Aber die Gedanken, die du äusserst, lassen sich mit physikalischen Beschreibungen überhaupt nicht erfassen.
So, meinst du.
Lassen sich bestimmt Gedanken NICHT mit den verschiedenen Botenstoffen, Reizleitern und weitergeleiteten Reizen erklären?
Womit dann???
Ganz gewiss nicht. Ich kenne auch keinen, ausser dir, der sowas ernsthaft behauptet. Ich weiss aber auch nicht so recht, was hier mit "erklären" eigentlich gemeint sein könnte.
Dass das Auftauchen eines bestimmten Gedankens im Geist so erklärt werden könnte wie man in den Naturwissenschaften Ereignisse erklärt (d..h. kausal erklärt auf der Basis von gegebenen Anfangsbedingungen und geltenden Naturgesetzen), ist eine abenteuerliche Idee. Eine solche Erklärung kann kein Gehirnforscher geben. Ob das jemals möglich sein wird, ist ziemlich unwahrscheinlich.
Aber vielleicht meinst du mit "erklären" etwas weniger Anspruchsvolles. Ich bin ja kein ontologischer Dualist (wie Descartes), der glaubt, es gäbe 2 Arten von Substanzen (materielle und geistige).
Sicher passiert irgendwas physikalisch beschreibbares im Gehirn, wenn jemand einen bestimmten Gedanken fasst. Aber auch hier wäre es abenteuerlich zu glauben, aufgrund von neuro-physiologischen/neuro-chemischen Vorgängen könnte man den Gedanken als Gedanken verstehen. Oder gar aufgrund solcher naturwissenschaftlicher Fakten etwas über die Gültigkeit oder Ungültigkeit des Gedankens sagen zu können.
Was an Bewusstem im Gehirn vor sich geht, kann man aus der Er-Perspektive und aus der Ich-Perspektive betrachten. Und das, was aus der Ich-Perspektive erfahrbar bzw. wahrnehmbar ist, ist grundsätzlich nicht dasselbe wie das, was man (naturwissenschaftlich) aus der Er-Perspektive herausfinden kann.
Es gibt da z.B. den berühmten Aufsatz von Thomas Nagel "What It Is Like to Be a Bat". Es ist für die Fledermaus "irgendwie", sich per Echolot zu orientieren und Insekten als Beutetiere zu lokalisieren. Aber selbst wenn wir uns eine perfekte Hirnforschung vorstellen, die genau sagen kann, was im Gehirn der Fledermaus vor sich geht, müssen wir immer noch zugeben, dass es für uns niemals möglich wäre herauszufinden, wie sich das für eine Fledermaus anfühlt.
Die Ich-Perspektive der Fledermaus ist uns grundsätzlich verschlossen. Was Nagel damit zeigen will, ist, dass es Dinge in der Welt gibt, die prinzipiell nicht mithilfe von naturwissenschaftlichen Untersuchungen erklärt und beschreibbar gemacht werden können. Es gibt also prinzipielle Grenzen des Physikalismus.
...und WER legt denn fest, ob ein Gedanke "richtig", oder "falsch" ist? (ich meine natürlich, ausser Dir )
WER das festlegt (oder beurteilt) ist völlig uninteressant in diesem Kontext. Das Wichtige daran ist, dass es dabei um eine normative und nicht um eine empirische Frage geht. Gehirnforschung kann als Wissenschaft prinzipell keine normativen Fragen beantworten.
Hmm, dann gibt es also Gedanken, die nicht auf bio-physikalischer Grundlage entstehen! Das ist interessant.
Wie ich schon gesagt habe, kann man das durchaus zugestehen. Aber wenn man in das Gehirn hineinschauen könnte, um zu verfolgen, wie und wo ein Gedanke entsteht (was zur Zeit noch ganz utopisch ist), könnte man immer noch nicht wissen, was für ein Gedanke das ist und wie es sich anfühlt ihn zu haben.
Es gibt in der analytischen Philosophie ein interessantes Gedankenexperiment (ursprünglich von Frank Jackson erfunden) über die fiktive Farbforscherin Mary, die alles über Rotempfindung weiss, was die theoretische Gehirnforschung jemals darüber herausfinden könnte. Sie ist aber in einer schwarz-weissen Umgebung aufgewachsen. Wie es ist, Rot zu empfinden weiss sie also erst dann, wenn sie zum erstenmal in ihrem Leben wirkliches Rot sieht.
Es gäbe noch viel zu sagen, aber das langt erst mal.