Ein hübscher Fred!
Ich wunderte mich schon, dass ein hier nicht ganz kontextfremdes Thema plötzlich erlosch; sollte die weihnachtliche mit der frühlinghaften Sinnlichkeit inkompatibel sein?
Dann las ich durch und stellte fest, dass ja nun fast alles Wichtige gesagt worden war. Kompliment an die Schreibenden.
9.30 Uhr, der Kirchgang entfällt... ich mach mal hier Sonntagsschule.
Uncle_H
Gleichwohl ist eine Koinzidenz vorhanden
Herz => Gehirn <= Genital
Ich freue mich immer wieder Apologeten des Gehirns alter Schule zu treffen. Die Erkenntnis: ja, man wird sich hierzu (Eingangsposting dreilicht) aaaanstrengen müssen.
und
Ein direkter Zusammenhang zwischen Herz und Genital kann von mir nicht gefunden werden.
Uncle, wenn Du eine Brille trägst, solltest Du diesen Satz unbedingt mit einem empirisch-kühlen Blick über den Brillenrand begleiten...
Tja, ist wohl so, obwohl ich denke, ein Großteil der Unbill unserer frühen Jugendjahre, grad in der weiblichen Fraktion, rührt von einer romantischen Annahme eines direkten Zusammenhangs.
Dann:
bildsamer
Da wir aber nicht die Erfahrung machen, dass dieser Strudel von sich aus ewig anhält, sollten wir uns entweder von "ewig" trennen(DieEineEinzige) oder nach einem Prinzip suchen, das uns ermächtigt, dem Strudel Energie zu geben.
Genau; danach fragt dreilicht ja auch, aber du sagst es besonders schön. Und gibst die Antwort - in Teilen-:
Ich denke das Gelingen ist davon abhängig, inwieweit ich mich mit mir und meinem Gegenüber auseinandersetze. Genau an diesem Punkt treffen die Suche nach einer möglichen gemeinsamen Identiät und das Vorhandensein meines Ego aufeinander - und auf der anderen Seite passiert im günstigsten Fall dasselbe.
Und jetzt beginnt die Arbeit.
denn diese Dinge sind ja nicht ein für alle mal abzuklären und in den Urkunden-Ordner zu klemmen.
Wer ich bin, wer
er/sie ist, wird sich immer wieder neu ausloten lassen müssen.
Der Terminus "Beziehungsarbeit" ist ja schon kabarettistisches Versatzstück. "Kompromiss" schmeckt auch nicht so gut, hört sich an wie "komprimiert" und "riss", igitt.
WANN lohnt das überhaupt?
Ich nehme an, dreilicht stellte die Frage im Kontext einer "lohnenden" Arbeit. Aber:
DieEineEinzige
b. Liebe... reicht manchmal einfach nicht, um eine Partnerschaft führen zu können, eben weil es nicht passt. Vielleicht sind deswegen manche Menschen aber auch unglücklich. Weil sie versuchen, etwas passend zu machen, was einfach nicht passend ist und wohl auch nie wird.
DAS ist mir der Knackpunkt; natürlich kenne auch ich die jahrelange Anstrengung, bei der Kompromisse schon Euphemismen sind, dauerhafte Lösungen für buchstäblich nicht tragfähige Partnerschaften zu stiften.
Das sind dann diese Penelope-Tage-Nächte, nach denen bestenfalls etwas unbrauchbare Wollknäuel übrigbleiben.
Zu wissen WANN es richtig ist, DASS es richtig ist...
Mit Verlaub, meine Damen und Herren, aber ein bisschen Glück muss schon im Spiel sein.
Was aber nichts aussagt darüber- da Liebe und Glück auch nicht über alle Stürme hinweghelfen -...:
dreilicht
Was mich in meinem Innersten...Allerallerinnersten bewegt, ist aber: gibt es eine dauerhaft (!) erträgliche Kompromißlösung zwischen Genital, Herz und Gehirn...und: sind die Bedürfnisse...Potentiale hierzu geschlechtsunterschiedlich...und wenn ja: wie sollten wir möglichst Glück stiftend...oder realistischer: möglichst wenig destruktiv damit umgehen?
1.
gibt es eine dauerhaft...
Dieser Satz ist eine Konklusion; hergeleitet aus den Prämissen : "Zwischen Herz und Gehirn muss ein Kompromiss stattfinden"; "zwischen Genital und Herz..."....
UND: "diese Kompromisse sind dauerhaft nicht erträglich"
Nun gut; das wird jedem anders bekannt sein; manche hadern und kämpfen mit sich selbst mehr, andere weniger.
Erträglich werden Kompromisse nur dann, wenn sie genauso viel hergeben, wie sie wegnehmen. Und das ist nicht quantitativ, sondern qualitativ gemeint.
Es ist wie bei jeder Übung: ich muss mich ein Stück weit aufgeben, um etwas Neues zu werden
(bildsamer)
So, in etwa, auch wenn es sich mitunter bedrohlich anhört; aber etwas Neues werden wir ohnehin; wir wachen auf und sind einfach schon wieder ein anderer Mensch, und das sogar unabhängig davon, neben wem wir aufwachen. Aber die Chancen zur Eneuerung stehen besser - jaa, besser- wenn wir langfristig nicht allein aufwachen.
2.
sind die Bedürfnisse...Potentiale hierzu geschlechtsunterschiedlich
Ja, sind sie.
Den Postings der Herren nach zu urteilen, soll es "glückliche" Partnerschaften geben, die genital-orientiert, weniger aber hirn-betont sind. Mag sein; das hängt doch immer von den - auch geschlechtsunabhängigen- Bedürfnissen der Beteiligten ab.
Ehrlich gesagt, ich finde, es klappt und lohnt die Arbeit immer dann, wenn in allen drei Bereichen kommunikable Schnittmengen existieren. das ist der Idealzustand - nach dem vielleicht Weiblein eher strebt?..., glaub ich nicht, in einer Verbindung von intelligenten Partnern gilt es für beide Seiten.
Dauerhaftes Glück ist möglich; nur permanentes nicht.
Ein "gutes Jahr" kann eine Menge miserabler Tage haben.
Die Aufmerksamkeit, Geduld und Gelassenheit,über die trüben Tage und die Phasen der nicht gelungenen Konkordanz hinwegzugehen, die bringen Leute auf, deren Herz das wünscht, deren Hirn das leistet und deren Genital nicht eingetrocknet ist.
3.
und wenn ja: wie sollten wir möglichst Glück stiftend...oder realistischer: möglichst wenig destruktiv damit umgehen?
Ey, wie pessimistisch...
Es wurde hier - mal ohne Zitat - von der usance gesprochen, es "vorab" zu klären; das halte ich für wenig machbar. In der Verliebtheitsphase sorgt die Natur für allerlei Vermengungen, Illusionen und Koinzidenzen; man verbiegt sich viel leichter, auch weil der Andere neue Saiten an einem anschlägt... das wird selten so hinhauen, als ob man einen Kostenvoranschlag aufstellte...
Wieder: Glück muss man haben.
Selbstkenntnis und Mut, zu sich zu stehen; auch seine "dunkleren", weniger kompatiblen und konformen Seiten zu Wort kommen zu lassen.
Tjaa, und - tut mir leid, meine Herren - aber so ganz wortlos wird das nicht klappen. Hin und wieder so´n kleiner Satz, der inhaltlich über das "Wie war dein Tag?" hinausgeht, soll schon hilfreich sein.
In Citizen Cane - angeblich der beste Film aller Zeiten- wird der Niedergang einer Beziehung folgendermassen indexikalisch in Szene gesetzt: bei jedem erneuten Schnitt erscheint der Frühstückstisch der Eheleute auseinanderzudriften, länger zu werden; saßen sie zu Beginn noch in der Zweisamkeits-Distanz, sitzen sie am Ende an den Polen eines grotesk verlängerten Konferenztisches.
Ich sage: so, so kann die Kompromisslösung gelingen:
wenn - bei vorhandenem Sinn und Lohn - immer wieder mal einer aufsteht und den Tisch zusammendrückt.
Und für die Herren, die es gerne sprachlos mögen:
Es reicht aufzustehen und mal rüberzugehen und was Nettes
machen... nee, es müssen keine Kerzen auf den Tisch und keine Rosen in die Vase... einfach mal rübergehen... dann verkürzt sich der Tisch wie von Zauberhand.
Einen schönen Sonntag!