„„Will heißen: Wir beschreiben unsere Wahrnehmung und die Welt traditonell in Wortsprache. Aber wir nehmen nicht wahr in Wortsprache, wir denken auch nicht urspürnglich in Wortsprache. Wir denken in etwas anderem, suchen dann nach Wörtern.
Das Medium des Denkens suchen wir noch. Es sind nicht Wörter. Die kommen später. Und wir erkennen sie als unvollkommen, weil eben vorher etwas anderes, wortloses da ist.
Ich lehne mich jetzt mal ein wenig aus dem Fenster. Das "Medium des Denkens" ...
Natürlich haben wir hier auch ein kleines Definitionsproblem, denn u.U. würde man das Denken als das definieren, was sprachbasiert ist. Je nachdem könnte dann aber immer noch das Medium der Träger dafür sein. Also vorsicht. Aber ich vermutel Binude hier nicht nur zu verstehen, sondern auch - zumindest als grobe Theorie - den Versuch einer Antwort geben zu können.
Also:
Ich definiere jetzt bewusst "Denken" als das Sprachliche, was da im Kopf abgeht. Zum "Sprachlichen" gehört im weiteren Sinne alles, was in Sprache wiedergegeben werden kann, so auch z.B. die Übersetzung mathematischer Sprache wie 1 + 1 = 2, etc.
Aber, wir denken ja nicht ständig. Das Gehirn macht mehr, als dass wir Selbstgespräche mit uns führen. Vieles davon merken wir nicht mal bewusst. Manches geschieht von alleine, reflexartig, instinktiv, etc. Dennoch bleibt da was über, wenn ich einfach nur so dasitze und eher nichts denke. Da sind Empfindungen, die man natürlich mit dem Begriff "Gefühl" umschreiben könnte, wobei hier es sicher die eher körperlichen und die eher seelischen Gefühle gibt. Wobei hier grob "körperliche" Gefühle und Empfindungen nicht so ganz (sprachlich!) im Einklang sind. Ein Streicheln auf der Haut würde ich sowohl fühlen, wie empfinden. Das Sehen der Sonne wäre weniger ein Gefühl, obwohl natürlich ein schöner Sonnenuntergang wunderschöne - aber dann wohl eher seelische - Gefühle auslösen kann), aber schon eine Empfindung (im Sinne einer Wahrnehmung).
Es ist hier ein kleines Streitproblem (was auch in dem Geist/Seele-Körper-Problem steckt), als was ich Geist, Seele, Gefühle sehen und wem Zuordnen möchte, wobei neben dem Körper gibt es für mich da dann doch körperliche wie seelische Gefühle (Empfindungen). Letzlich gibt es da sicher auch ein Wechselspiel zwischen denen, die dann Einfluss aufeinander haben (also, wenn es uns seelisch schlecht geht, geht es uns u.U. auch schnell körperlich nicht gut und umgekehrt; körperliches sich gut tun kann das seelische Emfpinden heben), aber darum geht es mir hier nicht!
Okay.
Man sagt gerne, dass mit dem sprachlichen Denken man bewusst etwas denkt, tut, macht. Beim Gehen denke ich sicher nciht übers Gehen nach (sonst würde ich vermutlich stolpern), aber ich denke schon darüber: da will ich jetzt hingehen. Selbst, wenn ich das nicht mal in Worten verkleidet bewusst ausspreche. Da gibt es mehr. Ein Empfinden, vielleicht mit dem Begriff "Willen" umschreibbar, was ich nicht in Worte fassen muss, nachdem ich aber dennoch zielgerichtet handel. Oder: ich sehe ein Eisgeschäft, wo Leute rauskommen und ich sehe, wie die leckeres Eis essen. "Will ich auch haben", könnte ein bewusster, in Worte gefasster Gedanke sein. Aber muss der wirklich da sein, vorliegen? Beobachtet euch ggf. mal selber. Manchmal kommen die Worte. Manchmal nur in Bruchstücken. Manchmal hat man das Gefühl, man müsse die Worte nicht mal als Worte denken. Man "fühlt" sie bzw. ist sich deren doch gewiss. Empfindet sie.
Es gibt (doch) ein Nicht-Sprachliches Denken. Oder ein "Empfinden" auf höherer Ebene.
Ich gehe jetzt noch eine Stufe weiter.
1 + 1 = 2. Das ist wahr. Hier reicht ein ganz konventionelles Benutzen des Wahrheitsbegriffes. Der "Po" ist ein Fluss in Italien. Ja, das ist wahr.
Ich hatte mal ein Erlebnis mit einer Schülerin, die darauf sagte: der Po ist doch ein Fluss in Spanien. Ich zeigte ihr daraufhin den Po auf der Landkarte in Italien. Darauf sagte sie: Okay, ich sehe den da, aber es fühlt sich falsch an!
Ist 1 + 1 = 2 deswegen wahr, weil wir es gedanklich so erfassen? Was ist, wenn so etwas gefühls- bzw. emfpindungsabhängig ist? Ist das "falsch" nicht deswegen (auch) falsch, weil es sich falsch anfühlt?
1 + 1 = 3.
Ich kann das sogar erklären, dass es die Fälle gibt, wo dieses Ergebnis nicht falsch ist, so sehr es sich auch falsch anfühlt. Nehmen wir einen Aparat in dem Zahlen eingegeben werden tragen dort Zahlen ein, die Nachkomma-Stellen haben.
1,3 + 1,4 = 2,7
In der Ausgabe erscheinen leider nur ganze Zahlen und nach den Rundungsregelungen werden die ersten beiden Zahlen ab- die letzte aufgerundet. Ist deswegen das Ergebnis jetzt falsch? Aber es fühlt sich vermutlich weiterhin falsch an.
Ernsthaft. Es gibt da dieses nicht-sprachliche Denken auf einer gedanklichen (?) bzw seelischen (?) Empfindungsebene, auf der es durchaus auch für Logik (aber natürlich auch ganz viele andere Sachen) Empfindungen/Gefühle gibt. Vermutlich wird für uns etwas wirklich erst wahr, wenn das Gedankliche die passenden (vorsichtig formuliert) positiven Gefühle auslöst.
Schwierig zu sagen, was da alles dazugehört. Aber vielleicht ist es eben wirklich diese Ebene, wo auch Freude, Wut, Hass, Liebe etc. angesiedelt ist. Als ich meine ersten Differenziale löste, hatte ich glücksgefühle, wie beim Lösen eines tollen Rätsels (okay: Mathe geil zu finden ist sicher für manch einen etwas schräg, da bei vielen da wohl doch eher negative Gefühle aufgekommen sind ... sei es "Hass" oder "Hilflosigkeit").
Natürlich kann man hier (Körper-Geist/Seele-Problem) auch fragen, wie da der Zusammenhang ist bzw. der Übergang. Was war zuerst da (bezogen auf eine konkrete Sache; nicht von Geburt an, wo wir sicher ohne Sprache auf die Welt kamen
)? Der Geist bzw. das sprachliche Fassen oder das Empfinden/Fühlen.
Eigentlich ein anderes Thema, aber cogito ergo sum. Was ist denn mit:
Ich empfinde, also bin ich!
(Kritiker sagen: man müsste das fühlen erstmal geistig erfassen (also in Worte fassen), um sich des Seins sicher zu sein; ich sage: nö!
Ich bin nicht mein Denken, sondern mein Denken findet in meinem Empfinden statt.)