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BDSM & Polyamorie
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Philosophie und BDSM

**********_Gogh Mann
5.290 Beiträge
Pardon, aber ... *gruebel*

Wenn ich deine Zeilen hier lese, habe ich den Eindruck, dass du entweder nicht weißt, was Altruismus bedeutet, oder das so umdefinierst, dass es seine Bedeutung im normalen Sprachgebrauch verliert.

Da ist ein Pärchen, wo der eine Masoschist und der andere Sadist ist. Passt schön. Aber deswegen ist keiner von beiden altruistisch. Selbst, wenn der eine Sadist ist und der andere kein Masochist, aber seinem Partner zu liebe das mitmacht, dann ist er noch lange kein Altruist (was auch in umgekehrter Konstellation gälte).

Zitat von ******del:
Deswegen hängen BDSM und Philosophie auf das engste zusammen.

Und auch das!?! ... hängen auf das Engste zusammen? Puh!

Also, im Normalfall wälzen BDSMler sicher keine philosophischen Probleme, wie die meisten Menschen auch nicht. Erst recht nicht, während sie BDSM machen.
Und die meisten Philosophen sind vermutlich keine BDSMler (zumindest vermute ich unter Philosophen keinen höheren Anteil an BDSMlern, wie in der Gesamtbevölkerung). Und BDSM ist sicher kein Kern-Thema der Philosophie und umgekehrt. Ich sehe da nicht, wie beides engst zusammenhängen sollte.

Und, nur weil man Strukturen von BDSM mit Begriffen wie "Macht" oder "Konsenz" oder "Bewusstsein" ... oder sonstigen Begriffe, die auch die Philosophie benutzt, beschreiben kann, hängen beide ebenfalls nicht engst zusammen. Diese Begriffe sind weder der Philosophie eigen noch zeigen das Vorkommen der Begriffe, wenn man über etwas nachdenkt (philosophiert), dass die Thematik mit der Philosophie verbandelt ist, sondern nur, dass man eben philosophiert (etwas versucht, philosophisch zu erfassen).

Nehmen wir Tanzen. Ich tanze Salsa. Der Mann führt. Die Frau folgt. Der Konsenz liegt also darin, dass der Mann die Macht hat, die Frau diese abgibt, sich fügt, folgt, unterwirft. Sonst funktioniert das Paar-Tanzen nicht. Und macht dann auch sicher keinen Spaß. Man könnte hier auch sagen: Die Einsicht geht nur über das Bewusstsein - und das muss man erstmal haben. (s.o.)
Aber deswegen hängen auch Tanzen und Philosophie nicht auf das Engste zusammen.

Sorry. Aber mir fehlt - gesamt - nach wie vor die philosophische Tiefe bei dieser Thematik.


PS zum Tanzen:
Ich könnte mir schon vorstellen, dass Tanzen anders funktioniert. Klar: einer muss führen, aber man könnte sich vorher darauf einigen, wer führt und das mal den Mann, mal die Frau machen lassen. Und tatsächlich ist in der freien Wildbahn das auch nicht selten, dass - z.B. bei langjährigen Paaren - nicht immer der Mann wirklich führt ... *zwinker*

*tanz2*
******del Mann
826 Beiträge
Da gibt es doch einiges zu sagen.

Altruismus benutzte ich als Gegenbegriff/Gegensatz zu Egoismus – ja, umgangssprachlich.
Egoismus hier im Sinne von ´von Eigennutz getrieben, Eigeninteresse verfolgend´, Altruismus daher `von Andernutz getrieben, Anderinteresse verfolgend´.

Der von mir skizzierte egoistisch/altruistische Komplex bezog sich nicht nur auf BDSM, sondern auf Sex allgemein, ja sogar auf Beziehung allgemein.

Vor allem aber: Es ging mit (und im gesamten Thread) um die grundlegende Frage „Wie soll ich leben?“ Auch: „Wie darf ich leben?“ – u.a. Fassungen sind leicht denkbar. In ihrer Einfachheit sind es durchaus philosophische Fragen; über sie nachzudenken ist bereits Philosophie.

Es gibt BDSMler*innen, die genau hierüber sich intensive Gedanken gemacht haben – wie ach umgekehrt Philosoph*innen sich über Sexualität i.A. und BDSM im besonderen Gedanken gemacht haben. Michel Foucault, der Anfang der 1980er die SM-Szene in San Francisco für sich entdeckte, z.B., und manche Ansätze, die sich auf ihn beziehen. Als literarischer Bezug könnte man auch de Sade anführen, wegen der Lösung der Literatur von der Kirche und der Entdeckung der Wollust als Kategorie mnschlich-diesseitigen Denkens und ihre positive Bestimmung. Wobei de Sade kein Philosoph war, es aber eine philosophische Deutung seiner Werke gibt (Robert Darnton fällt mir da ein, von dem ich einmal was las – müsste ich wieder raussuchen). In den USA gibt es die sex-positive Philosophie, eine eigene Forschunsgrichtung, in D weniger (muss mich mal richtig auf die Suche begeben).

BDSM kein Kernthema der Philosophie.: Nee, habe ich auch nicht behauptet. Behaupte ich auch nicht.

In Deinem Beispiel mit dem Tanzen: Doch, Tanzen als Form menschlichen Miteinanders ist es wert, philosophisch durchleuchtet zu werden (was Du ja ansatzweise auch tust) – auch Tanzen und Philosophie hängen aufs engste zusammen. Mit der Formulierung hätte ich kein Problem. Mit dem P.S. zeigst Du ja auch bereits ein Problem: Das Führen und Führen-lassen, über das ein Konsens zu erzielen ist, weswegen man kommunizieren muss. Ohne Problembewusstsein und Einsicht ist dieses nicht oder nur schwer möglich.

Bekannt ist ja Descartes´ Satz ´Ich denke, also bin ich´. Das schließt ja nicht aus zu sagen: ´ich fühle, also bin ich´. Die Richtigkeit des einen Satzes schließt die des anderen Satzes nicht aus.
Abgeleitet kann man auch sagen ´ich fühle, dass ichgeil bin, also bin ich´. Und weiter noch ´ich denke über meine Geilheit nach, also bin ich´. Sexualität ist eine der stärksten Triebkräfte der Menschen. Ob und wie man über sie nachdenkt, steht noch dahin. Auf die eine oder andere Art erscheint sie immer wieder in der Philosophie (es gibt die Leib-Philosophie von Hermann Schmitz, mit der ich mich noch mal beschäftigen muss).

Ich bleibe dabei: `Philosphie und BDSM hängen auf das engste zusammen´ … wie so vieles. Die Welt und Philosophie …. Das Leben und Philosophie … , Tanzen und Philosophie …., viele andere menshclichen Aktivitäten …., u.a. dann auch BDSM. Umgekehrt: Philosophie kann sich auf viele (sollte sich auf alle?) Aspekte des Daseins richten, inkl. der Grenzen konventionellen Daseins bzw. die Grenzen ds konventionellen Daseins überschreiten. Die ganze Welt soll es sein, die philosophisch betrachtet wird, inkl. des BDSM
**********_Gogh Mann
5.290 Beiträge
Vielleicht liest du noch mal nach, was Altruismus und Egoismus ist.

Bei Wikipedia steht zu Altruismus (https://de.wikipedia.org/wiki/Altruismus) einiges dazu. U.a. gelten hier die "Ärzte ohne Grenzen" als altruistische Organisation. Mutter Teresa war auch alturistisch. Selbstloses, uneigennütziges Verhalten, ohne erwartete Gegenleistung. Das passt hier eben gar nicht!

Zitat von **********_Gogh:
Da ist ein Pärchen, wo der eine Masoschist und der andere Sadist ist. Passt schön. Aber deswegen ist keiner von beiden altruistisch. Selbst, wenn der eine Sadist ist und der andere kein Masochist, aber seinem Partner zu liebe das mitmacht, dann ist er noch lange kein Altruist (was auch in umgekehrter Konstellation gälte).

Da hier i.d.R. eine abgesprochene Win-Win-Situation für die Beteilgten entsteht, kann - im allgemeinen wir im konkreten Sprachgebrauch - weder von Egoismus (inkl. eines Ausnutzens oder auf Kosten des anderen) auf der einen noch von Altruismus (samt einer Uneigenützigkeit) auf der anderen Seite gesprochen werden.
******del Mann
826 Beiträge
Ahhh, aus dem Satz gegen Ende hin glaube ich zu verstehen: "kann ... weder von Egoismus (inkl. eines Ausnutzens oder auf Kosten des anderen) auf der einen noch von Altruismus (samt einer Uneigenützigkeit) auf der anderen Seite gesprochen werden".

Was das angeht, habe ich in der Tat einen konsequenten, vielleicht radikalen Sprachgebrauch.

Im Thread wie überhaupt im Joy ght es ja um Sex / Erotik / Wollust, wie auch immer, als dessen Endziel de Orgasmus bzw. eigene Lust gilt. Für mich letztlich unter Egoismus zu klassifizieren, sogar als Inbegriff des Egoismus, quasi als Urgrund.

Demgegenüber der Wunsch, das eine andere Person ihre Lust erfährt, steigert, womöglich bis zum Orgasms - subsumiert unter Altruismus.

Sex / intime Gemeinsamkeit als egoistisch-altruistischer Komplex: Ich wünsche, dass die eine / andere Person durch mich ihre Lust steigert / sich an mir ihre Lust steigert bis zum Orgasmus, woran rückwirkend sich bei mir die Lust ebenfalls weiter steigert / woraus ich wiederum meine Lust ziehe.

Ja, ich gebe zu, dass ich in dieser Hinsicht einen radikalen Sprachgebrauch habe - radikal abgeleitet von lat. radix, Wurzel - zum Kern einer Sache vorstoßend, so ist es von mir gemeint.
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