@********ucks
Erstens, inwieweit wir im BDSM Machtstrukturen reproduzieren, die in unserer Gesellschaft vorherrschen. Und ob das, was wir heute als BDSM verstehen und praktizieren, etwas inhärentes ist oder aus diesen vorherrschenden Machtstrukturen erwächst.
Ich würde sagen, dass es definitiv eine inhärente Komponente gibt. Allein der Akt der Penetration selbst kann als etwas Dominantes angesehen werden. Das heißt, selbst beim "normalen" Sex gibt es diese inhärente Machtstruktur.
Es gibt definitiv viele Beispiele dafür, dass BDSM-Fantasien in anderen Kulturen und historischen Epochen existiert haben. Die besten Beispiele dafür sind wohl das Buch Die 120 Tage von Sodom und bestimmte Praktiken, die im Kamasutra beschrieben werden. Allerdings kann man auch sagen, dass es sich dabei um männerdominierte Gesellschaften handelte.
Eine Frage, die sich mir immer wieder stellt, ist, ob sich das Geschlechterverhältnis von Doms und Subs ändern würde, wenn wir in einer völlig gleichberechtigten Gesellschaft leben würden.
Ein guter Ansatz.
Ich denke auch, dass sich im Geschlechtsakt als solches schon ein Hauch von Dominanz und Unterlegenheit finden lässt. Der Mann als Eindringender. In der klassischen Missionarsstellung, die weit verbreitet ist, er oben sie unten.
Positionen können bereits ein Bild und Gefühl von Überlegenheit und Unterlegenheit, Aktivität und Passivität erzeugen.
Zweitens, haben wir den gesellschaftlichen und historischen Aspekt und die Idee von Maskulinität und das Erbe des Patriarchates (was in einigen Gesellschaften und Familien heute noch vorherrscht). Natürlich prägen solche Erfahrungen und Gesellschaftsbilder uns Menschen. Manche fügen sich ein und fühlen sich damit wohl und richtig, andere rebellier(t)en gegen solche (Macht)Strukturen.
Im BDSM ist besonders wichtig zu verstehen, dass es sich um ein freiwilliges Konstrukt handelt. Andernfalls ist es Missbrauch und fiele dann nicht mehr unter BDSM. Für manche ist es ein Rollenspiel und manche empfinden das Machtgefälle tatsächlich.
Frauen beschreiben das Gefühl als Bottom oft so, dass sie sich in ihrer Unterordnung und unter der Führung des Tops besonders geborgen, beschützt, begehrt und geliebt fühlen.
Es ist eine Neigung. Und die Erfüllung dieser Bedürfnisse sind positiv. Es kann also nicht von Unterdrückung oder „Gewalt“ gesprochen werden.
Die Konstellation männlicher Top und weibliche Bottom kommt sehr häufig vor. Ich vermute tatsächlich wegen der gesellschaftlich tradierten und historischen Rollen von Mann und Frau.
Andersherum ist es eine Inversion dieses Gesellschaftsbildes. Auch Männer können sich in der Ergebenheit und im Schmerz (SM) befreit fühlen, genau wie Frauen.
Sie müssen dann nicht mehr selbst führen, entscheiden und Dinge verantworten. Sondern geben sich in vertraute Hände. Dieses abgeben der Kontrolle ist sehr befreiend (egal, ob für Männlein oder Weiblein).
Andersherum auf der dominanten Seite, sehen wir das Streben nach Macht und Führung. Das Streben nach Macht ist bei vielen Menschen vorhanden. Warum also dies nicht sexuell oder partnerschaftlich umsetzen, wenn der andere Partner freiwillig Kontrolle abgibt und Führung wünscht?
D/s (BDSM) ist ein einvernehmliches und für beide Seiten erfüllendes Konstrukt.
Sind diese Punkte nicht gegeben ist es, wie oben schon gesagt, nichts anderes als Missbrauch und muss im Kontext BDSM nicht weiter diskutiert werden.