Ich will mal versuchen, ein paar Dinge zu klären. Vielleicht ist das für alle weiteren Versuche, das Thema weiterzuspinnen, von Nutzen.
Ich bin wie einige andere hier der Meinung, dass ein sogenannter strategischer Gottesbeweis Unsinn ist. Das lief am Anfang der Diskussion auf die Pascalsche Wette hinaus. Wie schon gesagt worden ist wäre die Entscheidung, an Gott zu glauben, weil man dann beim Jüngsten Gericht (falls es das gibt) besser dasteht, strategisch nicht eben klug. Gott würde sich über diese Art von Glauben wohl kaum freuen können. An Gott zu glauben, weil das vielleicht Vorteile bringt, ist wohl auch mit keiner der grossen Religionen vereinbar.
Im Mittelalter, als man versuchte griechische Philosophie (und damit Rationalität/Vernunft) in Einklang mit der christlichen Religion zu bringen (z.B. durch Thomas von Aquin), erschien es wichtig, über Gottesbeweise nachzudenken. Schliesslich sollte es AUCH vernünftig sein, an Gott zu glauben. Theologie und Philosophie waren da sowie so noch nicht getrennt wie heute. Keiner der Gottesbeweise erwies sich aber unter philosophischen Gesichtspunkten als haltbar.
Interessant waren Überlegungen, die man negative Theologie nannte. Das hat nichts mit "negativ" im heutigen Sinn zu tun, sondern ist das Resultat der Überlegung, dass Gott SO verschieden von allem Irdischen und Menschlichen ist, dass man mit Begriffen menschlicher Sprache und des menschlichen Geistes gar nichts über ihn sagen kann. Allenfalls kann man sagen, was er NICHT ist.
Die Neuplatonisten (ca 3. Jh. nach Chr.) aber auch Meister Eckhart und Nikolaus von Kues entwickelten solche Ideen. Menschen, die heute noch an Gott glauben und sich als Grund dafür auf schwierig zu beschreibende Erfahrungen berufen, könnten sich sicher mit Gedanken der negativen Theologie anfreunden.
Die Hoffnung auf Beweise für die Existenz Gottes in irgendeinem philosophischen Sinn muss man wohl aufgeben. Deshalb bin ich auch wie einige andere hier der Meinung, dass Menschen, die an Gott glauben, besser von Glaubensgewissheit sprechen sollten und nicht von Wissen. Man kann kein Wissen von etwas haben, dessen Existenz unbeweisbar ist.
Natürlich ist auch die Nichtexistenz von so etwas wie einem Gott nicht beweisbar. Ich selbst bin allerdings der Meinung, dass es schon äusserst gewagt ist, angesichts unseres astronomischen und physikalischen Wissens an die Existenz eines persönlichen Gottes zu glauben wie er in den monotheistischen Weltreligionen immer noch als existierend angenommen wird.
Dieter