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Was glaubt ihr, wie lange wir noch Zeit haben?
Für dämliche Spiele?
Mehr als uns lieb ist: Da sich die Lebenserwartung aufgrund des medizinischen Fortschritts asymptotisch der Unsterblichkeit annähert, gehe ich für meine Jahregänge von einer durchschnittlichen solchen von ca 120-140 Jahren aus.
Das ist nicht schön (Sven Regner)
Denn da bekommt das "sich spüren" eine ganz neue Wendung wenn es um Inkontinez, Hämorrhoiden, Bindegewebsschwächen im Fußgelenk und ausgefallene Zähne geht. Und solche Zipperlein sind ja erst der Anfang.
Ich bin jedenfalls heilfroh, daß ich nicht Medizin studiert habe. Aus den christilichen Maximen des "ich glaube an... die Auferstehung der Toten und das ewige Leben" einerseits, und dem "Du sollt nicht töten" andererseits, folgt ja mit logischer Notwengikeit eine ziemliche Überfüllung unseres beschränkten Wohnraums mit arg gruseligen Gestalten.
Eine Lösung des Problems überlassen wir stillschweigend den Ärzten: Jedesmal, wenn sie eine Maschine final abstellen, weil das Bett aus Kostengründen gebraucht wird, vollziehen sie einen aktiven Tötungsakt, der nur deshalb durchgeht, weil keiner Bock hat, diesen Scheißjob vom Sensenmann zu übernehmen.
Und weil alle froh sind, daß das Tabu bleibt.
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Ein klein wenig will ich aber interzone in Schutz nehmen: Die gedankliche Auseinandersetzung mit dem Freitod KANN tatsächlich fruchtbar sein: Nicht um aus eitler Selbstdarstellung heraus den eigenen Verwegenheits-Koeffizienten zu untermauern, nein, das wirkt in der Tat immer affig und unglaubwürdig.
Beim Gegenteil aber nicht: Es ist bei mir noch gar nicht so lange her, daß ich auch darüber nachgedacht habe. Wie ernsthaft, ist belanglos. Conditio sinde qua non war für mich lediglich, daß die Lebensversicherung auch zahlt; was die Technik, Art und Weise des Freitods ja schon erheblich einschränkt, denn er darf dann als solcher nach außen hin nicht erkennbar sein.
Die einzige Möglichkeit, die mir einfiel, war, mein Kraftfahrzeug, einen technischen Defekt oder eine Kreislaufschwäche heuchelnd, bei hoher Geschwindigkeit in den Gegenverkehr zu lenken (elegantere Methoden mitte per clubmail an mich). Ich mußte mir gar nicht allzu intensiv vorstellen, wie eine LKW-Stoßstange bei vollem Bewußtsein, subjektiv endlos in der Zeit gedehnt, meinen Kopf abreisst, um mir einzugestehen, was für ein mieser kleiner Feigling ich doch bin.
Wenn die Erkenntnis einer solchen eigenen Schwäche dann in die notwendige Demut führt, ist der Weg in ein positives sich-neu-spüren wieder offen.