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wer hätte das gedacht?

wer hätte das gedacht?
...
Einladung zum Tagebüchen über Gegenwärtiges.

ich fahre einkaufen (hab einen job als einkäuferin für alte leute - schon vor dem virus) -
die stadt ist gespenstisch leer. ich fahre durch, und außer mir ist nur ein bürger noch unterwegs. auf dem marktplatz - am eingang ein plakat mit dem aufruf, man möge gruppenbildung meiden und in die armbeuge husten - erstehe ich gesundes gemüse und luxuriösen käseaufschnitt für die generation, die nach bomben und wirtschaftswunder nur noch aufstieg kannte. die mögen ihre treibhaustomaten gern vom großmarkt.

die labelbilder dieser nation.

ich kaufe teures und zahle mit angeleckten, dreckigen geldscheinen. das virus wird hoffentlich wissen, dass es auf so teures geld nicht rumsteigen darf. ich stelle die tüten mit dem sauberen gewächs vor türen und unterhalte die empfänger nur noch durch die zauntür.


es enstesteht zeit.
zeit wird zum edelgemüsigen. jeder darf den köstlichen zeitbecher auslöffeln. schmackhaft soll er sein, der trunk aus nichtstun, nichts, das die welt bewegt. den geschmack davon zu lernen haben wir uns
offenbar vorgenommen. wir backen brötchen, wir mahlen korn - und trennen schrot.
wir werden gerade verschrot - t - et.
[manchmal entescheidet auch nur ein satzkringel, ein tastendruck, darüber, wie es weiter geht. ihr kennt doch den film "brazil"?]

so.

dass ich nochmal zum threaderöffnen im joy komme, hätte ich vor wochen noch verneint. ich dachte, ich bin damit durch.
was


ist bei euch los, was dem gewohnten widerspricht?

was ist bei euch das
" wer hätte das gedacht?" ?
Wer hätte das gedacht ......... ist das nicht die Frage der Erfinder des Unerwarteten?

Die Überraschung, der Moment des vollkommenen Erstaunens, der Moment in den alles geht, der Moment des Impulses an dem wir alle Scheitern
Dem Gewohnten widerspricht, dass ich neben der Arbeit noch meine frustrierten Kinder beschulen darf, die sich nicht mehr mit Freunden treffen dürfen und nun neben Arbeit, Arbeitsplatzrettung auch noch Lehrer, Sporttrainer und Freunde erstzen muss und Stress erlebe wie nie zuvor.
Ich hätte nicht gedacht, dass es noch mal so deutlich auf Kosten der kleinen Leute geht. Die eigenen Kinder beschulen und nicht wissen wie... und dann doch schließlich arbeitslos werden.
********r_66 Frau
127 Beiträge
Wer hätte gedacht, dass es etwas gibt, das einfach jeden Menschen erreichen und verletzen kann und Geld zu haben davor nicht schützt.
*******l_El Mann
2.694 Beiträge
Zitat von ********r_66:
Wer hätte gedacht, dass es etwas gibt, das einfach jeden Menschen erreichen und verletzen kann und Geld zu haben davor nicht schützt.
Ich … davor warne ich seit Jahrzehnten mit Gedankenbeispielen und Nächstenliebe (ich nenne es allgemein Liebe).
Das machen wir schon seit dem ersten Tauschhandel - nur nicht so offensichtlich …
Undifferenziert gesehen, machen wir es ja mit Afrika, Südamerika und Asien so. Bisher hat uns das Militär (u.a. NATO) davor geschützt, das zu merken. Jetzt haben wir „komische” Medien, die weiter so machen, dass sie Angst verbreiten, Politiker, die nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen und ein Militär, dass den Feind nicht sieht.
Deshalb kann man uns nicht davor schützen, das zu sehen, was schon seit fast ewig da ist:
Wir zerstören, weil wir Angst haben, zerstört zu werden.

Ich meine nicht, das der Virus uns Menschen nichts anhaben kann, mir geht es auch nicht um die Berichterstattung, sondern darum, wie es gemacht wird. Mir geht es auch nicht ums Zuhause bleiben, sondern das, was vorher da war. Mir geht es nicht darum ob was passiert, sondern warum.

Um Philosophisch das auszudrücken das sage ich immer wieder:
Es geht nie ums „Ob”, sondern um „Was”, „Wie”, „Wo”, „Wann”, „Unter welchen Umständen”, „(Mit) Wem” usw.
Wenn wir die Realität erkennen wollen, brauchen wir nicht nur eine Dimension.

Lieben Gruß,
Kal
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
wer hätte das gedacht?...
wer hätte das gedacht?

profunde bestandsaufnahme einer obskuren menge von normalität, wo man vor tagen noch eine abfolge von donnerschlägen vermutete. aufwischen und auftischen von fragmenten des an für sich alltäglichen...

verhaltener aufbruch am morgen. das abstandsradar auf dem gut gefüllten discounterparkplatz schafft so seine ganz eigene choreografie. die abstände zwischen den parkbuchten und den menschlichen silhouetten tauchen den parkplatz in die szenerie eines setzkastens. ein leicht verdutzter blick des wachmanns am eingang, welches ich mit einem lächeln beantworte. komme mir mittlerweile schon fast bekloppt vor. so oft, wie ich in den letzten tagen mit einem schon mechanischen lächeln durch die gegend stolpere. und so zische ich dem wachmann ein "danke, dass sie ein bisschen aufpassen", entgegen, was dieser mit zwei zeigefingern an der stirn salutiert. und postwendend zurückzuckt...bloß nicht mit den händen ins gesicht.

an der supermarktkasse die herrschaft der zwei meter. eher eine wohtuende erfahrung als denn die geißel des zwangs. verschränkte sichtweise in der erfahrung von raum,wo sonst nur gedränge von namenlosen herden herrscht. eine schon fast gespenstische begegnung mit freundlichkeit, wo die allgegenwärtige einsicht auf abstand eine verschwenderische freiheit für die ellenbogen schafft, die doch so essentiell für diese gesellschaft scheinen.
irgendwie stellt sich eine dauerhafte erwartung ein, dass in solchen zeiten ein lächeln eine höhere wertigkeit entfalten mag als das gezückte portemonnaie. immerhin- das getauschte lächeln verschafft den vormals gesichtslosen eine identität und eine unterschwellige ebene eines vertrauens, wo man noch vor tagen eine welle der missgunst erwartete. in der selben sekunde so ein weckruf aus der großhirnrinde, dass das alles nur schönfärberei sein dürfte.
zumindest scheint es eher türen zu öffnen als noch vor ein paar wochen.

heute erst zwei anrufe im büro. ansagen im üblichen gewand, wenngleich der kontext nicht mehr ummantelt wird von sinnentleertem geschwafel über das wetter oder die obligaten reissäcke im reich der mitte. ein längeres telefonat mit der besorgten azubine,die ja gerade erst im vorletzen monat ihre erste wohnung bezogen hat. nein, der eingereichte antrag auf kurzarbeitergeld scheint noch nicht einmal bearbeitet und ja, für das aprilgehalt hab ich etwas zurückgelegt. wechsel von prioritäten, wo man sich doch allmählich an geplatzte lastschriften gewöhnt. und die wiederholte gewissheit, dass sich gegenwärtigkeit nicht bilanzieren lässt...
systeme scheinen generell ihre ganz eigene normalität zu schaffen. je nachdem,wie sich die operablen -gleich konkreter oder abstrakter natur- zueinander verhalten...
wer hätte das gedacht...(?!)

wer...hätte das gedacht?
Loslösung vom Schweigen. Aufbruch von der Einsilbigkeit von Klausur hin zu den Silben_trennungen. Undenkbar?
man/n hat ...gehofft
Danke,@******ond für das Geschenk deiner gespendeten Gedanken....
*roseschenk*
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Wer hätte das gedacht, dass ich heute Klopapier bekomme? *lol*

Wer hätte gedacht, dass das jahrelang Gewohnte so schnell so fern entrückt, dass der Anblick leerer Regale zur neuen, gewohnten Realität wurde, und dass so etwas wie Klopapier Sehnsüchte weckt, man möge dieses so wertvolle, rar gewordene Gut endlich wieder sein nennen können, damit man wieder ruhig schlafen, ja überhaupt lebenswert weiterexistieren kann?

Wie einfach Glück sein kann! Das Leben ist schön!

*haumichwech*
ich stehe vor der apotheke, wo ich darauf warte, dass der dritte der zugelassenen kunden wieder herauskommt, damit ich eintreten darf. mein fahrrad lehnt an der hausmauer (ich fahre nur rad, nie auto). es ist kalt, klar, schneidig windig, menschenleer.
eine frau kommt daher, offene, weiße haare, auf einem rad, fährt auf die ampel zu. auf ihrem gepäckträger hat sie zwei säcke blumenerde und ein paar andere dinge aufgestaut. sie kommt etwas ins wanken und eins ihrer pakete fällt zu boden. nichts war befestigt, offenbar hat sie alles aufgetürmt und nicht gesichert.
in meinem kopf, der normalerweise zu so einem anlass gedimmt bleibt, damit ich sofort zu hilfe eile, macht sich eine stimme bemerkbar: sieh zu, ob sie hilflos ist. sieh zu, ob sie es packt.
aber nein, sie packt es nicht. statt das rad an die hausmauer zu lehnen, um ihr desaströses gebilde zu ordnen, reicht sie über die radstange hinweg, mit einem knie das rad balancierend, noch reitend, hinüber, und hantiert linkisch an ihrem herunter gefallenen teil herum. in mir wird es unbehaglich, sie ist etwa drei meter von mir entfernt und wirkt, als habe sie noch nie etwas schweres auf dem rad transportiert.
zum glück kommt ein mann daher, in mittleren jahren, zigarette im mund, passiert gerade die ampel, bückt sich, hebt ihr das teil hoch und gibt es ihr. sie bedankt sich nicht, sondern blitzt mich an, als klagte sie mich unterlassener hilfeleistung an.
war es auch.
ich habe meine reaktion um sekunden verzögert. mich hatte der satz "wie kann man nur so doof sein, so ein gepäck nicht zu sichern?" im griff.

erst als ich aus der apotheke wieder herauskam, wurde mir bewusst, dass ich womöglich erstmals meine reflexe gedimmt habe. ich war fast wütend auf die frau, weil ich empfand, sie habe sich unbedacht verhalten. ohne vorausschau.

seit zwei tagen hänge ich dem vorkommnis nach.
wäre ich nicht lungenkrank - hätte ich anders reagiert?
Ich hab meine Rezepte heute in den Mülleimer geworfen, gelogen, nicht alle, die Schmerzmittel hol ich mir natürlich! Krebspatient, Lunge und Nieren, Immunsystem am Arsch, was solls........ wer wird sich durch so etwas die gite Kaune verderben lassen.
*****und Mann
651 Beiträge
Zitat von *******phin:
Dem Gewohnten widerspricht, dass ich neben der Arbeit noch meine frustrierten Kinder beschulen darf, die sich nicht mehr mit Freunden treffen dürfen und nun neben Arbeit, Arbeitsplatzrettung auch noch Lehrer, Sporttrainer und Freunde erstzen muss und Stress erlebe wie nie zuvor.

Wer hätte gedacht, dass ein Virus mehr Einfluss auf die Bildungsreform der Zukunft nimmt als 30 Jahre Kultusministerkonferenz *zwinker*
Wer hätte gedacht, dass ein Virus unsere anscheinheilige Mitmenschlichkeit (3. Welt, Flüchtlinge, Tiere), die angeblich jeden möglichen Hilfe-Euro und -Dollar locker macht, als Bullshit decouvriert. Nur wenn's uns um unser Leben geht, sind innert Tagen Milliarden ("whatever it takes") verfügbar. Qualtinger hatte Unrecht: Da Mensch is koa Sau - er gehört zu Gattung Bestie.
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Wer hätte das gedacht, dass die Menschen so verunsichert in der Begegnung miteinander werden?

Beim Einkaufen, unsicheres ins Gesicht schauen. Angst vor Nähe. Angst vor Ansteckung. Ein Schlange stehen, um überhaupt ins Geschäft zu kommen. Ein Ausweichen, ein Umwege laufen, wenn da jemand steht, an dem man nicht vorbei kommt. Wie soll man an gewissen Stellen im Geschäft auch sonst 1,50 m einhalten? Empörung, wenn jemand zu nahe kommt. Unsicheres, gemeinsames Lachen über die Freude, Toilettenpapier zu bekommen.

Wer hätte das Gedacht, dass die eigene Schwester so ihren 50. Geburtstag feiern muss? Eben nicht. Telefonische Grüße. Nur meine Eltern wollen es sich nicht nehmen lassen, sie zu besuchen. Im Garten mit Sicherheitsabstand. Nur nicht zu Nahe kommen!

Meine Eltern bekommen ganz viele Angebote von ihren i.d.R. jüngeren Nachbarn. Mehrer, die für sie einkaufen gehen wollen oder nur so fragen, ob es ihnen gut geht und ob ihnen etwas fehle. Ein Paar haben ihnen gute Mundschutzmasken vor die Tür gelegt, damit sie sich besser schützen können. Was für ein freundliches, aufmerksames Miteinander!

Für mich fast Normalität. Ich arbeite. Steige morgens ins Auto, gehe in das für Besucher geschlossene Gebäude, sitze in meinem Büro und habe immer noch meine Kollegin mir gegenüber sitzen und freue mich darüber, dass sie da ist. Viele fehlen. Sicher nicht jeder berechtigt, aber mögen sie alle irgendwann wiederkommen. Abends geht es nach Hause. Wieder fast Normalität.

"Bleiben Sie gesund!" Ein neuer Gruß, der immer häufiger kommt. Wird er zur Normalität auch nach Corona?

*gruebel*

Aber, ich sehe auch irgendwo Licht am Horizont. Vielleicht ist der wirkliche Höhepunkt hier noch nicht erreicht. Und Corona wird die Welt Monate verfolgen. Dennoch, gerade weil wir so kontaktarm geworden sind, könnte es funktionieren. Könnten wir hier in Deutschland mit einem recht blauen Auge davon kommen. Wir werden in wenigen Wochen nicht wieder feiern, aber uns vielleicht wieder etwas näher begegnen können ... Hoffe ich zumindest.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Ich hätte nie gedacht...
... dass es mir später Gewissensqualen bereiten würde, dass ich etwas Ungehöriges tat, weil ich spontan ein Baby vom Boden hochnahm, wo es munter quietschend krabbelte, es auf Gesichtshöhe hob, um dann lachend meine Nase an seinem Näschen zu reiben.
Das Normalste der Welt. Einem Baby Spaß zu machen, und sich dabei glücklich zu fühlen.

Das darf man doch eigentlich in der besten aller denkbaren Welten. Und sie ist es doch immer noch, auch wenn sie Corona hat.
*******018 Paar
357 Beiträge
Wer hätte gedacht,….
dass es so viele Experten gibt mit noch mehr Meinungen,…
dass Grundrechte fallen wie die Hemmungen beim Klopapier,….
dass Vernunft gefragt und doch die Unvernunft so nah,….
dass wir die versuchen zu schützen, um die wir uns doch so wenig gekümmert haben,…..
dass wir jetzt denen danken, die wir bisher nie wahrgenommen hatten,….
dass wir über Selbstverständlichkeiten diskutieren, welche bisher als zu teuer galten,….
dass wir für die Helden klatschen, welche ihren Job so lange schon machen,…
dass Distanz so viel nähe schafft,….
dass wir so vieles überdenken müssen,…
dass ein 160 nm großes Viruspartikel die Welt, unsere Welt, so verändert,….
Auch wenn wir jetzt erkennen woran es mangelt, werden wir lernen was zu tun ist?
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Wer hätte das Gedacht, dass darübr nachgedacht wird, dass wir vielleicht alle Mundschutz tragen sollten, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren?

Klar, dass selbstgenähter Mundschutz einen selber kaum schützen wird können, aber je mehr in in Situationen tragen, wo Menschen dann doch enger aufeinander treffen (wie z.B. beim Einkaufen), um so mehr schützen wir die anderen, sollten wir infiziert sein. Und das wäre ein gewaltiger Gewinn!

Vielleicht ist das auch die Lösung, wenn sich die Ansteckungsverdopplung weiter verringert, dass mit einem Mundschutzgebot mehr Geschäfte und auch Friseure u.Ä. Richtung Mai wieder aufmachen dürfen. Für Sporteinrichgungen und die Gastronomie (letztere höchstens mit 2 Meter Abstand) sicher noch zu früh, vielleicht im Juni, wo man den Höhepunkt von Corona in Deutschland erwartet?

Und, wenn es dann weiter besser geht, wir irgendwie durch den Juni gekommen sind, dann im Juli mehr ... Aber sicher immer noch keine Massenveranstaltungen, Clubbesuche, Partys, Bundesliga-Fußballspiele. Das wird frühestens möglich sein, wenn ein Impfstoff marktreif produziert verfügbar sind wird und da wäre eher September realistisch.

Schön, wenn es schneller passieren würde. Und für manch einen sind diese Vorstellungen nicht schön und es kann Ihnen gar nicht schnell genug gehen, wieder Feiern zu können oder intimeste soziale Kontakte zu haben. Aber, es ist ein Abwägen von persönlicher Freiheit, auch von Wirtschaftsinteressen (die mich nur am Rande interessiert (*siehe Fußnote)) und anderen Dingen auf der einen Seite und Menschenleben auf der anderen! Ich kann da noch einge gute Weile verzichten... **


• Wirtschaftliche Interessen halte ich begrenzt für berechtigt, da dahinter auch Menschenschicksale stecken; wo Menschen aktuell oder nach Corona nicht nur ernährt werden wollen, sondern auch ein menschenwürdiges Leben haben sollten (zumindest leben wir (noch) in einer (sozialen) Marktwirtschaft*); In Italien kam es jetzt sogar zu Plünderungen, weil Menschen nichts mehr zu Essen hatten. Hier ist das (noch?) sicher besser geregelt worden.

** Ich kann nicht leugnen, dass andere Epidemien andere Gedanken und Gefühle auslösen könnten. Ich las vor kurzem von der Krankheit "Englischer Schweiß". Eine bis heute rätselhafte Geschichte, vor allem in England um 1600 auftretend. Morgens gesund, abends tot. Allerdings "nur" Hunderte über wenige Wochen ... So etwas könnte einen viel weitgehenderen Schutz von Nöten machen.
Oder etwas wie die 'Spanische Grippe'; über 2 - 3 Jahre ca. 500 Millionen Infizierte, 25 - 50 Millionen Tote! Corona ist dagegen harmlos, aber für jeden schwerbetroffenen, die Hölle.
Umgekehrt: hätten wir bei der letzten starken Grippe nicht auch mehr machen müssen? Hat nicht auch sie hier viele Todesopfer nach sich gezogen? Oder werden wir das weiterhin ignorieren?
(Womit ich nicht sagen möchte, dass bei der nächsten Grippe gleich die Ausgangssperre vollzogen werden sollte, sondern der Umgang miteinander sorgsamer!)

________

Wer hätte das gedacht, dass zunehmend Klopapier geklaut wird?

Ich las heute eine derartige Meldung (alte Frau hatte die Lieferung im Treppenhaus gelassen und sich am nächsten Tage gewudert, dass es weg ist *lol* )
Deswegen:



Wer hätte das gedacht, in was für einer Welt wir leben!?!

Aber jetzt zum Schluss kommt natürlich noch ein krönender Abschluss, den ich mir nicht verkneifen kann! *zwinker*

Gravierende Mängel: Bundesweiter Rückruf von Toilettenpapier!
https://www.der-postillon.com/2020/03/rueckruf-klopapier.html

*joyclub*
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
wer hätte das gedacht?
(zweite fuge)
camera obscura. die rezente erwartung, das einem beim heraustreten aus der wohnung ein armageddon erwartet, wird durch lebhaftes vogelgezwitscher und sprießendes grün wieder einmal nachhaltig enttäuscht. keine sonnenfinsternis geschweige denn das zischen einer midgardschlange - stattdessen ein frühlingssymposium auf wellenlänge und die altbekannten paradoxien des alltages. schlechte zeiten für den soziopathen tief in mir, so scheint es.
letzterer wird beim durchschreiten der haustür indes fürstlich bedient: erfreuen sich bereits die lieferdienste für was auch immer ohnehin einer konjunkturellen belebung, so verstellt ein pulk älterer, eng zusammengeraufter mitbürger den zugang zum trottoir. der nachbar von gegenüber zückt sein asthmaspray und lässt das allenfalls auf handlänge entfernte auditorium unbekümmert am aerosol teilhaben. ich verkneife mir ein kopfschütteln und versuche mich in einem gedanklichen konstrukt, dass dieser antizyklische hang zur geselligkeit womöglich von tieferer weisheit geprägt sein könnte. dass mit altersweisheit womöglich die einsicht einhergeht, das die denkbar schlechteste gesellschaft immer noch die eigene ist. nicht die erste- und auch wohl nicht die letzte- gelegenheit, die mir zuraunt, dass ich mir mit der weisheit wohl noch ein wenig zeit lassen kann und muss.

im straßenbild steam punk mit unsichtbaren aluhüten und skurrilen verkleidungen, welche man sonst eher von der obligaten leichenschau im allsonntäglichen abendkrimi kennt. die catwalks des mainstreams verlagern sich von den laufstegen selbsternannter couturiers zu den spiritualitäten der knurrenden mägen. so unbeholfen, wie einige protagonisten die einkaufswagen im konsumtempel als abstandhalter einsetzen, formen sich beim durchschreiten der regalreihen im supermarkt absurde ideen für die anstehende herbst- und winterkollektion. frauen mit womöglich ausladenden reifröcken in madame pompadour-manier und männer mit überdimensionierten louis-quartorz-perücken.

meine fantasie wird in der warteschlange durchbrochen. W. kommt schon von weitem mit einem freudigen lächeln auf mich zugestürmt. so wie ich ihn kenne: immer irgendwie mittendrin und auf freundschaftlicher tuchfühlung. ungestüm drängt er an den hinter mir stehenden in der supermarktschlange vorbei und verwickelt mich in einen smalltalk. meinen hinweis auf die obligaten hundertfünfzig zentimeter konstatiert er lächelnd. seine gestik verrät indes eine stille weigerung, die erfahrung ungezwungenen umgangs lediglich als erinnerung hochzuhalten. mein vorhalt, dass ich ja auch träger sein könnte, verhallt irgendwie in der aufkeimenden selbstwahrnehmung eines angehenden soziopathen in der dritten lehrwoche.
was bedeutet da noch erinnerungskultur? was nützt es, wenn die derzeit wachsenden potentiale der selbstbetrachtung sich allenfalls in einer sehnsucht zur normalität erschöpfen? man erwischt sich dabei, wandlungen eher als entleibungen des seienden denn als verkörperung einer neuen schule für leiblichkeit zu definieren.

in den eigenen vier wänden dann verlagerung von echtzeit ins mediale. virale brotbackevents wechseln sich mit bastelanleitungen für drei-bis vierlagiges. launige farbwechsler vermitteln eine phasenverschiebung weg von den greueln im mittelmeer und brennenden wäldern. es verbreitet schon einen sublimen Reiz, in stundenrunden tv-quasselrunden aug in aug mit einer neuen variation von endlichkeit über das ende von maßnahmen zu räsonieren. stimmen und stimmungen nur noch als lackmustest.

verbleibt also nur noch die entkernung von silbenrätseln als entlarvung von blaupausen außerhalb dessen, was sinnliche erfahrung ausmacht? wer weißt- vielleicht übertölpelt die lauthals proklamierte erwartung auf eine „nachkriegszeit“ die nicht einmal zu einem feldzug einberufenen mit einer renaissance des idealismus. mehren sich zumindest wieder die geister, die dem omnipotenen zugriff der natur mit dem lächerlichen pathos von kriegszügen begegnen wollen. es mag insofern das kleinbürgerliche Gemüt bedienen, dass sich die feldzüge dieses jahrhunderts fürs erste in monumentalheeren und materialschlachten vor ladenkassen auszutoben scheinen. anmutig wie könige, die den wind auspeitschen lassen wollen. angriffe aus dem kernfeld des unsichtbaren scheinen zudem wie gemacht zu sein für die scheinwahrheiten des digitalen. huis clos. die objektive wahrheit (wenn es sie denn geben sollte) müsste an für sich in schallendes gelächter ausbrechen.

hauptsache, der rubel rollt. verzeihung- keine haupt-bzw.- kopfsache sondern eher eine verquerte ratio aufgeblähter bäuche. vielleicht eine erklärung für ein gesellschaftliches farbenspektrum, welches noch vor wochen bereits im vorauseilenden gehorsam vor dem ganzen schlamassel von der villa kunterbunt auf diarrhoe umzuschalten schien. auch unangenehm vertrautes scheint sich halt zu verschieben. wenn sich auch an jedem gekreuzten blick (selbst jenem in der spiegelung) wieder dieses altbekannte zu manifestieren scheint: man traut dem zauber irgendwie nicht. wäre es doch vermessen zu glauben, in den notwendigen fügungen mehr denn als den versuch einer resozialisierung von waldgeistern zu verstehen.

wird es ein morgen geben, in welchem Standpunkte auch als dahingestellt angesehen werden können, ohne die wege der wandlungen im sich selbst wandelnden zu verbauen?
wie schnitzt sich so ein musterbogen? hoffnungen relativieren sich allzu gerne im systemischen kompromiss, indes:
der tauchkurs in erlebniswelten ist nicht abgesagt...

wer hätte das gedacht?
der tauchkurs in erlebniswelten ist nicht abgesagt

nein. und niemand braucht darum zu bangen, keine zulassung zu bekommen.
danke für diesen text, @**********hylen

ich gehöre zu den privilegierten; weder muss ich meine kids rund um die uhr bespaßen, noch muss ich in ein büro fahren, noch an der kasse sitzen. ich fahre nur herum, lade gekauftes auf mein rad und stelle es den älteren vor die tür. sie sind fit genug, auf mein klingeln an die tür zu kommen, sich zu bedanken, die taschen mit den lebensmitteln abzuholen und sie plaudern mit mir. der herr, den ich beliefere, ist asketisch, der wollte noch nie mehr als ein mal wöchentlich seine nahrung. seinetwegen habe ich gelernt, dass man von eingetrocknetem kartoffelbrei, suppeneinlagen und pudding leben kann.

ich sehe kein leid, ich muss nichts sehen, das ich nicht sehen will.
täglich bedanke ich mich lose, unzusammenhängend in den äther bei einer unzusammenhängender instanz dafür, dass ich es so leicht habe. meine dankbarkeit ist sehr unzusammenghängend geworden, seit mein mann starb und war lange nichts, als ein zerknüllter zettel. ich habe den zettel wieder aufgefaltet und er liegt irgendwo zwischen den rechnungen herum, die ich für den steuerberater sammle.

wenn ich sage, denk dir doch bitte was aus, du kannst doch nicht von künstlicher suppe leben, sagt der herr: kann ich schon. ich bringe dann ungefragt käsekuchen mit, weil ich weiß, er liebt ihn. einfluss auf sein fortleben habe ich nicht. ich lade sein handykonto auf. damit er erreichbar bleibt und erreichen kann. obwohl er sich immer nur anrufen lässt.
die eine der damen hat appetit auf entenbrust zu ostern. der metzger ihres vertrauens will nur eine entenbrust nicht bestellen, lohnt sich nicht. also fahre ich zu lidl, denn da weiß ich von früher, da gibt es sowas. früher, als wir noch jung waren und einen hausstand gründeten, waren mein mann und ich oft bei lidl und haben all die dinge erstanden, die nun hier herumliegen. ich habe alles, was man haben kann. und ich weiß nicht so recht, ob sowas reichtum ist.
aber "ich habe dir entenbrust organisiert" quittiert die alte dame mit einem derart überschwänglichen "das ist ja toll! da bin ich aber froh, dass du so gut für mich sorgst!", dass ich mich fast schäme. und sagen muss, ich bin doch nur zum lidl.

ich fahre das zeug umher. desinfiziere meine hände immer wieder und trenne das, was verderblich ist, von dem, was hält, in verschiedene tüten. damit eine eventuelle schmierinfektion nur in einer der tüten grassiert. "lass das paar tage liegen, eh du das auspackst" sage ich.
ich bin nie sicher, ob ich alles richtig machte.
hab mir auch abgewöhnt, zwischendurch zigaretten zu drehen und auf parkbänken zu rauchen, ich warte immer ab, eh ich zu hause bin und meine hände wusch. die beiden kater streichle ich auch erst wenn ich dies geschehen, obwohl sie überall sind und alles mögliche an ihren seidenen, rosa pfoten heranschleppen.

die empfänger meiner eingetüteten lebensmittel fragen auch immer "wie geht es deinen beiden katern?" und dann erzähle ich bissl was, so, von gartenpforte zu tür. was sie alles anstellen, dass sie den vorhang herunterrissen (wegen einer müden wespe, die dahinter krabbelte und für ihre blinden augen nicht sichtbar, aber für ihr gehör anwesend war), und dass sie mich abends am bett aufsuchen, weil es da immer nochmal dentalkekse gibt, gegen zahnstein. meine kater sollen keinen zahnstein kriegen.

fast jede geste wird, wenn ich mich dem hingebe, zu einem event. in kürzester zeit wird fast alles fragwürdig, denkwürdig.
im augenblick kringeln beide auf ihren kissen; sie kennen das schon, dass ich abends munter werde, das buch wird zur seite gelegt, und ich tippe. sie warten, oder warten nicht, ich werde es nie erfahren. sie schlafen, und dann sind sie wach.
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
fides filidae,meine liebe@MaerzMond...
...mögen doch die übergänge vom fragwürdigen und dem denkwürdigen zum dankwürdigen fließend erscheinen. kommt das elysium doch zuweilen in Blindverkostung.

dankbarkeit -so scheint es- nährt sich mehr von der liebe der dabeigebliebenen als denn von den lehren der davongekommenen. faszinosum und mysterium allein aus ihrem so scheinbaren selbstverständnis heraus. es kostet ja nichts, denkt es sich vorschnell und doch vermisst es sich recht schnell in den überbordenden regalen einer welt, die vorgeblich für jeden etwas übrig hält.

auch ich fühle mich privilegiert. so ganz ohne hochbepreisten schnickschnack oder gar einer lodge auf der hellen mondhälfte. privilegiert mag sein, wer sich imstande sieht, sich vom verhängnis der notwendigkeiten und des zwangsläufigen zu lösen, ja vielleicht sogar zu befreien. zugegeben eine idee von vielen. und wohl eine rechtfertigung für vieles- will man sich doch insgeheim nicht als lügenbaron mit einer kanonenkugel über der eigenen linken hirnhälfte schweben sehen.
privilegiert und gleichzeitig dankbar zu sein bedingt vielleicht die loslösung von den materiellen besitzständen. erinnert mich –auch gerade in den letzten tagen- an mein staunen über diesen gleichmut und die lebenszugewandtheit dieses einen nahen anverwandten aus jugendtagen. dieses dankbare leuchten in seinen augen für so manchen sonnenaufgang. eingehegt in die gewissheit so vieler sonnenaufgänge während der fast zweijährigen lagerhaft in neuengamme. ein notorischer frühaufsteher. im nach hinein wohl eine denknotwendigkeit, beherbergten doch die sonnenuntergänge die allseits präsenten schrecken einer zwölfjährigen dunkelheit. und vielleicht die gewissheit, dass widerstand vom widerstehen der rechtzeitig aufstehenden lebt.
dankbarkeit (so mutet es an) ist brot für die Seele und wenn es auch nur ein steinsatz auf den straßen des sich vergegenwärtigens sein mag. ein differenziertes bild von offenkundigkeit breitet sich da aus in den steinen, die da so im selbst fugen füllen und im zweifel auch mauern errichten.

die reise der steine. allgegenwärtig und doch oftmals auch wieder laut aufschlagend im kiesbett der automatismen…
après le travail. so gerade aufgetaucht vom „was passiert hier gerade“, welches seit nunmehr drei wochen eine neue dimension des staunens auszubreiten scheint. aufgeschreckt von einer mail meines hausarztes durchforste ich meine medikamentenbestände. unwillig, lauert doch in dieser unscheinbaren schuhschachtel die sakristei der verschütteten ängste. mich vergewissernd, dass da noch genügend blister gegen den bluthochdruck in diesem schmucklosen karton liegen, wandert auch die leicht abgegriffene packung vergentan durch meine zögerlichen finger. tröstlicher begleiter seinerzeit und sauber eingeschlagen in diesem beipackzettel des fotemustins. gott, hab ich in den ersten beiden wochen der chemo gekotzt. eine orchestration des schweigens breitet sich da zwangsläufig aus, wo man nahezu täglich mit neuem, besorgniserregendem zahlenwerk einer fast unwirklichen endlichkeit konfrontiert ist. zu sehr berührt und immer noch befangen vom telos des unantastbaren. demut gedeiht vielleicht gerade in den Zeiten, wo es gilt, die sehnsucht aus dem korsett der ureigenen fehlbarkeit zu befreien. mehr als nur beschäftigung mit reiskörnern des erinnerns.

schwellenwerte von zeit lösen sich nur zäh auf im permanenten tic toc des weckers auf meinem nachtschrank. ich wiege die noch halbvolle schachtel in meiner hand. unschlüssig. und für einen moment stellt sich auf der zunge wieder dieser leicht pelzige geschmack von bitternis ein. wohl symptomatisch für einen lediglich davongekommenen. verkümmert doch die demut gerne mal im essigsauren milieu des jahrmarktes der ambitionen.
die halbleere schachtel fliegt zurück in den karton. wer weiß, wozu es noch gut es. schleicht sich doch der sarkastische gedanke ein, dass bald vielleicht noch zeiten kommen, in denen ich wieder wochenlang abkotze. prompt nachfolgendes kopfschütteln über die anmaßung, mir den sarkasmus recht zu machen. bei dem dusel, den ich hatte, soll es als stete mahnung reichen- mögen doch die übergänge vom reichlich fragwürdigen und dem denkwürdigen zum dankwürdigen fließen...
immerhin-sarkasmus dürfte wohl vordringlich die rache des entrechteten optimisten sein.
schießt mir doch gleichzeitig dieser so schöne satz in den sinn, wonach das denken immer rückwärts verstanden, aber vorwärts gelebt werden muss.

zeitiges vermag sich nicht so recht in stundengläsern oder jahrbüchern zu gewichten. jahre sind genauso wenig marktfähig, wie ein jahrmarkt nicht nur aus geisterbahnen besteht.
und wer hätte es gedacht- die Jahrmarktschaukeln schwingen weiter…
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Wer hätte das gedacht, dass da tatsächlich Politiker in NRW von der CDU und FDP drüber nachdenken, Zwangsarbeit für diverse Menschen verschiedener Berufsgruppen einzuführen. So wichtig auch eine medizinische Versorgung und anderes bei viel schlimmeren Epidemien sein mag, aber derartige Eingriffe wären selbst zu Kriegszeiten überzogen.
https://www.zeit.de/arbeit/2 … -verpflichtung-armin-laschet

Wer hätte das Gedacht, dass in mehreren Bundesländern entgegen Datenschutzbestimmungen die Polizei listenweise Corona-Infizierte genannt bekam? Sind Corona-Infizierte Schwerverbrecher?
https://www.heise.de/newstic … rus-Infizierten-4695675.html

Wer hätte das gedacht, dass die Amerikaner in Asien einfach für Frankreich und Deutschland zigtausende hergestellte Masken konfiszieren, die jetzt hier fehlen werden? Jeder ist sich erstmal selber der Nächste?
Dafür finde ich es aber toll, dass in Deutschland aktuell auch erkrankte Franzosen und Italiener versorgt werden. Noch haben wir ca. 17.000 Intensivbetten frei!

Wenn das jetzt mein "Tagebucheintrag" von mir ist, dann eben mit den Gefühlen und der Sorge dahinter, wie sich manche Dinge entwickeln oder was zumindest droht! Und das nicht in Polen oder Ungarn, sondern hier! Ich hoffe, der Widerspruch kommt (die Datenschutzbeauftragten haben z.B. schon widersprochen).

Aber auch das: das Licht am Horizont ist da. Ein kleines und eins, was schnell auch wieder ausgeblasen werden könnte, aber ... ja. Ich bin zuversichtlich, dass die ersten, kleinen Lockerungen Ende April kommen werden! *g*

Bleibt gesund!
****ta Frau
2.135 Beiträge
Wellness pur
Wer hätte das gedacht, dass meine kühnsten Träume der letzten Zeit wahr werden würden?

Ich trete nun aus dem Haus auf's Trottoir, und niemand hemmt meine Schritte, weil gerade eine schwerbepackte, kinderwagenschiebende, laut palavernde Meute meine Schritte kreuzt.
An der Bushaltestelle stehe ich alleine und meditiere über die gesündere Luft, die ich neuerdings atme, und kein Kreischen und Toben Schulpflichtiger stört meine Betrachtungen.
Im Bus suche ich mir ein bequemes Eckchen und kann sicher sein, dass ich es nicht mit irgendwem teilen muss, der an der nächsten Haltestelle zusteigt.
Die Welt fühlt sich verhaltener an, Platz, das Luxusgut, ist jedem sicher, der sich vor die Tür traut, und ich traue mich gerne und oft.
Und ich habe Zeit. Zeit, mein Augenmerk auf Begebenheiten zu richten, die ich sonst im Trubel vermutlich gar nicht in ihrer Gesamtfassung wahr genommen hätte.

So wie heute.

In einigen Metern Entfernung von mir versuchte ein Mann kühn, aber eher minder erfolgreich, gleich vier Autoreifen zugleich über das Pflaster zu rollen. Alle 1,2 Meter entwischte ihm einer, er strauchelte, und seine schöne Reifenordnung löste sich auf. Interessiert verhielt ich meinen Schritt, da mich die Neugierde trieb, zu erfahren, wie er denn seinen weiteren Weg gestalten möge. Nun schon mehr schlendernd sah ich, dass ihm nach einigen Ausreissern wieder eine Formation gelang, mit der er sich langsam in Bewegung setzte. Das ging 5 Meter gut, dann fiel wieder einer des Quartetts um. Mittlerweile gab ich mir schon gar keine Mühe mehr, mich vom Fleck zu bewegen, und stellte fest, dass sich bereits eine Welle von Heiterkeit in mir hob, als er wieder geduldig versuchte, sein seltsames Unterfangen fortzusetzen. Es gelang ihm - bis nach 4 Metern alle auf einmal fielen. Da hielt ich es nicht mehr aus, tat ein paar rasche Schritte und bot ihm schmunzelnd meine Hilfe an. Er lehnte mit der Begründung ab, er brauche jetzt nur noch 5 Meter weiter, aber in dem Moment, wo wir uns ansahen, bemühte ich mich gar nicht mehr, mein Lachen zu verstecken, und dann glomm das gleiche Lachen auch bei ihm auf. Er erklärte mir, er sei nur zu faul gewesen, sie alle nach und nach zu tragen, was wir beide aus irgendwelchen Gründen dann so witzig fanden, dass wir plötzlich da standen und lachten und lachten.

Nur eine kleine Episode, aber sie war etwas Besonderes, weil plötzlich Platz dafür war, mit einem Wildfremden herzlich um die Wette zu lachen. Nachdem wir uns noch munter 'Ciao' gesagt hatten, ging ich fröhlich weiter, fühlte mich erfrischt, wie befreit und seltsam glücklich durch diese kleine Begegnung am Rand des Tages.

Wer hätte das gedacht, dass einmal Kleinigkeiten so groß werden können?
Eine so schöne Skizze, @****ta. Danke dir. Muss auch jetzt wieder lächeln, wenn ich mir den Mann vorstelle, mit seinem Räderwerk.

Danke auch an @**********hylen. Heute kann ich mehr als Danke nicht sagen.

Hab es mal wieder mit der Kommunikation übertrieben, und nun bin ich leergeredet. Ein Grund, der trifftigste, zu schweigen. Aber womöglich lässt sich auch aus der Gedankenwüste noch Hülsenwort und Schalensatz ausschwitzen. Letztlich ist es das, woran man jetzt transpirieren lernt. Jeden fünften Link, den ich bekomme, bekomme ich zum zweiten Mal. Redundanz ist Tagesgebot. Und wie an einem Abreißkalender bilden sich bis zum Abend Slogans heran. Als schwebte je ein Begriff über das Ungesagte des Morgens und schlingerte wie ein Turnbub am Seil abwärts zwischen meine Hirnwindungen.
Gestern war das Tageslabel "Mundschutz"; natürlich ist es ein Dauerbrenner, aber eben in meinem persönlichen Empfangsstudio spu(c)te mir der Begriff förmlich in die Tagessuppe hinein. Beinahe jeder berichtete von unzulässigen Annäherungen; unter einem Abstandsmeter gehaltene Raumbegegnungen werten eine Rede auf. Man berichtete mir sogar davon, man sei an der Kassenschlange absichtsfrei berührt worden.

Platz, das Luxusgut

Ja, und Zeit, noch so eines. Und Sonne. Und Wärme. Zynisch oder gnädig, wie ist nun die Schicksalsgöttin? Vermutlich blind. Man verwechsle die dennoch nicht mit ihrer Schwester.
Von all dem üppig.
Der Sommer ist dennoch gecancelt, und für mich ist die Idee, nicht schwimmen gehen zu können mitunter bestürzend. Aber Bestürzung in eigener Sache ist derzeit anachronistisch; so, als klagte man, dass man nicht im Café sitzend Kuchen essen kann (und ignorierte, dass die Bäcker die Arschkarte zogen, nicht man selbst).

Ich habe neulich versucht Schutzmasken zu nähen. Leider ist Nähen nicht mein Ding und ich habe vier Exemplare aus der Gattung Gewollt mit solchen aus der des Nichtgekonnt verkreuzt und einsehen müssen, dass ich meine Werke nicht vervielfältigen kann, noch patentieren. Bestenfalls kneife ich mir sowas selbst um die Ohren, wenn ich mit eingezogenem Nacken und flach atmend zwischen Regalen pirsche. Ich fühlte mich hilflos und gedemütigt ob meiner schrägen Nähte und wurstigen Säume, eh ich mich erinnerte, dass es andere, wesentlich authentischere Hilflose gibt.
Wird einem echt der Spaß an Ichgewicht verdorben.

Das Tageswort heute war "Rückgang": der Infiziertenzahlen, in Bayern. Unlang später bemerkte ich, dass ein Rückgang meiner Geduld zu verzeichnen ist. Ich stoppe Videos immer öfter, weil ich die Rahmenhandlung der Berichterstattung nicht aushalte. Ich murmele dann halblaut für mich "laberlaber" und scrolle davon. Oder ich ducke mich ob der Musikunterlegung eines gutgemeinten, blütenlastigen Appells an unser Durch- und Einhaltevermögen.

Freitag habe ich zum globalen Waffenstillstand aufgerufen. Ja. Tapfer, an der Front. Ich habe per zuckerapp angeklickt, Mail eingegeben, und schon war ich sichtlich und nachhaltig vollbürgerlich. Ja, ich möchte gerne, dass sie - alle -, - jetzt-, -sofort- mit dem Kloppen aufhören und endlich erwachsen werden.
Ich weiß dann, im Laufe des Nachmittags, nicht, ob die Idee nicht ein wenig durchgeknallt ist, aber warum nicht der Utopie eine Chance geben? Da war Tageslosung "Appell". Es gab Schriftverkehr ob der Petition:

X: Ich habe keine Bestätigungsmail erhalten.
Y: Geht auch ohne.
X: Nee, ohne geht nicht.
Y: bist du sicher? hab nie eine bekommen.

...

Y: ich habe versucht erneut zu unterschreiben, und es ging nicht. "sie können nicht zwei Mal unterschrieben" hieß es. ist also drin.

...

X: Das müsste bedeuten, die Unterschrift ist drin.
Y: Ja. So meine ich.

X: Ok. Ich will es mal hoffen.
Y: Vor allem den Inhalt.
X: Genau! (Daumenhoch)

Ja. Like.
Ist sowas wie eine kollektive Meditation. Oder gehen die Boten der Vereinten Nationen jetzt herum, mit ihren untermailten Appellationen und rufen die Zahlen der Willigen auf, die dann jene zum Stillstand bringen, die etwas mit Waffen zu tun haben? Global? Wette, wenn die sehen, dass ich gegen Krieg bin, überlegen sie es sich.
Oder, um weiter Demut zu üben, sie lassen sich von der Menge überzeugen.
Ich fühle mich am Freitag, nach etlichem Telefonieren ob des Friedens, den wir erklicken wollen, glühwanging ausgebrannt und trostlos.

Globaler Rückgang des Illusionswillens. Bei mir. Dann aber fährt die knarzende Selbstermächtigungsmaschine doch immer wieder hoch, und am Samstag telefoniere ich den Akku leer, weil es mir sicherer erscheint, Leute zu appelieren.
Den eigenen Garten zu bestellen.


Das klingt jetzt vielleicht trübsinnig. Bin ich gar nicht. Wäre ich es, hätte ich auf Schreiben verzichtet. Dass ich überhaupt wieder palavere, zeigt (mir), dass es nicht ganz so schlimm ist. Bei mir.
Ich habe heute an einem Weiher gesessen und gezeichnet, das gezeichnet, was ich vor mir sah. Weiher, zwei Baracken, paar Bäume, die Spiegelungen von all dem im Weiher, und paar Details. Dabei habe ich bemerkt, dass ich mich nicht aufs Spiegelungen Zeichnen verstehe und in einem Tutorial lernen muss, wie man sowas macht.
Wie man täuschend echt ist. Leer und ganz zugleich.
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Wer hätte das gedacht: Lockerungen in Sicht!

Okay. Irgendwann hätten die ersten ja auch kommen müssen. Wobei ich sehr froh darüber bin, wie sehr wir verschont blieben. Da sind Diskussionen schon schräg, wenn eine Kollegin immer noch meint, Corona wäre doch harmlos wie Grippe und wir hätten in den letzten Jahren da 20 - 30.000 Tote gehabt. Ich habe sie gefragt, wann es denn eine Grippe gab, wo man - wie in New York - überlegen musste, vorübergehend Massengräber in Parks auszuheben, weil man mit dem "ordentlichen" Beerdigen nicht nachkam. Daraufhin blieb sie stumm.

Ich hatte über die Ostertage eine Freundin besucht. Damit jetzt kein Missverständnis aufkommt, sie bat um Hilfe beim schleppen schwerer Gegenstände, und - wenn es auch nicht lebensnotwendig war - darf man hier in NRW durchaus jemanden besuchen, auch wenn dazu sicher nicht geraten wird. Tatsächlich besuche ich meine Eltern auch wirklich nicht, da ich sie damit beschützen möchte.

Das war mein erster privater, näherer Kontakt. Das "Lustig-Krasse" war, dass ich ihr auch dauernd auswich, ähnlich, wie wir das auf der Arbeit unter uns Kollegen tun, um grob 1,50 Meter Abstand zu haben. Sie und ich sind nicht so gut befreundet, dass ich unter "normalen" Umständen den Körperkontakt zu ihr suchen würde, aber dass ich jetzt so auswich, befremdete mich schon fast selber.

Wie sehr werden wir uns ändern? Wie viele Wochen und Monate müssen wir noch diese soziale Distanz aufrecht erhalten? Trotz kleiner Öffnungen bei Corona gehe ich nicht davon aus, dass große Veranstaltungen, Discos, Clubs, etc. vor Ende der Sommerferien wieder beginnen werden. Vielleicht erst, wenn genügend Menschen immun geworden sind, was sicher frühestens nach einem Impfstoff in ausreichend angewandter Menge sein wird ... Das könnte wirklich Herbst werden. Vielleicht sogar später.

*snief*

Und wer hätte das gedacht: ich habe meinen grauen Haaransatz selber weggefärbt. Wozu zum Friseur gehen, wenn man das selber so locker machen kann?
(Okay: ich habe jetzt schon Gewissensbisse, dass meine liebe Friseurin einen "guten Kunden" teilweise verliert).
**********hylen Mann
1.142 Beiträge
Wie sehr werden wir uns ändern?
Nun-positiv mag bereits jetzt konnotiert sein, dass die Rufe nach Vernunft offensichtlich von einem überwiegenden Teil der Gesellschaft (bisher) nicht überhört wurden. Diesem doch so zarten Pflänzchen von Kulturoptimismus darf angesichts der -nicht erst seit März 2020- immer lauter werdenden Rufe nach einem System- (oder vielleicht besser:Paradigmen-)wechsel mit einiger Vorsicht begegnet sein (wie sich ja auch u.a. aus der Auseinandersetzung mit einigen Kollegen dokumentiert). Mir scheint: Wie "wir"(als Gemeinwesen oder gar: Weltgemeinschaft) uns ändern werden, dürfte sich m.E. nicht einzig an einer vielleicht sich erneuernden Vernunftethik orientieren, sondern sich in der Art und Weise des individuellen Verständnisses zu den Dingen und Wertigkeiten nach dieser existentiellen Daseinserfahrung. Und vielleicht an der Erkenntnis, dass Verstand sich nicht allein im reinen (zuweilen empirischen) Verstehen, sondern in "sehender Erkenntnis" erstrecken dürfte.
Die Grenzen individuellen menschlichen Verstandes müssen nicht zwangsläufig deckungsgleich mit den Grenzen der Vernunft sein. Wo doch Mensch(lich)sein nicht gleich dem Mensch sein muss.
Ecce homo ...
krass. ich treibe mich jetzt auf facebook herum. war früher ultratabu und gegenstand meiner zynischsten ergüsse.
aber ich musste in einem alten heft meinen nick hervorblättern, weil ein jemand nur so zu erreichen war, und dann habe ich da eingeloggt und dann das und dies. so schnell fallen die hüllen, war für tage selbst erstaunt, eh ich mich einsaugen ließ und nun nach dem morgendlichen zwischendenweltensegeln schon regelmäßig einlogge.
ist das jetzt obszöner als joy, oder noch im rahmen der kollektiven stayhomepsychose entschuldbar?
überhaupt, was mit den emsigen versendern von aufklärerischen erweckungsvideos, die einen immerzu anstacheln an die unwirklichkeit des geschehens zu glauben, ja gar dagegen zu sein. dagegen, dass menschen beschützt werden, wo doch die motorengeräusche der kapitalbildungsmaschine die einzigen sind, die retten können. fragmentarische messages tauschen lose infos aus; ich frage mich immerzu, ob morgens, noch unwach, oder abends, noch nüchtern, was genau vermittelt werden soll. wem genau soll ich nicht glauben, und wem genau soll ich?
was wollen mir all die leute sagen, die nun andersdenkend sind? in einer dieser erwachten botschaften hieß es, millionen föten würden jedes jahr abgetrieben, da krähte auch kein hahn danach. genau. hab ich so schnell nach der fernbedienung gegriffen, dass ich gar nicht wusste, weshalb.
eine "nicht genau definierte gefahr" würde unsere demokratie zum einsturz bringen, hieß es in einem anderen. ich hätte fragen wollen, ab wieviel toten die gefahr genau definiert wird, scheue aber gerade jetzt spuren im netz zu hinterlassen, und kommentiere lieber nicht öffentlich. aha! soweit reicht also schon die angst.
trarah.

über ethische pferdefüße hinweg tröstet mich, dass ich es endlich raus habe, wie man diese gottverdammten ultimativen bestmasken näht. die, in die noch eine zwischenlage reinpasst, die man dann vorm waschen wieder herausnhemen sollte. eine menge leute hatte gesagt, nee, ich brauche keine, dann wieder doch, jetzt, wo masken pflicht werden, will jeder eine, und ich nähe immer besser und denke mir, wenn ich am liebsten die bockige alte maschine an die wand knallen würde, mach, mach, denke nicht, mach zen. zen im garten der nähte.

niemand kann mir erklären, wer die verschwörung gestartet haben könnte. und zu wessen nutzen. cui bono. keiner. aber der reflex sich in die marionettenseile zu hängen, wenn man selbst bewegungsunfrei wird, ist da. blubberblubber, höre ich da. wenn ich wenigstens ein mal was läse, was schlüssig ist.

den katern ist das egal. mama ist meist zuhause, und dass sie kabelwirbeln des bügeleisens lieber ignorieren sollten, haben sie gelernt. ihre stoa möchte ich nachahmen. schlafen, wenn nichts geht, jagen, wenn was geht. klare sache.
und dann entwickeln sie doch so unerwartete und konfuse ungereimtheiten, wie ich auch. balzen wild um meine füße, stupsen mich an, verlangen aufmerksamkeit. wie ich auch, ich will auch erhört werden.

und muss doch lernen, dass das einizig wache ohr, ich selbst zur verfügung stellen kann.
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