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Lese-Empfehlung: Alber Camus: „Der Mythos von Sisyphos“

**********_Gogh Mann
5.290 Beiträge
Themenersteller 
Lese-Empfehlung: Alber Camus: „Der Mythos von Sisyphos“
Lese-Empfehlung:

Alber Camus: „Der Mythos von Sisyphos“ - Ein Versuch über das Absurde

Mit ca. 16 bekam ich Philosophie als Schulfach und – zu meiner „Sinn des Lebens-Krise“ passend den Mythos von Sisyphos. Er hat mich damals sehr geprägt und vor allem meine Liebe zur Philosophie allgemein hervorgerufen. Ich würde ihn heute – liebevoll – kritisieren, aber dennoch ist dieses Buch sicher immer noch sehr lesenswert, gerade durch die – für einen Philosophen seltene – leidenschaftliche Menschlichkeit, mit der er schreibt.


Das Absurde und der Selbstmord

Es gibt nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem: den Selbstmord. Die Entscheidung, ob das Leben sich lohne oder nicht, beantwortet die Grundfrage der Philosophie. Alles andere – ob die Welt drei Dimensionen und der Geist neun oder zwölf Kategorien habe – kommt erst später. Das sind Spielereien; zunächst heißt es Antwort geben. Und wenn es wahr ist, dass – nach Nietzsche – ein Philosoph, der ernst genommen werden will, mit gutem Beispiel vorangehen müsse, dann begreift man die Wichtigkeit dieser Antwort, da ihr dann die endgültige Tat folgen muss. Für das Herz sind das unmittelbare Gewissheiten, man muss sie aber gründlich untersuchen, um sie dem Geiste deutlich zu machen.
Wenn ich mich frage, weswegen diese Frage dringlicher als irgendeine andere ist, dann antworte ich: der Handlungen wegen, zu der sie verpflichtet. Ich kenne niemanden, der für den ontologischen Beweis gestorben wäre. Galilei, der eine schwerwiegende wissenschaftliche Wahrheit besaß, leugnete sie mit der größten Leichtigkeit ab, als sie sein Leben gefährdete. In gewissem Sinne tat er recht daran. Die Wahrheit war den Scheiterhaufen nicht wert. Ob die Erde sich um die Sonne dreht oder die Sonne um die Erde – das ist im Grunde gleichgültig. Um es genau zu sagen: das ist eine nichtige Frage. Dagegen sehe ich viele Leute sterben, weil sie das Leben nicht für lebenswert halten. Andere wieder lassen sich paradoxerweise für die Ideen oder Illusionen umbringen, die ihnen einen Grund zum Leben bedeuten (was man einen Grund zum Leben nennt, das ist gleichzeitig ein ausgezeichneter Grund zum Sterben). Also schließe ich, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens die eindringlichste aller Fragen ist.


So beginnt der Mythos. Und bekanntlich hat Camus sich natürlich nicht das Leben genommen. Nicht, weil er einen allgemeingültigen Sinn des Lebens gefunden hätte, sondern weil er die sich auftuende Kluft des Absurden analysiert und überwindet. So wird das Absurde – wie er es schon in seinem Vorwort erwähnt – zum Ausgangspunkt. Ob Sisyphos deswegen ein glücklicher Mensch wird? Ich bezweifel es. Und dennoch ist da viel Wahres drin und dran in Camus' Philosophie ...

*joyclub*
***60 Mann
298 Beiträge
Neid *zwinker*
Wir haben L'Étranger gelesen, ich hab mich gar nicht wiedergefunden, hat mir Camus "verdorben", es gab und gibt noch so viel anderes.
**********_Gogh Mann
5.290 Beiträge
Themenersteller 
@***60
Nun. Schon alleine "L'Ètranger" zu schreiben spricht ja dafür, dass es im Französisch-Unterricht war, nicht? Das ist mir erspart geblieben, dafür bin ich sicher mit anderen Sachen "gequält" worden *lol*. Aber, auch das muss ich gestehen: ich habe weder die Pest noch den Fremden gelesen, obwohl ich mir später beide besorgte. Deren Anfänge/Einleitungen hauten mich nicht vom Hocker und ich las nicht weiter. Vielleicht wird das mal Zeit, nachzuholen. *zwinker*

Was den Mythos betrifft: er fiel bei mir auf sehr fruchtbaren Boden, war ich eben doch sehr mit der "Sinn des Lebens"-Frage beschäftigt. Ich war - zwar sehr liberal - katholisch erzogen worden. Noch mit 16 glaubte ich an diesen christlichen Gott, der als "Vater" seinen "Sohn" auf die Welt geschickt haben solle, um ihn dann dort hat sterben lassen. Damit wir für irgendwelche Sünden, die wir teilweise nicht mal begangen hatten, erlöst würden. Damit wir wieder ins Paradies kommen konnten, wo eben dieser Gott uns ja - als seine misslungene Schöpfung - rausgeschmissen hatte. Jesu Tod als Schicksalsbestimmung, sinngemäß als dessen "Sinn des Lebens".

Und, dieser Gott wurde zwar ein "liebender" und "barmherziger" genannt, aber war es nicht (im Alten Testament outet er sich sowieso selber als zorniger, rachsüchtig Gott). Die ganze Geschichte war schräg. Noch schräger die kirchliche Auslegen: Sexualität als Sünde? Wie konnte, was in Liebe getan, Sünde sein?

Ich löste mich - Fragen über Fragen - immer mehr von der Institution Kirche (der ich dank meiner Eltern eh nie stark verbunden war) und dann aber auch der Geschichte, die mir aber einem Märchen gleich kam, welches mehr Fragen aufwarf, als beantwortete. Wenn dieser Gott ein Gott war, warum sollte er seinen Sohn opfern bzw. opfern müssen? Das Theodizee-Problem: Wenn Gott diese Welt geschaffen hatte, wieso dann mit all dem Leid? Und und und ...

Die Kluft wurde immer größer. Warum, wozu leben? Was war der Sinn meines Lebens? Was war der Sinn des Lebens? Und scheinbar wusste keiner so richtig eine Antwort, die außerhalb von Religionen lag. Ich war phasenweise recht verzweifelt. Natürlich fiel ich dann doch auch immer wieder zurück ins "normale" Leben. Mit Zweifeln und Gedanken geplagt mag man manchmal ins Bett gehen, aber wenn dann der Wecker klingelt und die Schule oder sonstwas ruft, da sind diese Gedanken - und noch wichtiger: die begleitenden Gefühle - schnell vergessen. Ich fiel zwar immer wieder in dieses Loch, aber ich verlor auch immer wieder den Anschluss an die Fortsetzung, über den Sinn des Lebens nachzudenken. Mal war ich verliebt und damit abgelenkt. Mal war es was Sportliches, mal was Spielerisches mit Freunden ... Immer, wenn es mir - warum auch immer - gut ging, war das Absurde weg. Aber dennoch kehrte ich immer wieder zurück zur Frage: "Was ist der Sinn in meinem Leben"? Und irgendwann beschloss ich hartnäckig, an dieser Frage festzuhalten, egal ob ich mich gut oder schlecht fühlte, und wollte drüber nachdenken, bis ich eine Antwort fände.

Und dann kam Camus. Dann kam der Mythos.

*g*

Man hat den Selbstmord immer nur als soziales Phänomen dargestellt. Hier dagegen geht es darum, zunächst nach der Beziehung zwischen individuellem Denken und Selbstmord zu fragen.

Camus beschreibt - vermutich nicht nur als ein ihm bekanntes, soziales Phänomen, sondern auch aus eigenen Erfahrungen - den Selbstmord bzw. die Gefühle, wenn man sich "lebensmüde" fühlt. Seine Beschreibungen zu Beginn trafen jedenfalls auch auf mich zu:

Der Wurm sitzt im Herzen des Menschen. Dort muss er auch gesucht werden. Diesem tödlichen Spiel, das von der Erhellung der Existenz zur Flucht aus dem Leben führt, muss man nachgehen, und man muss es begreifen.
Ein Selbstmord kann vierlei Ursachen haben, und im allgemeinen sind die sichtbarsten nicht eben die wirksamsten gewesen. Ein Selbstmord wird selten aus Überlegung begangen (obwohl diese Hypothese nicht ausgeschlossen ist).
[...]
Wenn es jedoch schwierig ist, den genauen Zeitpunkt, den winzigen Schritt anzugeben, mit dem der Geist sich für den Tod entschieden hat, so ist es leichter, aus der Tat an sich ihre Voraussetzungen zu erschließen. Sich in bestimmter Absicht, wie im Melodrama, umbringen heißt: ein Geständnis ablegen. Es heißt gestehen, dass man vom Leben überwältigt wird oder das Leben nicht begreift. [...] Es handelt sich einfach um das Geständnis, dass es 'nicht lohnt'. Leben ist naturgemäß nicht leicht. Aus vielerlei Gründen, vor allem aus Gewohnheit, tut man fortgesetzt Dinge, die das Dasein verlangt. Freiwilliges Sterben hat zur Voraussetzung, dass man wenigstens instinktiv das Lächerliche dieser Gewwohnheit erkannt hat, das Fehlen jedes tieferen Grundes zum Leben, die Sinnlosigkeit dieser täglichen Betätigung, die Nutzlosigkeit des Leidens.

Und auch ich kannte dieses Gefühl sehr gut. Ich hatte das Gefühl, wie eine dritte Person sowohl mein Leben zu beobachten, als auch die ganze Welt. Ich empfand es wie quälende Zeitlupe, wusste um Schmerz, Trauer, Tod (neben vielleicht mal Liebeskummer den, den ich u.a. in der Zeitung las (Hhngernde Kinder in Afrika o.Ä.), aber die Welt ging einfach weiter. Oberflächlich, ignorant, ja vielleicht sogar lachend. Ich war verbittert, verstand nicht, wie teilweise Menschen trotz all des Leides glücklich sein konnten. Ihr Lachen schien Hohn.

Was für ein unberechenbares Gefühl raubt nun dem Geist den lebensnotwendigen Schlaf? Eine Welt, die sich - wenn auch mit schlechten Gründen - deuten und rechtfertigen lässt, ist immer noch eine vertraute Welt. Aber in einem Universum, das plötzlich der Illusionen und des Licht beraubt ist, fühlt der Mensch sich fremd. Aus diesem Verstoßen-sein gibt es für ihn kein Entrinnen, weil er der Erinnerungen an eine verlorene Heimat oder der Hoffnung auf ein gelobtes Land beraubt ist. Dieser Zwiespalt zwischen dem Menschen und seinem Leben, zwischen dem Schauspieler und seinem Hintergrund ist eigentlich das Gefühl der Absurdität. Da alle normalen Menschen an Selbstmord gedacht haben, wird es ohne weiteres klar, dass zwischen diesem Gefühl und der Sehnsucht nach dem Nichts eine direkte Beziehung besteht.

Für mich war die Welt, das Leben, und vor allem mein Leben: absurd. So entfremdet, entwurzelt von der Welt, meinen Gewohnheiten, mein "vor mich hin leben"? Warum? Wozu? Wie sollte, konnte ich weiterleben?

Ich tat es. In sehr schwankenden Gefühlszuständen und ein paar Monate, simpel, weil ich immer wieder morgens aufstand. Jeden Tag aufs Neue. Monate lang, bevor ich Camus dann las, aber mich darin wiederfand. Ich hatte zwar immer noch keinen "Sinn im Leben" gefunden, vertraute aber ein wenig darauf, dass meine Mutter irgendwo recht hatte: "Es gibt keinen Sinn. Jeder muss für sich seinen eigenen finden." Sie konnte mir nicht wirklich erklären, warum sie das so sagte, weswegen ich weiter an der Problematik blieb und mir ein wenig "Sinne" zurecht bastelte, die ich aber auch immer wieder hinterfragte und teilweise direkt verwarf. Aber, als ich Camus dann wenige Monate später las, war ich sofort Feuer und Flamme herauszufinden, was dieser große Philosoph als Antwort hatte. Ich verschlang den Mythos, wurde aber auch immer nachdenklicher.


Ein PS:
So mit 20 versuchte ich mit einem - neu gewonnenen - guten Freund über das Thema "Sinn des Lebens" mich auszutauschen. Nö. Hatte er noch nie drüber nachgedacht. Entsprechend auch nie über Selbstmord nachgedacht. Er konnte das alles schlecht nachvollziehen.
In gewissem Sinne war ich schockiert! Wie konnte jemand einfach leben, ohne darüber nachgedacht zu haben? *lol*
Aber offensichtlich ging auch das. *zwinker*
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
Verbindlichsten Dank, @**********_Gogh,
für deine (Wieder-)Leseempfehlung und Respekt für den Mut, diese durchaus nicht unumstrittene Ausarbeitung einmal wieder aus dem Dunkel der Geschichte hervorzuholen.
Auch für mich war die Lektüre des "Sisyphe" eine grundlegende Erfahrung (zugegeben mehr noch "Der Mensch in der Revolte").
Meiner (ganz subjektiven) Lesart darf man diesem m.E. epochalen Werk die plausibelsten Überlegungen zur Überwindung des Schismas vom "Sein zum Tode" (oder meinetwegen auch dem Sein und das Nichts) nachvollziehen.
Das Faktum des Absurden (i.S.v. Camus) offenbarte (zumindest mir) einen konstruktiven Denkansatz für die große Sinnfrage dahingehend, in der der Mensch als Individuum die Sinngebung erkennt, sich selbst überantwortet zu sein. Indes mit allen Folgen...
***60 Mann
298 Beiträge
Mal kurz dazwischenfunken:

"Sinn ist in Luhmanns Sicht „die Einheit der Differenz von Aktualität und Potentialität“
Kommunikation konstituiert immer Sinn, ist aktuelle Selektion aus der Potentialität aller zuvor gegebenen Möglichkeiten. Sinn reguliert nach Luhmann die selektive Erlebnisverarbeitung, ist die selektive Beziehung zwischen System und Welt. Sinn ermöglicht gleichzeitig die Reduktion und Erhaltung von Komplexität."

(Bitte nicht fragen: Wer ist denn hier handelndes Subjekt? Das führt bei Luhmann nur ins Dickicht).
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
Sinn als autopoietischer Komplex...
Vielleicht liegen (der auch von mir sehr geschätzte) N.Luhmann und A.Camus da gar nicht soweit auseinander(?) ...
***60 Mann
298 Beiträge
Ich trivialisier beides für mich so:

Ich könnte heute zum Mittagessen Rotwein, Weisswein, Bier, Wasser, Milch, Kaffee , oder gar nichts trinken. Tatsächlich trinke ich Rotwein - aber nur ganz wenig. Damit habe ich mich gegen alle anderen Möglichkeiten entschieden. Kontingent.

Und rückblickend konstruiere ich mich dadurch selbst. Ah, ja, das habe ich entschieden, das habe ich getan, so bin ich, so will ich sein, so will ich nicht sein, das tu ich (nicht) wieder.

In dem Sinn (!) ist Sinn wie Information oder Form: Nicht nur Einsen, nicht nur Nullen. Nicht nur Materie, nicht nur Lücke. Nicht nur Potential, sondern irgendwann (immer wieder) Realisierung - und damit Verzicht auf die andern 99,999999999... % die auch möglich gewesen wären.

Bis Sisyhus ist es halt immer wieder das Gleiche - das wär für mich, der ich die Wahl habe (hab ich sie?) , eher unpassend.
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
Bis Sisyhus ist es halt immer wieder das Gleiche -
das ist die Frage. Äußerlich betrachtet vielleicht (wenn nicht ab und an mal die Stele über den Fuß rollt). Indes lebt die Revolte nicht erst im unmittelbaren Ansetzen zur Tat, sondern im Bewusstsein auf, oder?
***60 Mann
298 Beiträge
... das Sein bestimmt das Bewusstsein bestimmt das Sein bestimmt das Bewusstsein ...
**********_Gogh Mann
5.290 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von **********hylen:

[...]
Meiner (ganz subjektiven) Lesart darf man diesem m.E. epochalen Werk die plausibelsten Überlegungen zur Überwindung des Schismas vom "Sein zum Tode" (oder meinetwegen auch dem Sein und das Nichts) nachvollziehen.
Das Faktum des Absurden (i.S.v. Camus) offenbarte (zumindest mir) einen konstruktiven Denkansatz für die große Sinnfrage dahingehend, in der der Mensch als Individuum die Sinngebung erkennt, sich selbst überantwortet zu sein. Indes mit allen Folgen...

@**********hylen
Vielen Dank für Deinen Text. Keine schlechte Zusammenfassung. Eher in der Kürze eine sehr gute! *zwinker*

Wobei: was ist das Absurde? Camus ist da m.E. gar nicht auf das "Schisma vom 'Sein zum Tode'" oder dem "Sein und das Nichts" festgelegt (ich lese den Mythos gerade wieder und finde Husserl, Kierkegaard, Jaspers, Heidegger, "Existentialisten" allgemein, aber nie Satre; dessen für mich bislang unbekannte Werk "Das sein und das Nichts" liegt hier fürs absehbare Lesen schon rum). Vielleicht wäre das auch alleine zu wenig im Sinne von Camus. Dass der Mensch sterblich ist, stellt auch er fest. Das alleine wäre aber ja noch kein Problem ohne weitere Umstände hinzuzunehmen. Es muss eine Kluft entstehen, ein Zwiespalt, wofür jedenfalls eine Gegenüberstellung notwendig ist, die aber das Absurde entstehen lässt. Er schreibt z.B.:

'Das ist absurd' bedeutet: 'das ist unmöglich', aber auch: 'Das ist ein Widerspruch in sich'.
[Anm: es folgen Beispiele]
In gleicher Weise ergibt sich ein weiterer Aufweis des Absurden, wenn man die Konsequenz dieser Überlegungen mit der logischen Realität vergleicht, die wir herstellen wollen. In allen diesen Fällen [...] wird die Absurdidät um so größer sein, je mehr meine Vergleichsobjekte voneinander abweicehn. Eine Ehe, eine Herausforderung, ein Groll, ein Schweigen, ein Krieg und auch ein Frieden können absurd sein. Bei jedem entsteht die Absurdität durch einen Vergleich. Ich darf also wohl sagen, dass das Gefühl der Absurdität nicht aus der einfachen Untersuchung einer Tatsache oder eines Eindrucks entsteht, sondern dass es seinen Urspung in einem Vergleich hat, in einem Vergleich zwiscehn einem Tatbestand und einer bestimmten Realität, zwischen einer Handlung und der Welt, die stärker ist als sie. Das Absurde ist im wesentlichen ein Zwiespalt. Es ist weder in dem einen noch in dem anderen verglichenen Element enthalten. Es entsteht durch deren Gegenüberstellung.

Jetzt wäre das Leben und das Sterben (oder leben um zu sterben) eine Gegenüberstellung, aber reicht das?

Es gibt die Stelle, wo Camus eine Reflexion des Älter-Werdens und des sich Darüber-bewusst-Werdens betreibt, die damit endet, dass man nicht mehr jugendhaft, unschuldig, unbewusst vor sich hinlebte.

Er gehört der Zeit, und mit jenem Grauen, das ihn dabei packt, erkennt er in ihr seinen schlimmsten Feind. Ein Morgen wünscht er sich, ein Morgen, während doch sein ganzes Selbst sich dem widersetzen sollte. Dieses Aufbegehren des Fleisches ist das Absurde*.

In der Fußnote, auf die der Stern hinweist folgt:

* Allerdings nicht im eigentlichen Sinne. Es handelt sich nicht um eine Definition, sondern um eine Aufzählung der Gefühle, die Absurdes zulassen. Auch mit einer vollständigen Aufzählung hat man das Absurde jedoch nicht erschöpft.
(Kursivstellung im Original)

Camus legt sich beim Absurden nicht auf etwas konkretes fest, als über die Unmöglichkeit, den Zwiespalt bzw. das Gefühl, was diese auslösen, hinaus. Immer wieder ist das Absurde von etwas anderem aus kommend. Es ist eher das Gefühl des Zwiespaltes.

Natürlich ist die Sterblichkeit ein Problem für den Körper. Es ist vom Körper absurd den Tod nicht letztlich zu akzeptieren, denn er wird unausweichlich sein. Und verstärkt wird die Szene durch Worte vorher:

In der Bindung des Menschen an sein Leben gibt es etwas, das stärker ist als alles Elend der Welt. Die Entscheidung des Körpers gilt ebensoviel wie eine geistige Entscheidung, und der Körper scheut dieVernichtung. Wir gewöhnen uns an das Leben, ehe wir uns an das Denken gewöhnen. Bei dem Wettlauf, der uns dem Tode täglich etwas näher bringt, hat der Körper unwideruflch den Vorsprung.

Aber "der Körper" ist hier sehr personifiziert. Es ist ja das Hoffen, das absurd ist. Nicht das Hoffen an sich auf ein Morgen ist absurd, sondern das ewigliche Hoffen auf immer wieder einen neuen Morgen, den es irgendwann aber nicht mehr geben wird können. Sinngemäß, weil die Zeit dann doch abgelaufen ist. Die Sterblichkeit nicht zu akzeptieren ist absurd.

Aber hier entsteht dann ein Problem: würde der Geist (und der Körper) die Sterblichkeit akzeptieren, so verschwünde ja die Absurdität.
Natürlich könnte ich von folgender Revolte ausgehen: ich akzeptiere meine Sterblichkeit nicht, revoltiere gegen sie, und damit lebe ich. Aber damit hätte ich ein dünnes Eis und vor allem keinen Sinn im Leben oder eine Aussage, warum sich das Leben lohne.
Ich sage nicht, dass dieser Schluss nicht möglich wäre, aber Camus sagt da mehr. Auch zum Absurden.

So ist diese Untersuchung ja eine des Selbstmordes. Ob sich das Leben lohne oder nicht, als philosophischste aller Grundfragen. Dass wir sterben müssen macht das Leben nicht zu einem nicht lohnenswerten. Aber, nach einer gewissen Logik: wenn sich das Leben nicht lohne, müsste man - als Logik zum Tode - das Leben - vorzeitig - beenden. Also ist die Frage nach dem Sinn das "eigentliche" Problem. Zwar sagt an irgend einer Stelle (die ich noch nicht gefunden habe) Camus "Wir werden geboren um zu sterben" (das sagst ja auch du in deinem "Leben zum Sterben"), aber dies ist ein unberechtigte Verkürzung: Wir werden geboren um zu leben; allerdings können wir nicht ewig Leben und müssen irgendwann sterben.

Damit ist aber nicht die Sterblichkeit das, was Zwiespalt zum Ich, Leben, Menschen bringt, sondern die ungelöste Sinn-Frage. Nicht umsonst - und da kommen sowohl andere Philosophen wie auch Religionen ins Spiel - scheint es ja von anderen Seiten genügend Gründe zum Leben zu geben. Das Absurde entsteht (auch), wenn wir diesen Halt verlieren.

Das typische Ausweichen, das tödliche Ausweichen, das dritte Thema dieses Versuchs - das ist die Hoffnung. Die Hoffnung auf ein anderes Leben, das man sich 'verdienen' muss, oder die Betrügerei derer, die nicht für das Leben an sich leben, sondern für irgendeine große Idee, die über das Leben hinausreicht, es erhöht, ihm einen Sinn gibt und es verrät.

Für Camus - so sagt er selber an einer Stelle - ist das Absurde das Gegenteil von Hoffnung. So ist z.B. der Glaube an einen Gott und die Hoffnung an ein besseres Leben nach dem Tode ein "Opfern der Vernunft". Es ist aber auch ein Ausweichen (Sprung weg von) vor dem Absurden.

Hier tut sich natürlich eine Art Verständnisproblem auf. Gott? Sinn? Zumindest in vielen Religionen scheint es so, dass der Gläubige einen Sinn in seinem Leben bekommt. Ob dieser Sinn für ihn immer evident ist, ist eine andere Frage. Man könnte vorsichtig - ohne Camus! - formulieren:

Wenn es einen Gott (Götter, übernatürliche Macht, etc.) gibt, könnte es auch einen Sinn im (eigenen) Leben geben. Camus negiert das von vorn herein und stellt die Frage nach Gott (Göttlichen) nicht, als wäre das evident. Seine Religionskritik, auch ans Jaspers, Kierkegaard zeugen davon ...

So ist die Frage nach (dem/einen) Sinn, die @***60 ungefragt oben mit Luhmann versucht zu beantworten nicht verkehrt, wie vielleicht auch die Frage nach Gott. Zumindest könnte ja Gott (fiktiv) Lebens-Sinngeber sein. Als Atheist kann man Gott sicher überspringen.

Aber das Absurde ist meiner Meinung nach mehr das Leben ohne Sinn, als die Sterblichkeit des Menschen an sich. Obwohl es nah beieinander ist.
Ein Leben, das sterblich ist, müsste man nicht vorzeitig beenden. Ein Leben ohne Sinn, welches sich nicht lohnt, vielleicht.

*zwinker*

Rollen wir den Stein Sisyphos-gleich wieder den Berg hinauf, auf dass er erneut herunterrollt. Sorry, dass es so viel geworden ist. Ich bin jetzt auch zu müde, um den Text nochmals zu lesen und ggf. zu kürzen.
***60 Mann
298 Beiträge
Danke für diese wirklich sehr interessanten Gedanken. Fast bin ich versucht, Camus auf meine Leseliste zu nehmen.

Und: beim "ungefragt" musste ich schmunzeln. Mein Ansatz ist eben hier sehr, nennen wir es mal "komplementär". Anstatt durchs tiefe Tal zu wandern, hüpf ich auf die andere Seite, und entschärfe die Tragik durch Banalisierung.
Was nur passt im Kontext Deines gehaltvollen Textes. Alleine für sich wär es nur albern, "jugendhaft, unschuldig, unbewusst ".
**********_Gogh Mann
5.290 Beiträge
Themenersteller 
Ich will nicht meinen Beitrag von oben revidieren, aber beim Weiterlesen habe ich jetzt doch wieder mehrfach gedacht, wie schwer das Absurde bei Camus zu fassen ist. An mehreren Stellen ist aber auch deutlich, dass es sich insbesondere um das durch die Existentialisten (und damit insbesondere Sartre) herausgearbeitete Absurde handelt. Aber das kommt in vielen Formen daher. Es springt einen an. Es lässt seine Gewohnheiten lächerlich aussehen. Sinngemäß: morgens aufstehen, arbeiten gehen, abends nach Hause. Mehr oder weniger ein Leben lang ein "vor sich hin leben" und wofür? Letztlich nur um dann irgendwann zu sterben? Nicht bei jedem und nicht jederzeit kommt diese Frage, aber wenn sie kommt, ist das Absurde da.

Und das Absurde entsteht natürlich im Konflikt mit dem Tode. Wie weiterleben, wenn das Leben endlich ist? Hierzu noch mal Camus:

Endlich komme ich zum Tode und unserem Gefühl ihm gegenüber. Darüber ist schon alles gesagt worden, und wir haben uns davor zu hüten, pathetisch zu werden. Man kann jedoch nie genug darüber staunen, dass jeder so lebt, als ob niemand 'wüsste'.

So heißt es - später beim Lesen jetzt entdeckt - einmal:

Ebenso fühlt der absurde Mensch, der ganz und gar dem Tode zugewandt ist (der hier als die offensichtlichste Absurdität verstanden wird), ...

(Beide letzte Zitate und ähnliche Stellen erinnern mich aber auch an Leute, die durch eigene Erfahrung/Konfrontation mit dem Tode (z.B. Krebserkrankung bei sich selber oder bei einem Nahestehenden) anschließend intensiver leben. Tatsächlich wäre hier ein anderer Zugang, als Camus', der dann aber doch wieder ein gleicher oder ähnlicher wäre (eben ohne, dass Camus ihn mit erfasst/aufzählt), denn auch hier bedeutet das Akzeptieren des Absurden ein Leben mit "es gibt kein Morgen"! @**********hylen Wieder eine Bestätigung der Wichtigkeit der Rolle des Tode bei diesen Gedanken. *zwinker* )

Natürlich spielt der Tod, als Gegenstück zum Leben, eine massive Rolle. Und das Absurde fordert die Auflehnung ihn nicht zu akzeptieren. An früherer Stelle stellt Camus fest:

Das Absurde hat nur insoweit einen Sinn, als man sich mit ihm nicht einverstanden erklärt.
S39

Auf der einen Seite klar (und das führt Camus auch an der Stelle aus und nennt das "Absurde Logik")! Nur im Zwiespalt, in der "Unmöglichkeit", nur im "Widerspruch" bleibt das Absurde, sonst würde es sich auflösen. Dennoch wird hier der Begriff des "Sinns" benutzt, auf den ich noch mal kommen will. Was bedeutet die Verwendung des Phrase "Sinn haben" hier? Hier heißt es frei umgeformt/übersetzt: "Den Begriff 'das Absurde' zu benutzen ist nur sinnig, wenn es einen Zwiespalt, eine Umöglichkeit, einen Widerspruch gibt, also etwas, mit dem man sich nicht einverstanden erklärt.

Ich künzel hier diesen Satz deutlich, um zu zeigen, dass es hier ja mit dem "Sinn haben" nicht darum geht, dass sich das Absurde "lohne". Also haben wir offensichtlich schon mal eine Verwendung von "Sinn haben", die mit "lohnt sich" nichts zu tun hat.

Und da bin ich bei Deiner, @***60 , nicht gestellten, aber beantworteten Frage nach dem Sinn. *zwinker*

Zitat von ***60:
Mal kurz dazwischenfunken:

"Sinn ist in Luhmanns Sicht „die Einheit der Differenz von Aktualität und Potentialität“
Kommunikation konstituiert immer Sinn, ist aktuelle Selektion aus der Potentialität aller zuvor gegebenen Möglichkeiten. Sinn reguliert nach Luhmann die selektive Erlebnisverarbeitung, ist die selektive Beziehung zwischen System und Welt. Sinn ermöglicht gleichzeitig die Reduktion und Erhaltung von Komplexität."

(Bitte nicht fragen: Wer ist denn hier handelndes Subjekt? Das führt bei Luhmann nur ins Dickicht).

Die Frage wäre ja die, was eigentlich die Frage nach einem Sinn bedeutet. Bzw. bedeuten kann. Ich gehe da gerne ein anderes Mal vertieft drauf ein. Aber es wird schon offensichtlich, dass hier etwas Sprachverwirrung herrscht. Luhmanns Antwort ist aber eine sehr schöne, die auf den verwendeten "Sinn-Begriff" bei der "Sinn-des-Lebens-Frage" wie auch bei der "Absurditätsaussage" anwendbar ist. Dennoch merkt man, dass es bei Letzterem eher um den kommunikativen bzw. sprachlichen Bedeutungskontext geht, während das bei der "Sinn-des-Lebens-Frage" weniger der Fall ist.

Bei Camus geht es ja mehr darum "lohnt das Leben", was er auch immer wieder wiederholt. Denn wenn nicht, müsse man - vielleicht aus konsequenter Logik bis zum Tode (?) - sich selber das Leben nehmen. Allerdings wird dieses "Lohnen" mit der Sinn-des-Lebens-Frage immer wieder vermengt, wo dann eben Religionen, Ideologien und Ähnliches - zumindest scheinbar - Antworten haben und dann eben Sinn geben. Camus kritisiert das hier i.d.R. als ein "Ausweichen" oder einen "Sprung". Etwas, was dann sogar unfrei macht. Was ich gerne ein anderes Mal ausführe. *zwinker*

*gaehn*
**********_Gogh Mann
5.290 Beiträge
Themenersteller 
Gott!
Springen wir! *zwinker*

Ist Hoffnung für Camus ein grundsätzliches Problem? Oder nur gewisse hoffnungsmachende Dinge, wie sie Camus hier aufzählt?

Das typische Ausweichen, das tödliche Ausweichen, das dritte Thema dieses Versuchs - das ist die Hoffnung. Die Hoffnung auf ein anderes Leben, das man sich 'verdienen' muss, oder für irgendeine große Idee, die über das Leben hinausreicht, es erhöht, ihn einen Sinn gibt und es verrät.

Ideologien kommen wenig vor, Religion, Gott, dann deutlich. Er stellt auch fest, dass es der Geschichte "nicht an Religionen noch an Propheten, nicht einmal an Göttern" gefehlt habe.

Camus' Methode ist der Weg des alles in Zweifel stellen (ähnlich Descartes und wohl auch Sartres Weg), um nur an dem festzuhalten, was Gewissheit ist. So weiß er um sich und die Existenz der Welt (aber nicht das Wie er sie - letztlich in seinem Gehirn konstruiert - erlebt!) und er weiß um den Tod. An Gott kann man aber nicht als Gewissheit festhalten. Im Gegenteil zitiert er (den mir unbekannten) Leo Isaakowitsch Schestow:

'Der einzig wahre Ausweg liegt genau da, wo es nach menschlichen Ermessen keinen Ausweg gibt. Wäre es nicht so - wozu bräuchten wir dann Gott? Gott wendet man sich nur zu, um das Unmögliche zu erreichen. Für das Mögliche genügen die Menschen'

Er:

Ich nehme mir die Freiheit, die existentielle Haltung hier 'philosophischen Selbstmord' zu nennen. [...] Für den Existentialisten ist die Verneinung Gott. Genaugenommen behauptet dieser Gott sich nur durch die Verneinung der menschlichen Vernunft.

Über Kierkegaard:

Das Christentum ist das Ärgernis, und Kierkegaard verlangt, ganz einfach nach dem dritten [...] Opfer, das Gott am meisten freut: 'Das Opfer des Verstandes'.

Auch das im Thread zu den Paradoxien aufgeführte Zitat Philosophie: Eure liebsten Paradoxien spricht nicht für einen existierenden Gott (zumindest in der Gegenüberstellung des Bösen, der Freiheit des Menschen und der Allmacht Gottes).

So kann Camus nicht an einem Gott (geschweige denn Göttern, aber auch Ideologien) festhalten, weil dieser wider dem Verstand wäre. Auf der anderen Seite steht aber, dass eben gerade diese Dinge, Glauben, Religionen, Ideologien sich darum bemühen, dem Menschen einen Sinn im Leben zu geben.

Camus kann das eben nicht gelten lassen. Vielleicht fehlt hier ein wenig an Gedanken, weil er - wie er auch selber sagt - auf Ergebnisse gerade der Existentialisten zurückgreift (dafür aber andere wie eben Kierkegaard angreift), ohne diese zu vertiefen. Aber er kommt eben zu dem Ergebnis:

Ich weiß nicht, ob diese Welt einen Sinn hat, der über mich hinausgeht. Aber ich weiß, dass ich diesen Sinn nicht erkenne und dass ich ihn zunächst unmöglich erkennen kann. Was bedeutet mir ein Sinn, der außerhalb meiner Situation liegt? [...] Was für eine andere Wahrheit kann ich erkennen, ohne zu lügen, ohne eine Hoffnung einzuschalten, die ich nicht habe und die innerhalb meiner Situation nichts besagt?

Vielleicht ist das hier ein (gedankicher, logischer) Sprung Camus!?! Nicht die Gewissheit von einem möglichen Sinn zu haben, an dem man für weitere Gedanken festhalten könnte, ist nicht das Gleichbedeutende, dass es diesen Sinn nicht gibt oder geben könnte. Dann wäre Camus Gedankengang, sich gegen das Ausweichen/den Sprung hin zu Gott oder zu Ideologien zu bekennen, sondern im Absurden zu verharren, nur eine Wahlmöglichkeit (also kein zwingendes Ergebnis), weil man auf der anderen Seite eben keine Gewissheit hat.

Also: Ist denn das Absurde gewiss? Das gefühlte Gefühl und das Aufrechterhalten (bis hin zur Revolte) des Widerspruch, des Zwiespaltes, der Kluft, der Unmöglichkeit ... ja. Das wäre aber hilflos den Umständen entsprechend geschuldet oder (in der Revolte) gezielt gewollt. Aber drüber hinaus? Gibt es eine Logik zum Absurden, die mehr ist, als nur ein "Festhalten an Gewissem"?

*gruebel*

(Ich sage jetzt damit aber auch nicht 'nein' *lol*)
******740 Frau
1.324 Beiträge
Ja, da gibt es unterschiedliche Sprünge. *zwinker*
Und doch bleiben sie alle in der Moderne nach Kant - dem Alleszermahlmer!

Camus und die französischen Existenzialisten waren dazu noch nach der Zäsur des 20.Jh. - Diese hatte ja bei manchen dazu geführt, sich zu fragen, ob und wie Philosophie überhaupt noch möglich ist!

[Anmerkung: Kierkegaard zu zitieren, ist heikel, noch heikler als Nietzsche. Wenn dann sollte es der Name sein, unter dem er seine Werke veröffentlicht hat.]
**********henke Mann
9.666 Beiträge
Vernunft oder Glauben?
Ich glaube an die Vernunft, und Vernunft wird durch Wissen (...wer immer strebend sich bemüht, den werden wir erlösen...)*. Der Mensch muss nicht glauben und er kann ein zufriedenes und erfülltes Leben leben und muss sich nach seinem Tode auch vor niemandem rechtfertigen, weil dort keiner ist, der ihm vorwirft, dass er stumpfsinnig pizzafressend in die Röhre schaute.
Natürlich sind wir eines Tages tot, aber was wäre, wenn wir ewig leben? Dieses Vampirparadoxon möchte niemand beantworten. Vielleicht ist es einfach schön, sich der Zylklizität des Lebens bewusst zu sein. Ich wachse, bis ich er-wachsen bin, dann reproduziere ich mich und dann sollte ich mich, so wie die alten Elefanten, zu einem Ort begeben, an dem ich auf den Tod warten kann. Ich bin einer von 7 Milliarden Menschen, ich kann nicht so wichtig sein, dass mein Tod den Arterhalt gefährdet.


• nur damit ich nicht geguttenbergt werde: Gothe, Faust - Der Tragödie zweiter Teil
**********_Gogh Mann
5.290 Beiträge
Themenersteller 
@**********henke
Danke für den Hinweis mit dem "ewigen Leben". Man mag sich das gar nicht vorstellen wollen, was das heißen würde. Ewig, ohne Ende, zu leben! Puh! *panik*

Allerdings wäre es jetzt sicher auch übertrieben, für unsere Sterblichkeit dankbar zu sein ... *lol*

Ich glaube, noch schlimmer als ein ewiges Leben wäre es dann, darin und für dieses Leben einen Sinn suchen zu müssen ... *lol*
(Zumindest würde wegfalllen, dass man in diesem Leben Dinge macht, um für den Komfort des nächstens vorzusorgen *lol*)
***60 Mann
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Aber man hätte ja seeeehr viel Zeit, darüber nachzudenken *zwinker*
**********_Gogh Mann
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*haumichwech*
***60 Mann
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sorry wenn das jetzt leicht off-topic wird: ich wundere mich schon, wie viele Leute jetzt in der Corona-Krise über Langeweile klagen - anstatt sich über die geschenkte freie Zeit zu freuen (Jobs die jetzt extrem stressig werden, Existenz- und anderer Sorgen sind ein anderes Thema). Langeweile! Nach ein paar Tagen oder Wochen schon.
**********_Gogh Mann
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Themenersteller 
*offtopic*
Ich habe sogar das "Pech", dass mein Leben fast genau so weiter läuft, wie vor Corona. Klar, weniger Kontakte, kein Sport, am WE nicht ausgehen, aber ich arbeite, als wäre fast nichts besonderes. Aber dementsprechend komme ich auch nur begrenzt erst nach Feierabend zu Dingen, wie Camus. Und eigentlich wollte ich noch was malen. Gucken, wie der Abend weitergeht ... *lol*

Aber Camus gerne die Tage wieder.

*zumthema*
**********_Gogh Mann
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Zitat von **********hylen:
Verbindlichsten Dank, @**********_Gogh,
für deine (Wieder-)Leseempfehlung und Respekt für den Mut, diese durchaus nicht unumstrittene Ausarbeitung einmal wieder aus dem Dunkel der Geschichte hervorzuholen.
Auch für mich war die Lektüre des "Sisyphe" eine grundlegende Erfahrung (zugegeben mehr noch "Der Mensch in der Revolte").
Meiner (ganz subjektiven) Lesart darf man diesem m.E. epochalen Werk die plausibelsten Überlegungen zur Überwindung des Schismas vom "Sein zum Tode" (oder meinetwegen auch dem Sein und das Nichts) nachvollziehen.
Das Faktum des Absurden (i.S.v. Camus) offenbarte (zumindest mir) einen konstruktiven Denkansatz für die große Sinnfrage dahingehend, in der der Mensch als Individuum die Sinngebung erkennt, sich selbst überantwortet zu sein. Indes mit allen Folgen...

Mir ist eben in einem Buch über Derrida aufgefallen, dass "Sein zum Tode" wohl Heidegger ist. "Das Sein und das Nichts" ist ja Sartre. Auch wenn Camus Sartre nicht erwähnt, so spricht er deutlich vom Existentialismus, aber eben auch von Heidegger, neben Husserl, Jaspers, Schestow, Kierkegaard, Nietzsche, Schopenhauer ... Und hinter allem steckt sowohl die (oder jeweils eine) Sinn-Frage und das Absurde.

Wenn ich das Ganze versuche in einem Kontext zu sehen, so steckt in der Entwicklung da natürlich deutlich die Loslösung von der Kirche, dem Glauben, Gott. Losgetreten und begleitet u.a. von der frühen "Leben Jesu-Forschung", Charles Darwins Entdeckung der Evolution, der Wandel zur Modernen Physik. Vielleicht auch nach Descartes Skepitizismus, der zwar Gott wieder einbaute, aber Kants Kritik der Vernunften den Weg bereitete und der Befreiung weg von der rein spekultativen, gottdurchtränkten Metaphysik und damit auch der der christlichen Philosophie und der göttlichen bzw. gottgewolten Spekulation. U.a. Hume als paralleler Kritiker der Wundergläubigkeit.
So stellte ein Ludwig Feuerbach das Wesen des Christetums in ein neues Licht und stellte die Behauptung auf, dass der Mensch Gott nach seinem Ebenbilde schuf. Nietzsche postulierte "Gott ist tod". Und und und...

Die Folge? Ein nackt enthüllter, hilfloser Mensch, der seine Darseinsberechtigung verlor. War doch Gott der Sinn-Geber der Existenz des Menschen, der hier ein Leben nach Geboten und Pflichten zu erfüllen hatte, um sich ein Jenseits zu verdienen. Und bar dieses Sinns blieb auch der Philosoph in der Folge hilflos. War nicht diese Beraubung des - als selbstverständlich vorhanden geglaubten - Sinn ein Desaster? Ein sinnloses Leben? Was war der Daseinszweck des Menschseins, was das Ziel, die Aufgabe, der Grund zu leben? Welche Daseinsberechtigung hatte der Mensch ohne Sinn? Das war - eben - absurd!

Kierkegaard und Jaspers bemühten sich wieder den Weg zu Gott zu finden. Sartre und auch Camus gingen den anderen Weg. Gott, als definitiv nicht existent. Wie sollte sich ein Gott, gerade der Christengott (aber auch der jüdische oder islamische, der in den Wurzeln eh der selbe ist), als Erkenntnis zeigen? Gläubige redeten von Gewissheit, vom sicheren Fühlen, was aber kaum mehr einer Grundlage gleichkam, hatte der religions-andere eine andere Gewissheit und ein anderes sicheres Fühlen, wie aber auch der Atheist dies für sich beanspruchen konnte. Und die Existenz des jeweiligen Gottes (oder Götter oder des Nirwanas) basierte i.d.R. nicht auf gesichertem Wissen, sondern von einer fragwürdigen, fast märchenhaften Tradierung. Ein Gott, der auch noch der Erschaffer der Welt war, der seinen Sohn blutig opfern musste, um die Menschen zu rettten?

Camus geht den Weg, an allem, was er zweifelt, nicht festzuhalten. Nur das Gewisse nimmt er in seine weiteren Gedanken mit. Da hat Gott kein Platz mehr, denn er hat davon keine Gewissheit. Aber auch Ideologien sind Menschen gemacht. Was bleibt dann noch? Er kommt dahin, dass er den Zustand des Absurden aufrecht erhalten will, nachdem er verwirft, dass der Glaube an die Absurdität ein Grund sein könne, dem Leben ein Ende setzen zu müssen. Er mach die Absurdität zur Leidenschaft.

S38f
Außerhalb eines menschlichen Geistes kann es nichts absurdes geben. So endet das Absurde wie alles mit dem Tode. Es kann aber auch außerhalb dieser Welt nichts Absurdes geben. Und aus diesem grundlegenden Kriterium schließe ich, dass der Begriff des Absurden etwas Wesentliches ist und als meine erste Wahrheit gelten kann. So lautet die oben erwähnte methodische Regel. Wenn ich etwas als wahr erkenne, muss ich daran festhalten. Wenn ich ein Problem lösen will, dann darf ich zumindest durch diese Lösung nicht einen Bestandteil dieses Problemes verschwinden lassen. Das einzig Gegebene ist für mich das Absurde.
[...]
Das Absurde hat nur insoweit einen Sinn, als man sich mit ihm nicht einverstanden erklärt.

Das ist kein Sprung (wie oben von mir als Möglichkeit angedeutet), unterstelle ich den 'sinn-los entrückten Menschen ohne Gott' als wahr. Oder umgekehrt: die Gottlosigkeit als gegeben nehme, und da kein Weg zur Gewissheit der Existenz Gottes führt, wenn ich z.B. keine historischen Erklär- und Märchenbücher zu Gott zulasse. Gott erschließt sich nicht zwingend von Nichts aus gedacht, höchstens historisch tradiert begründet. Natürlich steht und stand historisch da die Frage im Raum: woher kommen wir, wohin gehen wir? Und bei Ersterem war die Erschaffensfrage mit dabei, was die Grundlage der Schöpfungmythologien wurde. Der Mensch als zu klein, unbedeutend, und für diese (menschlich) unbeantwortbaren Fragen von davor (vor dem Leben) und dem danach (nach dem Leben) machten Gott (eben die Deus Machina) notwendig. Allerdings ist 'Gott' als Antwort, entgegen der Gläubigen gesehen Notwendigkeit keine. Im Gegenteil beantwortet das keine Fragen bzw. wirft mehr Fragen auf oder verschiebt diese: Was war vor und nach Gott? Wer hat Gott erschaffen? Eine 'Unendlichkeit" der Natur, Existenz, des Universums ... oder eines Urknalls aus dem Nichts ist nicht besser und nicht schlechter. Wäre aber in der Konsequenz gerechter als durch Inthronisierung eines Gottes.

Das Aufrechterhalten der Absurdität dadurch, dass man sie - und damit die Sinnlosigkeit des Lebens - nicht akzeptiert wird zum Selbstzweck ernannt. Ist das dann nicht paradox? Die Akzeptanz der Absudität (statt sie gegen eine religiös-idologische Hoffnung einzutauschen), um dann aber nicht mit ihr einverstanden zu sein?

Vielleicht ist da eine Logik zur Revolte und die folgenden Gedanken, z.B. zur dann gewonnen Freiheit des Menschen, sind auch wieder konsequent und richtig oder zumindest nicht verkehrt, aber da klemmt es dann doch meines Erachtens etwas. Er nennt das dann natürlich auch den Menschen 'in der Revolte', aber damit macht Camus die Aufrechterhaltung der Absurdität zum neuen Sinn des Lebens. Und das könnte dann sogar ein Teufelskreis bzw. Zirkelfehlschluss sein.
**********_Gogh Mann
5.290 Beiträge
Themenersteller 
Ich bringe mal hier das zu Heidegger, weil es einfach gut passt. Auch weitläufig zum Existentialismus und der Problematik hier bezüglich der Frage nach dem Sinn des Lebens".

Aus Susanne Lüdemann: "Jacques Derrida zur Einführung", Seite 30f (Formatierungen im Orignial)

Gleichzeitig ist das Dasein in den Existenzialien aus seiner Zeitlichkeit, und das heißt auch aus seiner Geschichtlichkeit verstanden. Es ist sowohl

  • immer "schon in" eine Welt geworfen, die vor ihm da war, das heißt, es ist faktisch in ein kulturelles Überlieferungsgeschehen eingebunden, als auch
  • "sich vorweg" (Entwurf), indem es diese Welt versteht und Möglichkeiten darin ergreift oder ausschlägt, als auch
  • "bei" allem innerweltlich Seienden (Verfallenheit an die Welt), das heißt bei den Dingen und Menschen, an denen es sich unmittelbar orientiert.


In der Einheit dieser drei Dimensionen der Zeitlichkeit sieht Heidegger das "Sein des Daseins", das er abkürzend die Sorge nennt. Er bestimmt sie in dem ihm eigenen Jargon als "Sich-vor-weg-schon-sein-in (der-Welt) als Sein-bei (innerweltlich) begegnendem Seienden".
[...]
[Das Dasein weiß] ... um seine Sterblichkeit.Der Tod als das "äußerste Noch-nicht" ist daher auch nicht etwas noch nicht Vorhandenes, sondern etwas, das dem Dasein bevorsteht und wozu es sich verhält und zwar zunächst in der Befindlichkeit der Angst. In der Angst (vor dem Tod) erfährt das Dasein die mögliche Unmöglichkeit seiner Existenz als seine äußerste Möglichkeit. Für Heidegger ist das Dasein daher wesesntlich vom Tod her bestimmt, es ist "Sein zum Tode":
[...]

Auch die Frage nach dem "Sinn von Sein" entsteht erst aus dem Vorlaufen in die Möglichkeit des Todes, aus der Konfrontation mit der Möglichkeit des eigenen Nicht-Seins.

Ich könnte noch ein paar - wie Jammern klingende Sätze dazugeben. Heidegger wird mir aber definitiv keinen Spaß machen.

Also gut. Vom "Sinn des Seins", welches ja ein "Sein zum Tode" also ist.

Ich bin zwar jetzt bei Heidegger, aber die Grundproblematik bleibt und ich bin wieder bei der Frage! Und zwar der Fragestellung!

Was bedeutet diese Frage nach dem "Sinn des Lebens"? Es ist natürlich manchmal schwierig eine Frage zu hinterfragen, denn eine Frage soll ja eine Antwort liefern und das wird ja erfragt.

Offensichtlich - historisch betrachtet - war es ja so, dass diese Frage insbesondere von Gott bzw. den Religionen beantwortet wurde. Gott gab dem Leben einen Sinn, indem er Forderungen an das zu führende Leben stellte. Als Lohn gab es das Paradies im Jenseits.
Je mehr Gott hinterfragt wurde und für "Tod" (Nietzsche) erklärt wurde, umso mehr verlor die Antwort ihren Sinn, Inhalt, Wahrheitsgehalt (der vermutlich nie da war). Die damit unbeantwortete Frage wurde zwar von Ideologien aufgegriffen, aber die Antwort(en) befriedigten nicht.

Ich würde auch die Behauptung aufstellen, dass nicht wenige, die die Frage ernsthaft stellen, eben nicht einfach glücklich mit einer Antwort wären: Selbsterhalt, Fortpflanzung ... was man selber draus macht. ... Man möchte eine "universell" gültige, eine allgemeingültige Antwort haben. Wenn schon ohne Gott, dann wenigstens doch das. Das eigene Leben kann doch nicht Willkür, sinnlos, zwecklos sein, denn das hieße auch, das Leben wäre ohne tieferen Grund umsonst (wertlos!). Wo wir ja wieder beim Absurden sind! Und Camus Frage, ob man ein sinnloses, wertloses, zweckloses Leben nicht beenden müsse ...

Jetzt ist aber die Fragestellung problematisch.

Was bedeutet es eigentlich, wenn ich nach dem Sinn von etwas Frage? Camus benutzt parallel (ohne, dass es damit aber absolut gleichzusetzen wäre, die Frage, ob sich das Leben lohne. "Sinn" ist leider ein sehr schwammiges Wort mit unterschiedlichen Bedeutungen und Schwerpunkten, je nachdem, was gesagt oder gefragt wird.

Sinn kann vor allem Zweck, Grund, Bedeutung, Aufgabenerfüllung, Notwendigkeit heißen. Hier muss sich noch nichts lohnen!

Welchen Sinn macht dein Handeln? Warum machst du das? Was ist der Sinn dieses Hebels bei dieser Maschine?


Sinn steht immer im Kontext. Vor allem "etwas macht für etwas/jemanden Sinn", also auch immer in Relation. Tatsächlich kann das gleiche Ding unterschiedliche "Sinne" (Bedeutungen) haben. Es kann einen Sinngeber geben (der Erfinder hat diesen Hebel eingebaut, weil ...), aber auch einen (für mich) Sinn-Erkenner. ("Der Autor meinte das und das, aber für mich ist der Sinn derGeschichte ein anderer).
"Der Sinn von Heu ist, dass die Kühe im Winter was zu fressen haben. Der Sinn von Heu ist, dass man Matratzen damit stopfen kann.".
"Der Sinn der Schule ist, dass Schüler dort etwas lernen ..."

Im Gottes-Verhältnis kann ein Gott dem menschlichen Leben einen Sinn verleihen. Fällt dieser weg, ist das Leben Sinn-los, aber deswegen noch nicht sinnlos. Fällt Gott weg, wäre die Frage, wer könnte alternativ als Sinn-Geber einspringen. Dies vom Universum zu verlangen (um einen allgemeingültigen Sinn zu bekommen), ist mehr als fragwürdig.

Ich kann bei der Sinn-Frage Perspektiven einnehmen. Z.B. Evolutionsbiologisch ist der Sinn des Lebens, die Fortpflanzung. Für meinen Partner ist der Sinn meines Lebens, an seiner Seite zu sein. Die Sinn-Frage macht also nur in einem Kontext Sinn bzw. in einer Relation. Oder eben mit Gott.

Es bleibt natürlich die Frage: könnte nicht "Ich" der Bezugspunkt sein? Damit habe ich aber einen Zirkelschluss: "Was macht das Lebens für mich für einen Sinn?". Ich kann mich zwar auf den Standpunkt stellen: "dann gebe ich mir eben selber eine Antwort" bzw. "jeder muss für sich selber einen Sinn in seinem Leben finden", aber damit haben wir den Ausgangspunkt auch verloren: wir wollten etwas Allgemeingültiges haben. Einen allgemeingültigen Sinn im Leben (aller). Und wäre die Antwort (jeder muss für sich was finden) auch allgemeingültig, so bliebe der Zirkelschluss und die Sinn-Losigkeit.

Ergo:
Mit einem Gott eingesetzt würde die Frage nach dem Sinn des Lebens Sinn machen. Ohne macht die Frage keinen Sinn! Sie ist sinnlos zu stellen.

Damit machen sich Heidegger und Co (inklusiv vieler Menschen, wozu auch ich gehört habe) Gedanken über eine Frage, die unsinnig ist, zu stellen.

Achtung: das ändert nichts daran, dass der Mensch natürlich seine Sterblichkeit feststellt und sich fragt, "wie gestalte ich mein Leben"? Jetzt kann ich - wie Heidegger - diesen Menschen in Angst und "Sorge" sehen. Oder im Absurden wie Camus. Und gerade Letzteres ist ja auch ein Phänomen: Warum mache ich das alles hier? Warum gehe ich jeden morgen zur Arbeit? etc. pp. Das kann schon sehr absurd sein.
Aber ich kann diesen Menschen auch anders sehen. Ohne Absurdes, ohne Revolte, sondern sogar in einem gewissen Einklang mit dem Leben und mit der Akzeptanz der Sterblichkeit. Und man würde trotzdem zu den meisten Antworten Camus' kommen, wie jemand leben sollte. Eben nur ohne "Revolte" und ohne "Absurdes".

Aber: die Frage nach dem Sinn des Lebens ist - ohne einen Gott als Antwortgeber einzusetzen - unsinnig.
Die Frage, ob sich das Leben lohnt/lohnen kann, ebenfalls, bzw. muss für sich selber beantwortet werden.
Und: ein glückliches Leben zu führen könnte sich - apriori - lohnen, oder?

*zwinker*
******740 Frau
1.324 Beiträge
Ich empfehle die Reihe: "Kindergott für Pubertätsköpfe. Eine Geschichte der Philosophie der Moderne."
**********_Gogh Mann
5.290 Beiträge
Themenersteller 
*gruebel*
Hmm ... Ich kann da absolut nichts passendes finden? Was ist das für eine (Art von) Reihe?
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