@uncle_H lebt nicht mehr
Werte Philos, liebe Freunde Unser Uncle, Harald, starb heute morgen.
Sein Herz wollte nicht mehr, zumindest das leibliche Herz. Die letzte Zeit war für ihn so beschwerlich, dass er ohne Groll gehen konnte.
Ich habe ihn gestern noch besucht; ihm die Grüße ausgerichtet, die ihm von euch gesendet worden waren. Als ich ging, wusste ich, dass es keine Besserung mehr geben kann, und doch traf mich die Nachricht heute morgen wie unerwartet.
Ihr, die ihn lange lest (einige schon sehr lange und einige aus den Zeiten als es in der Philo sprühend, funkelnd, feierlich zuging), ihr habt euer Bild von ihm.
Ich, die ihn seit 2010 kenne, und mit ihm Seite an Seite, quer über die Republik und tief in die Nächte schrieb, ich habe ihn persönlich gekannt und nenne ihn meinen Freund.
Wir haben uns oft gesehen, ich fuhr zu ihm nach Hamburg, wir trafen uns auch mit anderen Philos, und es war ein Erlebnis. Uncle war ein großartiger, herzlicher und generöser Gastgeber, ein Entertainer und ein achtsamer Zuhörer.
Wir beide haben oft bestaunt, dass wir uns auf einer fragwürdigen Plattform kennenlernten und dann die herzlichsten Freunde wurden - ich bin auch mit seiner Lebensgefährtin befreundet und er nahm an meinen Schicksalsschlägen der letzten Jahre Anteil.
Er und ich bezeugen, dass es möglich ist, dass es wundervoll ist, sich in der Philo zu begegnen und so ins Herz zu schließen, dass man für immer und über den Tod hinaus befreundet bleibt.
Ich habe ihn unter anderem Fürstibus genannt - als er via Beitragsanzahl Fürst wurde, hatte der Joy keine Steigerungen mehr parat, und wir blieben dabei. Ein Fürst der Freude ist er gewesen. Über den Joy hinaus.
Seinem und unserem gemeinsamen Flirren, Schwirren, Wortwandeln und Prunkposten damals ist die Gründung des Philosophas zu verdanken. Unsere gütige, stets zugeneigte Gruppengründerin @***na eröffnete diesen Raum, damit in aller Ruhe sinnbespaßt und narrefrei geschrieben werden konnte.
Uncle_H, der seinen Nick nicht etwa einer zwielichtigen Anspielung verdankte, sondern der Tatsache, dass er - als Möbeldesigner - auch mal in einem Kindergarten etwas baute und die Kids ihn dort Onkel nannten ... er war ein unglaublich geduldiger Handwerker. Er hat mir u.a. kleine Lampen gebaut, die filigran sind und dem Licht huldigen; er hatte eine so ruhige Hand und einen luxuriösen Sinn für Handwerk, fürs Entwerfen und Bauen. Und er hat köstlich gekocht. Einst das Kochen auf einem Schiff erlernt habend, blieb er mein Meister und der, der keine Mühe scheute, morgens stundenlang in der Küche zu brutzeln, damit wir hernach, am Ostseestrand, picknicken konnten wie Könige.
Mehr will ich nicht erzählen. Ein Nachruf ist nicht das, was er sich wünschte. Pathos war wirklich nicht seins.
Ich grüße ihn hier also noch ein Mal, tippend.
Alles andere, was Freundschaft ausmacht, wird in uns immer weiter leben.