Ein Bild, das sich auf textbasierte Kommunikation bezieht, wurde bereits vorgeschlagen. Eine Etikettierung, die dort nicht zur Sprache kam, bietet weitere aufschlussreiche Illustrationen von Etikettierungsprozessen, wie sie besonders deutlich in den Foren und Gruppen im Joyclub an jeder Ecke zu verfolgen sind: die Etiketten „Mann“ und „Frau“. Natürlich handelt es sich bei diesen Etiketten aller Whrscheinlichkeit nach um zutreffende Zuschreibungen, weshalb es gerade hier deutlich wird, daß es nicht eigentlich um das Etikett als solches geht, sondern um die Bedeutungen, die damit verknüpft werden. Man muss vielleicht unterscheiden zwischen Hetero-, Schwulen- und Lesbenbereich, weil man möglicherweise nicht nur von Bereichen, sondern von unterschiedlichen Welten sprechen muss, in denen sehr unterschiedliche Zuschreibungen gelten. Das Phänomen unzulänglicher Etikettierungen aufgrund unzureichender Kriterienvielfalt halte ich jedoch für ein allgemeines.
Ein Beispiel aus dem Joyclub: Viele Frauen geben sich damit zufrieden, nach dem Erstellen eines Profils auf Reaktionen zu warten. Für sie ist es okay, die reagierenden Interessenten als den einen Pool zu sehen, aus dem sie wählen können. Damit scheinen sie die Möglichkeiten verwerfen zu wollen, die sich ihnen böten, sähen sie sich aktiv nach interessanten Alternativen um und nähmen initiativ Kontakte auf. Hinter dieser Herangehensweise lässt sich die Überzeugung vermuten, Männer seien verantwortlich für die Anbahnung eines Kontaktes durch Werbung und Frauen gingen nach Gutdünken auf ein Angebot ein. Man kann dies als eine grundlegende Etikettierung auffassen, der ein bestimmter Satz an Kategorien zugrundeliegt, der als allgemein anerkannt gilt.
Philosophisch ist das interessant, da es sich um Selbstbilder handelt, die im eigenverantwortlichen Handeln in und Mitgestalten der Welt zu erkennen sind. Ich entscheide mit, was aus dem Möglichen verwirklicht wird, und zwar durch Auswahl und Verwurf. Ich wähle aus und verwerfe so, wie meine Maßstäbe es mir ermöglichen.