Liebe cioccolata ... danke für die Erinnerung. Früher, als wir in der Philo wirklich gehobenen Fun hatten, habe ich oft gedacht, und bestimmt nicht nur ein Mal geschrieben, dass wir privilegiert seien. Waren wir auch, verglichen zu heute, denn wir haben hier unsere kleine, abgezäunte Spielwiese bespielt.
Heute ist es so wie im Beginn eines Romans von Juli Zeh ("Unterleuten") beschrieben, dass es in der Nachbarschaft den Gestank von verbranntem Müll gibt, und ihn der Wind rüberweht. Und sowas nicht ohne Weiteres ausgestanden werden kann.
Es stinkt der ganze Gesellschaftsmüll. Und obwohl ich meine Register alle gezogen habe, mich wochenlang stumm und blind stellte, mich auf Neutralität und Sachlichkeit einschwor ... bin ich nun doch Verschwörungstheoretiker.
Ist eigentlich klar, dass man mit diesem Stempel die fundamentale Kapitulation sortierten Denkens versieht? Schämt sich denn keiner, dort, wo er Aussagen antrifft, die nicht zu seinen Grundüberzeugungen passen, sofort "Verschwörungstheorie" zu rufen?
Das erinnert mich sehr an die Schlussszene eines feinen, alten Films, "Die Körperfresser kommen", wo die Leute allmählich mutieren und zur Mutation die Denunziation der Nichtmutierten gehört und in der Schlusszene Donald Sutherland, der eigentliche Held, sich als bereits Mutierter entpuppt und selbst den kollektiv eingeimpften Fingerzeigeschrei ausstößt. Natürlich war das ein Propaganda-Film der Amis, aber es ist ein metaphorischer Plot, und jede gute Metapher enthält außerzeitliche Aussagekraft.
Mazita zuzuordnen, sie habe bei der gegensätzlichen Handhabe ähnlich argumentiert, ist auch ein Kurzschluss. Kurschlüsse sind auch en vogue. Was soll man schon tun, wenn man von allen Seiten mit Diskrepanzen und Ungewissheiten gefüttert wird, und will man davon kotzen, ist das Maul versperrt?
Danke,
@**********_Gogh , für deine gehaltvolle Rede. Jawoll, sie sind nur Menschen, unsere Politiker. Lauter Menschen. Viele Menschen. Viele Menschen in vielen verantwortungsvollen Positionen. Dass dennoch ein solches Chaos, eine derart ungaubliche Derrrangiertheit möglich ist, obwohl die Gefahr einer Pandemie ja nicht wirklich ganz ausgeschlossen war, darf aber doch mal bestaunt werden, oder?
Auf FB hatte ich die Gelegenheit einer Erfahrung, die mir, zum Glück, kraft meiner Lebensweise, offline nicht passiert wäre. Ich habe auf einen Artikel reagiert, in dem eine Schulbegleiterin klagte, die Kinder fassten sich dauernd ins Gesicht, trotz - oder wegen - der Masken, und sie wüsste nicht weiter. Sie bat nichtmal um Aufhebung der Mskenpflicht! Nein, sie hat nur geschrieben, es klappte nicht, mit den Kids.
Daraufhin habe ich das kommentiert, dass die Maske natürlich unnatürlich sei, und unser Körper sie natürlich abwehre. Und dass, natürlich, unter der Maske, ein Milieu entsteht, über das sich Erreger freuen. Wer das leugnet, hat schon in seiner Schulzeit ungekrönte Fehlzeiten vorzuweisen.
So.
Und dann werde ich von irgendeinem Mitglied angepöbelt, ich sei ein Aluhutträger (musste erstmal fragen, was das ist), und eine, die die Intubierten auf der Intensiv von der Maskengefährlichkeit überzeugen solle.
Ohne Arg schrieb ich zurück, ich habe an keiner Stelle vom Tragen abgeraten, er möge doch bitte meinen Beitrag lesen. Ich selbst habe über 50 Masken genäht und verschenkt und trage meine auch, aber dies bedeute nicht, sie seien gesundheitlich unumstritten. Und, dass es Stimmen gäbe, die das ebenso aussagen.
Da schreibt er zurück: Nein, diese Stimmen gibt es nicht!
Äh ...
Das ist der Punkt. Wenn ich nicht erhöre, dann muss ich mich für verrückt halten, oder alle für verrückt halten, die auf Stimmen hören; die Stimmen an sich gibt es nicht. Alles Fake, alles Irrweg.
Erst da, DA, habe ich kapiert, dass mein Dialogpartner dieselbe Krankheit hat, die ich habe - Nichthörenwollen, Nichtsehenwollen - aber nicht gewillt ist, sie zu erkennen. Da hilft das RKI auch nicht.
Also bin ich heute auf die Demo. Von der zu erfahren ja Zufall war, es stand nirgends was darüber. Ich wusste null worum es geht, wollte einfach nur sehen, wer da mitmacht, was die sagen, und wie es sich für mich anfühlt.
In meinem kleinen Städtchen, in dem alles meistens viel später kommt, als woanders.
Nun. Satt über hundert Leutchen, ein Polizist. Abstand ... im Schnitt 50 cm. 99% unmaskiert. Polizist auch. Die bekannte linksalterternative Szene. Alternde und junge. Mütter mit Kindern und ältere Risikogruppenteilhaber. Alles friedlich. Alles fein. Sogar Gesang und Gitarre - darauf hätte ich verzichten können.
99% sind gesund. 99% der Gesamtbevölkerung.
Nein, die Intubierten waren nicht vertreten. Sie waren bislang auch nicht vertreten.
Meine selbstverordnete Blindheit ist Selbstschutz; ich muss mein Leben managen, obwohl ich es zu großen Teilen verlor. Ich kann jeden verstehen, der jetzt sagt, das Chaos, die Ungewissheit, die KOnfusion sind mir zuviel.
Aber wenn einer sagt, es gäbe nur seine Sicht auf die Dinge, und jede andere Sicht sei falsch, das verstehe ich zwar auch, aber damit will ich nicht leben. Jedes Paralleluniversum soll seine Nische haben. Jedes.
„Sie argumentieren nicht, sondern hinterfragen, weil sich so bequem die Gegenseite in Erklärzwang bringen lässt.
(aus dem oben verlinkten Artikel)
Erklärzwang, unerhört. Tatsächlich will man von der Politikern Erklärungen.
Doch, sie argumentieren. Indem sie hinterfragen, was ihnen vorgeworfen wird.
Bedenklich, so einen Satz in der ZEIT zu lesen. Man schämt sich ja auch gar nicht mehr, journalistische Praktikantenschreibe zu drucken.
Nur mal nebenbei: kann mir jemand erklären, warum die ZEIT Geld braucht? Braucht keiner mehr die fetten Feuilletons mehr, wenn er tapeziert? Und wenn nicht, dann klatsche ich mir lieber den Putz rein an die Wand, als ein Blatt zu kaufen, dass sich kaufen lässt. Von wem?
Bitte bei den Verschwörungstheoretikern nachfragen. Oder die selbst favorisierte Pille ordern. Dauert bissl, aber geliefet wird immer.