker *leck*

... käme - konditionierungsbedingt durch andere Wort-Bedeutungs- und Assoziationsfelder ein ganz anderes Ergebnis heraus, obwohl es sich ja bei beiden Beispielen um das gleiche Beispielwort handelt.

D.h., dass es zwar keine "Privatsprache" gäbe, aber durch die individuellen Wort-Bedeutungsfelder (vor allem der Bedeutungsein- und -aussschluss) und die Assoziationsfelder ein sehr individuelles Verstehen gibt (was ja tatsächlich vorhanden ist). Das Gesagte des Senders muss ganz deutlich nicht das Gesagte des Empfängers sein. Jeder hat seine eigenen Wortbedeutungsfelder, die sich vermutlich von Kindheitstagen auch noch immer weiterentwickeln und verändern.

Vieles merken wir so direkt nicht. Das Wort "Schamlippen" ist ein schönes Wort, welches so hinterfragt werden kann. Aber es geht ja sehr weit. Bei mir löst das Wort "spreizte" schnell sexuelle Phantasien aus. Natürlich würden die (Assoziationsfeld) schnell in sich zusammenbrechen, wenn es die Zange ist, die gespreizt wird, um dann den Nagel zu ziehen. Aber ... nehmen wir das Wort "kommen". Wieviele - gerade Joyler - benutzen nicht mehr das Wort in "normalen" Sprachzusammenhang?

"Ich komme morgen. Äh ... ich erscheine." Weil "Kommen" hier die Bedeutung/Assoziation zum Orgasmus auslöst (was ich z.B. eher nicht habe und mich wundere, warum ich kommen nicht mehr benutzten sollte; erst über diese "Korrektur" oder gar über das Nicht-Kommen-benutzen-sondern-nur-erscheinen wird erkennbar, dass der Sprecher an Sex denkt).

Ich glaube, dass das (Beutungsfelder/Assoziation/Gefühle) recht weit geht. Sicher i.d.R. unbewusst, latent, aber immer mitschwingend. Letztlich stecken da auch (Judith Butler) Diskriminierung (geäußert, gefühlt - unabsichtlich, ignoriert/unbemerkt) mit drin.

Wie sieht das bei Euch mit Wörtern, Sätzen, Sprachgebrauch, wo es offensichtliche Auslöser in (große) Assoziationen und Gefühle gibt?

*g*
**********ilead Mann
22 Beiträge
Hallo Zusammen,

ich mag den Gedankengang des Beitrages hier. Ich habe mir vor einiger Zeit auch die Frage gestellt, warum es bei männlichen Geschlechtsteilen nur polarisierende Begriffe gibt:

In einer Konversation wie: „Ich mag deinen...

• Penis (Ärztin?)
• Glied (Spiesserin?)
• Schwanz (eher vulgär denn erotisch)
• Pimmel (gehört eher auf den Schulhof)
• etc.“

Gibt es kein „passendes“ erotisches und angemessenes Wort. Zum Beispiel so etwas für Brüste. „Ihre Brüste fühlten sich wunderbar an“, „das Kleid betonte ihre Brüste“ etc. Das klingt gut.
**********henke Mann
9.666 Beiträge
Was wir vielleicht auch betrachten sollten, ist die Verwurzelung des Begriffes "Scham" im christlich-abendländischen Kontext, wobei die deutschen Schamlippen in den meisten westeuropäischen Sprachen keine 1:1-Entsprechungen haben - im Englischen sind es "labia" und im Französischen "lévres vaginales", aber im Dänischen (skamlæber) und im holländischen (schaamlippen) haben wir eine ähnliche Begrifflichkeit wie im deutschen. Vermutlich handelt es sich um was evangelisches *g*

**********_Gogh Mann
5.290 Beiträge
Themenersteller 
@****Tat
Sehr passend ... *lol*

Zitat von **********ilead:

• Penis (Ärztin?)
• Glied (Spiesserin?)
• Schwanz (eher vulgär denn erotisch)
• Pimmel (gehört eher auf den Schulhof)
• etc.“


Wobei ich gerade tatsächlich nochmals mehr über "Glied" stolpere. Bei der "Scheide" haben wir wenigstens die Parallele zur Schwertscheide (ich lege mich jetzt nicht fest, welches Wort da zuerst da war; immerhin hatten die Römer den Begriff "Gladius", den für das römische Kurzschwert, welches auch die Gladiatoren teilweise nutzten, als vulgären Begriff für Penis).

Penis, okay, von den Römern zum Latein in die Medizin gekommen. Schwanz, halt vulgär und eben der Schwanz des Mannes. Vorne, aber eben Schwanz. Aber Glied? Das Glied ist ein Körperglied? Eben ein Glied halt? Da ist im Deutschen nicht mehr draus geworden, als eben ein nicht weiter spezifizierte, mit eigenem Namen versehener "Anhängsel am Körper". Eben Irgend so ein Glied halt!?!

*lol*

Auch interessant, dass es ja dennoch Personen erregend finden, Dirty Talk zu führen. Andere finden die Wörter unschön, abstoßend, etc. Wie kommt diese Kombination Wort/Wortgebrauch und Gefühl zustande?

Warum findet der eine "Schwanz" oder "Fotze" oder "Fick" im Dirty Talk erregend, der andere nicht? Erfahrungen, Gewöhnungen, die bei den Menschen unterschiedlich sind? "Penis" mit "der Ärztin/dem Arzt" bzw. Medizin aszoziiert und mit "klinischen" Gefühlen verbunden, während "Schwanz" mit vulgären, schmutzigen, versauten ... Gedanken und Gefühlen?

Ist nicht schon das Wort "vulgär" vulgär? Und ein Schwein schmutzig, weil es Schwein heißt? *gruebel*
(Letzeres definitiv nicht. Zudem ist ja inzwischen weit bekannt, dass das ein unzutreffendes Vorurteil ist: Schweine sind recht saubere Tiere *zwinker* )

Wie konnte es nur zu "Glied" kommen???

*lol*
Wir bräuchten ein dick-tionary *gruebel*
******del Mann
826 Beiträge
"Wie konnte es nur zu "Glied" kommen???"

Die alten Lateiner waren schuld, sie kannten das ´membrum virile´.Esgeht um pars pro toto wie beim Abzählen der ´Häupter der Lieben´, bei dem die Häupter = Köpfe für die ganze Person stehen. Und, hihi, das Glied steht eben für den Mann, d.h. steht stellvertretend für den ganzen Mann.
Ja- wie kommt die Kombination Wortgebrauch und dem, was das beim Empfänger auslöst zustande ? „Schwanz, Möse, Nippel“ kann ich geil finden, Muschi finde ich blöd- mit Euphemismen wie Prügel und Schwert kann man(n) besonders beim Reality Check oft eher die Lachmuskeln reizen als das Höschen feucht bekommen .. würde mich jemand „Schlampe“ oder „Sau“, „Fickstück“ oder auch nur „Blasehase“ (nach unten sind ja keine Grenzen gesetzt) nennen, würde mir wrsl mindestens die Kinnlade runter fallen, der Keuschheitsgürtel zu schnappen und ggf die Hand ausrutschen ...
Damit gehöre ich hier gefühlt der etwas sensibleren Minderheit an, kann mich aber der Macht der Worte im zwischenmenschlichen Kontakt nicht erwehren... die Perspektive und Biografie, die Haltung und Sozialisation des Subjekts ...
Zitat von ********ta4u:
...und ggf die Hand ausrutschen ...
Damit gehöre ich hier gefühlt der etwas sensibleren Minderheit an ...

So definiert halt jeder "Sensibilität" anders.
Für mich ist es "übergriffig".
**********_Gogh Mann
5.290 Beiträge
Themenersteller 
... oder gewalttätig.

Ich meine das jetzt nicht im Sinne von dem, wie @********ta4u "die Hand ausrutschen" verwandte! Aber:

Ein Mann schlägt seine Frau - oder verprügelt sie sogar - und es heißt, ihm ist doch "nur" die Hand ausgerutscht

Das wirft einen tiefen Blick auf den Sprecher. Auch, wenn es nicht der Täter ist, der es äußert ("Ihm ist doch nur ..."). Das "nur" verstärkt natürlich das Ganze nochmals. Wie pervers ist das, nackte Gewalt hinter einem Wort für einen Unfall (ausrutschen) zu kaschieren? War ja keine Absicht. Kann ja passieren.

Hier signalisiert der Sprachgebrauch eine (gewisse) Akzeptanz der Gewalt bzw. des Vorfalls, als "natürliches" Geschehen. Kommt halt vor.

*gleichplatz*
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Was hier etwas zu Worte kommt, ist Sprache als Instrument. Wir sind geübt darin, Wörter zu Worten aneinanderzureihen und sind uns nicht bewusst, was wir da tun. Wir entgegnen nur und entwerfen nicht. Das könnten wir aber jederzeit.

Wer mehr als eine Sprache spricht, weiß um die vollkommen unterschiedlichen Welten, die in den jeweiligen Sprachen entworfen werden. Man stelle sich vor, der Mond sei weiblich und die Sonne männlich, wie das Französische es vorsieht. Oder das Einerlei im Englischen, was das Geschlecht der Dinge angeht. Im Grunde unvorstellbar.
Zitat von *******rse:
Man stelle sich vor, der Mond sei weiblich und die Sonne männlich...

ICH finde la lune nicht romantischer, rechne die kalte Zugluft am deutschen Bahnhof nicht seinem Genus zu oder empfinde einen Biss von the dog nicht weniger schmerzhaft.
**********_Gogh Mann
5.290 Beiträge
Themenersteller 
Sprache prägt Kultur und Kultur hat die Sprache geprägt. Gerade bei solchen Begriffen auch.

Wobei ich schon da einen Unterschied sehe, ob ich den Mond angucken und den "Mann im Mond" sehe, weil er für mich männlich ist, oder ich würde vielleicht eine Sie dort empfinden, die auf mich blickt.

Hier haben wir dann aber den Weg "Objekt" zum "Begriff". Und über den Begriff die Bedeutung, die mit dem Objekt verknüpft wird. Und wenn Mond weibich ist, ist da eine ganz andere Bedeutungsebene mit verknüpft, die u.U. dann doch andere Gefühle auslöst, als wäre die Verknüpfung anders.

Allerdings kann ich m.E. auch den anderen Weg gehen. Vom Begriff (der die Bedeutung in sich transportiert) zur Vorstellung. Und mit der Vorstellung das Gefühl!

Wenn ich sage: "stelle dir bitte nichts vor" und dann sage: "blauer Elefant", dann wird das schwierig. Sage ich "Schokolade", dann kann bei dem ein oder anderen schon der Heißhunger aufkommen. Sage ich "Ficken" oder "Fotze", so kann den einen das Wort abstoßen, den anderen erregen, den Dritten gleichgültig lassen.

Im Bedeutungsfeld der Wörter sind Assoziationen und Gefühle mit verbunden. Vielleicht auch nicht bei einer Person ständig gleich sondern auch situativ unterschiedlich (Bekomme ich von einem Mann gesagt: "Ficken" werde ich das - da nicht bi - ablehnend emfpinden; bei einer mir undbekannten tollen Frau u.U. würde es mich situation überfordern, bei meiner Partnerin große Begeisterung auslösen).

Aber, wenn Wörter (und u.U. Wortteile) Gefühle auslösen, so könnte auch etwas "Scham" (schämen) bei Schamlippen auch negativ auslösen bzw. beim Worterwerb, aber auch beim Kennenlernen der Sexualtität, erst einmal eine Hemmung, Scham, etc. ausgelöst haben. Selbst die Sprache der Eltern (etc) die uns geprägt hat, kann uns u.U. erst einmal schamhaft oder z.B. hetereosexuell gemacht haben.

Gerade Letzteres: ist die "Erziehung" (das Kontext des Sprachlichen der Eltern etc.) nicht erst einmal hin zur Heterosexualität? Vielleicht würde ein homosexuelles Paar anders erziehen, wobei im Spracherwerb dem Kind (vor Erwerb der Sprache) schwer gesagt werden kann: Kind, guck, wo du sexuell letztlich wirklich stehst. Ist nicht - im Normalfall - die Sprache schon von vorn herein (kulturell-historisch bedingt) dann doch sehr vorgebend? Prägend? Belastend? Wieso hat man ein "Outcomming" als Homosexueller, aber keins als "Heterosexueller"? Weil (auch) die Sprachlichlichkeit hier fatal ist.
Wir Menschen haben die Sprache gemacht!

Genau. Ich bin auch ein Mensch der die Wörter von Zeit zu Zeit hinterfragt. Vieles wird nachgeplappert ohne den Sinn dahinter zu verstehen.

Scham-Lippe hat meiner Meinung den Hintergrund der Scham(Schämen) und wurde von einer früheren Epoche in dieses "Aufgeklärte" Zeitalter mitgebracht. Es gibt noch sehr viele Dogmas und zwar in fast jedem Bereich. Erstaunlicherweise herrschen in der Sexualität immer noch viele falsche Ansichten. Ein Klassiker ist der Ausspruch (oder auch die Angst) einiger Männer: " es kann sein, dass ich zu früh komme"! Ohne gross erklären zu müssen, was damit gemeint ist.

Es gibt zig Beispiele die erörtert werden können.

Für mich persönlich, macht der Ton die Musik und ich gebe den von mir gewählten Wörter meine eigene Bedeutung. Schamlippen verbinde ich nicht im Geringsten mit dem Wort der Scham.
Und je nach dem Dialog, darf es auch mal "Fotze" oder "Vagina" genannt werden.
Wer den Dirty Talk mag, der soll das mal mit hübschverpackten Wörter versuchen...lach.
Aber ich habe bei jedem gewählten Dialog meine Grenzen und akzeptiere nicht jede Aussage oder Wortbenutzung.

Wir alle wurden in jeder Hinsicht durch unser Umfeld in frühster Kindheit geprägt.

Noch eine sehr persönliche Anmerkung von mir: Die Kirche hat uns einiges an Leichtigkeit genommen (ich erörtere das jetzt nicht tiefer). Auch wir fortschrittlichen Menschen, die für alles und jedes ein Wort erfinden müssen. Denn mit dem Wort geben wir auch eine Bedeutung mit hinein, die nicht von allen gleich interpretiert und gefühlt werden. In jedem Wort kann eine "Wertung" hinein gesteckt werden. Die meisten Bezeichnungen hier auf Joy in den Chats musste ich zuerst googeln und kam so automatisch in eine "Wertung" durch meinen Verstand. Und somit werden auch die Menschen die spezielle Vorlieben haben "gewertet".
Wenn wir uns die Urvölker mal genauer anschauen, die sogenannten "Wilden", die brauchen aber nicht so viele Wörter. Klassiker ist auch, dass wir traurig sind wenn jemand stirbt (ist ja "normal" und "verständlich), aber es gibt Kulturen, wo der Tod einer Person, gefeiert wird. Warum dieser Unterschied? dass kann sich jeder selber für sich mal überlegen. Ich finde solche Gegensätze faszinierend.
Wörter können hilfreich sein...sie habe aber auch eine grosse Macht.

Kann sein, dass ich etwas vom Thema abgeschweift bin;-), aber diese Worte wollten dazu geschrieben werden *g*
PS: die Kirche hat auch viel Gutes getan z.b Hoffnung in einer dunklen Epoche gebracht.
*********er60 Mann
20 Beiträge
Als Neuling auf Joyclub bin positiv überrascht und angetan über diese ausgesprochen konstruktive Diskussion. Danke!

Ja, Sprache prägt das Bewusstsein. Welcher Prägung setzen wir Mädchen aus, wenn sie lernen, ihre Labien als "Schamlippen" zu bezeichnen und es jenseits von "Mumu" und anderen Verniedlichungen keine korrekte, sachliche Bezeichnung für ihr Geschlechtsteil in der Gesamtheit gibt? Für das männliche Geschlecht fehlt die Bezeichung in der Gesamtheit auch, nur liegen da die Einzelteile ja auch viel sichtbarer "auf der Hand" und können heute ohne Scham konkret benannt werden.

Geprägt durch eine Erziehung zur Prüderie habe ich da wohl bei unseren Kinder auch versagt. Warum müssen wir von Scham und können nicht von Vulva sprechen, zu der dann die Scheide, die Vulvalippen und die Clitoris gehören? Wir haben unseren Söhnen doch auch vermittelt, dass ihr "Pullermann" Penis heißt, sie Hoden haben und zum Waschen der Eichel die Vorhaut zurück gegezogen werden sollte. Ob wir ihnen etwas von der Lust erzählt haben, ist dann noch mal eine andere Frage.

Naja, vielleicht machen es unsere Kinder bei unseren Enkeln besser? Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Zum Schmutzigen und Obszönen vielleicht demnächst etwas.
******una Frau
7.572 Beiträge
Sprache macht vieles. Schamlippen erzeugen bei mir nicht die Assoziation mit" schämen", obwohl das Wort es nahe legt.

Auch ich bin ratlos, wie genau ich Geschlechtsteile bezeichnen soll.

V"tze zb finde ich grässlich, Titten möchte ich meine Brüste auch nicht genannt haben.

Gelte ich dadurch als prüde?

Wenn ja, OK, dann ist es so. Ich weiß nur, dass" ordinäre Wortwahl" meine Erotik gegen null schrumpfen lässt.
**********_Gogh Mann
5.290 Beiträge
Themenersteller 
Ich glaube, dass da jeder eben auch wieder anders ist und was den einen anturnen kann, bewirkt beim anderen das totale Gegenteil.

Ich grübel heute noch über meine Geschichte. Ich hatte sehr früh Sex-Bilderbände bei meinen Eltern im Schlafzimmer gefunden und fand Vulven wunderschön und geheimnisvoll. Als ich dann grob mit 12 ein Jugendlexikon von meinen Eltern geschenkt bekam, stolperte ich über die Begriffe Geschlechtsverkehr, Koitus, Fellatio und Cunnilingus. Vermutlich durch die Verknüpfung mit den mir bekannten Bildern bekamen sie einen gewissen Reiz und gerade das Wort Cunnilingus (vielleicht auch durch die gereimte Assoziation zu Kuss) fand ich das leicht erregend. Ist Cunnilingus ein "sexy" Wort? Ein erregendes? Dass mich das mehr faszinierte als Felatio, etc. ist sicher auf meine Faszination hin zum Original geschuldet oder erklärbar. Lecken, blasen, vögeln, ... waren erst später Begriffe für mich, die ich mit Sex verband.

Da ich in den Schränken meiner Eltern Alt-Pornografische Literatur fand, gab es weitere kuriose Verknüpfungen, wobei "Lustspeer" und "Liebesgrotte" nur begrenzt in Erinnerung blieben und dann doch eher in die pornografische Mottenkiste gehören. Aber von Schenkeln und vor allem gespreizten Schenkeln zu lesen, beflügelt unweigerlich meine Phantasie. Blöd, wenn es dann Dreiecke sind. Und auch, wenn spreizen bei mir i.d.R. mit Beinen und Schenkeln und eben Sex (vermutlich mit Cunnilingus *lol*) verbunden ist, kommt das Spreizen doch zu häufig bei Zangen o.Ä. vor.

Schon komisch, was manche Worte an Gefühlen auslösen können. Krasser Dirty Talk ist nicht meins, heißes Liebesgeflüster schon. Vielleicht darin begründet, wie ich zu den Worten kam ... *gruebel*


*joyclub*
***60 Mann
298 Beiträge
Nur ganz leicht off-topic:

Der Mann hat eine Brust.
Die Frau hat zwei Brüste.
**********_Gogh Mann
5.290 Beiträge
Themenersteller 
Off topic? Merkwürdig! *lol*

Wieso hat der Mann ein Glied?
Wo der Körper doch ganz viele hat???

*gruebel*
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