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ContraPoints (Feminismus und BDSM)

***do Mann
4 Beiträge
Themenersteller 
ContraPoints (Feminismus und BDSM)
Kennt jemand hier ContraPoints? Falls nicht, sie ist eine Transfrau, die sehr gute Video Essays zu einer Vielzahl philosophischer Themen macht und dabei eine sehr gute Kombination aus Witz, persönlicher Erfahrung und Theorie verwendet. Sie hat auch einen sehr guten Essays darüber gemacht, ob Feminismus und BDSM vereinbar sind. Eine Frage, die mich immer noch beschäftigt.
****oha Mann
957 Beiträge
Willst du jetzte den Creator disskutieren, die Frage nach der Vereinbarkeit von Feminismus und BDSM , oder einfach nur die Erfahrung teilen diesen Creator gefunden zu haben?
***do Mann
4 Beiträge
Themenersteller 
Eigentlich alle drei: *ggg*

Zum Thema Feminismus und BDSM stellen ich mir vor allem zwei Fragen:

Erstens, inwieweit wir im BDSM Machtstrukturen reproduzieren, die in unserer Gesellschaft vorherrschen. Und ob das, was wir heute als BDSM verstehen und praktizieren, etwas inhärentes ist oder aus diesen vorherrschenden Machtstrukturen erwächst.

Ich würde sagen, dass es definitiv eine inhärente Komponente gibt. Allein der Akt der Penetration selbst kann als etwas Dominantes angesehen werden. Das heißt, selbst beim "normalen" Sex gibt es diese inhärente Machtstruktur.
Es gibt definitiv viele Beispiele dafür, dass BDSM-Fantasien in anderen Kulturen und historischen Epochen existiert haben. Die besten Beispiele dafür sind wohl das Buch Die 120 Tage von Sodom und bestimmte Praktiken, die im Kamasutra beschrieben werden. Allerdings kann man auch sagen, dass es sich dabei um männerdominierte Gesellschaften handelte.
Eine Frage, die sich mir immer wieder stellt, ist, ob sich das Geschlechterverhältnis von Doms und Subs ändern würde, wenn wir in einer völlig gleichberechtigten Gesellschaft leben würden.


Die zweite Frage, die mich beschäftigt, ist, inwieweit der Kontext die Bewertung bestimmter Handlungen verändert.

Ich denke, das beste Beispiel, um dies zu veranschaulichen, ist das Raceplay. Hier werden rassistische Äußerungen meist dazu benutzt, um in einer BDSM Session jemanden zu demütigen. Können wir nun sagen, dass diese Handlung nicht mehr rassistisch ist, nur weil sie zwischen Menschen stattfindet, die ihr zustimmen? Das würde man nicht tun, wenn es keinen Rassismus gäbe. Somit reproduziert man Rassismus. Dennoch fällt es mir schwer, diese Spielart zu verurteilen, weil es ein gemeinsames Verständnis zwischen den Parteien gibt.
****oha Mann
957 Beiträge
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vlt. findest du hier einen passenden Rahmen

und zum ersten meiner vermutlichen Fragen, selbst bei reflektierten/selbstkritischen Leuten schwingt die Kritik gegen andere immer auch gegen einen selbst, so gesehen geht es weniger um die Person,als um die Argumente. Darstellung ist ganz gut,Inhalt teilweise en bissl unzureichend, da die Argumentation nicht weitreichend genug ist.
***do Mann
4 Beiträge
Themenersteller 
Danke *g* Ich werde es mir mal ansehen.

Bei reflektierenden/selbstkritischen Menschen fällt die Kritik an anderen immer auf einen selbst zurück:

Da stimme ich dir vollkommen zu. Alles, was ich gesagt habe, beziehe ich auch zu hundert Prozent auf mich.
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Ich kenne Contrapoints nicht und habe mit BDSM nichts am Hut. Im Gegenteil kann ich da bis heute viele Dinge nicht wirklich verstehen oder nachvollziehen, z.B. wieso ein Mensch einen anderen dominieren wollen würde oder umgekehrt sich einem anderen Menschen unterwirft (Rollenspiele mal außen vor gelassen, die zum Teil innerhalb des BDSM ja stattfinden), weswegen ich mich zu der Thematik auch nicht wirklich äußern will.

Dennoch möchte ich auf etwas aufmerksam machen. "Allein der Akt der Penetration selbst kann als etwas Dominantes angesehen werden. Das heißt, selbst beim "normalen" Sex gibt es diese inhärente Machtstruktur. "

Dies ist m.E. nur eine Sichtweise, die sich nicht wirklich zwangläufig ergibt. U.a. ist hier problematisch, dass sich Begrifflichkeiten eingebürgert haben, wie der Penis "dringt ein" und "er nahm sie", die eben an Macht gekoppelt sind, aber vielleicht mehr die Sicht des Benutzers (und das ggf. gesellschaftlich-historisch) widerspiegeln. Grundsätzlich könnte ja auch gesagt werden "Sie ließ ihn eindringen" oder "Sie nahm seinen Schwanz auf" oder "Er führte seinen Penis in ihre Scheide ein". Gerade im Tierreich ist es ja sehr typisch, dass die Weibchen bestimmen, wer sie begatten darf. Auch, wenn der Akt ja nicht groß anders bei vielen Tieren (insb Säugetieren, Reptilien und Vögeln ist, wobei letztere Kloaken haben und der Akt etwas anders abläuft), so ist es eben auch ein "(r)einlassen" bzw. den "Eingang gewähren", wo scheinbar ein umgekehrtes Machtgefüge entsteht bzw. entstehen könnte. Den Einlass erlauben als Macht.

Es ist sicher ein wenig fraglich, warum das aus anatomisch begründeten "Penis in Scheide" zum "Eindringen" und nicht zum "Einlassen" wurde. Aber auch Begriffe wie "Schamhügel" und "Schamhaar" spiegeln ja ähnlich historisch-gesellschaftliche Sichtweisen wieder, die - zumindest zum Teil - eher auf uns lasten. Und darüber hinaus ist die Verknüpfung "Penetration gleich Machtausübung" eher eine Sichtweise, die sicher ein berechtigtes, aber auch ein fragwürdiges und zu hinterfragendes Potential hat. Wenn ein Liebespaar miteinander Sex hat (egal wie), dann ist das Hineininterpretieren von Machtstrukturen eher ein Modell, was zum Teil an der Wirklichkeit vorbei geht. Und manches ist (ggf. leider) da ein historisch-sprachlich-gesellschaftliches Problem bzw. Phänomen.
********n_84 Frau
6.196 Beiträge
@********ucks
Erstens, inwieweit wir im BDSM Machtstrukturen reproduzieren, die in unserer Gesellschaft vorherrschen. Und ob das, was wir heute als BDSM verstehen und praktizieren, etwas inhärentes ist oder aus diesen vorherrschenden Machtstrukturen erwächst.

Ich würde sagen, dass es definitiv eine inhärente Komponente gibt. Allein der Akt der Penetration selbst kann als etwas Dominantes angesehen werden. Das heißt, selbst beim "normalen" Sex gibt es diese inhärente Machtstruktur.
Es gibt definitiv viele Beispiele dafür, dass BDSM-Fantasien in anderen Kulturen und historischen Epochen existiert haben. Die besten Beispiele dafür sind wohl das Buch Die 120 Tage von Sodom und bestimmte Praktiken, die im Kamasutra beschrieben werden. Allerdings kann man auch sagen, dass es sich dabei um männerdominierte Gesellschaften handelte.
Eine Frage, die sich mir immer wieder stellt, ist, ob sich das Geschlechterverhältnis von Doms und Subs ändern würde, wenn wir in einer völlig gleichberechtigten Gesellschaft leben würden.

Ein guter Ansatz.
Ich denke auch, dass sich im Geschlechtsakt als solches schon ein Hauch von Dominanz und Unterlegenheit finden lässt. Der Mann als Eindringender. In der klassischen Missionarsstellung, die weit verbreitet ist, er oben sie unten.
Positionen können bereits ein Bild und Gefühl von Überlegenheit und Unterlegenheit, Aktivität und Passivität erzeugen.

Zweitens, haben wir den gesellschaftlichen und historischen Aspekt und die Idee von Maskulinität und das Erbe des Patriarchates (was in einigen Gesellschaften und Familien heute noch vorherrscht). Natürlich prägen solche Erfahrungen und Gesellschaftsbilder uns Menschen. Manche fügen sich ein und fühlen sich damit wohl und richtig, andere rebellier(t)en gegen solche (Macht)Strukturen.

Im BDSM ist besonders wichtig zu verstehen, dass es sich um ein freiwilliges Konstrukt handelt. Andernfalls ist es Missbrauch und fiele dann nicht mehr unter BDSM. Für manche ist es ein Rollenspiel und manche empfinden das Machtgefälle tatsächlich.
Frauen beschreiben das Gefühl als Bottom oft so, dass sie sich in ihrer Unterordnung und unter der Führung des Tops besonders geborgen, beschützt, begehrt und geliebt fühlen.
Es ist eine Neigung. Und die Erfüllung dieser Bedürfnisse sind positiv. Es kann also nicht von Unterdrückung oder „Gewalt“ gesprochen werden.

Die Konstellation männlicher Top und weibliche Bottom kommt sehr häufig vor. Ich vermute tatsächlich wegen der gesellschaftlich tradierten und historischen Rollen von Mann und Frau.

Andersherum ist es eine Inversion dieses Gesellschaftsbildes. Auch Männer können sich in der Ergebenheit und im Schmerz (SM) befreit fühlen, genau wie Frauen.
Sie müssen dann nicht mehr selbst führen, entscheiden und Dinge verantworten. Sondern geben sich in vertraute Hände. Dieses abgeben der Kontrolle ist sehr befreiend (egal, ob für Männlein oder Weiblein).

Andersherum auf der dominanten Seite, sehen wir das Streben nach Macht und Führung. Das Streben nach Macht ist bei vielen Menschen vorhanden. Warum also dies nicht sexuell oder partnerschaftlich umsetzen, wenn der andere Partner freiwillig Kontrolle abgibt und Führung wünscht?

D/s (BDSM) ist ein einvernehmliches und für beide Seiten erfüllendes Konstrukt.

Sind diese Punkte nicht gegeben ist es, wie oben schon gesagt, nichts anderes als Missbrauch und muss im Kontext BDSM nicht weiter diskutiert werden.

*my2cents*
Ich muss es auch nicht zu kompliziert machen. Ich kann nämlich als Paar den Einfluss tradierter Rollenbilder und deren Einfluss auf mich und die Gesellschaft durchaus erkennen und kann in vielen Situationen an deren schrittweiser Überwindung arbeiten UND gleichzeitig mit diesen Rollen als Paar beim privaten Sex lustvoll spielen.
Ich darf auch über einen Blondinenwitz lachen (weil ich entsprechend politisch unkorrekte Bilder nun mal noch im Kopf habe) und mich dann trotzdem für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen.
Verklag mich doch ... *zwinker*
*******ung Mann
799 Beiträge
BDSM, wie ich es sehe und praktiziere, ist immer ein Spiel. Das bedeutet nicht, dass die Beteiligten es nicht ernst nehmen würden, sondern dass es einen klar definierten Anfang und ein klar definiertes potenzielles Ende hat und sich die Beteiligten vorher auf ein gemeinsames Regelwerk einigen. Die Verhandlung über dieses Regelwerk findet notwendig absolut gleichberechtigt und auf Augenhöhe statt. Zudem basiert das Spiel auf gegenseitiger Einvernehmlichkeit - und zwar nicht nur einmalig ausgedrückt, sondern idealerweise zu jedem Zeitpunkt des Spiels. Das Instrument, um dies möglichst weitgehend zu gewährleisten, ist das Safeword, mittels dessen das Spiel jederzeit und ohne Angabe von Gründen augenblicklich beendet werden kann. Das Nicht-Benutzen dieses Notaus-Schalters ist gleichbedeutend mit dem Aufrechterhalten der Einvernehmlichkeitszusage.
Das ist die extrem abgekürzte Version und natürlich gibt es dabei eine ganze Menge Schwierigkeiten, die man bedenken muss und die tagtäglich bedacht und diskutiert werden. Aber ich hoffe, es reicht, um das Fundament ein wenig greifbar zu machen, auf dem in meinen Augen BDSM und Feminismus durchaus miteinander vereinbar sind. Das Machtgefälle existiert nur innerhalb der klar definierten Grenzen des Spiels und diese Grenzen kann jede/r Beteiligte zu jedem Zeitpunkt verlassen. Die einzige Konsequenz ist, dass damit natürlich das Spiel beendet ist.
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