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Komplexophobie

****e_H Mann
8.282 Beiträge
ein 's' zuviel
schadet nie
*g*
zu Komplexität
Komplexität ist, was Menschen auf einfache Begriffe runterbrechen, um die Welt begreifen zu können. Man kann selbstredend nicht alles wissen, weshalb es im (interessanterweise häufig zitierten) ersten Satz nicht heißt, daß die Welt sich mit wachsendem Wissen verkleinere. Natürlich hat Weltverständnis mit Weltwissen zu tun, und um dieses Wissen geht es mir. Ein großer Geist ist keiner, der über ein enormes Fachwissen verfügt. Er muss noch nicht einmal viel wissen. Er muss nur zur Überzeugung gelangt sein, daß einfache Antworten und Gemeinplätze üblicherweise an den Dingen vorbeigehen. Dabei sollte es heißen, an den Menschen vorbeigehen, denn mir geht es um Kommunikation. Ein großer Geist zeichnet sich also durch Toleranz und prinzipielle Offenheit aus. Das wusste auch der beste Freund von Lillebror, Karlsson: „Das stört keinen großen Geist.“ (A. Lindgren, 1955, Karlsson vom Dach)

Unter Welwissen verstehe ich im Grunde genommen den gesunden Menschenverstand. Wir haben nicht nur die Möglichkeit, sondern sind auch gehalten, uns breit zu informieren. Das bedeutet nicht, daß wir uns mit vielen Zeitungen und (Fach-) Zeitschriften zudecken oder einen Großteil unserer Zeit Dokus reinziehen, um immer auf dem Stand der Dinge zu sein. Man sollte aber, meine ich, unter anderem verstanden haben, was mit dem Satz „Das Ganze ist mehr, als die Summe seiner Teile.“ Gemeint ist. tbc
Ich bin mit meinen Gedanken bisher soweit gekommen, dass Komplexität für mich eine Herausforderung ausdrückt, alle Zusammenhänge in Bezug auf ein bestimmtes Thema (auch: Ding, Gegenstand, System, ...) zu beschreiben; unabhängig davon, ob sie überhaupt ganz erfasst werden konnten (und es dann z.B. an Formulierungen fehlt) oder noch Verständnislücken vorhanden sind.

Er muss nur zur Überzeugung gelangt sein, daß einfache Antworten und Gemeinplätze üblicherweise an den Dingen vorbeigehen.
Ist das so? Liegen nicht häufig die Erkenntnisse in der Auflösung der Komplexität einer Sache?

@*****ann:
Welche Wege - wenn nicht die der Aneignung gespeicherten Wissens - führen Deiner Meinung nach zu einem wachsenden Weltwissen bei uns Menschen?
****e_H Mann
8.282 Beiträge
zu Komplexität
Diese Form der Komlexität,der Reduziernden,um mögliche Barrieren zwischen Menschen mit unterschiedlich komplexen Vorstellungen abbauen und eine fruchtbare Diskussion führen zu können ist ganz sicher eine löbliche,etwas Positives.Jetzt stellt sich mir die Frage in welchem Zusammenhang dabei von einer Abneigung(Phobie) gesprochen werden muss?

@ Allrounder 74: Erfahrungen,ja sogar Gefühle,können ,meiner Meinung nach,weitere Wege zu wachsendem Weltwissen sein
Die Angst vor dem Unfassbaren, dem Unbeschreiblichen? Gibt es eigentlich auch eine Bezeichnung für die Angst vor dem Unbekannten?

Ich glaube, wir Menschen haben Angst vor allem, was wir nicht erfassen und/oder verstehen können, weil wir darin unser Unvermögen, unsere Machtlosigkeit erkennen. Und diese Ängste haben dabei ja auch durchaus eine Schutzfunktion, denn wenn wir etwas nicht begreifen, dann können wir zuerst einmal auch nicht abschätzen, ob für uns eine Bedrohung besteht oder nicht.
Wenn wir in uns selbst erkennen, was von uns durch das Unfassbare bedroht wird, und wir uns daraufhin über unsere Angst hinwegsetzen und auf das Unbegreifliche einlassen, gehen wir ein bewusstes Risiko ein. Daraus können sich dann Erkenntnisse ergeben, die eben das Unfassbare begreiflich machen; in diesem Beispiel (=Beitrag) würde das Komplexe dann sehr einfach zu verstehen sein.

@****e_H:
Vielen Dank, ich stimme Dir damit auch zu! Und bin nun gespannt auf weitere Antworten zu dieser Frage.
Welche Wege - wenn nicht die der Aneignung gespeicherten Wissens - führen … zu einem wachsenden Weltwissen bei uns Menschen?

Außer der Aneignung "gespeicherten Wissens" braucht es das Erfahrungswissen. Darunter fallen alle Erfahrungen, die keine Leseerfahrungen sind. Wenn man überhaupt sinnvollerweise verschiedene Arten von Wissen unterscheiden kann.


Er muss nur zur Überzeugung gelangt sein, daß einfache Antworten und Gemeinplätze üblicherweise an den Dingen vorbeigehen.
Liegen nicht häufig die Erkenntnisse in der Auflösung der Komplexität einer Sache?

Wie gesagt, man kann nicht alles wissen, und das muss man auch nicht. Es ist aber sehr hilfreich, einen gewissen Bestand an Erfahrungen und an Wissen in verschiedenen Lebensbereichen zu haben, um sich die vielbeschworene "eigene Meinung" bilden zu können. Dabei gibt es die technischen Aspekte des Lebens und diejenigen, die mich besonders interessieren, die mit Kommunikation in Zusammenhang stehenden. Dazu je ein Beispiel.

Die Illustrierte "Brigitte" wird ab der Januarausgabe 2010 ihre Modelle "von der Straße" rekrutieren. Sie will damit "ein Zeichen" gegen den "Schönheits- und Schlankheitswahn" (die Chefredakteurin sinngemäß in einem TV-Interview) setzen. Daraus lassen sich viele "eigene Meinungen" bilden. Man kann sagen, diese Zeitschrift beweise Zivilcourage und riskiere etwas, um einem guten Zweck zu dienen und aufklärerisch tätig zu sein. Man kann die "Brigitte" aber auch aus ihrer eigenen Perspektive als privatwirtschaftliches Unternehmen sehen, das kein wirkliches Risiko eingehen wird, sondern vielmehr die seit etwa einem Jahrzehnt spürbare Gegenbewegung beobachtet hat und die Zeit für gekommen hält, auf einen fahrenden Zug aufzuspringen, in dessen Triebwagen unter anderen bereits die Firma "Dove" sitzt. Letzteres muss nicht bedeuten, daß man die Firma "Brigitte" deshalb für eine schlechte hält.

Man muss nicht wissen, wie es die GPS-Automaten schaffen, Millionen von Fahrzeugen gleichzeitig auf wenige Meter genau zu orten und dessen Geschwindigkeiten zu messen. (Es gibt viele, die nicht einmal wissen, daß es irgendwas mit Satelliten zu tun hat.) Wenn man aber weiß, daß die Einsteinsche Relativitätstheorie hier zur Anwendung kommt, indem die Raum-Zeit-Verschiebung Eingang in die Berechnungsalgorithmen findet, hat das Vorteile. Wenn man dann noch weiß, daß GPS von den US-Amerikanern von jetzt auf gleich abgeschaltet oder nur für deren militärischen Komplex zugänglich gemacht werden kann, hat das auch Vorteile.
Ja, ich denke, diese Unterscheidung kann man machen, und sie ist sinnvoll.
Wissen, welches aus den Erkenntnissen anderer herührt, ist für uns in viel geringerem Umfang nutzbar als Wissen, welches unseren eigenen Erkenntnissen entspringt. Letzteres beinhaltet nicht nur das Ergebnis, sondern auch den Weg dorthin, ist also bedeutend umfangreicher und ermöglicht es uns, auf verschieden Teile dieses Weges zuzugreifen, um sie für andere Erkenntnisse zu nutzen.
Diese Arten des Wissens unterscheiden sich auch durch die Gefühle, die wir damit verbinden. Ein Beispiel:
Wenn mir ein guter Freund erzählt, dass sein Vertrauen missbraucht wurde, ich selbst diese Erfahrung aber noch nicht gemacht habe, dann verstehe ich die Ungerechtigkeit, die ihm wiederfahren ist. Habe ich die Erfahrung selbst gemacht, dann kann ich in mir eine Vielzahl von Gedanken und Gefühlen feststellen, die ich allein durch die Erzählung des Freundes nicht erreichte.
Man könnte diesen Faden jetzt weiterspinnen, der zum emotionalen Verständnis für den anderen, und damit zum Einfluss auf unsere Kommunikation mit anderen führt ...


Wie gesagt, man kann nicht alles wissen, und das muss man auch nicht. Es ist aber sehr hilfreich, einen gewissen Bestand an Erfahrungen und an Wissen in verschiedenen Lebensbereichen zu haben, um sich die vielbeschworene "eigene Meinung" bilden zu können.
Sollte es denn einen Standard für diesen Grundbestand an Erfahrungen und Wissen geben?


Bei dem Beispiel mit dem GPS dachte ich jetzt gerade spontan an das "Handbuch des nutzlosen Wissens".
Ich will von A nach B, und wissen, wo ich mich gerade befinde. Was für einen Vorteil ziehe ich als autofahrender Anwender aus dem Wissen, dass zur Berechnung meiner Position eine Einstein'sche Erkenntnis einfliesst? Und was für einen Nutzen ziehe ich aus dem Wissen darüber, dass die USA dieses System kontrollieren? Entweder es funktioniert oder es funktioniert nicht. Wenn es funktioniert, kann ich davon Gebrauch machen, ansonsten greife ich wieder zum Strassenatlas.

Ich glaube, dass man nie zuviel Wissen kann, doch die Frage nach dem Nutzen halte ich für berechtigt.
@ Allrounder74
Wir leben in einer Welt, in der wir unendlich viel "Wissen", besser: Informationen.... akkumulieren können.

Diese "Informationen", egal ob aus klassischen Medien wie Print oder Fernsehen oder aber zunehmend aus dem Internet angeeignet, widersprechen sich häufig, sind tendenziös dargestellt, schlichtweg falsch oder aber auch nach bestem Wissenstand nicht verifizierbar. Was nützen diese "Informationen"? Selbst Einsteins Relativitätstheorie wird in Fachkreisen mittlerweile angezweifelt. Wir nutzen die Informationsflut in der Mehrzahl, uns die vermeintliche Rationalisierung unseres vorgefassten Weltbildes zu ermöglichen. So ein Schwachmat wie der Verschwörungs"thoretiker"Mathias Bröcker schafft es aus der unübersehbaren Informationsflut eine selektive Neuinszenierung zu gestalten, die dem Geschehenen - scheinbar unter in Anspruchnahme von facts - einen pervertierten Scheinsinn gibt (und verdient sich damit dumm und dämlich, das nur nebenbei).

Mitunter scheint mir, dass es jedoch ab einer gewissen Informationsdichte mit dem Erkennen oder gar mit dem "Verstehen" vorbei ist. Von daher vermag ich immer noch nicht die Zielrichtung des Ausgangsstatements auszumachen.

Wir können neurobiologisch die ganze Komplexität unseres Seins nicht erkennen.

Aber vermeintliche "Komplexität" erleichtert uns, die "Realität" nach Belieben zu "verstehen".

Gleich nach Belieben kommt dann Beliebigkeit...
ergänzend
Ein sehr schöes Beispiel für das Spannungsfeld "Informationsflut-Wahrheitsinszenierung-Komplexität" ist die neue Klimareligion...

*mrgreen*
Von daher vermag ich immer noch nicht die Zielrichtung des Ausgangsstatements auszumachen.
Ich stellte mir die Frage, inwieweit die Diskussionen hier eine Zielrichtung benötigen, oder einfach ein wildes Treiben der Gedanken darstellen/sein sollen; und beschloss, anzunehmen, was mir hier geboten wird, denn ich tue es aus freiem Willen, kann ja einfach auf das eingehen, was etwas (einen Gedanken, ein Gefühl) in mir auslöst, und den Rest einfach so stehen lassen; und ich kann mit jedem meiner Texte Gedanken hier äussern, die MICH beschäftigen, und ich tue es dann, wenn ich es möchte. Somit wird der Umgang mit diesem Forum für mich recht einfach. *g*

Ich bin gleichfalls der Meinung, dass die Menge an Informationen, die wir aufnehmen könnten, uns tatsächlich überfordert - wenn wir der Auffassung sind, möglichst viel aufnehmen zu müssen. Ich für meinen Teil beschloss vor einiger Zeit, dass ich mir meine Informationen gezielt suche, und alles andere um mich herum treiben lasse. Filtern ist in meinen Augen enorm wichtig, wobei mir auch bewusst ist, dass jeder von uns seinen ganz persönlichen Filter (s.o.) auf die ihm zur Verfügung stehenden Informationen anwendet. Und dieser persönliche Filter enthält wohl bei jedem von uns bewusste und unbewusste Anteile.

Wir können neurobiologisch die ganze Komplexität unseres Seins nicht erkennen.
Ich erlaube mir die Frage, ob unser Sein tatsächlich so komplex ist, oder uns einfach nur so erscheint, weil uns gewisse Informationen (noch) nicht zur Verfügung stehen?
*******alm Paar
7.574 Beiträge
auf einen nenner....................
.......................es sagte einmal ein gehirnforscher,

wäre unser gehirn so einfach strukturiert, dass wir es verstehen könnten,
wären wir so dumm, dass wir es nicht verstehen würden.

calmzustimmung mit friedlichen weihnachtswünschen und darüber hinaus!!! *wink*
****e_H Mann
8.282 Beiträge
ergänzend ergänzt
Ein sehr schöes Beispiel für das Spannungsfeld "Informationsflut-Wahrheitsinszenierung-Komplexität" ist die neue Klimareligion...

wobei allerdings zu beachten gilt:Leugnen oder nicht würdigen von Klima_Komplexität heute,
kann schnell zu einem Problemen von morgen werden.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
menno uncle................
.............auf einen zug, der schon eine station weiter ist, kann man nicht aufspringen, der ist abgefahren................

calm*wink*
****e_H Mann
8.282 Beiträge
ich glaube Christian Anders hiess der Interpret :
Es fährt ein Zug nach nirgendwo...
*******alm Paar
7.574 Beiträge
ja,
der hat sich auch mal verfahren.......................

calm*wink*
****e_H Mann
8.282 Beiträge
...aber completely...
der kommt nie mehr auf's richtige Gleis
hehe
@ Allrounder74

"Ich stellte mir die Frage, inwieweit die Diskussionen hier eine Zielrichtung benötigen, oder einfach ein wildes Treiben der Gedanken darstellen/sein sollen"

Irgendwann ist´s dann nur noch freies Assoziieren und mehr so eine verbale Ergotherapie...

Ich erlaube mir die Frage, ob unser Sein tatsächlich so komplex ist, oder uns einfach nur so erscheint, weil uns gewisse Informationen (noch) nicht zur Verfügung stehen?

Unser Gehirn ist ein prima Beispiel dafür, dass es weniger an Informationen als an einer verständlichen Integration all der vorhandenen Informationen mangelt, um "es" zu verstehen.

uncle_H

wobei allerdings zu beachten gilt:Leugnen oder nicht würdigen von Klima_Komplexität heute,
kann schnell zu einem Problemen von morgen werden.

Wir retten die Welt. Die zweite, mit der ersten eng verwandte Konstante des Menschseins ist der Hang zur Hybris. Schlimme Sache...

Wer Daten manipuliert, abweichende wissenschaftliche Meinungen unterdrückt und die Diskussion um wissenschaftliche Erkenntnis moralistischen Kriterien unterwirft, produziert Bullshit, aber keine Erkenntnis über die potentiell vorhandene, potentiell anthropogene potentiell anormale potentiell katastrophale und potentiell durch Menschen beeinflussbare Erderwärmung. Da helfen auch keine suggestiven Bemerkungen über potentielle zukünftige Probleme....

*aua*
noch ein kleiner Nachtrag zur Klimareligion
*mrgreen* ein Kommentar von Roger Koeppel...

"Der Klimagipfel in Kopenhagen feiert eine neue Utopie der Weltbeglückung. Wie alle Utopien, so hat auch die Klimarettung nicht die Funktion, messbare Resultate zu erzeugen. Utopische Projekte genügen sich dadurch, dass sie unerreichbare Ziele setzen, an die viele Leute dennoch glauben. Die wichtigste Funktion der Utopien, formulierte der vor drei Jahren verstorbene Schriftsteller Jean-François Revel, bestehe darin, ihren Anhängern einen Vorwand für Zwangsmassnahmen und Verbote zu liefern ohne einen Nachweis ihrer Wirkung. Utopien sind Ausdruck des Verlangens erstaunlich vieler Menschen nach Herrschaft. Die einen wollen sie ausüben, die andern wollen sich ihr unterwerfen. Je höher und abstrakter die Ideale, desto härter wird die Tyrannei."

Dem ist wenig hinzuzufügen...


*zwinker*
und als wirklich allerletztes...
Dass die hysterische Propagierung der Rettung vor dem Weltuntergang durch den mittels rigider, nicht erreichbarer CO2-Emissionsminderungsvorgaben gepushten Emissionshandel nicht nur altruistische Hintergründe haben kann, war klar. Ob sie rationale hat, war unklar...bis vor einigen Tagen:

http://www.telegraph.co.uk/news/6847227/Questions-over-business-deals-of-UN-climate-change-guru-Dr-Rajendra-Pachauri.html

cui bono....
Es geht hier sehr lebhaft zu, und wenn man den Tag über weg ist, sind viele neue Richtungen eingeschlagen worden, wenn man am Abend zurückkehrt. Das ist Pluralismus; irgendwas kommt immer dabei heraus. Und sei es nur die ganz eigene Komplexität eines mäandernden Stroms der Meinungen auf einer Seite, zu der eine bestimmte Zahl von Leuten Zugriff nimmt.

Das Interesse an den Wörtern Komplexität und Komplexophobie sticht deutlich hervor, wobei die Beiträge dazu alles Mögliche beisteuern und alle möglichen Begriffe davon zu formulieren suchen. Die Welt ist ausgesprochen komplex und das Sichzurechtfinden in ihr hängt meiner Meinung nach in erster Linie davon ab, wie dieser äußeren Komplexität durch eine innere begegnet werden kann. Je eingeschränkter die innere Vielseitigkeit, der Geist, desto unangemessener und unzureichender die Antworten an die Welt und desto beschränkter das Selbstbild. Nicht die Menge des Wissens entscheidet über die Angemessenheit der Antworten, sondern die Güte.

Mein Begriff von Komplexität ist am ehesten mit den Wörtern Vielschichtigkeit, Vielgestaltigkeit und Vieldeutigkeit umschrieben. Wie gesagt, es geht mir in erster Linie um Kommunikation und um das Phänomen, daß Menschen einander Etiketten aufkleben, die ihnen nur unzureichend gerecht werden. Daß wir mit Etiketten hantieren müssen, um uns überhaupt erkennen zu können, ist für mich eine Tatsache. Wir gehen notwendigerweise mit Vorurteilen aufeinander zu, weil wir nur das erkennen können, was wir schon einmal erkannt haben.

Die Art und Weise, wie wir uns unserer Vorurteile bewusst sind, entscheidet darüber, wie angemessen wir mit den Dingen, also hier den Anderen, umgehen. Nehmen wir die Vorurteile als (unwechsel)bare Münze, sind wir an sie gefesselt und blind für die unverwechselbare Einzigartigkeit eines Menschen. Dann erscheint uns ein bestimmter Mensch beispielsweise als „Mann“ (mit den Eigenschaften, die wir „dem Mann“ zuschreiben), als „Handwerker“ (mit den Eigenschaften, die wir „dem Handwerker“ zuschreiben), als „Alt-Hippie“ (mit den Eigenschaften, die wir „dem Alt-Hippie“ zuschreiben) usw. Nehmen wir die Vorurteile als Vor-Urteile, als nur vorläufig anzuhängende Etiketten, halten wir den Blick offen für das, was diesen Menschen tatsächlich ausmacht. Dafür müssen wir prinzipiell offen sein für das, was ich Komplexität nenne: die Vielschichtigkeit, Vielgestaltigkeit und Vieldeutigkeit dieses Menschen. Ich habe das neulich so formuliert: „Die Menschen, denen wir begegnen, sind jeder für sich einmalige, unwiederholbare Perlen, und es reichte ein Menschenleben nicht aus, um auch nur eine von ihnen wirklich kennenzulernen. Jeder ist etwas ganz Besonderes und sollte das auch wissen. Und zwar als eine ganz persönliche Einsicht in die wunderbare Dialektik, die darin steckt; daß wir alle gleich sind, wenn jeder von uns eine einmalige, unwiederholbare Perle ist.“

Darin steckt auch die Schwierigkeit, daß wir selbst alle mehr oder weniger solche Etiketten wie „Mann“, „Handwerker“, „Alt-Hippie“ usw. vor uns hertragen und die damit verbundenen Bedeutungen verinnerlicht haben. Als Mann verhalten wir uns natürlich auch irgendwie „typisch männlich“.

Komplexophobie ist somit ein Zurückweichen vor den unbekannten Möglichkeiten, die sich prinzipiell eröffnen. Wir könnten uns theoretisch selbst entwerfen, weil wir faktisch nicht mehr gebunden sind.
somamann
Komplexophobie ist somit ein Zurückweichen vor den unbekannten Möglichkeiten, die sich prinzipiell eröffnen. Wir könnten uns theoretisch selbst entwerfen, weil wir faktisch nicht mehr gebunden sind.

die aus meiner Sicht zentralen Wörter habe ich mal gefettet...wir verdauen doch die Realität schon nicht mehr, nachdem wir den spirituellen Zwangs-, aber auch Entlastungsmodus verlassen haben.... uns da allzu intensiv mit hypothetischen Möglichkeiten zu befassen, die noch dazu unbekannt sind, ist erfahrungsgemäß der seelischen Gesundheit nicht zuträglich...

Wir entwerfen uns selbst? Das Leben lebt uns, nicht wir das Leben...

Wir sind nicht mehr gebunden? Nicht an unsere Körperlichkeit? Nicht an unsere Persönlichkeit? Nicht gefangen in materiellen und emotionalen Abhängigkeiten?

Diese Annahme von "Freiheit" erscheint mir doch allzu steil...

*zwinker*
Sie haben vergessen, "faktisch" zu fetten.
Sie haben vergessen, "faktisch" zu fetten

Ich persönlich gebrauche "faktisch" immer als etwas legeren Euphemismus für "nicht so ganz sicher"....wenn ich im vorliegenden Fall "faktisch" verfetten soll, müsste ich also gegen "faktisch" Widerspruch einlegen!!

*zwinker*
Dann frage ich mich, wie Sie persönlich "theoretisch" gebrauchen. Wie es scheint, gebrauchen Sie es synonym zu "praktisch". Wie sonst ist Ihre Frage zu verstehen: "Wir entwerfen uns selbst?"
*******alm Paar
7.574 Beiträge
also................
.............calm denkt, es steht bis dato 2:2, das spiel kömmt in die endphase...............................*ggg*
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