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Wann ist ein Mensch Mann oder Frau oder ...?

*******er_a Frau
2.048 Beiträge
Zitat von **********_Gogh:

Quizfrage:

Fühlt ihr euch als .... Mann/Frau ....? Und wenn ja, warum? Was macht das Männliche/Weibliche aus?

Ich fühle mich männlich, aber nicht als Mann und der weibliche Körper ist okay. Ich brauche keinen männlichen Körper. Ich werde immer mal gefragt, ob ich mit meinem weiblichen Namen zufrieden bin. Ja, ich werde schon immer so genannt.

Allerdings stelle ich immer wieder fest, ich war als Kind immer richtig, egal ob ich die Lederhose lieber tragen wollte als das Dirndl, bei der Konfirmation eine Latzhose anziehen wollte, ob ich ein Fahrrad mit Stange haben wollte, oder in den zwanzigern Männerklamotten getragen habe und Männerkosmetik (Duschgel, Deo und Co.) genutzt habe. Ich durfte mit Werkzeug umgehen, Motorrad fahren und es selber reparieren. Danach ist nie gefragt worden. Ich war einfach so. Ich durfte mich auch ausprobieren mit Schminken, Stricken, Nähe, Kochen usw, aber ich musste es einfach nicht machen wenn ich es ätzend fand.

Ich habe mir erst jetzt Gedanken dazu gemacht, nachdem ich mir über meine Scheidung und dem Warum der Scheidung nachgedacht habe. Da habe ich festgestellt, ich bin in eine Frauenrolle gequetscht worden, die einfach nicht passte. Das hat auch dazu geführt, dass ich sexuell lustlos war. Ich konnte einfach nicht mehr ich sein.

Heute weiß ich, ich habe einen Frauenkörper, ich bin männlich, stehe auf männlichere Männer, die auf Männer stehen. Nicht immer einfach. Deswegen sage ich, ich bin non-binär.
*******rlin Mann
1.966 Beiträge
Was macht einen Mann, eine Frau ... wirklich aus? Oder: wie gehen wir vielleicht besser damit um?
Ist es nicht so, dass diese Frage schon vor Jahrzehntausenden beantwortet wurde? Als vieles noch nackt und offensichtlich geschah?
Als jeder Mensch sich und andere sehen und erkennen konnte?

Ist es nicht der Gesellschaft zu überlassen, wie sie bestimmte Dinge betiteln?

Vieles wächst über Jahrhunderte. "Mann" und "Frau" waren für die meisten Menschen klar definiert. Zuerst wohl am rein Äußerlichen. Das klappte gut. Wurde unter dem Rock der Penis erkannt und unter dem Hemd der Busen, wurde die Zuordnung geändert. Das funktionierte seit ewiger Zeit und konnte durchaus auch so bleiben.


Es brauchte keine Worte und Definitionen. Jeder konnte selbst erkennen, zu welcher Gruppe er gehörte. Und diese biologische Einordnung ist bis zum heutigen Tage so geblieben. Auch, wenn wir heute einige Varianten kennen und benennen, so gibt es im Kern immer nur ein Geschlecht. Es gibt eben keineswegs den Menschen mit vollständigen 2 Geschlechtern, der in der Lage wäre sich selbst zu befruchten und fortzupflanzen, inklusive Geburt.
Somit ist das Geschlecht klar definiert und wir alle erkennen uns in diesen 2 Zuordnungen selbst. Und zwar unabhängig von Erziehung und Gesellschaft.


Ich denke, unser Problem besteht darin, unbedingt alle Zwischentöne in genau das Vorhandene einzuordnen. Das klappt aber nicht und man versucht es mit Gewalt (per Gesetz).


Einfacher wäre es wahrscheinlich einen neuen Begriff zu finden. Dort werden eben alle einsortiert, die nicht zuzuordnen sind. Sie bilden dann eine eigen Klasse und niemand aus der Gruppe Mann/Frau muss sich daran stören.


Ich sehe darin auch kein Problem. Wenn wir hier diese Frage stellen, dann liegt es somit wohl eher daran, dass wir keinen weiteren Begriff dafür anlegen wollten. Während jeder alter Käse mit neuen Begriffen belegt wird und wir das alles super finden, wenn zum Beispiel der Sänger und Komponist heute Singer-Songwriter heißt, haben wir es bei der neuzeitlichen Geschlechterfrage verpasst, diesem Umstand einfach einen neuen Namen zu geben. Gäbe es ihn, gäbe es diese Diskussion nicht.


Wir haben es auch schon beim Begriff "Ehe" nicht geschafft und die gleichen Kontroversen heraufbeschworen. Beim Geschlechterthema wäre also eine Zusatzbezeichnung zur Befriedung nicht schlecht. Das Biologische Geschlecht bleibt bestehen und das "Gefühl" bekommt einen eigenen Zusatz.


Sich als das andere Geschlecht zu "fühlen" halte ich für zweifelhaft. Als Mann kann ich nicht als Frau fühlen. Umgekehrt genauso. Es ist uns nicht möglich, solche Prozesse zu "fühlen". Die Gesellschaft wird nicht anhand des Namens über männlich und weiblich urteilen. Es sind viele Parameter, die uns eine Beurteilung aufdrängen. Meist sind sie optisch, manchmal aber auch am Verhalten zu erkennen.


Dann bleibt die Frage, was erreicht werden soll? Geht es nur einen Eintrag im Ausweis? Geht es um eine neue Einordnung mit anderen Privilegien?


Und letztlich münden solche besonderen Änderungen immer in Bestrafung. Das darf man nicht vernachlässigen.


Dennoch ist es ein interessantes Thema. Sich als Mensch selbst zu ändern und anerkannt zu werden. Warum das beim Geschlecht so drastisch ist, bleibt offen. Niemand möchte zum Beispiel seine Hautfarbe ändern. Warum nicht? Weil es keinen Eintrag dafür im Ausweis gibt? Oder weil es keine gesetzlichen Privilegien gibt? Die Wünsche existieren sicherlich. Groß, Klein, Dick, Dünn, Stark, nahezu alles kann in diesem Bereich erwünscht werden. Trotzdem besteht niemand darauf, mit 100 Kg Übergewicht als dünn verbrieft zu werden, weil er sich für besonders sportlich hält. Warum nicht?


Die Frage lautete ja: "oder wie gehen wir vielleicht besser damit um?"

Mit was genau müssen wir denn umgehen?
********n_84 Frau
6.195 Beiträge
@*******rlin
Ich denke, unser Problem besteht darin, unbedingt alle Zwischentöne in genau das Vorhandene einzuordnen. Das klappt aber nicht und man versucht es mit Gewalt (per Gesetz).


Einfacher wäre es wahrscheinlich einen neuen Begriff zu finden. Dort werden eben alle einsortiert, die nicht zuzuordnen sind. Sie bilden dann eine eigen Klasse und niemand aus der Gruppe Mann/Frau muss sich daran stören.

Diese dritte Bezeichnung gibt es ja mit dem Sammelbegriff „divers“ bereits.

Wie gehen wir „damit“ um?

Ganz konkret wurde ja auch im EP das Beispiel Tessa Ganserer genannt und die politische Idee des sogenannten Selbstbestimmungsgesetzes nachdem jeder sein Geschlecht offiziell selbst bestimmen darf.

Ich finde schon, dass der „Schrei“ nach Ausdifferenzierung von allem was nicht binär bzw. männlich/weiblich ist kompliziert ist und eben auch die Gesamtgesellschaft betrifft und betreffen wird. Ein Beispiel ist hier die „gendergerechte“ Sprache.
*********tter Mann
949 Beiträge
@*******rlin
Mit was genau müssen wir denn umgehen?

Meine Meinung: "Müssen muss ich genau 2 Dinge .... *g* Alles andere sollte ich. Und somit sollte ich auch mit der Meinung anderer so um gehen, wie ich mir wünsche, dass sie mit meiner Meinung umgehen. Nähmlich sie zuerst ein mal akzeptieren, als das was sie ist. Nämlich die Meinung anderer, die sie sich aufgrund der verschiedensten Umstände gebildet haben oder, aus welchen Gründen auch immer, übernommen haben. In wieweit diese dann in der jeweiligen Situation noch stimmig ist, ist für mich eine andere Frage. Über die dann gesprochen werden kann, wenn gewollt.
*******er_a Frau
2.048 Beiträge
@*******rlin

Die Hautfarbe wollen relativ viele ändern. Hellhäutige gehen ins Solarium, dunkelhäutige lassen sich bleichen. Hier findet man unzählige Beispiel bei Stars und Sternchen, aber auch in der Bevölkerung ist es zu finden.
********n_84 Frau
6.195 Beiträge
@********owdy
Meine Meinung: "Müssen muss ich genau 2 Dinge .... *g* Alles andere sollte ich. Und somit sollte ich auch mit der Meinung anderer so um gehen, wie ich mir wünsche, dass sie mit meiner Meinung umgehen. Nähmlich sie zuerst ein mal akzeptieren, als das was sie ist. Nämlich die Meinung anderer, die sie sich aufgrund der verschiedensten Umstände gebildet haben oder, aus welchen Gründen auch immer, übernommen haben. In wieweit diese dann in der jeweiligen Situation noch stimmig ist, ist für mich eine andere Frage. Über die dann gesprochen werden kann, wenn gewollt.

Na das wäre aber auch zu „einfach“, die Thematik hier mit „Meinungen“ abzutun und zu sagen, jeder sollte das akzeptieren.

Ist erstmal grundsätzlich verkehrt - man muss und sollte nicht jede Meinung wortlos hinnehmen und akzeptieren; z.B. menschenverschtende
********n_84 Frau
6.195 Beiträge
@********owdy
Meine Meinung: "Müssen muss ich genau 2 Dinge .... *g* Alles andere sollte ich. Und somit sollte ich auch mit der Meinung anderer so um gehen, wie ich mir wünsche, dass sie mit meiner Meinung umgehen. Nähmlich sie zuerst ein mal akzeptieren, als das was sie ist. Nämlich die Meinung anderer, die sie sich aufgrund der verschiedensten Umstände gebildet haben oder, aus welchen Gründen auch immer, übernommen haben. In wieweit diese dann in der jeweiligen Situation noch stimmig ist, ist für mich eine andere Frage. Über die dann gesprochen werden kann, wenn gewollt.

Na das wäre aber auch zu „einfach“, die Thematik hier mit „Meinungen“ abzutun und zu sagen, jeder sollte das akzeptieren.

Ist erstmal grundsätzlich verkehrt - man muss und sollte nicht jede Meinung wortlos hinnehmen und akzeptieren; z.B. menschenverachtende und diskriminierende „Meinungen“.

Und zweitens hat das Gefühl oder die Tatsache im „falschen Körper zu sein“ oder sich mit dem biologischen Geschlecht nicht identifizieren zu können, nichts mit einer „Meinung“ zu tun.

Ein Gefühl ist zwar auch nicht fundierter als eine Meinung. Aber wenn jemand dir zB sagt „ich fühle mich nicht als Mann, trotz des männl. Geschlechtsteils“ - dann kannst du nicht mit „Meinung“ kontern und demjenigen durch deine „Meinung“ sein Gefühl und Selbst-Verständnis absprechen.
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******rol Mann
937 Beiträge
Zitat von ********n_84:
Und zweitens hat das Gefühl oder die Tatsache im „falschen Körper zu sein“ oder sich mit dem biologischen Geschlecht nicht identifizieren zu können

Ich bitte, meine Unwissenheit zu entschuldigen - ich habe hierzu eine Frage: Ist dieses Phänomen ein Gefühl, das wirklich mit den körperlichen Aspekten zu tun hat oder ist das ein durch das gesellschaftliche Rollenverständnis des biologischen Geschlechts verursachtes Gefühl? Geht es also, um es salopp auszudrücken, der Penisträgerin darum, dass sie sich nicht mit diesem Körperteil anfreunden kann oder geht es darum, dem "Rollenbild" nicht entsprechen zu können.

Ich vermute, es ist ersteres - und damit ist dieses Gefühl wohl auch so schwer jemandem zu erklären, der oder die das nicht kennt.
********n_84 Frau
6.195 Beiträge
@******rol

Das weiß ich nicht, da ich diese Diskrepanz zwischen Sex und Gender nicht habe/kenne.

Mir ging es nur darum zu sagen, dass wir hier nicht von „Meinungen“ sprechen.
Profilbild
******rol Mann
937 Beiträge
Zitat von ********n_84:
Mir ging es nur darum zu sagen, dass wir hier nicht von „Meinungen“ sprechen.

Ja, ich weiß - sorry. Ich hatte Deinen Text nur zitiert, weil er Basis meiner Frage war ... vielleicht weiß ja sonst jemand eine Antwort.
********n_84 Frau
6.195 Beiträge
@******rol

Die Frage woher das “Gefühl“ kommt und was es überhaupt ist, ist aber sehr spannend und vermutlich auch nicht bei jeder Person gleich.

Ich finde das auch beim Thema Homosexualität interessant, da dies ja eigentlich rein biologisch und evolutionär auch nicht so angelegt sein kann, da hier der Zweck der Fortpflanzung im Vordergrund steht.
Daher finde ich es höchstspannend inwiefern z.B. auch Homosexualität eine genetische Qualität ist (sprich das Individuum trägt es einfach in sich und merkt es) oder ob es ein soziales Phänomen ist, bei dem man sich eher dafür entscheidet.
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Themenersteller 
Zuerst ein paar "Aufarbeitungen" (und danke für die Beiträge!) *danke*


A) @*******er_a
Gerade dein "Outing" als sich männlich fühlen könnte noch sehr spannend sein. Dazu unten mehr.


B) @******rol @********n_84
Berechtigte Fragen ...Gefühle, Meinungen

Natürlich weiß auch ich nicht, wie es sich anfühlen mag, wenn man das Gefühl hat, sich im falschen Körper zu befinden. Ich möchte hier aber bewusst folgendes Anführen:

B1) Es gibt Menschen, die das Gefühl haben, ein Körperteil (z.B. ein Arm oder ein Bein) gehören nicht zu ihnen. Sie wünschen sich geradezu, diesen loszuwerden und würden einer Amputation zustimmen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Body_Integrity_Identity_Disorder

ACHTUNG! Ich möchte ganz deutlich darauf hinweisen, dass ich dies hier nur benenne, ohne den Rückschluss, dass ich Menschen, die sich im falschen Körper fühlen, damit automatisch gleichstellen möchte o.ä.

B3) Es gibt aber sicher - bitte auch hier ganz vorsichtig und im weitesten Sinne aufgefasst - "falsche Gefühle". Manche "falschen Gefühle", wie unnötige Ängste, etc. könnten vielleicht bekämpt/kuriert werden, andere nicht.
Eventuell wird aber auch etwas, als "falsch" bzw. "falsches Gefühl" angesehen, weil eben die Akzeptanz umgekehrt in der Gesellschaft nicht da ist. Z. B. gab es die weibliche Hysterie als Krankheit (wer es nicht kennen sollte: lustig herauszufinden). Masturbation und Oralsex galt als falsch bei gewissen Gesellschaftsteilen (z.B. den kirchlichen). Wer also dieses Gefühl der Lust drauf hatte, war pervers, krank!
Ich würde auch z.B. Homosexualtiät nicht als Krankheit sehen, nur, weil es der biologischen Fortpflanzung nicht entspricht. Man weiß ja heute, dass es auch bei Tieren Bi- und Homosexualität gibt und sie alles andere als unnatürlich ist.

B2) Ich fühle meinen Körper nicht als "falsch". Wenn es sowas gegeben hat, dann z.B. bei Lämungserscheinungen einer Narkose, einem verlorenem Zahn, einem Strecksehnenabrisse, etc., wo was "falsch" war, was sich dann aber irgendwie wieder gegeben hat, z.B. weil ich es akzeptiert habe.
Ich weiß allerdings für mich nicht, wie sich ein Mann anfühlen muss. Klar spüre ich meinen Penis und habe von daher die gesellschaftlich typische Zuordnung "Penisträger = Mann" übernommen, aber darüber hinaus ist mir nicht verständlich, wie ein Mann sich fühlt, nur, weil ich mich fühle, Mann bin.

Aus:
• Ich bin ein Penisträger.
• Ein Penisträger ist sprachlich ein "Mann".

... folgt für mich nicht, dass ich mich als Mann "fühle", sondern als Mann sehe, kategorisiere ...

Ich kann nicht von der Tatsache Mann zu sein schließen, dass mein Fühlen männlich sei. Oder das andere Männer genauso oder wenigstens in gewissen Teilen (über das rein Biologische wie das Fühlen des Penis hinaus) ähnlich fühlen. Ich weiß nicht, wie sich ein anderer Mann wirklich fühlt. Ich weiß nicht, wie sich irgend ein anderer Mensch wirklich fühlt. Ich kann da nur Vermutungen anstellen (und vermute, dass das für alle Menschen so gilt!) *zwinker*

C) ... weiter mit Rückgriff

Zitat von ********n_84:

@**********_Gogh

Im Prinzip differenzierst du erneut zwischen Sex und Gender.

Wenn jemand mit dem biologischen Geschlecht „Mann“ sich als „Frau“ fühlt, dann ist das vermutlich eine Identifikation mit „Gender“ (soziales und stereotypisiertes Konstrukt) und möchte das in manchen Fällen auch biologisch durch Operation und Hormone angleichen.

Interessant ist hier, dass die sozialen Konstrukte von „Mann“ und „Frau“, was zB Verhalten, Charakter, Kleidung etc. angeht eine entscheidende Rolle zu spielen scheinen. Ginge es nur um Biologie und körperliche Merkmale wäre die Thematik deutlich einfacher.
[...]

Ja. Ich muss ja hier - natürlich - differntieren.

C1 das biologische Bild
Da ist das "Einfache", was z.B. @*******rlin sicher nicht zu unrecht als über Jahrzehntausende gewachsen bezeichnet. Das biolgische "Mann-Frau-Bild" (inclusive der nie unbekannten Hermaphroditen/Zwitter) erscheint zumindest einfach. Es scheint mir ähnlich zu sein, wie, wenn ich ein "Haus", einen "Baum" oder sonst einen Gegenstand identifiziere. Wobei hier Gegenstand insbesondere auch das Ding, das Materielle ist, was ich eben sehen, anfassen, etc. kann.

C11 Zugehöriges ...?
Ich möchte das biologische jetzt nicht alleine am biologischen Geschlecht festmachen, ohne allerdings mich jetzt auch wirklich auf anderes übermäßig festzulegen wollen.

Lassen wir mal Mischformen weg, dann gibt es in grober Form
• beim Mann den Penis und den Hodensack, samt Inhalt.
• bei der Frau die (i.d.R. größeren) Brüste, Vulva, Vagina, Eierstöcke.

Schon bei den Brüsten wird es etwas kritisch, wenn eine Frau fast keine, ein Mann viel hat. Penis und Vulva/Vagina sind das speziellste Merkmal. Biologisch und sichtbar (weitergehende Analysen weggelassen, weil hier Laborergebnisse erst zutragen kämen.)

Was ist z.B. mit einem Bart? Im Normalfall würden wir den als männlich ansehen und Frauen mit Damenbart versuchen i.d.R. den loszuwerden. Der Bart wäre aber also etwas 'männliches', ohne aber ausreichend Männlichkeit darstellen zu können.

Neben den Brüsten könnten bei Frauen als weiblich die oft breiteren Hüften ins Feld gezogen werden. Kann. Muss aber nicht. Und wenn gerade dicke Pos bei gewissen Frauen gesellschaftlich als sexy gelten mögen, so muss das nicht in jeder Gesellschaft weiblich sein und es gibt auch genügend Männer mit dicken Pos.

Männer haben i.d.R. tiefe Stimmen. Frauen eher hohe. Blöd, wenn man am Telefon das dann nicht hört, dass es mal nicht stimmt.

Es gäbe da noch weitere Dinge, wie eventuell der Gang von Menschen, wo sogar Kinder wohl schon Zuordnungen "gehört einem Mann/einer Frau" machen. Auch versuchen Babys an großen Männerbrusten zu nuckeln, was für "große Brüste" gleich weiblich sprechen mag (aber nicht muss!).

Vielleicht findet man hier noch das ein oder andere, was man dem biologischen zuordnen könnte. Wobei m.E. hier die rein biologische Grenze hin zum Gesellschaftlichen übertreten sein könnte. Ist eben die tiefe Stimme wirklich "männlich"? Große Körpergröße, große Stärke analog? Letzlich bleibt i.d.R. doch eine Frau eine Frau, auch wenn sie groß ist ...

C12 «Aber ein Penis ist nun mal nicht per se ein männliches Genital. Es gibt halt auch Frauen, die einen Penis haben. Und es gibt Männer, die können ein Kind gebären.»
https://taz.de/Transsexualitaet-und-Politik/!5783177/
Zumindest da würde ich Tessa Ganserer, die das gesagt hat, für den ersten Satz widesprechen. Wohlbewusst, dass ich hier von meinem Sprachgebrauch spreche und, wie ich ihn bei ganz vielen Menschen gelernt habe. Ein Penis ist dasmännliche Geschlechtsorgan.
Die Frage wäre eher bei dem, wie es dann (mit den Sätzen und deren Sinn, recht, Berechtigung) weiter geht. Und hier sind wir dann m.E. auf der gesellschaftlichen Ebene.


C2 das gesellschaftliche Bild
Im Normalfall würden wir bei Begegnungen mit Menschen kaum überprüfen, ob da ein Penis ode eine Vulva vorhanden ist. Durch vielleicht Bart oder Busen oder Frisur oder Kleidung (und oft nicht oder sondern und; also in der Kombination) würden wir denken, dieser Mensch ist ein Mann oder eine Frau. Da wir schon sprachlich bei der Begrüßung diffentieren in "Frau Meier" und "Herr Schmitz" (als hätte das eine wichtige Bedeutung; man denke bitte hier auch an "Fräulein Müller"!!!), sind wir fast angewiesen, Geschlechter zuzuordnen. U.a. auch, wenn wir die Person nicht sehen, wie am Telefon, und dann nur einen Nachnamen hören und dann "Frau Müller" auf basis der höheren Stimme basteln.

C21 äußere Eigenschaften
Gewisse Eigenschaften, die vielleicht teilweise auch dem Biologischen zugeördnet werden können, tauchen gesellschaftlich sicher wieder auf. Wobei hier eben schon schnell Dinge ins Wanken geraten, wie "lange Haare" nicht immer Frauentypsich waren und schon lange nicht mehr Frauentypisch sind. Ich spare mir das jetzt zu wiederholen ... außer, dass ich als äußere Eigenschaften auch "groß", "zierlich" und "stark" aufzähle, wo ich manchmal die Wirkung nehme, die sie vermitteln (z.B. Frauen sehen (!) i.d.R. schwächer und zierlicher aus, als Männer).

Ich möchte hier aber deutlich betonen: wie viele dieser Sachen hält wirklich einer starken Überprüfung stand? Wie vieles ist hier nicht schwarz oder weiß, sondern grau und nicht wirklich "männlich" oder "weiblich", wie oft getan wird?
Es sind Klischees.

C22 innere Eigenschaften
Sind Männer per se stärker? Fühlt sich ein Mann männlich, weil er stärker als eine Frau ist? Fühlt sich eine Frau männlich, weil sie sich körperlich stark fühlt?
Sind Frauen weiblich, weil Männer immer wieder deren unermüdliches Gequatsche erleben (bitte! ich pauschaliere hier Männerdenken und nicht meins!), weil Frauen dann das bessere Wort, den besseren Satz, die bessere Erwiederung finden, weil sie ja sprachlich besser sind als Männer? Ist Einfühlsamkeit etwas Weibliches, wo Männer vielleicht auch mal weibliche Anteile haben, wenn sie auch mal Einfühlsam sind? Ist eine Frau, wenn sie mathematisch-logisch gut denken kann, männlich??? Bin ich männlich, weil ich mit Autos spiele und Motorräder reparieren kann? Werde ich weiblich, weil ich mit Puppen spiele und kein Motorrad reparieren kann?

Bestimme ich mit Klischees nicht eher unberechtigt eine gesellschaftliche Geschlechtszuordnung? Ist es nicht der Erwachsene, der dem Kind sagt "Jungen spielen nicht mit Puppen und weinen nicht!".

Welche realen (was das auch immer heißen mag) männlichen/weiblichen Attribute bleiben wirklich übrig, wenn man diese Dinge hinterfragt?


C3 Auch hier noch mal: Das Fremdfühlen (nicht: das Sich-fremd-fühlen!).
Ich weiß nicht, wie andere Menschen sich fühlen. Ich kann es lediglich vermuten.

Wenn es wirklich ein anderes Fühlen bei Mann und Frau (und div) gibt, wie könnte man es feststellen? Man müsste zig Befragungen machen und dann gucken, wo sind Fragen so eindeutig nur bei Männern, dass man von männlich sprechen kann, und umgekehrt. Dazu müsste man aber u.U. auch eine "freie" Gesellschaft haben, die nicht über gesellschaftliche Wertevermittlung (inkl. Jungen spielen nicht mit Puppen und weinen nicht) vorbelastet ist.

D Fazit?
Ein wirkliches Fazit habe ich (noch?) nicht. Wenn ich aber das alles so hinterfrage, dann ist "ich fühle mich männlich/weiblich" etwas irreales bzw. etwas gesellschaftlich Konstruiertes. Es ist Letzteres, was man annehmen oder ablehnen kann und das natürlich als Individuum, wie auch als Gesellschaft. Problem, wenn das Individuum sich diskriminiert fühlt und man diese hinterfragt.

D1 Wobei ich eben dann für mich zum Fazit komme, dass der Penis definitiv männlich ist (da biologisch-materiell vorhanden!), das "mit Puppenspielen" aber nichts mit echter Geschlechteridentifikation, sondern mit einer gesellschaftlichen Rollenzuordnung zu tun hat.

@*******er_a schreibt "Da habe ich festgestellt, ich bin in eine Frauenrolle gequetscht worden, die einfach nicht passte."

Vielleicht entsteht aus dem Ablehnen dieser - von der Gesellschaft (noch) - gewünschten Rollenbildern nicht nur das Gefühl "ich bin nicht (nur) weiblich (bzw. männlich)" und auch - was ja inzwischen viele sagen - "ich habe weibliche und männliche Anteile" (aber leider immer noch auf diese Klischees bezogen!), sondern es gibt eben auch die Menschen, bei denen das ganz umschlägt. Also der Mann, der gerne Glitzer mag und tolle, blumige Kleider trägt, und deswegen sich selber als weiblich sieht, weil Glitzer und Kleider mögen, angeblich weiblich sei.

Und manchmal ist es einfach die Ablehnung des Rollenbildes, manchmal die Ablehnung der Gesellschaft, und in seltenen Fällen, die Ablehnung des eigenen (gefühlt falsch gelaufenen) Lebens!

D2 Zum Teil ist die Diskussion "harmlos", wenn Toleranz vorhanden wäre. Ich zumindest hätte kein Problem damit, einen Bio-Mann als "Frau" anzureden, wenn er (dann halt sie) es wünscht.
(Interessanter Weise hätte ich wohl wenig Probleme damit, wenn ein Mann dann lange Haare, geschminkt und ein Blümchenkleid anhat und das will, als wenn ein Mann das mit Bart und Kurzhaarfrisur im Anzug von mir wollen würde *lol* )
mehr Probleme damit

Dennoch halte ich das "gefühlte Geschlecht" für fatal, gerade, wenn es Jugendliche/Jungerwachsene betrifft. Gerade, wenn es auch um Geschlechtsumwandlung geht!!!

Unter B1 hatte ich die Krankheit der Körperintegritäts-Identitätsstörung erwähnt. Wenn es sich hier um eine "echte" Störung handelt, könnte die Umwandlung ja erfolgreich sein. Allerdings könnte sie genauso daneben gehen, denn es ist ja nicht gewährleistet, dass das andere (das andere Geschlecht) wirklich funktioniert. Gerade, wo die Ablehnung der eigenen Geschlechtsidentität eher die gesellschaftliche Rollenzuordnung betrifft, wird Umoperierung vielleicht alles andere als helfen. Das vermag ich aber nicht zu beurteilen, sehe aber da eine deutliche Gefahr drin.

E Fazit 2?
Ich komme also eigentlich zu dem Ergebnis, dass es das biologische Geschlecht gibt (was bei manchen Menschen real schwer trennbar ist (z.B. Hermaphroditen; Menschen mit hohem Testostaronspiegel, etc.) und eine gesellschaftliche, deren Realitätsgehalt fragwürdig bis hin zur Fiktion von Pseudo-Geschlechterrollen ist.
So kann man eigentlich eine Geschlechtszugehörigkeit über das Biologische hinaus fundiert nicht fühlen, auch wenn ich Menschen, die hier etwas fühlen, dies nicht absprechen will, weil sie auf einem gesellschaftlichen Konstrukt basieren, welches ich selber aber ablehne. Vielleicht kann man sagen, es ist deren Sprachgebrauch basierend auf (ggf. überholten) gesellschaftlichen Rollenbildern, zu sagen "ich fühle mich als Frau/Mann/nichts davon". Vielleicht ist es aber auch doch mehr und vielleicht eben auch sehr diskriminierend.
Schwierig.
********n_84 Frau
6.195 Beiträge
@**********_Gogh
Ich stimme dir zu dass das biologische Geschlecht greifbar und überprüfbar ist, während “gender” ein konstruiertes und künstliches Gesellschaftsprodukt ist.

Durch Umfragen wurden angeblich Unterschiede zwischen Mann und Frau festgestellt im Bereich der Emotionen, Charakter und Verhalten.
Aber natürlich kann man hier nicht sagen, ob das wirklich biologische Unterschiede sind oder eine Häufung von xy durch Sozialisation und Anpassung an Geschlechter-Klischees geschieht.

So kann man eigentlich eine Geschlechtszugehörigkeit über das Biologische hinaus fundiert nicht fühlen, auch wenn ich Menschen, die hier etwas fühlen, dies nicht absprechen will, weil sie auf einem gesellschaftlichen Konstrukt basieren, welches ich selber aber ablehne. Vielleicht kann man sagen, es ist deren Sprachgebrauch basierend auf (ggf. überholten) gesellschaftlichen Rollenbildern, zu sagen "ich fühle mich als Frau/Mann/nichts davon". Vielleicht ist es aber auch doch mehr und vielleicht eben auch sehr diskriminierend.
Schwierig.

In diesem Zusammenhang finde ich Kinder interessant, die angeblich schon selbst im Kindergartenalter merken sie gehören nicht ihrem biologischen Geschlecht an… ist es doch ein inneres Gefühl? Denn so viel Prägung und Sozialisation hat bis dato noch nicht stattgefunden.

Dazu kann man sich zB verschiedene Videos mal ansehen.






Ich finde solche Sachen wie blaue oder rosa Kleidung banal und glaube nicht, dass ein Säugling oder Kleinkind das “wahrnimmt”. Es sei denn die Eltern prägen das sehr deutlich und sagen (sobald Sprache verstanden wird) “nein, rosa darfst du nicht! Du bist ein Junge”.

Anders als die Mutter im Video würde ich, wenn mein Sohn zB pink tragen will oder ein Kleid, nicht direkt annehmen er sei im falschen Körper, sondern es eher als Ausprobieren sehen.

Aber woher kommen diese Gefühle bei kleinen Kindern, zB als Junge “ein Mädchen sein zu wollen?” - ist das ein echter Hinweis oder eher ein Spiel? Eine Idee? Ein Ausprobieren?

Und wie wird das Kind dann durch äußerliche Reaktion beeinflusst? - Ablehnung oder Unterstützung und Annahme des selbstgewählten Geschlechts.

Oft soll ja vor der Pubertät entschieden werden um eben eine weibliche/männliche Entwicklung zu verhindern. Ich finde das aus Sicht der Eltern und Ärzte ein ganz schwieriges Thema.

Und ja, natürlich gibt es Berichte von Transsexuellen, die insbesondere angleichende Eingriffe und Operationen bereuten und sich danach immer noch “falsch” fühlten. Genauso wie es Erfolgsgeschichten gibt.
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Themenersteller 
@********n_84

*danke*

Wirklich bemerkenswerte und bewegende Videos, die ich jetzt erst einmal "sacken lassen" muss.

*danke*
******una Frau
7.588 Beiträge
Ein mir bekanntes Kind (Mädchen)sagte mit 2 Jahren: ich will aber ein Junge sein.

Das liegt mittlerweile ca 18 Jahre zurück und " sie" ist definitiv im falschen Körper.

Was ich mich frage ( habe mich noch nicht intensiv damit befasst) ab wann ein Kind sein Geschlecht real wahrnimmt?

Vielleicht hat jemand Quellen dazu.

Dieses Erlebnis hat sich mir sehr eingeprägt, versuche im Prinzip bis heute, es richtig zu verstehen.
*******rlin Mann
1.966 Beiträge
Hmmm .....
Bei den beschriebenen Kindern geht es doch eher erst mal um eine Zuordnung. Zu dem Zeitpunkt geht es ihnen ja nicht um das Geschlecht.
Sie ordnen sich einfach einer anderen Gruppe zu. Das würden sie auch tun, wenn alle Kinder die gleiche Kleidung und den gleichen Haarschnitt hätten, die eine Gruppe aber lieber mit roten Bällen spielt und die Andere mit blauen Bällen.
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Themenersteller 
Natürlich geht es bei der ganzen Thematik um "Zuordnung". Mann/männlich und Frau/weiblich sein sind ja Zuordnungen.

In dem Film, wo der als Junge geborene ein Mädchen sein will, sagt dieses Kind aber auch deutlich, dass es den Penis, den es nun mal hat, ablehnt. Das ist dann der Punkt über die reine Zuordnung hinaus.

Die Frage ist ja, wie und warum diese Zuordnungen (und ggf. Ablehnungen) entstehen. Das Erkennen des eigenen Geschlechts anhand biologisch-organischer Merkmale ist ja das Eine. Eine Zuordnung darüber hinaus (insbesondere die durch fragwürdige gesellschaftliche Zuordnungen) ist ja das andere.

Wenn ...

A) Männer:
stark sind, mit Autos spielen, sich prügeln, nicht weinen dürfen, kurze Haare haben und sich nicht schminken dürfen, Cowboy und Ritter sein können, Feuerwehrmann oder Automechaniker werden können ...

B) Frauen
schwach sind, mit Puppen spielen, sich nicht prügeln dürfen, weinen dürfen, lange Haare haben und sich schminken dürfen, Fee und Ballerina sein können, Mutter und Kosmetikerin werden können ...

... könnte ein Kind schon finden: okay, ich habe einen Penis, aber ich will B (als Gesamtpaket). Ergo will ich auch diesen Penis nicht mehr, denn der verhindert ja alles sonst.

Vielleicht passiert ja sogar genau das: Just zu dem Zeitpunkt wo die sexuelle Zuordnung, die eigentlich auf Erkennen des real vorhandenen Geschlechts passiert (vermutlich im Alter von ca 1 - 2; maximal vor 3) erfährt der Junge im Film (und sei es von anderen Eltern an deren Sohn gerichtet) "Jungen können keine Fee werden". Aber genau das will er ...
********n_he Mann
4.116 Beiträge
Die kindlichen Interprtionsmodelle unterstellen, dass wir uns für immer für eine sexuelle Identität festlegen.

Ich kenne andere Erfahrungen und Berichte, wo Menschen bis ins hohe Lebensalter ihre eigene sexuelle Identität wiederholt wechseln.
******una Frau
7.588 Beiträge
" die eigene sexuelle Identität wechseln"?

Dazu würde ich gerne etwas lesen, weil mir die Vorstellungskraft dazu fehlt.

Im bdsm gibt es " switcher".. das würde ich aber nicht konkret als " Wechsel" bezeichnen.
*******er_a Frau
2.048 Beiträge
Ich glaube nicht mehr, daß nur die gesellschaftliche Zuordnung und das biologische Geschlecht eine Rolle spielen.

In meiner Erziehung durfte ich so sein wie ich wollte, ich entsprach der gesellschaftlichen Rolle "Junge". Es wurde nie thematisiert. Es war einfach so. Bewusst wurde mir das erst mit Anfangen fünfzig, nach dem ich zwischenzeitlich versucht habe mich in der Ehezeit in die Rolle Frau zu quetschen. Meine Kinder durften auch so sein wie sie wollen. Meine Tochter verhält sich schon vor der Möglichkeit sich außer an mir zu orientieren, definitiv gesellschaftliche Rolle "Mädchen", mein Sohn, keine Ahnung, weder noch. Der Vater verhällt sich definitiv Rolle "Mann". Wäre es nur vorgelebtes müsste es anders sein. Keiner ist unglücklich in seiner Rolle, es gibt also nicht die Tendenz nach etwas anderem zu streben.

Das ist bisher für mich alles nicht stimmig.

Außerdem gibt es Naturvölker, bei denen es in Beziehungen zum Rollentausch kommt, warum?
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Themenersteller 
@******wer
In welchen Naturvölkern kommt es denn zum Rollentausch? In den meisten, mir bekannten Kulturen ist gerade der Rollentausch eher ausgeschlossen bis gefährlich. Lediglich Menschen mit offensichtlicher Beidgeschlechtlichkeit (also z.B. Penis und Brüste oder Penis und Vulva sind beides vorhanden) können einen Sonderstatus (aber auch oft mit Diskriminierung verbunden) erfahren. Gerade bei Naturvölkern gibt es ja Initiationsriten zum Eintritt ins Erwachsenenalter, die geschlechterspezifisch unterschiedlich ablaufen.
**********_Gogh Mann
5.291 Beiträge
Themenersteller 
Hier noch mal das Thema Sport recht aktuell in der Presse: https://www.welt.de/sport/article237667877/Lia-Thomas-Eine-Transgender-Starterin-spaltet-die-Schwimm-Welt.html?icid=search.product.onsitesearch

Jemand, bis 21 als Mann, startet mit 22 bei den Frauen und gewinnt. Und sagt: „Ich bin eine Frau wie jede andere im Team auch“.

Meine Meinung dazu: Nö. U.a. war keine der anderen Frauen 21 Jahren ein Mann. Und keiner weiß, wie sich eine (andere) Frau oder ein (anderer) Mann oder überhaupt ein anderer Mensch sich fühlt.

Wenn Tessa Ganserer sagt, ein Penis wäre nicht per se männlich, dann ist das nicht mein Sprachgebrauch. Gerade der Penis ist es für mich, der das Männlichsein ausmacht.

Wie auch immer. Die (jeweils!) verkehrte Welt entsteht hier mindestens im unterschiedlichen Sprachgebrauch, was im Verständnis des jeweiligen als Mann/Frau/anders und männlich/weiblich/neutral/anders sein soll.

Ich möchte deswegen mich auch noch mal von einer ganz anderen Perspektive her nähern: dem Gefühl.



Sprache/Wörter/Begriffe/Bedeutung/Gegenstände etc.

Einfach gesprochen benutzt der Mensch mit seiner Sprache Wörter bzw. Begriffe, die etwas bedeuten sollen. Solange eine Sprachgemeinschaft existiert, in der hier eine Einigung/Konsenz besteht, was was ist, sollte es kein Problem geben. Gewisse sprachliche Begriffe stehen für Gegenstände, wobei Gegenstände eher etwas sind, worüber man sprechen kann, als, dass ein Gegenstand ein 'materielles Ding' sei.

Gewisse Gegenstände sind tatsächlich materielle Dinge wie "Haus", "Baum", "Mensch", die in ihrer Beschreibung von anderen Dingen abgenzbar sind, aber noch viel mehr: sie sind eben (i.d.R.) anfassbar, ansehbar, zeigbar ... So gehrt "Mann" und "Frau" zu diesem Bereich dazu, wenn sie so definiert werden, dass ein Mann ein Mensch ist, der einen Penis hat (etc.).

Bei Gefühlen wie "Gerechtigkeit", "Freude", "Liebe" wird das Ganze deutlich schwieriger. Um etwas von diesen Dingen als Begriff fassen zu können (z.B. um einem Kind zu erklären, wovon ich spreche), muss ich häufig große Umwege gehen, um das Ganze einzukreisen. Da wir (Menschen) davon ausgehen, dass wir ähnliche Gefühle in ähnlichen Situationen haben, die ähnlich ableitbar sind, sind solche Beispiele oft hilfreich. "Schmerz" kann z.B. über körperlichen Schmerz (anfänglich) erklärt werden, den vermutlich so gut wie jeder erfährt, wenn er geniffen, gepiekst, geschlagen ... wonach man seelischen Schmerz versucht z.B. über Verluste und Trauer zu erklären. "Freude" kann anfänglich z.B. mit Hilfe von Lachen erklärt werden - was man auch bei anderen erkennen kann und menschlich ein wenig universell ist - und mit Beispielen, wo es einem gut geht ... etc. Manche Gefühle erschließen sich erst langsam und schwer. Für "Gerechtigkeit" muss man vermutlich wirklich einige Beispiele aufstellen, damit deultich wird, was gemeint ist und dennoch ist nicht für jeden Gerechtigkeit wirklich gleich (z.B. der eine hält Todesstrafe für richtig, der andere nicht). Und was ist "Liebe"?

Wie auch immer:
Gibt es ein Gefühl namens "Mann" bzw. "Frau"? Oder "Männlichkeit" bzw. "Weiblichkeit"?
(Immerhin wird ja behauptet "ich fühle mich wie ein Mann" bzw. "ich fühle mich nicht wie ein Mann" (oder im falschen Körper))

Wie kann das beschrieben werden, ohne in die Falle soziologisch-fragwürdiger Zuordnungen zu geraten?

*gruebel*
********n_84 Frau
6.195 Beiträge
Ich habe diesen Artikel zum Thema gerade gelesen, vielleicht ist er für andere ebenso interessant. Prinzipiell ist vieles enthalten, was wir hier bereits diskutiert und benannt hatten.

https://www.profil.at/meinung/robert-treichler-kann-eine-frau-einen-penis-haben/402067732?fbclid=IwAR19B0T9zAjK-BYLs6af1FlYyF_GQhc02iHYR3sWCGrseWm_mbi5vz9uybk
*********vibus Mann
1.017 Beiträge
Danke @********n_84 für den lesenswerten Artikel. Er formuliert ausgezeichnet das Unbehagen, das mich bei dem Thema überkommt. Die Unterscheidung von Geschlecht und geschlechtlicher Identität halte ich für noch problematischer als die zwischen sex und gender.

Ich habe Judith Butler nicht gelesen. Aber ihre Grundidee gefällt mir als (philosophischer) Versuch, eine begriffliche Differenzierung einzuführen, die es erlaubt, bestimmte gesellschaftliche Phänomene zu analysieren. Ich finde sie heikel, soweit sie beansprucht, Wirklichkeit abzubilden. Denn nach meiner Meinung ist „sex“ vorrangig gegenüber „gender“. Denn „sex“ (einschließlich aller Mischformen) steht doch schon fest, bevor soziale Faktoren einwirken können (oder irre ich mich da?). Insofern entsteht bei sozialen Einflüssen immer eine Wechselwirkung. Die Gesellschaft (besonders Eltern, Großeltern etc.) reagiert auf ein Wesen, dessen „sex“ festgelegt ist.

Bei Menschen, deren „sex“ nicht eindeutig männlich oder weiblich ist (Zwitter o.Ä.), besteht die Problematik m.E. darin, dass die Gesellschaft traditionell binär kodiert, praktisch nur männlich und weiblich anerkennt, und damit die Mischformen faktisch in eine der beiden Rollen hineinzwingt. Hier scheint es mir "nur" um die in vielen Zusammenhängen heikle Entscheidung zu gehen, welche Rechte Minderheiten gegenüber einer Mehrheit haben oder inwiefern die Mehrheit auf die Bedürfnisse von Minderheiten eingehen muss.

Bei den Transpersonen, deren „sex“ zwar eindeutig ist, die aber die gendermäßigen Zuschreibungen der Gesellschaft für ihre Person ablehnen, ist es deutlich komplizierter. Der Artikel bringt Vieles gut auf den Punkt.

Ich vermute, dass dieses Auseinandertreten von „sex“ und „gender“ ausschließlich gesellschaftlich oder sozial verursacht ist. Bei beiden transsexuellen Kindern (auch hier vielen Dank für die Weitergabe @********n_84 ) beschleicht mich der Verdacht, die Kinder könnten auf die Erwartungen oder Hoffnungen ihrer Eltern reagiert haben, die sich vielleicht insgeheim ein anderes biologisches Geschlecht bei ihrem Kind gewünscht haben. Zumindest Max wirkt auf mich sehr intelligent, so dass auch eine sehr hohe Sensibilität für mich nahe liegt. Aber das ist natürlich nur Spekulation.
*******ung Mann
799 Beiträge
Dem Gendergegriff kann man sich sehr gut annähern, wenn man einen Blick in die Geschichte wirft: Die Helden der griechischen Tragödie waren der Inbegriff der Männlichkeit ihrer Zeit. Und damals gehörte es halt zum gängigen Männlichkeitskonzept, seine Gefühle offen zur Schau zu tragen und gegebenenfalls auch mal rumzuheulen wie die Schlosshunde. Vergleichen wir das mit der Vorstellung von Männlichkeit im deutschen Kaiserreich und es sollte deutlich sein, dass "männlich" nicht gleich "männlich" ist.
Dasselbe auf synchroner Ebene: In vielen europäischen Traditionen gilt es als unmännlich, am Herd zu stehen und das Essen zuzubereiten. Männer aus arabischen Kulturen können das in der Regel absolut nicht nachvollziehen, weil sie gelernt haben, dass gut kochen zu können absolut vereinbar mit ihrer Rolle als Mann ist.
Was daraus, meine ich, sehr deutlich hervorgeht, ist, dass das soziale Geschlecht weitgehend arbiträr ist. In Bezug auf Gender divers zu sein, heißt damit wenig anderes, als dass man sich in den gängigen Konzepten des entsprechenden Geschlechts nicht wiederfindet. In meinen Augen ist das absolut legitim und nachvollziehbar.

Wenn es darum geht, die Existenz biologischer Geschlechter in Frage zu stellen, stoße ich, ohne mich wirklich intensiv damit beschäftigt zu haben, an die Grenzen meines Verständnisses. Chromosomen, primäre Geschlechtsmerkmale... in der erdrückenden Mehrzahl der Fälle meine ich, dass da schon eine ziemlich klare Zuordnung möglich ist.
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