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Sexualmoral - Sexualethik

Sexualmoral - Sexualethik
Guten Abend !

Dieses philosophische Forum ist ein Forum von und für Leute, die in der einen oder anderen Art und Weise die herkömmlich christlich-abendländische Sexualmoral oder -ethik hinter sich gelassen haben, die man kurz mit dem Begriff "lebenslanger, exklusiv-monogamer, heterosexueller Paarbeziehung" umschreiben kann. Etliche Sexualpraktiken, die von mir, von uns mit großer Freude und 'nachhaltig' betrieben werden, fallen zudem in der klassischen biologisch-anthropologischen Definition unter die Begriffe der Perversion und Deviation. Pervers ist demnach eine sexuelle Handlung, die der vaginalen Insemination zwar nicht unmittelbar dient, aber sie nicht ausschließt, wie etwa lecken und blasen als Stimmulanz vor dem Mösenfick; deviat ist eine Handlung, die die vaginale Insemination ausschließt: blasen mit Schlucken, schwuler oder lesbischer Sex.

Indem wir uns also von der tradierten Sexualmoral und Sexualethik verabschiedet haben, stellt sich die Frage ihrer Nachfolge.

Welche Sexualmoral oder Sexualethik haben wir - oder sollten wir haben ? Welche moralischen oder ethischen Ge- oder Verbote sollten wir beachten ?

Ich habe den Thread sowohl mit dem Begriff der Ethik, als auch dem der Moral versehen, weil die Begriffe häufig synonym verwendet werden. Ich verwende sie im Sinne des barrocken Naturrechtlers Christian Wolf, der die Religion als die Summe der Pflichten gegenüber Gott, das Recht als die Summe der Pflichten gegenüber dem Staat, die Ethik als die Verpflichtung gegenüber dem Mitmenschen und die Moral als Verpflichtung des Menschen gegenüber sich selbst unterschieden hat.

Insofern schlage ich vor, zwischen einer Sexualmoral des Menschen als Verpflichtung sich selbst gegenüber, die Sexualethik als Verpflichtung dem oder den anderen Menschen gegenüber zu betrachten - bis hin zur Gesellschaft. Aber dies möge bitte nur als Vorschlag verstanden werden - ich schließe überhaupt nicht aus, daß es sinnvollere terminologische Varianten geben könnte.

Offiziell wird stets ein "anything goes" vertreten, daß einzige Prinzip, das anerkannt wird, ist die Einvernehmlichkeit ("consensual"). Selbst über eine moralische oder ethische Verpflichtung zur Empfängnisverhütung und zur Verhütung der Übertragung von schwerwiegenden Geschlechtskrankheiten - "safer sex" - wird heftigst gestritten, "barebacking" ist sogar ziemlich in geworden in letzter Zeit.

Das es damit aber nicht genug sein kann, zeigt das erschütternde Beispiel des "Kannibalen von Rotenburg", Achim Meiwies. Übrigens fahre ich häufiger durch den kleinen Vorort von Rotenburg, in dem sich jener Vorfall zugetragen hatte - ein Dörflein mit maximal 2-300 Einwohnern, meiner Einschätzung nach. Es liegt an einer schönen Motorradstrecke.

Dieser "hard case", dem man leicht die Pädophilie an die Seite stellen kann, deren Anhänger, sofern sie sich überhaupt "outen", stets auf ein Einvernehmen mit dem Kind und einem bewußt verantwortlichen Verhalten dem Kinde gegenüber rekurieren - diese Beispiele machen doch deutlich, daß es so einfach mit dem "consensual anything goes" nun auch wieder nicht ist.

Ich möchte daher die philosophische Tafelrunde einladen, ihre diesbezüglichen Stellungnahmen hier abzugeben, und zu diskutieren - ich selbst möchte mich vorläufig damit bescheiden, eine solche Diskussion einmal anzustoßen - es darf aber auch im weiteren Verlauf mit inhaltlichen Stellungnahmen meinerseits gerechnet werden !

Verantwortliche Grüße vom

Nacktzeiger
Dieses philosophische Forum ist ein Forum von und für Leute, die in der einen oder anderen Art und Weise die herkömmlich christlich-abendländische Sexualmoral oder -ethik hinter sich gelassen haben, die man kurz mit dem Begriff "lebenslanger, exklusiv-monogamer, heterosexueller Paarbeziehung" umschreiben kann.

Da bin ich mir nicht so sicher.

Mo.
@mo: Ich mir auch nicht. Zumal ich noch sehr offen in meinem Profil heraushängen lasse, dass ich monogam und hetero bin, und das sogar noch gut finde... AscheaufmeinHaupt

Aber zum Thema:
consensual anything goes

Mit dieser Devise werde ich als BDSMlerin immer wieder konfrontiert und ich finde sie ausgesprochen gefährlich.

Damit werden gerade beim BDSM immer und immer wieder aber nun wirklich alle möglichen Praktiken gerechtfertigt... auch die, die eine beteiligte Person physisch oder psychisch nachhaltig schädigt bzw. schädigen kann. Na und? Diese Person war doch einverstanden (s. extremstes Beispiel: Kannibale).

Doch wo die Grenze ziehen? Das ist eine sehr, sehr schwierige Angelegenheit. Ich definiere die Grenze so:

Wenn meine Befriedigung (oder die meines Partners) nur durch einen körperlichen oder seelischen Schaden des jeweils anderen möglich ist, dann kann das nicht richtig sein und bedarf möglicherweise einer professionellen Beratung - beispielsweise durch einen Psychologen.

Das war jetzt erst einmal ein bescheidener Vorabentwurf von mir. Das ist aber auch ein verdammt schwieriges Thema...
@*********nzige

Ich wollte nicht näher auf den Thread eingehen, da mir der erste Absatz etwas weit hergeholt schien.

Mo.
Selbstverständlich erschöpft sich die klassisch-abendländische Sexualmoral nicht in der exklusive heterosexuelle Monogamie. Ich habe versucht, sie durch eine ebenfalls klassische Definition der Perversion und Deviation zu ergänzen. Diese stammen aus einem älteren Werk eines dänischen Anthopologen zum Thema Pornographie und Perversion, in der er auf alle möglichen Spielarten, oftmals unter Bezugnahme auf de Sade pp, eingeht.

Weit hergeholt erscheint mir das keineswegs. Das Beispiel von DieEinzige kommt mir gerade recht: BDSM ist zum beispiel so eine Sache, die auch dann gerne "scheel" angeschaut wird, wenn sie innerhalb einer monogamen, heterosexuellen Beziehung, einer Ehe, die möglicherweise auch vor dem Pfarrer geschlossen wurde, praktiziert wird.

Der schon erwähnte Kannibale von Rotenburg und dessen sehr unchristliches Abendmahl werden landläufig als Auswüches des Sadomasochismus angesehen - ob zurecht oder nicht. Das Schlachtopfer jedenfalls wird in den Urteilen der Gerichte stets als jemand bezeichnet, der schon vor jener Tat als "extremer Masochist" hervorgetreten sei.

Meiwies hat die Tat nie geleugnet - als die Polizei auf der Suche nach dem Verschollenen bei ihm leutete, führte er sie zu seinen Resten und dem Tatort, und händigte den Beamten anstandslos die Videoaufzeichnungen der Tathandlungen aus. Er und seine Verteidigung beriefen sich stets auf dieses Argument des "consensual", was zumindest auf die Einforderung des gegenüber des Mordes "zur Befriedigung des Geschlechtstriebes" deutlich niedrigeren Strafmaßes für "Tötung auf Verlangen" hinauslief - das Landgericht (ich glaube: Fulda), war ihm in erster Instanz sogar gefolgt, der BGH hat das Urteil auf Revision der Staatsanwaltschaft aufgehoben, und zur nunmehr rechtskräftigen Verurteilung wegen Mordes an das Landgericht zurückverwiesen. Soviel - etwas vergröbert - zur Geschichte dieses Prozesses.

Dieser "hard case" verdeutlich schaurig schön die Schwierigkeit gerade bei Sadomasochistischen Praktiken die Grenze nach oben zu ziehen: wo hört in diesem Bereich, in dem z.B. körperlich substanziell verletzende Handlungen - "cutting" - durchaus nicht völlig unüblich sind, der Bereich des sittlich erlaubten auf - und wo beginnt der Verbotene Bereich ?

Auch nach unten stellt sich definitorisch die Frage, wo SM eigentlich beginnt. Leichte Schläge auf den Po beispielsweise gehörten sogar lange Zeit zu den als erlaubt angesehenen Ritualen sexueller Kontaktanbahnung ("Schinkenklopfen"), bis der Feminismus dagegen aufbegehrte - wer heute einer Frau auf einem Volksfest beispielsweise auf den Arsch klopft, muß nicht nur mit einer handfesten Ohrfeige rechnen (die ebenso als erlaubt angesehen wurde), sondern mit einem langwierigen Verfahren wegen sexueller Belästigung, und auch die Ohrfeige ist wiederrum grundsätzlich in den Bereich der strafbaren Körperverletzung gerückt. Ist soetwas SM ? Doch wohl sicherlich nicht ?

Aber die Poschläge beispielsweise, die der penetrierende Teil - was durchaus auch eine mit Straphon (bei de Sade: "godemiché") ausgerüstete Frau sein kann, bei einer Penetration a tergo häufig zu verabreichen pflegt - weisen die nicht schon recht deutlich in diese Richtung ?

Nachdenklicher Gruß vom Nacktzeiger
*********June Paar
7.196 Beiträge
Tut mir leid ...
...aber Schubladen, so ausschmückend sie auch verkauft sein mögen, waren einfach noch niemals mein Ding.

Insofern schlage ich vor, zwischen einer Sexualmoral des Menschen als Verpflichtung sich selbst gegenüber, die Sexualethik als Verpflichtung dem oder den anderen Menschen gegenüber zu betrachten

Meine Sexualmoral bzw. -ethik folgt keinen Vorschlägen.

Sondern Überzeugungen.

June.


... and it burns, burns, burns ...
Ich befürchte, in diesem Thread wird nichts Weiteres als Bla bla stattfinden.
Am liebsten würde ich ihn schliessen.

Mo.
***na Frau
2.685 Beiträge
Gruppen-Mod 
Bla Bla
na so schlimm finde ich das nicht bisher...

ich bleibe zuversichtlich...


auch lese ich Nachtzeigers "Vorschlag" so, dass dies seine Ansicht ist, aber es jedem unbenommen bleibt diese zu übernehmen...

er es aber in dieser Weise formuliert, damit ein Diskussionskonsens entsteht, bzw Begrifflichkeiten eingeengt werden, so dass wir nicht aneinander vorbeireden müssen..


lg Azana
Blablabla
ist alles, was von diesem selbsternannten Großschriftsteller im Quadrat bislang noch nicht in einem Roman erfolgreich abhandelt worden ist, oder gerade dabei ist, in einem Roman erfolgreich abgehandelt zu werden, oder demnächst in einem Roman erfolgreich abgehandelt werden wird.

Hugh !

Der grummelige Nacktzeiger, der sich vornimmt, den Großschriftsteller bei nächster Gelegenheit für seine erfolgreiche Abhandlung in einem Roman für den Karl-Krauss-Preis zu nominieren.
*********June Paar
7.196 Beiträge
@nacktzeiger
Was der von Dir erwähnte, von mir übrigens sehr geschätzte Schriftsteller Dir als Replik geben würde, kann ich an dieser Stelle vorwegnehmen:

Heul doch!

Kopftätschelnd, June


... and it burns, burns, burns ...
ein "nichtphilosophischer" versuch...
Dieses philosophische Forum ist ein Forum von und für Leute, die in der einen oder anderen Art und Weise die herkömmlich christlich-abendländische Sexualmoral oder -ethik hinter sich gelassen haben, die man kurz mit dem Begriff "lebenslanger, exklusiv-monogamer, heterosexueller Paarbeziehung" umschreiben kann.




lebenslang exklusiv monogam heterosexuelle paarbeziehung
gibt es seit meiner generation schon nicht mehr
und ich bin immerhin schon ein halbes jahrhundert alt......
*yo*

wir sind im zeitalter der vielfalt:
seriell monogam oder non-monogam "offen" bis polyamor
hetero, bi- oder gleichgeschlechtlich
vanilla, swinger, bdsm, fetisch.....

dies alles wunderbar lebbar,
wenn es ins lebens-und liebesmuster der beziehungspartner paßt

*ja*



Etliche Sexualpraktiken, die von mir, von uns mit großer Freude und 'nachhaltig' betrieben werden, fallen zudem in der klassischen biologisch-anthropologischen Definition unter die Begriffe der Perversion und Deviation. Pervers ist demnach eine sexuelle Handlung, die der vaginalen Insemination zwar nicht unmittelbar dient, aber sie nicht ausschließt, wie etwa lecken und blasen als Stimmulanz vor dem Mösenfick; deviat ist eine Handlung, die die vaginale Insemination ausschließt: blasen mit Schlucken, schwuler oder lesbischer Sex.

verstaubt/veraltet *nono*
wo hast du denn diese definitionen ausgegraben
*neck*
guck doch mal da:
http://de.wikipedia.org/wiki/Perversion






Welche Sexualmoral oder Sexualethik haben wir - oder sollten wir haben ? Welche moralischen oder ethischen Ge- oder Verbote sollten wir beachten ?

Offiziell wird stets ein "anything goes" vertreten, daß einzige Prinzip, das anerkannt wird, ist die Einvernehmlichkeit ("consensual")

im bdsm gibt es unterschiedliche strömungen....
z.b. "rack" in dem es um dieses consensual-prinzip geht
und das umstritten ist...

[siehe auch den beitrag von die eine einzige ]

weil ssc von einem großteil befürwortet wird:
safe sane und consensual
was auch gut in jede nicht-bdsm-beziehung passt *ja*



das ist mein motto:
sei achtsam und verantwortungsvoll im miteinander,
um verletzungen an körper, geist und seele zu vermeiden
und so lustvoll wie möglich,
um erotik zum blühen zu bringen....
*anmach*
Nach dem Weinkrampf - Grundlagen
Nachdem ich mir also JohnnyAndJunes Rat zu Herzen genommen und ob des Großschriftstellers bittere Tränen vergossen habe, möchte ich ein paar Überlegungen zu den Grundlagen von Sexualmoral und -ethik anstellen.

Ich meine, daß es sich anbietet, an die biologisch-anthropologische Bedeutung von Sexualität anzuknüpfen - der Fortpflanzung. In der biologischen Sicht ist Sexualität nichts anderes als diejenigen Funktionen, die der Fortpflanzung dienen. Im engeren Sinne sind es diejenigen Funktionen, die eine Samenzelle zu ihrer Eizelle bringen - womit natürlich heutezutage sofort auf die in-vitro-Fertilisation und die Reproduktionsmedizin verwiesen wird. Diese möchte ich aber zunächst einmal ausblenden: es ist "Medizin", Heilbehandlung, die der Korrektur eines pathologischen Zustandes dient. Pathologische Zustände und die Maßnahmen zu ihrer Heilung oder Linderung dürften kaum geeignet sein, Grundlage für allgemeine moralische oder ethische Überlegungen zu sein.

Nicht umsonst steht auch dieser Weg der Samenzellen zur der oder den Eizelle(n) im Mittelpunkt der tradierten sexualethischen Normsysteme - zumindest ein Zweck der monogamen heterosexuellen Monogamie ist es ja wohl auch, die genetische Identität des durch Insamination gezeugten Nachwuchses zu kontrollieren: er soll der Nachwuchs genau der Partner dieser monogamen Beziehung sein, und nicht der Nachwuchs eines "Dritten". Schon Friedrich Engels ist dieser Frage in seinem beachtenswerten Essay "Über den Ursprung der Familie, des Eigentums und des Staates" nachgegangen, und ich stimme ihm durchaus zu, daß diese Art der Reproduktion spezifisch ist für eine "bürgerliche" Gesellschaft, bei der die Familie eine wirtschaftliche Einheit darstellt. Im idealtypischen Fall handelt es sich um eine bäuerliche Familie, wie sie selbst heutzutage gelegentlich noch anzutreffen ist: 3 oder mehr Generationen leben auf einem Anwesen, dessen Bewirtschaftung durch Ackerbau und Viehzucht die Lebensgrundlage der gesamten Familie darstellt. Kinder werden von Eltern und Großeltern gemeinsam gepflegt und erzogen, Eltern und Großeltern im Alter von ihren Kindern und Enkeln ernährt und bei Bedarf auch geplegt. Man kann davon ausgehen, daß die genetische Übereinstimmung unter diesen Generationen, die Verwandschaft nicht unmaßgeblich zur Solidarität in diesem Verbund beiträgt - ja es dürfte nicht übertrieben sein, sie als Grundlage dieser Solidarität überhaupt anzusehen.

F. Engels hat es nun unternommen, dieser Form des Zusammenlebens und -wirtschaftens andere Formen entgegenzustellen - großenteils rekuriert er auf Berichten über indianische Lebensformen, die seinerzeit (Mitte des 19. Jahrhunderts) von den gebildeten Kreisen durchaus interessiert aufgenommen worden waren - wenn sie auch nicht immer zutreffend gewesen waren. Doch dem braucht man nicht weiter nachzugehen.

Wesentlich für die Frage nach einer Sexualmoral oder -ethik ist es jedoch, daß genau diejenigen Grundlagen des Zusammenlebens und Wirtschaftens, die als Grundlage der exklusiv-monogamen, heterosexuellen Lebenszeitbeziehung (haben wirs jetzt endlich ?) betrachten werden können - nicht mehr unseren heutigen Formen des Zusammenlebens und -wirtschaftens entsprechen.

Die prägende Wirtschaftsweise ist nicht mehr die Bewirtschaftung eines landwirtschaftlichen Anwesens, sondern vielmehr die "abhängige Beschäftigung" in einer mehr oder weniger größeren Einheit. Das Kapital des Einzelnen ist verhältnismässig gering geworden - im Grunde des Wortsinns ist der Proletarier zum Leitbild geworden: derjenige, der nichts hat (ausser seinen Nachkommen).

Pflege und Erziehung des Nachwuchses ist ebenso in weiten Teilen aus der Famile "outgesourct", wie der Unterhalt und die Pflege der Alten: Kinderkrippe, Kindergarten, Schule und weitere Ausbildungsinstitutionen vom Lehrbetrieb bis zur Universität stehen auf der einen Seite, Senioren- und Pflegeheime, Renten- und Pflegeversicherungen sowie sonstige Altersversorgungssysteme von der Kapitallebensversicherung über die Riester-Rente bis zur originären Kapitalbildung durch Aktien usw. haben die Funktionen des ursprünglichen Famlienverbandes übernommen.

Auch das Prinzip der lebenslangen Partnerschaft ist zunächst aufgeweicht, und dann aufgegeben worden. Die Scheidung einer Ehe, noch um die vorletzte Jahrhundertwende ein sensationeller Sonderfall, ist heute fast schon der Normalfall. An die Stelle der Lebensgemeinschaft ist die Partnerschaft auf Zeit getreten - man spricht vom Lebensabschnittsgefährten oder Lebensphasenpartner.

Unsere Sexualität ist aber dieselbe geblieben, wie all die Jahrhunderte zuvor. Vergleicht man sie mit den höheren Säugetieren, dann fällt als erstes auf, daß der Mensch nicht saisonal "brünftig" ist, sondern permanent - in der Viehzucht nennt man es "asaisonal". Es fällt auch auf, daß es einen gewaltigen Triebüberschuß gibt - es finden auch in einer klassischen Ehe normalerweise weitaus mehr Inseminationen und sonstige sexuelle Handlungen statt, als zur Produktion des Nachwuchses erforderlich.

Wir können annehmen, daß dieser Triebüberschuß aus Zeiten stammt, in denen eine weitaus höhere Geburtenrate zur Arterhaltung erforderlich und daher auch evolutionär begünstigt gewesen war, als heute. Noch vor wenigen hundert Jahren waren 10-20 Geburten durchaus nicht ungewöhnlich gewesen - und die Kindersterblichkeit - wie wir heute sagen: - erschreckend hoch. Auch nach glücklich überstandener Kindheit Bestand eine nicht sonderlich hohe Lebenserwartung - die heute übliche medizinsche Versorgung steckte allenfalls in den Kinderschuhen und war nur für einen Bruchteil der Bevölkerung überhaupt erreichbar. Kriege, Hungersnöte und Seuchen bedrohten regelmässig das Leben, so daß zu einer Bestandsreproduktion eine weitaus höhere Geburtenrate als heute erforderlich gewesen war.

Extrapolieren wir die heutezutage aufgrund der veränderten Lebensverhältnisse erforderliche Geburtenrate auf die Sexuatätigkeit, den Trieb, der zur Erzielung dieser Geburtenrate erforderlich wäre, dann dürften allenfalls 20-30 Geschlechtsakte pro Menschenleben ausreichend sein - aber trotzdem wird gevögelt wie wild, weil der Sexualtrieb, der Fortpflanzungstrieb nun mal der stärkste Trieb ist, dem der Mensch ausgesetzt ist. Im Tierreich ist es sogar nicht selten, daß der Fortpflanzungstrieb größer ist als derjenige zur Selbsterhaltung - beim Menschen scheint das normalerweise zumindest nicht der Fall zu sein.

Am Ende dieses mal wieder lang gewordenen Abschnittes möchte ich jedoch diese beiden Elemente des Sexualverhaltens festhalten, die auch bei moralisch-ethischen Überlegungen zu berücksichten sein sollten: die Reproduktionsbedeutung der Sexualität - und ihren gewaltigen Triebüberschuß.

Triebüberschießender Gruß vom

Nacktzeiger
*********June Paar
7.196 Beiträge
ja. Schön.
*zzz*

Ich hänge noch ein wenig an Zeile 2756, aber bis dahin gefiel mir der Text gut.

Mit dem Schlaf ringend, June

... and it burns, burns, burns ...
@ Schokolada
Die Leute hier haben eine vorliebe für Nicknames, die man sich schlecht merken kann ...

Die oben in Bezug genommenen Definitionen von Perversion und Deviation stammen, wie gesagt, aus einem älteren Werk, daß in den Sümpfen meiner Bücherhaufen verschwunden ist - ich hoffe, es taucht mal wieder auf, ich werde die Quelle sodann mitteilen.

Auch wenn diese Definitionen heutezutage wohl nicht mehr als zeitgemäß angesehen werden, und die wikipedia zum bedenklichen Maß aller Dinge zu werden droht - ich halte sie im pragmatischen Sinne für fruchtbar ... aber schaun wir erstmal, ob und wenn ja was für Kommentare zu meinen Grundlagenüberlegungen erscheinen, oder ob jemand dem thread eine andere Richtung gibt, sofern der Großschriftsteller, der dergleichen sicherlich gerade erfolgreich in einem Roman abgehandelt hat, bzw. in einem Roman erfolgreich abgehandelt hat, dies nicht verbietet und den thread schließt.

Gruß vom

Nacktzeiger
Grundlagen - Nachtrag
Es ist mir peinlich - aber ich habe Wesentliches über die Veränderungen unserer sexuellen Realität vergessen:

Zum einen die Abkoppelung von Sexualverhalten und Reproduktion, die in der Erfindung der Verhütungsmittel, an vorderster Stelle der berühmten "Pille" gestanden hat, deren Einnahme die Frau inzwischen zuverlässig vor der unerwünschten "Empfängnis" schützt, und zum anderen die Emanzipation der Homosexualität bis hin zur Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften, die indessen zumindest bislang an der tradierten Ehe als Vorbild festhält.

Zur Empfängnisverhütung haben bis zur Erfindung der "Pille" nur verhältnismässig unzuverlässige Methoden zur Verfügung gestanden, und die Sterilisation ist heute auch nicht ungewöhnlich - der Eingriff kann zumindest bei Männern sogar regelmässig ambulant vorgenommen werden. Auf der anderen Seite hat die Reproduktionsmöglichkeit die in-vitro-Fertilisation ermöglicht, also die Vereinigung von Samen- und Eizelle im buchstäblichen Reagenzglas. Die Gebärmutter, in der die befruchtete Eizelle sodann ausgetragen hat, muß noch nicht einmal diejenige der genetischen Mutter sein - es kann eine "Leihmutter" sein.

Dies noch nachgetragen zu haben wünscht

der Nackzeiger, der sich jetzt anzieht, und mit seinem Hund einen Abendspaziergang unternimmt.
*********June Paar
7.196 Beiträge
Die Beendigung der Lamentiererei gegen sich selbst...
Am Ende dieses mal wieder lang gewordenen Abschnittes möchte ich jedoch diese beiden Elemente des Sexualverhaltens festhalten, die auch bei moralisch-ethischen Überlegungen zu berücksichten sein sollten: die Reproduktionsbedeutung der Sexualität - und ihren gewaltigen Triebüberschuß.
1. Der Beitrag ist eher "zu lang" als "lang" geraten.

2. Hier wird eine sehr subjektive - eher unallgemeingültige - Wertung vorgenommen.

3. Den mehrfach schwierig besetzen Begriff der "Reproduktionsbedeutung" möchte ich bewusst unkommentiert lassen.

4. Der Begriff des "gewaltigen Triebüberschußes" zeigt die Voreingenommenheit bzw. die sehr subjektive Wertungstendenz des Verfassers der langen Beiträge.

4a. Der Begriff "Trieb" hätte zuerst definiert werden müssen.

4b. Der Terminus "Überschuß" suggeriert eine unnötig negative Konotation.

4c. Wird hier insgesamt bewertet, statt hinterfragt - Urteil werden gedruckt - ohne das Analyse zur Anwendung kam.

5. Wer auf der Suche ist - nach was auch immer - sollte diese Suche auch offen deklarieren und die eigene Unsicherheit, nach aussen, in die Wahl der Werkzeuge einbringen, anstatt eine Scheinsicherheit zu deklarieren, die sich aber so offensichtlich selbstdemaskiert, dass es ermüdet, die Bemühungen um Formulierungen - vorurteilsfrei - nachzulesen und nachzuvollziehen.

Die Freiheit des Geistes bedeutet nicht,
anderen das eigene Bedürfnis
nach Freiheit "überzustülpen"…


Johnny Cash:
I walk the line ...

Viele, viele Worte!
Dabei ist alles so einfach:
Was Du nicht willst,Daß man Dir tu, das füg´auch keinem anderen zu!

Im übrigen bin ich der Auffassung, daß der " echte" Sadomasochismus, der nicht einvernehmliche, und die echten Perversitäten gerade in den genannten "normalen" Ehen vorkommt. Aus dieser grauen Mäusemasse rekrutieren sich in der Regel ja auch die Triebtäter!
Zeilenfrass...
Respekt für @*********tzer, der hier wohl immer die Nase vorn hat und schon den Text des 'zeigers' durch hat (und damit ein Zeichen setzt: lies erst die Texte und urteile dann..); ich bin auch noch bei Zeile 1033456...
Einige Stichpunkte
Nur einige kurz Stichpunkte:

Zum Schutze der Christlichen Sexualmoral ist zu sagen:

Die christliche Sexualmoral hat nun nichts mit der heutigen kirchlichen Moral zu tun. Zur Zeit Jesu, dem Juden, waren viel lockere und erweiterte Sexualpraktiken üblich bis erlaubt als es die Kirchen heute propagieren. Sexualität und deren Einschränkung mittels Moral und Ethik ist ein Mittel der Macht und dem Streben, diese durch die Lust nicht zu verlieren. Das Zöllibat ist ja auch nur eine Erfindung der Kirche und nicht des Christentums. Jesus hatte als Jude eine geniale christliche Idee, Paulus hat eine Religion draus gemacht und Konstantin eine Kirche!

SM funktioniert real nur, wenn der Partner der festen Überzeugung ist, dass das, was passiert real und oder als Strafe "begründet" ist. Ich habe Partnerinnen, die ihre schönsten Orgasmen nach einer Vergewaltigung hatten, weil sie die Übergriffe als real erlebt haben und es auch so war. Ohne das funktioniert es nicht, denn es hat mit dem Kopf zu tun.

Daher ist der Begriff : Was du nicht willst.... nicht ganz zutrefffend. Was für mich gilt, gilt noch lange nicht für andere und umgekehrt.

Liebe Grüße
snake plissgen
Vergewaltigungsfrage
Nur eine kleine Frage: Was ist für dich eine Vergewaltigung? Gibt es 'echte' und 'unechte'? Welche Rolle spielte der Wille der Partnerin dabei?
SM funktioniert real nur, wenn der Partner der festen Überzeugung ist, dass das, was passiert real und oder als Strafe "begründet" ist. Ich habe Partnerinnen, die ihre schönsten Orgasmen nach einer Vergewaltigung hatten, weil sie die Übergriffe als real erlebt haben und es auch so war. Ohne das funktioniert es nicht, denn es hat mit dem Kopf zu tun.

der absatz braucht für mich klärung *hae* *huch*

denn so, wie er da steht,
*pfeil* kann und/oder will ich ihn nicht verstehen,
*pfeil* nicht akzeptieren
*pfeil* und nur vehement widersprechen..... *yo*
*******alm Paar
7.574 Beiträge
cioccolata,
ein kleiner versuch,

ich kenne eine frau, die sich von ihrem mann züchtigen läßt!
der mann ist lammfromm und tut ihr diesen gefallen aus liebe zu ihr.

die züchtigung ist in ihrer vergangenheit begründet und sie fühlt sich wohl danach!

aber sie ist herrin und bestimmt den grad der züchtigung und ihr männe ist nur erfüllungsgehilfe.

es hat sehr lange gedauert, bis ich diese sichtweise verstanden habe, nicht er quält, sondern sie führt ihn in die ebenen ihrer züchtigungen ein.

calm*wink*
trotzdem Bedenken
@*********tzer, snake plissgen, sweet-calm u.a.

Ich akzeptiere jedem Menschen seine sex. Neigungen solange
es von beiden Seiten freiwillig ist.

Als Nicht-BDMS - lerin *nene* habe ich trotzdem manchmal Probleme, wenn
ich die extremeren Foren bei „Dominat und devot“ durchlese.

Ich frage mich, wenn Menschen sehr extreme Formen von Schmerzen
befürworten, ob solche Menschen überhaupt noch innerlich nachvollziehen können,
dass es andere Menschen gibt, die Schmerzen nicht mögen, sondern auch
sehr schmerzempfindlich sind. *heul*

Seltsam warum mir immer dann vor Augen steht, dass es hier auf dieser
Welt noch eine Menge Staaten gibt, wo die grauenvollsten Zustände in
Gefängnisse vorhanden sind. In solcher Umgebung können sich dann
Sadisten ausleben und andere hilflose Menschen quälen und foltern.
Sie haben dann nicht die geringste Vorstellung, was sie ihren Opfern antun.

Bestimmt kommt jetzt bei einigen die empörte Meinung:
das ist etwas ganz anderes!
Mag sein, damit sind aber die Probleme der Opfer noch nicht gelöst.

Seit ich mich intensiver mit Philosophien beschäftige, dass unser sämtliches
Denken und Wünschen die äußere Welt mit formen und gestalten, kommen mir
immer mehr Bedenken über unsere persönliche Lebenshaltung.
*gruebel*
In solcher Umgebung können sich dann
Sadisten ausleben und andere hilflose Menschen quälen und foltern.
Sie haben dann nicht die geringste Vorstellung, was sie ihren Opfern antun.

sadisten wissen was sie tun...
und in jedem von uns "schläft ein stück sadismus"
das "untier" ist manchmal schneller erwacht, als einem lieb ist
sadisten wissen was sie tun...

eine unzulässige allaussage!
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