Nun. Der Thread-Ersteller hat sich wohl inzwischen ganz verabschiedet.
Keine Ahnung, ob man deswegen diesen Thread hier weiterführen muss, aber dennoch vielleicht den ein oder anderen Kommentar.
Zitat von *********ebell:
„Grundsätzlich können wir über BDSM nicht weiter philosophieren, wenn immer wieder behauptet wird, dass es "den einen BDSM" ja angeblich gar nicht gibt.
Man lernt schon im ersten Semester an der Uni, wie man mit Begriffen und Definitionen umgeht.
Wenn man einen Begriff fassen will, muss man ihn definieren können. Ist die Definition zu weit, kann man mit dem Begriff nichts anfangen. Ist die Definition zu eng, kann man mit dem Begriff nichts anfangen.
Wenn es also (angeblich!) unmöglich ist, eine Definition zu finden, erübrigt es sich, sich weiter darüber Gedanken zu machen, weil man gar keinen Begriff hat, über den man nachdenken könnte.
Was wir aber, so ganz philosophisch, leisten können, ist, versuchen eine Definition zu finden, die weder zu eng noch zu weit ist, um den Begriff erfassen zu können.
Also: Was zum Teufel ist eigentlich BDSM und was ist es nicht mehr? 🙂
Klar! Definitionen sind hilfreich. Gerade, wenn es unklar ist oder wird, worüber gesprochen werden soll. Und gerade, je wissenschaftlicher, Konkreter, etc es wird. Aber allgemein wichtiger als eine exakte Definition zu haben, ist, dass man grob weiß worüber man spricht. Und, dann, wenn es Unklarheiten gibt, dann kann man auch noch mal Definitionen nachschärfen, wenn nötig.
Dazu kommt, dass man sich auch selber schnell ins Knie schießen kann, wenn man jetzt von allem und jedem feste Definitionen fordert. Beispiel: ich möchte über "Freiheit" reden. Hat da schon jemand eine ausreichende Definition? Vielleicht. Und vielleicht kommen da dann Begriffe wie "Zwang" oder "Macht" oder "Handlung" vor. Wenn ich jetzt erst einmal alles bestens, strengstens definieren muss, komme ich nie zum eigentlichen Thema. Manchmal muss man bewusst Dinge im groben lassen bzw. von gewissem allgemeinem Vorwissen oder Verständnis ausgehen.
"Was ist BDSM?" ist sicher eine legitime Frage. Man sollte jetzt aber nicht so tun, als würde man nun auch gar nicht wissen, worum es geht. Wenn ich mir die unterschiedlichen Beiträge angucke, dann gibt es da doch auch schon eine deutliche Überschneidung, Annäherung, Übereinstimmung, selbst, wenn man gewisse Fragen wirklich noch aufwerfen oder klären kann.
Ich möchte auch keine exakte Definition liefern, aber dennoch Wikipedia ins Spiel bringen. Einfach, weil das von einer großen Gruppe von Autoren und Lesern ein zusammengetragens und eine getragenes Wissen ist.
https://de.wikipedia.org/wiki/BDSM
Als grober Maßstab ist das doch okay. BDSM ist eine weitreichende, umfassende sexuelle Spielart. Dass definitiv "SM" mal Sado-Masoschismus war und immer noch ist, dahingestellt. Und wie wichtig sind die exakten Buchstabenbezeichnungen?
BDSM ist die Sammelbezeichnung für eine Gruppe von Sexualpräferenzen, die oft unschärfer auch als Sadomasochismus (kurz SM oder Sado-Maso) bezeichnet werden. Der Begriff umfasst eine Gruppe von sexuellen oder sexualisierten Verhaltensweisen, die unter anderem mit Dominanz und Unterwerfung, spielerischer Bestrafung sowie Lustschmerz oder Fesselspielen in Zusammenhang stehen. „BDSM“ ist ein mehrschichtiges Akronym, das aus den Anfangsbuchstaben der englischen Bezeichnungen „Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“ gebildet wird.
Quelle
https://de.wikipedia.org/wiki/BDSM
Reicht das nicht grob, um irgendwie gut genug darüber zu reden?
Wie gesagt, mir geht es nicht darum eine Definition zu liefern. Auch nicht, ob das jetzt die richtige sein soll oder mehr oder weniger da stehen sollte ... Und ja, man kann auch Dinge hinterfagen. Z.B. die Frage, in wie weit das Spiel und in wie weit das Ernst ist/sein könnte (was m.E. einen deutlichen Unterschied in der philosophischen Betrachtung machen wird, je nachdem, worüber man da nachdenken möchte). Und klar könnte man auch Fragen stellen ... Bondage? Ist das wie SM zu betrachten ...???
Klar.
Aber wenn doch grob erst einmal klar ist, wovon gesprochen wird, und man sich versteht, dann braucht man keine perfekten Defintionen.
Und in der Annahme, dass wir alle schon grob wissen, was BDSM grob ist und wir darüber reden können, hier eine konkrete Frage an
@*********ebell
Zitat von *********ebell:
„Ich habe da eine Extremposition: Für mich ist BDSM das abscheulichste und tadelnswerteste, was Menschen einander antun können.
[...]
Nichts gegen deine Meinung. Sie kann absolut so stehen bleiben, denn sie ist deine Meinung. Dennoch möchte ich die von der Argumentation hinterfragen mit dem Aspekt des Spiels.
Wenn (ggf. praktizierter) BDSM ein Spiel auf freiwilliger Basis mit gegenseitigem Einverständnis ist (also: Ausnahmen bestätigen die Regel, dass das vielleicht jetzt nicht jeder so macht) ... ist es dann wirklich für dich das Abscheulichste und Tadelnswerteste, was Menschen einander antun können?
(Ich könnte hier sogar andere Sachen anführen, wo ich sagen würde, mir fielen da noch andere schlimme Dinge ein, die ich u.U. auch als schlimmer oder mindestens genauso anssehen würde: u.a. Mord, Vergewaltigung, Folter, ..., wo ich mich wundere, dass die deiner Formulierung nach weniger schlimm sein müssten.)
Wären diese Praktiken als realer Ernst nicht anders zu bewerten, als wenn sie als Spiel zu betrachten sind, wo jeder auch aussteigen kann?
Müsste man in der Beurteilung von BDSM nicht hier schon unterscheiden?