Eine so schöne Skizze,
@****ta. Danke dir. Muss auch jetzt wieder lächeln, wenn ich mir den Mann vorstelle, mit seinem Räderwerk.
Danke auch an
@**********hylen. Heute kann ich mehr als Danke nicht sagen.
Hab es mal wieder mit der Kommunikation übertrieben, und nun bin ich leergeredet. Ein Grund, der trifftigste, zu schweigen. Aber womöglich lässt sich auch aus der Gedankenwüste noch Hülsenwort und Schalensatz ausschwitzen. Letztlich ist es das, woran man jetzt transpirieren lernt. Jeden fünften Link, den ich bekomme, bekomme ich zum zweiten Mal. Redundanz ist Tagesgebot. Und wie an einem Abreißkalender bilden sich bis zum Abend Slogans heran. Als schwebte je ein Begriff über das Ungesagte des Morgens und schlingerte wie ein Turnbub am Seil abwärts zwischen meine Hirnwindungen.
Gestern war das Tageslabel "Mundschutz"; natürlich ist es ein Dauerbrenner, aber eben in meinem persönlichen Empfangsstudio spu(c)te mir der Begriff förmlich in die Tagessuppe hinein. Beinahe jeder berichtete von unzulässigen Annäherungen; unter einem Abstandsmeter gehaltene Raumbegegnungen werten eine Rede auf. Man berichtete mir sogar davon, man sei an der Kassenschlange absichtsfrei berührt worden.
Platz, das Luxusgut
Ja, und Zeit, noch so eines. Und Sonne. Und Wärme. Zynisch oder gnädig, wie ist nun die Schicksalsgöttin? Vermutlich blind. Man verwechsle die dennoch nicht mit ihrer Schwester.
Von all dem üppig.
Der Sommer ist dennoch gecancelt, und für mich ist die Idee, nicht schwimmen gehen zu können mitunter bestürzend. Aber Bestürzung in eigener Sache ist derzeit anachronistisch; so, als klagte man, dass man nicht im Café sitzend Kuchen essen kann (und ignorierte, dass die Bäcker die Arschkarte zogen, nicht man selbst).
Ich habe neulich versucht Schutzmasken zu nähen. Leider ist Nähen nicht mein Ding und ich habe vier Exemplare aus der Gattung Gewollt mit solchen aus der des Nichtgekonnt verkreuzt und einsehen müssen, dass ich meine Werke nicht vervielfältigen kann, noch patentieren. Bestenfalls kneife ich mir sowas selbst um die Ohren, wenn ich mit eingezogenem Nacken und flach atmend zwischen Regalen pirsche. Ich fühlte mich hilflos und gedemütigt ob meiner schrägen Nähte und wurstigen Säume, eh ich mich erinnerte, dass es andere, wesentlich authentischere Hilflose gibt.
Wird einem echt der Spaß an Ichgewicht verdorben.
Das Tageswort heute war "Rückgang": der Infiziertenzahlen, in Bayern. Unlang später bemerkte ich, dass ein Rückgang meiner Geduld zu verzeichnen ist. Ich stoppe Videos immer öfter, weil ich die Rahmenhandlung der Berichterstattung nicht aushalte. Ich murmele dann halblaut für mich "laberlaber" und scrolle davon. Oder ich ducke mich ob der Musikunterlegung eines gutgemeinten, blütenlastigen Appells an unser Durch- und Einhaltevermögen.
Freitag habe ich zum globalen Waffenstillstand aufgerufen. Ja. Tapfer, an der Front. Ich habe per zuckerapp angeklickt, Mail eingegeben, und schon war ich sichtlich und nachhaltig vollbürgerlich. Ja, ich möchte gerne, dass sie - alle -, - jetzt-, -sofort- mit dem Kloppen aufhören und endlich erwachsen werden.
Ich weiß dann, im Laufe des Nachmittags, nicht, ob die Idee nicht ein wenig durchgeknallt ist, aber warum nicht der Utopie eine Chance geben? Da war Tageslosung "Appell". Es gab Schriftverkehr ob der Petition:
X: Ich habe keine Bestätigungsmail erhalten.
Y: Geht auch ohne.
X: Nee, ohne geht nicht.
Y: bist du sicher? hab nie eine bekommen.
...
Y: ich habe versucht erneut zu unterschreiben, und es ging nicht. "sie können nicht zwei Mal unterschrieben" hieß es. ist also drin.
...
X: Das müsste bedeuten, die Unterschrift ist drin.
Y: Ja. So meine ich.
X: Ok. Ich will es mal hoffen.
Y: Vor allem den Inhalt.
X: Genau! (Daumenhoch)
Ja. Like.
Ist sowas wie eine kollektive Meditation. Oder gehen die Boten der Vereinten Nationen jetzt herum, mit ihren untermailten Appellationen und rufen die Zahlen der Willigen auf, die dann jene zum Stillstand bringen, die etwas mit Waffen zu tun haben? Global? Wette, wenn die sehen, dass ich gegen Krieg bin, überlegen sie es sich.
Oder, um weiter Demut zu üben, sie lassen sich von der Menge überzeugen.
Ich fühle mich am Freitag, nach etlichem Telefonieren ob des Friedens, den wir erklicken wollen, glühwanging ausgebrannt und trostlos.
Globaler Rückgang des Illusionswillens. Bei mir. Dann aber fährt die knarzende Selbstermächtigungsmaschine doch immer wieder hoch, und am Samstag telefoniere ich den Akku leer, weil es mir sicherer erscheint, Leute zu appelieren.
Den eigenen Garten zu bestellen.
Das klingt jetzt vielleicht trübsinnig. Bin ich gar nicht. Wäre ich es, hätte ich auf Schreiben verzichtet. Dass ich überhaupt wieder palavere, zeigt (mir), dass es nicht ganz so schlimm ist. Bei mir.
Ich habe heute an einem Weiher gesessen und gezeichnet, das gezeichnet, was ich vor mir sah. Weiher, zwei Baracken, paar Bäume, die Spiegelungen von all dem im Weiher, und paar Details. Dabei habe ich bemerkt, dass ich mich nicht aufs Spiegelungen Zeichnen verstehe und in einem Tutorial lernen muss, wie man sowas macht.
Wie man täuschend echt ist. Leer und ganz zugleich.