Der Mythos vom Sinn des Lebens
Ich möchte noch mal auf die Anmerkung von JohnnyAndJune zurückkommen.
Die Frage die sich anschliesst
lautet, ob es überhaupt sinnvoll ist
nach dem Sinn zu fragen
Und auch auf den Wikipedia-Hinweis von Steffless:
Und wie das so ist kann man allein schon die Frage
in x Ausführungen interpretieren.
Erst muss also geklärt werden, wie die Frage gemeint ist. Hier können ja unterschiedlichste Variationen auftreten:
U.a.
- Welchen Sinn/Zweck, welche Aufgabe habe ich in meinem Leben?
• Ob und wie das Leben sich lohnt?
Dahinter liegen oder damit verbunden natürlich oft weitere Fragen, wie
"woher komme ich/der Mensch", "wohin gehe ich" ...
... und nicht selten wird auch ein Anspruch erhoben, dass die Antwort nicht nur eine individuelle Antwort auf das eigene Leben sein soll, sondern eine universell gültige, idealer Weise für alle Menschen und alles zutreffend sein.
Gehen wir nun davon aus, dass gerade die "
Zweck/Aufgabe/Bedeutungs-Frage mit universellem Anspruch" die häufig gestellteste ist, dann entsteht ein
Antwortenproblem, was "sowasnettes " bzw. Nietzsche schon andeutet.
Denn, ohne eine mögliche Antwort zu suchen, sollte man diese Frage weiter hinterfragen.
Wenn "
Was ist der Sinn des Lebens" also die Frage nach "
Sinn, Zweck, Aufgabe, Bedeutung" ist, dann muss man sich erst darüber bewusst werden, wer gibt wem oder was diese Attribute?
Das Gras hat für die Kuh den Sinn, satt zu werden. Ich denke, das Gras sieht das für sich anders.
Wir haben hier immer eine
Relation, also immer eine Beziehung zwischen zwei "Dingen",
wobei die eine dem anderen mit einem oft sehr subjektiven Hintergrund etwas zuordnet.
Also, wer ordnet denn bei der Frage "Was ist der Sinn des Lebens" wem oder was, etwas zu, bevor wir überhaupt die Frage nach dem Inhalt des "etwas" stellen.
Hier wäre dann z.B. bei einer universell-gemeinten Anfrage: gibt es einen Gott (glaube ich an Gott) oder eine höhere Macht, ein "Buch der Vorherbestimmung", wo alles vorab festgelegt ist; vorbestimmtes Schicksal o.Ä.) <---- [ich glaube an so etwas nicht]... ? Denn dann würde die Antwort bzw. der Inhalt ja von Gott kommen (muss er aber nicht, denn der reine Schöpfergott kann uns so in die "Freiheit" entlassen haben, dass er keine Aufgabe für uns vorgesehen hat): Gott gibt meinem Leben einen Sinn, eine Aufgabe, eine Bedeutung. Hier wäre natürlich das Problem: könnte ich derartiges dann auch erkennen?
Übrigens: je mehr Vorbestimmt ist, um so geringer bis unmöglich wäre die Handlungsfreiheit und die Frage wäre wieder sinnlos!!!
Umgekehrt: gibt es keinen Gott (o.Ä.) dann wird fraglich, welchen Sinn die Frage noch macht.
Wer gibt meinem Leben dann einen Sinn? Ich mir? Das wäre wohl weniger universell. Das wäre eher sehr fragwürdig, ob die "sich-selbst-Sinngebung" sogar (sinnvoll) wirklich möglich wäre, was nicht im Wiederspruch dazu stehen soll, dass man sein Leben selber mit Inhalt, damit mit Aufgaben und sich einem höheren Zweck (wie einer Ideologie) unterstellt, die aber dann keinen universellen Anspruch mehr haben.
Es gäbe auch noch andere mögliche Relationen, wie die Biologie.... (man lebt, um zu leben/den Tod zu verhindern... als höhere Möglichkeit: die Fortpflanzung ist der Sinn... etc.) ... oder etwas anderes "übergeordnetes".
Auch hier entsteht die Frage, ob eine Sache, wie die Biologie, die hier personifiziert wird, qualitativ wirklich eine Aussage über einen universell-gültigen Sinn meines Lebens gibt (sondern nicht vielmehr über das Leben allgemein). Denn ich kann für mich zu einem anderen Ergebnis kommen, als das vermeitlich höhere (z.B. ich halte mein Leben nicht mehr für Lebenswert und beende es durch Selbstmord).
Bei den letzteren Sachen sind wir dann auch eher bei der Frage: lohnt sich das Leben und wenn ja, wie....
Fazit.
Die Frage nach dem Sinn des Leben macht erst Sinn, wenn es einen Gott oder eine höhere Macht gibt, die diesem einen Sinn zuschreiben könnten. Ohne diese ist die Frage sinnlos bzw. verliert die ursprünglich gemeinte Bedeutung.
Was dann als Konsequenz nicht heißt, dass das leben "sinnlos" (gleich "unsinnig") ist, aber "sinn-los", alos keinen allgemeingültigen Sinn hat und wir eigenverantwortlich es leben müssen und vor allem: dürfen!
Liebe Grüße
Lutz