Immer mehr Häßlichkeit
Mich treibt schon lange eine Frage um: Gibt es immer mehr Häßlichkeit in der Gesellschaft? Damit meine ich nicht das Äußere, sondern den Umgang miteinander. Unfreundlich, unhöflich, rasch aggressiv. "Haß" ist es noch nicht, aber kurz davor. Darum "Häßlichkeit".Zwei Beispiele der vorigen Tage illustrieren, was ich meine.
Samstag um 8 werde ich geweckt von Schreierei auf der Strasse. Ich gehe raus auf meine Terrasse. Zum Glück habe ich vorher schnell was angezogen (ich schlafe ohne Kleidung), denn direkt vor meinem Haus stehen mehrere junge Leute, schleppen irgendwelche Möbelstücke aus einem Anhänger und einem weiteren Auto in Nachbars Garage. Dabei reden sie lautstark miteinander, also nee: Sie schreien über die Straße. Ich will wieder rein, da sehe ich, dass sie meine Einfahrt zugestellt haben mit Anhänger und Möbeln. Ich gehe hin, um mir das anzuschauen. Wie ich da so stehe (in meiner Einfahrt), stellt einer von denen weitere Schrankbretter an den Pfosten meiner Einfahrt. "Mmmm", sag ich: "Das ist ne Einfahrt, die stellt man ja eigentlich nicht zu." Holla, da muss ich einen Nerv getroffen haben. Sofort gehts los: Es wär nur für nen Moment, jetzt wolle ja keiner hier raus (woher wissen die das?), ich soll mich nicht so anstellen etc. Ich sag: Doch, gleich wolle ich weg. Und man mache sowas eben einfach nicht. Da kommt einer von denen auf mich zugesprungen und schreit mich an: "Halts Maul!" Hab mich natürlich nicht einschüchtern lassen - aber was mich irritiert hat: Diese egozentrische Rücksichtslosigkeit - vom Rumschreien auf der Straße übers Zustellen fremder Einfahrt bis zum aggressiven Anschreien. Ist das denn normal? War denn das immer schon so?
Zweites Beispiel: Jemand, den ich ganz gut kenne, postet in facebook den Spruch "kein Millimeter nach rechts". Er meint das politisch. Ich denk: Hmm, wenn rechts von mir kein Platz mehr ist, dann bin ich selbst ja Rechtsaußen. Wie auch immer: Auf mich trifft das nicht zu, wie jeder weiß, der mich kennt. Ich also geschrieben: Na ja, das käm drauf an, wo man selbst stünde, rechts von mir wär durchaus Platz, auch innerhalb der Verfassung. Es folgt ein Sturm der Entrüstung mit Polemik nah an der Beleidigungsgrenze. Tenor: Was für eine rechte Socke ich wär. Wieder bin ich irritiert: Hört denn noch jemand zu, was andere sagen resp. liest, was sie schreiben, bevor er/sie das "Haten" startet?
Zwei unwichtige Begebenheiten, für sich genommen. Weiztere Beispiele könnte ich fast täglich hinzufügen. Viele Leute sind sofort aggressiv, hauen verbal um sich wie tobsüchtige 5jährige, nehmen von anderen immer nur das Schlechteste an. Ist das Corona oder war das immer schon so?