Phillosphisch wissenschaftlich Arbeiten ...
Nun. Ich weiß nicht, ob das hier ein "Thema" wert ist (zumal es uns ja nicht wirklich betrifft, es sei denn man möchte doch - wenigstens für sich - einen "höheren" Anspruch an seine Postings stellen). Dennoch finde ich das, was ich da gefunden habe, mal herausstellenswert: Ein philosophischer Text ist stets eine Antwort auf andere philosophische Texte sowie deren Fragestellung und Überlegung. Philosophie ereignet sich nicht im geschichtslosen Raum, sondern ist eine Antwort auf vorhergehende Positionen und Argumentationen; sie nimmt diese auf, prüft sie, verwirft sie oder entwickelt sie weiter. Folglich schreibt sich jeder philosophische Text nicht nur in die Traditions ein, sondern er schreibt sich auch fort.
Man darf also nicht einfach so, mit einer neuen, nie vorhandenen Fragestellung, beginnen?
Okay. Jetzt verstehe ich noch mehr, wenn gesagt wird, dass alles der abendländischen Philosophie nur eine Fußnote zu Platon wäre. Und gut, dass Platon noch nichts vom oben beschriebenen, wissenschaftlichen Anspruch wusste (wobei er sich natürlich manchmal auf seinen Lehrer Sokrates bezog, aber vieles mal eben so in den Raum stellte, ohne "geschichtlich" zu sein und sich auf andere bezog.)
Heute funktioniert das in der "wissenschaftlichen" Philosophie ja auch recht gut. Aber vielleicht ist man da umgekehrt auch manchmal zu eingefahren?
Wobei ich manchmal daran verzweifel, wenn ich ein philosophisches Werk (o.Ä.) lese und dort dann Bezug zu dem und jenem und das und dort genommen wird, was aber im aktuell Gelesenem wenig dargelegt wird. Manchmal kann man in dieser Folge hier und da und dort lesen, lesen, lesen und aus dem Weiterlesen bei anderen nicht mehr rauskommen ... Puh.
Ganz problematisch finde ich das, wenn im aktuell von mir Gelesenem gewisse, philosophisch benutze Begriffe von jemand Dritten vorher aufgegriffen werden, wo sie dort speziell definiert werden, aber im aktuellen Text dann als "bekannt" vorausgesetzt werden. Das ist manchmal um so schlimmer, wenn es sich auch noch um alltagssprachliche Begriffe handelt, die aber kaum noch mit dem alltagssprachlichen Gebrauch zu tun haben oder man die Definition (o.Ä.) eines Vierten kennt bzw. im Kopf hat. Was ist "Wahrheit" oder "Bedeutung" im Sinne vom Autor X oder Y? Was "Seele" oder "Geist", "Existenz", "das Sein des Seienden", "Sinn" ... ? Ist das nicht manchmal sogar ein Entfremden von der Sprache und damit vielleicht sogar auch von der "Realität" (wenn es die denn gibt)? Hat sich da nicht sogar die ein oder andere Philosophie zu sehr vom Menschen entfernt und ihre eigene Welt geschaffen? Sind manche Werke zu schwierig zum Verstehen und Nachvollziehen (im Sinne: mein Geist reicht dazu nicht aus), zu weltfremd oder nur schlecht geschrieben (u.a. mit zu viel Fachsprache)?
Auf der anderen Seite: also mal eben so einen Gedanken oder eine Frage zum Thema machen? Das können wir wenigstens hier im Joy im Forum.
Ab da ist es dann wieder das Weiterstricken des Textes des ersten Postings. Und vielleicht auch ein Hinweis auf interessante Autoren, die zu lesen lohnen könnten.
"Text", was wohl als Begriff von Textur und Gewebe kommt. Wie passend!
Philosophieren heißt also gedankliches Stricken. Also, natürlich staunend (nach Platon):
"Das Staunen ist die Einstellung eines Mannes, der die Weisheit wahrhaft liebt, ja es gibt keinen anderen Anfang der Philosophie als diesen."
(Platon: Theaitetos 155 d)
Nehmt mein Posting gerne sehr offen. Vielleicht, auch, was ihr an der Philosophie schätzt und kritisiert. Oder Eure Erlebnisse mit philosophischen Texten, die den Anspruch der "Wissenschaftlichkeit" erfüllen.