ad exemplum
Zitat aus :
http://www.fischbuletten. de
Säcke und verkannte Genies
Published at: 09:12 pm - Montag Dezember 07 2009
‘Es gibt keine verkannten Genies – entweder man schafft es oder man hat´s einfach nicht drauf.’ Ich kann nicht verifizieren, ob sich Harald Schmidt im Interview mit Katrin Bauerfeind so oder ähnlich geäußert hat. Auch beim mehrmaligen Anschauen des Interviews aus der 3Sat Mediathek kann ich diesen Satz nicht mehr finden, was entweder bedeutet, dass ich nicht ordentlich geschaut habe oder aber, dass hier die Schere angesetzt wurde.
Derlei Zensur wäre natürlich empörend, vor allem aber unverständlich, hat sich Herr Schmidt doch auch sonst in bekannter Manier aus dem Fenster gelehnt. So zählt er an dieser Stelle einen sehr eingeschränkten Kreis zum Spitzenpersonal, indem er sagt ‘Es gibt ja nur drei, die den Job können, dass sind Tommy, Günther und ich.’ Solche Aussagen können natürlich auch dem Umstand geschuldet sein, dass Frau Bauerfeind auf Schmidt die Wirkung zu haben scheint, wie ein Testosteronpflaster im Schritt von Lance Armstrong … selbst die vermeintliche Relativierung ‘Die guten kochen mit Wasser, die Schlechten setzen nur den heißen Topf auf’ lässt unterm Strich durchblicken, dass die, die es geschafft haben, eben doch einen Tick mehr Talent, Können und Durchsetzungsvermögen haben als all jene, die nicht bis zu den Fleischtöpfen vorgedrungen sind.
Der eingangs zitierte Satz wie alle folgenden lenken den Blick auf ein Kulturphänomen, das einem in der so genannten Szene immer wieder begegnet. Dort gibt es Massen von Personal in der Gastronomie, in der Werbung, im Bodensatz der Medienhierarchien und in vielen Dienstleistungsbereichen, die ‘eigentlich’ etwas anderes sind. Während sie auf ihren Durchbruch in einer der angesagten Kreativdisziplinen warten, gehen diese Menschen still einem Brotjob nach. Wobei, still sind sie dabei immer nur bis zu dem Moment, an dem man mit ihnen ins Gespräch kommt und der Fokus sich auf die von Ihnen ausgeübte Tätigkeit richtet. Dann wird regelmäßig der Deckel gelüftet und darunter tauchen Bücher, Filme, Performancekünste und mitunter die Lösungen großer Fragen der Menschheit auf.
Gut, wir alle kennen die Taxifahrer oder Friseure, die uns die Welt erklären. Auch die vielen Fußballfans, die mühelos von heute auf morgen jeden Spitzentrainer ersetzen können, sind Legende. Alles verkannte Genies? Sicherlich nicht! Das jedoch in jedem verhinderten Künstler, Autor oder Erfinder nur ein großmäuliger Nichtskönner steckt, will aber selbst Harald Schmidt nicht behaupten. Letztendlich gesteht er ihnen zu, dass sie nur zu viel Respekt vor den Altvorderen oder zu wenig Biss haben: ‘der Nachwuchs hat … nicht … die Nerven, … mal einen alten Leitwolf wegzubeißen’. Damit propagiert Dirty Harry genau die Erfolgsmethode, mit der er gute Erfahrungen gemacht hat, nämlich: frech kommt weiter! Wie wenig Angst ihm das andersrum macht, zeigt sein Paarlauf mit Pocher (und dessen Ergebnis). Bleibt die Frage nach dem Grund für die Zensur – also nachrecherchieren