Hoppla, hoppla, hoppla!
Hier scheinen doch einige, gerade im philosophisch, wissenschaftlichen Kontext, die Basics für eine eben solche Kommunikation außer Acht zu lassen (auch der TE!)...
Der Beitrag von @*******018 hat mir besonders zugesagt, da er/sie hier aufzeigt, wie umfänglich und auch kreativ BDSM zu sein vermag.
Und auch Nietzsche (vor allem "Also sprach Zarathustra") wird zwar oftmals gerade im Zusammenhang mit BDSM zitiert, jedoch sehr falsch interpretiert; denn den Satz: "Und gehst Du zum Weibe, vergiss die Peitsche nicht!", sprach eine Frau darselbst, "die Wahrheit".
Dieses Werk Nietzsches ist ein Vermächtnis an Gedanken zu Werten, im ‚Zarathustra’ nimmt Nietzsche eine grundsätzliche sprach- und erkenntnistheoretische Reflexion auf seine eigene Philosophie vor.
Quelle: wikipedia, wie es meiner Ansicht nach trefflicher kaum auszudrücken sein mag:
Zitat - Anfang:
"Beim abendlichen Spaziergang trifft Zarathustra ein altes Weiblein, welches von ihm verlangt, vom Weibe zu erzählen. Also sprach Zarathustra:
„Alles am Weibe ist ein Räthsel, und Alles am Weibe hat Eine Lösung: sie heisst Schwangerschaft. Der Mann ist für das Weib ein Mittel: der Zweck ist immer das Kind.“
„Ein Spielzeug sei das Weib, rein und fein, dem Edelsteine gleich, bestrahlt von den Tugenden einer Welt, welche noch nicht da ist. Der Strahl eines Sternes glänze in eurer Liebe! Eure Hoffnung heisse: ‚möge ich den Übermenschen gebären!‘“
Zum Dank bekommt er vom alten Weiblein eine „kleine Wahrheit“ geschenkt:
„Du gehst zu Frauen? Vergiss die Peitsche nicht!“
Um die „kleine Wahrheit“ zu verstehen, muss man zunächst einmal interpretativ annehmen, was Zarathustra in seiner Rede über das Weib zum Ausdruck bringen wollte. Einen möglichen Schlüssel dazu liefert Nietzsche in Menschliches, Allzumenschliches:
„Aus der Zukunft der Ehe. – Jene edlen, freigesinnten Frauen, welche die Erziehung und Erhebung des weiblichen Geschlechtes sich zur Aufgabe stellen, sollen einen Gesichtspunkt nicht übersehen: die Ehe in ihrer höheren Auffassung gedacht, als Seelenfreundschaft zweier Menschen verschiedenen Geschlechts, also so, wie sie von der Zukunft erhofft wird, zum Zweck der Erzeugung und Erziehung einer neuen Generation geschlossen, – eine solche Ehe, welche das Sinnliche gleichsam nur als ein seltenes, gelegentliches Mittel für einen größeren Zweck gebraucht, bedarf wahrscheinlich, wie man besorgen muss, einer natürlichen Beihilfe, des Konkubinats; denn wenn aus Gründen der Gesundheit des Mannes das Eheweib auch zur alleinigen Befriedigung des geschlechtlichen Bedürfnisses dienen soll, so wird bei der Wahl einer Gattin schon ein falscher, den angedeuteten Zielen entgegengesetzter Gesichtspunkt maßgebend sein: die Erzielung der Nachkommenschaft wird zufällig, die glückliche Erziehung höchst unwahrscheinlich. Eine gute Gattin, welche Freundin, Gehilfin, Gebärerin, Mutter, Familienhaupt, Verwalterin sein soll, ja vielleicht abgesondert von dem Manne ihrem eigenen Geschäft und Amte vorzustehen hat, kann nicht zugleich Konkubine sein: es hieße im Allgemeinen zu viel von ihr verlangen.“
Nachdem man nun weiß, was die Zukunft von Ehe und Gattin sein soll, versteht man auch, was die „kleine Wahrheit“ des „alten Weibleins“ bedeutet. „Die Peitsche dient anscheinend dazu, die eigenen sinnlichen Begierden bei der Wahl und im Umgang mit einer Gattin im Zaume zu halten, damit sie nicht als entscheidender Gesichtspunkt vorherrschen, sondern dass die Hervorbringung des Übermenschen dabei im Mittelpunkt steht.“
Es bleibt die Frage zu klären, wer denn eigentlich das alte Weiblein ist, das Zarathustra rät, die „kleine Wahrheit“ einzuwickeln und „ihr den Mund“ zu halten, damit sie nicht „überlaut“ schreit und von allen missverstanden wird. Eine Antwort auf diese Frage findet sich in 'Die fröhliche Wissenschaft':
„‚Die Wahrheit‘ hieß dies alte Weib […].“ Zitat -ENDE
Berücksichtigt werden sollte, so meine weitere Ansicht zum Thema : der Zeitpunkt in dem dieses Buch für Alle und Keinen (Originaltitelergänzung Nietzsches) entstanden ist (1883-1885!) in dieser Zeit galt ein noch sehr viel strengeres Werteverständnis, gerade im Zusammenleben zwischen Mann und Frau und vor allem im Hinblick auf eine Ehe!
BDSM, wie er hier im Forum und allgemein HEUTE verstanden wird, prägte sich erst aus einer Subkultur in den 1990er Jahren; auch wenn vielfach behauptet werden mag, dass es zu gewissen sexuellen Praktiken bereits im 9ten Jahrhundert n. Chr. schriftliche Zeugnisse geben mag.
LOGIK in dieser Hinsicht zu Rate zu ziehen, halte sich persönlich für hanebüchen, da wir es beim BDSM (nunmal unabhängig in welcher Weise und Form dieser ausgelebt sein möchte) um Gefühle handelt, die wohl in den seltensten Fällen durch Logik erklärt werden können!
BDSM, wie @*********ebell seine Extremposition bezieht (er beschreibt es selber als extrem!), erscheint mir, so wie er es hier sehen möchte, in den seltensten Fällen real (aus)gelebt zu sein!
Die allermeisten Praktizierenden legen ausgesprochenen Wert darauf, dass das Ziel bei BDSM immer alle Beteiligten (mindestens indirekt) auf ihre Kosten kommen und niemand einen Schaden davon trägt.
Ob gewisse Praktiken, die auch ich eindeutig als pathologisch sadistisch oder masochistisch einreihen würde, von einzelnen Beteiligten, in Ergänzung gelebt, einen psychischen Schaden "auffangen", wie auch verursachen KÖNNEN, steht für mich in einer philosophischen Auseinandersetzung zum Thema: Philosophie und BDSM außerhalb jeglicher Diskussion, da diese Frage uns weit über die eigentlichen Grenzen hinaus tragen würde.
Hier scheinen doch einige, gerade im philosophisch, wissenschaftlichen Kontext, die Basics für eine eben solche Kommunikation außer Acht zu lassen (auch der TE!)...
Der Beitrag von @*******018 hat mir besonders zugesagt, da er/sie hier aufzeigt, wie umfänglich und auch kreativ BDSM zu sein vermag.
Und auch Nietzsche (vor allem "Also sprach Zarathustra") wird zwar oftmals gerade im Zusammenhang mit BDSM zitiert, jedoch sehr falsch interpretiert; denn den Satz: "Und gehst Du zum Weibe, vergiss die Peitsche nicht!", sprach eine Frau darselbst, "die Wahrheit".
Dieses Werk Nietzsches ist ein Vermächtnis an Gedanken zu Werten, im ‚Zarathustra’ nimmt Nietzsche eine grundsätzliche sprach- und erkenntnistheoretische Reflexion auf seine eigene Philosophie vor.
Quelle: wikipedia, wie es meiner Ansicht nach trefflicher kaum auszudrücken sein mag:
Zitat - Anfang:
"Beim abendlichen Spaziergang trifft Zarathustra ein altes Weiblein, welches von ihm verlangt, vom Weibe zu erzählen. Also sprach Zarathustra:
„Alles am Weibe ist ein Räthsel, und Alles am Weibe hat Eine Lösung: sie heisst Schwangerschaft. Der Mann ist für das Weib ein Mittel: der Zweck ist immer das Kind.“
„Ein Spielzeug sei das Weib, rein und fein, dem Edelsteine gleich, bestrahlt von den Tugenden einer Welt, welche noch nicht da ist. Der Strahl eines Sternes glänze in eurer Liebe! Eure Hoffnung heisse: ‚möge ich den Übermenschen gebären!‘“
Zum Dank bekommt er vom alten Weiblein eine „kleine Wahrheit“ geschenkt:
„Du gehst zu Frauen? Vergiss die Peitsche nicht!“
Um die „kleine Wahrheit“ zu verstehen, muss man zunächst einmal interpretativ annehmen, was Zarathustra in seiner Rede über das Weib zum Ausdruck bringen wollte. Einen möglichen Schlüssel dazu liefert Nietzsche in Menschliches, Allzumenschliches:
„Aus der Zukunft der Ehe. – Jene edlen, freigesinnten Frauen, welche die Erziehung und Erhebung des weiblichen Geschlechtes sich zur Aufgabe stellen, sollen einen Gesichtspunkt nicht übersehen: die Ehe in ihrer höheren Auffassung gedacht, als Seelenfreundschaft zweier Menschen verschiedenen Geschlechts, also so, wie sie von der Zukunft erhofft wird, zum Zweck der Erzeugung und Erziehung einer neuen Generation geschlossen, – eine solche Ehe, welche das Sinnliche gleichsam nur als ein seltenes, gelegentliches Mittel für einen größeren Zweck gebraucht, bedarf wahrscheinlich, wie man besorgen muss, einer natürlichen Beihilfe, des Konkubinats; denn wenn aus Gründen der Gesundheit des Mannes das Eheweib auch zur alleinigen Befriedigung des geschlechtlichen Bedürfnisses dienen soll, so wird bei der Wahl einer Gattin schon ein falscher, den angedeuteten Zielen entgegengesetzter Gesichtspunkt maßgebend sein: die Erzielung der Nachkommenschaft wird zufällig, die glückliche Erziehung höchst unwahrscheinlich. Eine gute Gattin, welche Freundin, Gehilfin, Gebärerin, Mutter, Familienhaupt, Verwalterin sein soll, ja vielleicht abgesondert von dem Manne ihrem eigenen Geschäft und Amte vorzustehen hat, kann nicht zugleich Konkubine sein: es hieße im Allgemeinen zu viel von ihr verlangen.“
Nachdem man nun weiß, was die Zukunft von Ehe und Gattin sein soll, versteht man auch, was die „kleine Wahrheit“ des „alten Weibleins“ bedeutet. „Die Peitsche dient anscheinend dazu, die eigenen sinnlichen Begierden bei der Wahl und im Umgang mit einer Gattin im Zaume zu halten, damit sie nicht als entscheidender Gesichtspunkt vorherrschen, sondern dass die Hervorbringung des Übermenschen dabei im Mittelpunkt steht.“
Es bleibt die Frage zu klären, wer denn eigentlich das alte Weiblein ist, das Zarathustra rät, die „kleine Wahrheit“ einzuwickeln und „ihr den Mund“ zu halten, damit sie nicht „überlaut“ schreit und von allen missverstanden wird. Eine Antwort auf diese Frage findet sich in 'Die fröhliche Wissenschaft':
„‚Die Wahrheit‘ hieß dies alte Weib […].“ Zitat -ENDE
Berücksichtigt werden sollte, so meine weitere Ansicht zum Thema : der Zeitpunkt in dem dieses Buch für Alle und Keinen (Originaltitelergänzung Nietzsches) entstanden ist (1883-1885!) in dieser Zeit galt ein noch sehr viel strengeres Werteverständnis, gerade im Zusammenleben zwischen Mann und Frau und vor allem im Hinblick auf eine Ehe!
BDSM, wie er hier im Forum und allgemein HEUTE verstanden wird, prägte sich erst aus einer Subkultur in den 1990er Jahren; auch wenn vielfach behauptet werden mag, dass es zu gewissen sexuellen Praktiken bereits im 9ten Jahrhundert n. Chr. schriftliche Zeugnisse geben mag.
LOGIK in dieser Hinsicht zu Rate zu ziehen, halte sich persönlich für hanebüchen, da wir es beim BDSM (nunmal unabhängig in welcher Weise und Form dieser ausgelebt sein möchte) um Gefühle handelt, die wohl in den seltensten Fällen durch Logik erklärt werden können!
BDSM, wie @*********ebell seine Extremposition bezieht (er beschreibt es selber als extrem!), erscheint mir, so wie er es hier sehen möchte, in den seltensten Fällen real (aus)gelebt zu sein!
Die allermeisten Praktizierenden legen ausgesprochenen Wert darauf, dass das Ziel bei BDSM immer alle Beteiligten (mindestens indirekt) auf ihre Kosten kommen und niemand einen Schaden davon trägt.
Ob gewisse Praktiken, die auch ich eindeutig als pathologisch sadistisch oder masochistisch einreihen würde, von einzelnen Beteiligten, in Ergänzung gelebt, einen psychischen Schaden "auffangen", wie auch verursachen KÖNNEN, steht für mich in einer philosophischen Auseinandersetzung zum Thema: Philosophie und BDSM außerhalb jeglicher Diskussion, da diese Frage uns weit über die eigentlichen Grenzen hinaus tragen würde.