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Philosophie als Lebensform

@sundowner
Da ich gerade online bin, hier schnell eine Antwort.

Wir liegen in unseren Ansichten vielleicht gar nicht so weit auseinander wie es (manchmal) scheint. Aber es gibt Missverständnisse.

"Recht haben" und "wahr sein" gibt es selbstverständlich, aber nicht mit den Attributen "absolut" und "objektiv", denn das setzt eine zeitlose Ewigkeit voraus

Das Wort "absolut" habe ich, glaube ich jedenfalls, meistens bewusst vermieden. Und "objektiv", im Kontext von wissenschaftlichen Aussagen, heisst für mich nicht "zeitlos und in alle Ewigkeit wahr". Es heisst für mich so etwas wie "gültig nach Regeln, die alle Beteiligten an Diskussionen nach sorgfältiger Prüfung als dem Erkenntnisgewinn förderlich anerkannt werden". Im Unterschied zu subjektiv im Sinn von "meiner Meinung nach, was immer andere Leute vielleicht dazu meinen".

Aussagen, die in meinem Sinn objektiv sind, sind deshalb nicht notwendigerweise wahr. Sie sind und bleiben hypothetisch und fehlbar. Trotzdem sind sie das beste, was wir erreichen können. Ich ziehe die Grenze zwischen subjektiv und objektiv vielleicht einfach an einer etwas anderen Stelle als du.

1. Prämisse --> kein Mensch ist unfehlbar,
2. Prämisse --> Definitionen sind von Menschen erdacht,
3. Logische Schlussfolgerung --> Definitionen sind nicht unfehlbar

Damit stimme ich völlig überein - bis auf einen Punkt: Bei Definitionen würde ich gar nicht von fehlbar oder unfehlbar reden, da sie meiner Meinung nach nichts mit Wahrheit zu tun haben. Sie sind nützlich oder weniger nützlich. (Die umgangsprachliche Definition von Wasser, z.B., ist nützlich in der Umgangssprache. Aber in der Chemie oder der Physik ist sie nicht mehr sehr nützlich).

Erst wenn man auf bestimmte Weise definierte Begriffe in empirischen Aussagen auf die Realität anzuwenden versucht, stellt sich die Frage, ob die Aussage wahr ist oder zumindest generell anerkannten Objektivitätsansprüchen genügt.
@Westost46
Das Wort "absolut" habe ich, glaube ich jedenfalls, meistens bewusst vermieden. Und "objektiv", im Kontext von wissenschaftlichen Aussagen, heisst für mich nicht "zeitlos und in alle Ewigkeit wahr". Es heisst für mich so etwas wie "gültig nach Regeln, die alle Beteiligten an Diskussionen nach sorgfältiger Prüfung als dem Erkenntnisgewinn förderlich anerkannt werden". Im Unterschied zu subjektiv im Sinn von "meiner Meinung nach, was immer andere Leute vielleicht dazu meinen".
Wir liegen wirklich nicht sehr weit auseinander. Ich ziehe den Begriff "objektiv" lediglich enger und somit über den allgemeinen Sprachgebrauch und Sprachanwendung hinaus.

Deine Definition des Begriffs "Definition"stimmt, mir ist hier schlicht ein "Definitionsfehler" *aua* unterlaufen.
@sundowner
Dann ist ja alles OK. *freu*

Sehe gerade, dass es in dem Zitat von mir "anerkannt haben" heissen müsste und nicht "anerkannt werden". Aber was soll's? Sowas kommt im Eifer des Gefechts schon mal vor.
Um wieder auf die Ausgangsfrage zurückzukommen...
Philosophie als Lebensform! Ich denke, man kann sich genau so wenig vornehmen, von heute an ein philosophischer Mensch zu sein, wie man es schaffen kann, durch eine Willensanstrengung plötzlich ein gläubiger Mensch zu sein. Entscheidend sind doch die Charaktere, die von Mensch zu Mensch verschieden sind: bin ich neugierig und wißbegierig, mache ich mir die Mühe, eigenständig zu denken - oder bin ich eher faul und bequem. Ein philosophierender Mensch strebt aus einem inneren Drang heraus nach Erkenntnis und das Nachdenken ist für mich schon philosophisches Handeln!
Möglichweise kann man durch Vorbilder und gute Lehrer zu so einer Lebenseinstellung animiert werden, aber die Bereitschaft dazu muß schon vorhanden sein! Niemand wird durch das Lesen philosophischer
Handbücher zum Philosophen - genau so wenig wie jemand, der alle Ratgeber zum Thema " Wie werde ich glücklich?" anschließend glücklich ist!
*****one Frau
13.323 Beiträge
Philosophie...
als lebensform, form des er- lebens...
es ist einfach die menschliche neugier.
wir wollen immer alles wissen und lieben es, zu fragen.
@sundowner
Hier liegt ein von mir leider verursachtes Missverständnis vor. Ich meinte, dass es das (z.B.) Haus objektiv gibt (das es einfach existiert).

Auf das Moment von Bewegung und Nichtbewegung (stehen) kam es mir bei den Beispielen nicht. an (wobei 'jeder' ... vernünftige Mensch mich hier missverstehen musste…).

Geht man nun von deiner Sicht aus, dann schließe ich mich in der Argumentation @Westost46 an und möchte nur korrigierend bemerken, dass wir uns nicht in Bezug auf ein Koordinatensystem, sondern auf einen (sich bewegende) Körper, den wir uns (in einem gedanklichen Modell) einem Koordinatensystem zugeordnet denken, bewegen.

Philosophisch sehr interessant aber finde ich, dass dein Gedankenweg in Richtung ‚Bewegung’ uns auf die Möglichkeit von Täuschung und somit auf ein subjektives Moment, bei etwas objektiv gegebenem, verweist.

Jeder hat wohl schon die Erfahrung gemacht (ich hoffe ich gebrauche hier nicht bereits wieder eine ‚Killerphrase’…), dass man, bei einem (z.B.) anfahrenden Zug / Auto, die Empfindung hat, dass man sich selbst bewegt, obwohl es das neben mir befindliche Verkehrsmittel ist (ich glaube dabei sogar daran, dass in einer solchen Situation nicht jeder dieser Täuschung unterliegt).

…dass wir gar nicht anders können, … , als an die Möglichkeit objektiv wahrer Aussagen zu glauben…

Auch damit kann ich mich nicht richtig anfreunden und meine, dass wir uns objektiver Wahrheiten gewiss sind.

Ich darf aber noch anmerken, dass es im Rahmen der gegenseitigen Achtung bei philosophischen Diskussionen nur fair wäre, auf Killerphrasen wie z.B. "Kein vernünftiger Mensch ..." etc. zu verzichten

Hier fühle ich ein zu strenges Urteil über eine Aussage von mir gefällt (fühle mich aber noch nicht verletzt *g* ). Würde es nämlich jemand geben, der das besagte bestreitet, träfe ihn nur mein ‚Schwert’ insofern, als ich ihm dann zuschreiben würde, dass er unvernünftig ist.

Ich glaube dass man ein solches Urteil vernünftigen Menschen zumuten kann. Sollte dieser, von dir als ‚Killerphrase’ abqualifizierte Ausdruck, dich persönlich verletzt oder nachhaltige Störgefühle in deiner Seele induziert haben, bitte ich dich hiermit in aller Form um Entschuldigung *oh* Meine Einsicht geht sogar soweit zu sagen, dass ich natürlich jetzt diese Formulierung als ungeglückt ansehe.
@zeichensetzer
Deine Überlegungen decken sich völlig mit den meinen (was leider zur Folge hat, dass wir hier nichts streitbares zu sagen haben *zwinker* ).
Man muß auch nicht immer etwas Streitbares sagen!
Sondern kann auch einfach mal verschiedene Gedanken und Ansichten sammeln! Deswegen noch einmal zu Deinem Ausgangsfragenkatalog zurück:
Ich denke, es gibt keine einzeln hervorzuhebende philosophische Theorie, die sich als Handlungsanweisung eignet - sehr oft stecken ideologische Beweggründe und/oder persönliche Eitelkeiten in ihnen! Vieles mutet sehr vernünftig an, z.B. Jonas´"Prinzip Verantwortung", doch eine Vollständigkeit aller Denkanstöße läßt sich in einem Menschenleben nicht aufnehmen/speichern, zumal dauernd Neues dazu kommt!
Als Künstler halte ich mich bevorzugt an meine Vorgänger ( Tradition), ebenso wie an Sagen, Mythen, Märchen und Sprichwörter, in denen wieder mehr der "gesunde Menschenverstand" zum Ausdruck kommt!
Ich finde es viel spannender, zu entdecken, welche Gemeinsamkeiten in den Märchen verschiedenster Zeiten und Völker stecken, als mich in den tiefsten hegelschen "Sumpf" zu begeben!
Das Wissen um den Unterschied von "Gut" und "Böse" ist so ein universelles Phänomen, vielleicht weil es sich aus einem Selbsterhaltungstrieb herleitet...
@Zeichensetzer
Auch hier stimme ich wieder überein (wobei ich damit nicht etwa noch einmal bewußt demonstrativ bestätigen will, das Übereinstimmung auch für mich eine Möglichkeit im Gespräch ist *zwinker* ).

Ich habe den überwiegend Teil von nützlichen Sprüchen zum Leben aus den verschiedenste Quellen des Alltags (z.B. Märchen, Belletristik) geschöpft. Lehrer, Mitschüler, Eltern haben mich durch ihre Worte und meine Beobachtung etwas gelehrt. Das u.v.a.m. gehört alles zur praktischen Philosophie (als Weltanschauung) und ist ihre Grundlage.

Diese Gedanken treten in der bildsamen (amorphen) Phasen meines Lebens in mich ein und tragen grundlegend zu meiner (Handlungs)Prägung bei.

Nur wenige Philosophen, wie z.B. Schopenhauer, Nietzsche, Montaigne, haben hier Einfluss gehabt; und das erst viel später in meinem Leben, d.h. in meiner Jugendzeit und in der Zeit danach (u.a. Aphorismen, Sprüche, Einzelsätze). Das meine Gedanken ständig neu von klugen Sprüchen beeindruckt werden (können), ist meiner Offenheit und Neugier geschuldet.

Systeme haben ihre Bedeutung auf diesem Feld gar nicht. Die Beschäftigung ist hier Zeitvertreib und Gedankenspiel. Allerdings hat sie für mich einen hohen Stellenwert und gibt meiner Zeit Sinn. Sie ist eine Alternative zu den vielen 'sinnlosen' Informationen aus anderen Bereichen der Gesellschaft, insbesondere den Medien (und den Alltagsgesprächen), die sich insgesamt vornehmlich der Bedienung oberflächlicher Eitelkeiten verpflichtet haben.
*****one Frau
13.323 Beiträge
oberflächliche Eitelkeiten
"Systeme haben ihre Bedeutung auf diesem Feld gar nicht. Die Beschäftigung ist hier Zeitvertreib und Gedankenspiel. Allerdings hat sie für mich einen hohen Stellenwert und gibt meiner Zeit Sinn. Sie ist eine Alternative zu den vielen 'sinnlosen' Informationen aus anderen Bereichen der Gesellschaft, insbesondere den Medien (und den Alltagsgesprächen), die sich insgesamt vornehmlich der Bedienung oberflächlicher Eitelkeiten verpflichtet haben." Zitat aus.


liegt nicht ein gewisser reiz in der beobachtung von oberflächlichkeiten und banalitäten?
ich schrieb es bereits, es ist die neugier von uns menschen.
was ist denn sinnlos? selbst bei den gruseligsten soaps finde ich einen ansatz: was/ wer soll hier bedient, befriedet, abgezockt werden?
ich hinterfrage den sinn solcher medialen verbreitungen nicht.
das ganze hat keinen, erreicht aber ganz viele.
warum sind wir hier, in dieser plattform? weil wir von A bis Z philosophische themen diskutieren wollen?
sicher nicht.
wir sind hier, weil es menschelt...
weil wir etwas wissen wollen.

gruss diA
Verschiedenes...
Es geht mir darum, wie ich meine Zeit verbringe. Die Möglichkeiten sind verschieden (für mich…). Wenn du 'Soap' liebst, ist das gut für dich: Wenn ein a das A liebt ist es gut für ihn (worüber reden wir eigentlich? das ein b ein A nicht mag, wirklich?).

Ich finde den größten Reiz in der Lektüre philosophischer Werke, eben auch Systeme (auch in Beziehung zu psychologischen, soziologischen, naturwiss. etc Texte; je nach momentaner Problemlage und wie ich Lust habe). Es ist ebenso spannend (für mich), vielleicht wie das beobachten von einem Haufen Betrunkener (für dich) (als soziologische Studie vielleicht auch aufregend).

In diese (unsere) komplexe geistige Welt mit ihren vielen Formen einzudringen ist wie eine Abenteuerreise; auch Meditation, Stille (habe keinen Fernseher), Speisen, Sex usw. usw. (..) sind gut. Ist es unmenschlich, sich damit zu befassen (…) ?

Liegt in der 'Soap' und drgl. oberflächlicher Unterhaltung die (wahre) Menschlichkeit ausgebreitet?

Es wäre sicher eine interessante Sache auch mal über Fragestellungen im Hinblick auf solche Medientypen zu promovieren (aber da ist sicher alles schon geschrieben worden ....)

Was würdest du übrigens an deinem letzten Tag tun? Den ganzen Tag bis zum Schluss fernsehen?
*****one Frau
13.323 Beiträge
fernsehen...
ne, bestimmt nicht.

ich habe ganz selten die glotze an.
ich beobachte trends: frage mich, warum sehen menschen das, was bringt es ihnen.

In diese (unsere) komplexe geistige Welt mit ihren vielen Formen einzudringen ist wie eine Abenteuerreise; auch Meditation, Stille (habe keinen Fernseher), Speisen, Sex usw. usw. (..) sind gut. Ist es unmenschlich, sich damit zu befassen (…) ?
Zitat ende.
menschliches sein ist ein ganz grosses ding- spannend, in vielen variationen sichtbar.
wenn du willst ist das meine sicht auf das leben.
Wenn ich jetzt behaupte, das Zeit relativ ist, würden die Beispiele wie z.B. das stillstehende Haus, fliegendes Flugzeug etc. nicht wirklich greifen.

Ich bleibe dabei: Wahrheitsempfinden, selbst wissenschaftliches, bleibt subjektiv.

Da ich davon ausgehe, dass auch das Zeitempfinden relativ ist, spreche jeder persönlichen Wahrheit die Objektivität ab.

Ihr macht es Euch schon ein bißchen einfach, wenn Ihr davon ausgeht, dass alle vom Menschen erklärten Regeln auch tatsächlich mit dem wirklichen Ablauf des Universums (was wir uns darunter vorstellen, auch da liegt vielleicht ein Fehler *ggg) konform einhergehen.

Wenn alles so leicht erklärbar wäre, warum beschäftigen sich hochrangige Wissenschaftler bzw. Philosophen, dann mit der Chaos-Theorie?

Für mich gilt immer: Je mehr ich meine zu wissen, desto mehr stelle ich subjektiv fest, dass ich sehr wenig weiss.

...

Übrigens lese ich hier in dieser Gruppe sehr viele Zitate etc. aus dem Internet bzw. aus Büchern (liest die noch jemand? Nein? Wie schade ;-)). Schön und gut, da haben sich andere Köpfe Gedanken gemacht und es scheint leicht, diese als Erklärung zu nutzen.

Mich würden viel lieber Eure eigenen Gedanken interessieren.

Sorry, ich möchte dieses Thema noch einmal aufgreifen, da ich einige Tage nicht hier war.
Ausserdem gehört es meiner subjektiven Meinung nach sehr wohl in diesen Thread.
Wie kann man von Philosophie als Lebensform sprechen bzw. schreiben, wenn die Grundlagen derselben längst nicht klar sind.

LG
Moritz
*****one Frau
13.323 Beiträge

"Ich bleibe dabei: Wahrheitsempfinden, selbst wissenschaftliches, bleibt subjektiv."


sage ich ja!
Und woher willst Du das so genau wissen?
*zwinker*
Subjektives Wahrheitsempfinden!!??
Wirklich schade, immer wieder diese Beteuerungen lesen zu müssen, dass alle Wahrheiten bloss subjektiv sind. Mit Leuten, die das ernsthaft glauben, kann man einfach keinerlei rationale Diskussionen haben. Höchstens seine subjektiven Empfindungen austauschen. Aber was soll das mit Philosophie zu tun haben??
*****one Frau
13.323 Beiträge
Wissen...
was heisst genau, was heisst wissen.
wer weiss schon etwas genau?
ich nicht.
will ich es wissen? ne.
wahrheitsempfinden ist immer mit dem subjektiven datenabgleich verbunden.
fragestellung: kann das wahr sein?
versuchsweise antwort: könnte.
*****one Frau
13.323 Beiträge
@westost46
mich würde deine persönliche definition zu einer rationalen diskussion interessieren.
wir sind in einem forum der überwiegend laienhaft aus dem gefühl heraus philosophierenden.
was meinst du mit nicht rational- irrational- vernunftsfrei im wortsinn?
Rationale Diskussion?

Wenn ich beide Wörter im eigentlichen, ursprünglich lateinischen Sinne verstehe, dürfte da nicht viel dabei herauskommen.

Diese angestrebte Objektivität ist nichts weiter als eine künstliche Norm wie vergleichsweise mathematische Gleichungen.

Bisher bin ich davon ausgegangen, das Philosophen über ein gerüttelt Maß Intellekt vefüg(t)en.

Das moderne Verständnis von Rationalität ist durchaus diskutierbar, solange diese Diskussionen nicht rational geführt werden.

Sonst würde sich die Ratte in den Schwanz beissen, um es salopp auszudrücken.

...

@******t46:
Wirklich schade, immer wieder diese Beteuerungen lesen zu müssen, dass alle Wahrheiten bloss subjektiv sind. Mit Leuten, die das ernsthaft glauben, kann man einfach keinerlei rationale Diskussionen haben. Höchstens seine subjektiven Empfindungen austauschen.

Aber was soll das mit Philosophie zu tun haben??

Das möchte ich eigentlich nicht mehr kommentieren.

LG
Moritz
@mauricedewinter
Rationale Diskussion?
Wenn ich beide Wörter im eigentlichen, ursprünglich lateinischen Sinne verstehe, dürfte da nicht viel dabei herauskommen

Hier stimme ich zu, denn ich rede/schreibe ja heutiges Deutsch und verwende Worte in dem Sinn, den sie heute in der Philosophie haben.

Diese angestrebte Objektivität ist nichts weiter als eine künstliche Norm wie vergleichsweise mathematische Gleichungen

Der Sinn dieses Satzes ist mir nicht klar. Dass eine mathematische Gleichung eine Norm sein soll, ist mir jedenfalls neu. Ich hatte sie immer für eine analytisch wahre Aussage gehalten. Aber da die Bemerkung von Moritz ja nur als nicht-rationale, subjektive Meinungsäusserung gemeint sein kann und ein rationaler Kommentar meinerseits deshalb für den Schreiber wenig Sinn ergeben würde, macht das ja nichts. Oder vielleicht doch?

Bisher bin ich davon ausgegangen, das Philosophen über ein gerüttelt Maß Intellekt ve[r]füg(t)en

Wäre auch weiterhin nicht ganz unangebracht. Ohne das wären sie sicher keine Philosophen geworden.

Das moderne Verständnis von Rationalität ist durchaus diskutierbar, solange diese Diskussionen nicht rational geführt werden

Wie sollten sie denn dann geführt werden? Irrational? Oder als pures Machtspiel wie manche postmoderne Philosophen gemeint haben. Foucault und Lyotard haben sowas mal zeitweise vertreten. Zumindest Foucault hat irgendwann gemerkt, dass das keine gute Idee ist. Denn dann gilt immer nur das als wahr, was die Mächtigen als wahr erklären. Dagegen hilft kein bloss subjektiv wahres Meinen, sondern sich um Objektivität bemühende rationale Kritik. Was besseres haben wir leider nicht.

Ich hatte geschrieben: Wirklich schade, immer wieder diese Beteuerungen lesen zu müssen, dass alle Wahrheiten bloss subjektiv sind. Mit Leuten, die das ernsthaft glauben, kann man einfach keinerlei rationale Diskussionen haben. Höchstens seine subjektiven Empfindungen austauschen.
Aber was soll das mit Philosophie zu tun haben??

Moritz bemerkt dazu:
Das möchte ich eigentlich nicht mehr kommentieren

Darauf würde ich auch keinerlei Wert legen, es sei denn, Moritz bemüht sich um ein bisschen Rationalität in seinem Kommentar.

So. Das musste jetzt einfach mal alles gesagt werden.

LG, Dieter
@diANaone
Danke dir für deine präzise Antwort *grins* ; so macht der Diskusr richtigen Spaß *freu*
@mauricedewinter
Ich muß da mal nachfragen: für dich existiert also keine objektive Erkenntnis? Es gibt für dich also nichts , was objektiv (wahr) ist, auch nicht die (z.B.) Logik? d.h. die Erkenntnisse der Logik sind für dich subjektiv?
@diANaone
mich würde deine persönliche definition zu einer rationalen diskussion interessieren.
wir sind in einem forum der überwiegend laienhaft aus dem gefühl heraus philosophierenden.
was meinst du mit nicht rational- irrational- vernunftsfrei im wortsinn?

Ich will mal versuchen ein bisschen genauer zu sagen, was ich mit rationaler Diskussion meine. Ich weiss natürlich, dass wir uns hier nicht in einem philosophischen Seminar irgendeiner Uni befinden, in dem die meisten wohl schon eine Menge Vorkenntnisse von philosophischen Ideen haben. Aber das soll uns ja nicht davon abhalten, philososophische Ideen und Probleme zu erörtern.

Allerdings meine ich, dass wir nicht, oder jedenfalls nicht bloss, aus dem Gefühl heraus argumentieren sollten. Ganz ohne Gefühle geht es natürlich nie. Und das wäre auch langweilig und sogar unproduktiv. Es sind Gefühle, die uns dazu motivieren, uns in Diskussionen einzulassen.

Ich selbst trete leidenschaftlich, also mit viel Gefühl, für Objektivität ein. Das sehe ich nicht als einen Widerspruch an. Deshalb hat "Philosophie als Lebensform" auch einen ganz konkreten Sinn für mich.

Wenn es darum geht herauszufinden, ob etwas wahr ist oder eine Handlung/ Einstellung moralisch richtig ist, sollten wir allerdings immer versuchen, unsere Gefühle soweit wie möglich herauszulassen. Zumindest sollten wir uns ihrer bewusst sein und ihren möglichen Einfluss auf unser Denken und Handeln mit in Betracht ziehen, bevor wir entscheiden, was wir als wahr oder richtig anerkennen sollen.

Als rationale Diskussion würde ich eine Diskussion bezeichnen, bei der die Teilnehmer versuchen, ihre jeweiligen Meinungen zu einer Sache so zu begründen, dass es für alle anderen Teilnehmer einsichtig ist. Dabei muss jedem Teilnehmer von jedem anderen Teilnehmer die Fähigkeit zugesprochen werden, für sich selbst zu entscheiden, ob er/sie die vorgebrachten Begründungen und Rechtfertigungen für akzeptabel hält.

In einer solchen Diskussion gibt es also kein "was wahr ist für mich braucht ja nicht wahr für dich zu sein". Wenn das so wäre, wäre die ganze Diskussion überflüssig. Wenn man unter dem Motto diskutiert "Soll doch jeder denken, was er will", braucht man gar nicht erst anzufangen. Wir leben nunmal nicht alleine auf dieser Welt und müssen sie gemeinsam gestalten. Wenn jeder nur für wahr hält, was ihm/ihr gerade gefällt geht das nicht. Für mich muss es um gemeinsame Wahrheitssuche gehen, bei der wir unsere Gefühle und unser Wunschdenken minimieren sollten.

Nehmen wir doch mal die momentane Diskussion um die Bombardierung der von den Taliban gekaperten Tanklastwagen in Afghanistan. Meine Überzeugung ist: da gibt/gab es einen objektiven Tatbestand bzw. Tathergang. Entweder sind wirklich unschuldige Zivilisten dabei umgekommen, oder nicht. Und es gibt auch eine objektiv richtige Zahl (von 0 bis ??), wie viele dabei umgekommen sind.

Wie verlässlich wir den genauen Tatbestand herausfinden können, ist eine andere Frage. Aber es muss versucht werden, die Wahrheit zu erfahren. Und zwar nicht so, damit wir unsere Gefühle, was sich da vielleicht abgespielt hat, bestätigen können, sondern damit wir die objektive Wahrheit erfahren und die Verantwortlichen vor Ort in Zukunft, wenn nötig, in solchen Situationen anders verfahren.

Die bisherige Diskussion in den Medien ist meistens alles andere als rational, und das aus sehr durchsichtigen Gründen.

Ich hab's schon so ähnlich in meiner Replik auf Moritz gesagt: Es gab, und gibt immer noch, Anhänger einiger sogenannter postmoderner Philosophen, die gemeint haben, das ganze Pochen of Objektivität und objektive Wahrheit sei nur ein verkapptes Machtspiel, erfunden von der Bourgeoisie und anderen Unterdrückern. Hier würden unter dem Deckmantel objektiver Wahrheitsbemühungen Machtverhältnisse bewusst verdeckt.

Wahrscheinlich gibt es in der wirklichen Welt tatsächlich keine Debatten (nicht mal rationale), in denen Machtverhältnisse zwischen den Teilnehmern überhaupt keine Rolle spielen. Zugestanden. Wir sind alle keine Engel.

Aber erstens: Die angebliche Entlarvung der Objektivität durch postmoderne Philosophen beansprucht selbst, objektiv wahr zu sein. Alle anderen werden entlarvt und angeklagt, bloss für sich selbst nehmen diese Philosophen die objektive Wahrheit in Anspruch. Das ist doch sehr verdächtig.

Und zweitens: Wenn wir tatsächlich annehmen, dass alle sogenannte rationale Auseinandersetzung ein verkapptes Machtspiel ist, dann ist die Folge, was Angelsachsen "might is right" nennen. Wahr und objektiv richtig ist dann immer das, was die Mächtigen unter uns als wahr und richtig durchsetzen können. Damit spielt man also denen in die Hände, die alle anderen unterdrücken und ausbeuten wollen.

Die Ablehnung der Idee von objektiver Wahrheit und Richtigkeit ist also nur scheinbar anti-autoritär und tolerant. Weil das aber nicht gesehen wird, finden sie viele so attraktiv. Sie führt aber in ihrer Konsequenz zum genauen Gegenteil.

Ich kann gerne noch mehr zu all dem sagen. Und zwar MIT Leidenschaft und Gefühl. Aber mit Leidenschaft FÜR den Appell an objektive Prüfungen und Rechtfertigungen von Wahrheits- und Richtigkeitsansprüchen. Und in diesen Prüfungen bekommt nicht der recht, der bloss stark genug FÜHLT, dass etwas richtig oder wahr ist, sondern man versucht gemeinsam, mit guten Gründen zu einem Konsens zu kommen.

Und da gehen die Teilnehmer auch nicht nach Hause und denken: Na ja, für mich ist eben das eine richtig und wahr und für die anderen was anderes. Das ist doch prima und schadet keinem. So leicht sollten wir es uns nicht machen. Siehe Afghanistan.

LG, Dieter
Ein für mich außerordentlich überzeugender Beitrag. Ich wünsche ihm eine große Aufnahme und breite Wirkung beim Zuwachs an objektiver Erkenntnis bei den Teilnehmern der Gruppe Philosophie.
*****one Frau
13.323 Beiträge

"Als rationale Diskussion würde ich eine Diskussion bezeichnen, bei der die Teilnehmer versuchen, ihre jeweiligen Meinungen zu einer Sache so zu begründen, dass es für alle anderen Teilnehmer einsichtig ist. Dabei muss jedem Teilnehmer von jedem anderen Teilnehmer die Fähigkeit zugesprochen werden, für sich selbst zu entscheiden, ob er/sie die vorgebrachten Begründungen und Rechtfertigungen für akzeptabel hält."


ich habe mir diese passage gegriffen...
also eine sachliche, die meinung der anderen respektierende diskussion.


"Wenn es darum geht herauszufinden, ob etwas wahr ist oder eine Handlung/ Einstellung moralisch richtig ist, sollten wir allerdings immer versuchen, unsere Gefühle soweit wie möglich herauszulassen. Zumindest sollten wir uns ihrer bewusst sein und ihren möglichen Einfluss auf unser Denken und Handeln mit in Betracht ziehen, bevor wir entscheiden, was wir als wahr oder richtig anerkennen sollen."

gefühle haben nicht nur einen möglichen einfluss, sie bestimmen unser denken.
deshalb schrieb ich in einem anderen post, dass ich mit dem begriff objektiv meine probleme habe.
wie objektiv kann zum beispiel eine beurteilung sein?


gruss diA
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