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Joyclub betrachtet durch die Brille von Lacan

*****urt Mann
366 Beiträge
Themenersteller 
Joyclub betrachtet durch die Brille von Lacan
Ich habe ziemlich lange darüber nachgedacht, was der JC eigentlich ist. Worum geht es hier wirklich? Ich meine, klar, da gibt es irgendwelche Funktionen für Nachrichten, Veranstaltungen, und so weiter. Aber das sind ja lediglich die augenscheinlichen Dinge.

Ich glaube, auf der Frontseite, bevor man sich anmeldet, steht der Satz: "Lebe deine Lust." Tatsächlich empfinde ich den JC in weiten Teilen ziemlich unlustig und lustbefreit. Ich tummle mich hier vielmehr, weil ich den JC schlichtwegs seltsam und somit interessant finde.

Nachdem ich gestern über Lacan und Taylor Swift nachgedacht hatte, hatte ich soeben einen Geistesblitz, worum es im JC wirklichgeht:

Während unser Leben durch Alltag relativ lustfrei abläuft, hat der JC den Zweck, uns nahezubringen, wie wir Lust zu empfinden hätten. Mit anderen Worten, es handelt sich hier um einen Ort der Schulung, wo der grosse Andere (nach Lacan) uns erklärt, was Lust sei, und wie diese eben gehe.

Beispielsweise gehört es offenbar dazu, irgendwelche lustvoll-erotischen Bilder ins Profil zu stellen, wo man sich der Welt entsprechend lustvoll-erotisch präsentiert. Lacan nennt das übrigens Extimität, quasi das Gegenstück zur Intimität, also eine Intimität die erst dadurch intim wird, indem man sie mit der Welt teilt. Genau so wie hier die lustvoll-erotischen Bilder. Noch lustvoll-erotischer wird's dann offenbar, wenn man gewisse noch gewagtere Bilder irgendwelcher dessen, was Lacan Objekt Klein-a nennt, in ein geschütztes Fotoalbum reinstellt, und dort nur ganz ausgezeichnete Personen zulässt. Damit lässt sich die Fantasie (das Imaginäre nach Lacan) noch einmal enorm steigern, indem man nämlich darüber fantasiert, wann und wie man wem diese Bilder exklusiv teilen würde. Und das natürlich nicht jdem/r!

Weiter gehört es dann dazu, dass man im Profil klarmacht, dass man auf keinen Fall gleich mit jedem/jeder ins Bett steige, sondern durchaus auf Niveau achte. "Niveau", das ist dann irgendeine lose Fantasie von Rotweintrinken und Spasshaben oder sowas in der Art, jedenfalls lose assoziiert mit Finanzkraft.

Und so weiter, halt all das, was hier so gescheht.

Wir lernen also brav vom grossen Anderen des JC: So geht das also, wenn man die eigene "Lust lebt".
Profilbild
******rol Mann
937 Beiträge
Spannend *g*
Aber das "Wie es geht" zeigt uns nicht der JC - der stellt nur die Plattform zur Verfügung. Das "Wie es geht" zeigt uns die breite Masse der Anwender, die ihr Profil entsprechend präsentieren und damit den Eindruck erwecken, dass genau das der Weg zum Ausleben der eigenen Lust ist.
Es fallen aber nur die auf, die am lautesten schreien und nicht die, die z.B. keine Profilangaben haben, aber vielleicht trotzdem im Stillen viel intensiver genießen.
Es stellt sich auch die Frage der Kausalität: Haben wir das Gefühl, unsere Lust in besonderem Maße auszuleben, weil es den JC gibt (und der uns sagt, wie "es geht") oder gibt es den JC, weil es das Bedürfnis gibt, die eigene Lust auszuleben.
Gibt es Hinweise auf gesunde Ernährung, weil da gut für die Menschen ist oder wird es als gut empfunden, weil es entsprechende Hinweise gibt?
Deine Lust, Deine Weltsicht zu sortieren und mir zu erklären, ist größer, als meine, die Entsprechung zu Deinen Klischees zu reflektieren.
*****urt Mann
366 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ******rol:
Spannend *g*
Aber das "Wie es geht" zeigt uns nicht der JC - der stellt nur die Plattform zur Verfügung. Das "Wie es geht" zeigt uns die breite Masse der Anwender, die ihr Profil entsprechend präsentieren und damit den Eindruck erwecken, dass genau das der Weg zum Ausleben der eigenen Lust ist.
Die Plattform zwingt Interaktionen ja in eine ganz bestimmte Form. Damit ist sie ideologisch im Sinne von Zizek: Sie setzt die zugrundeliegenden Formen der Interaktion, derer wir uns meist nicht einmal bewusst werden. Und diese Formen sind keineswegs frei von Ideologie.

Zum Beispiel: Wenn ich gerne >10 Gruppen beitreten möchte, dann muss ich ein Bezahlabo lösen. Diese Logik wurde von den Machern des JC so gebaut, weil sie damit Geld verdienen möchten. Also haben wir hier eine kapitalistische Ideologie am Werk, die sich durch entsprechende Funktionen zeigt. Theoretisch könnte der JC ja eine non-Profit Organisation sein - ist aber nicht der Fall. Insofern also eben kapitalistische Ideologie, die festlegt, dass die Anzahl Gruppenmitgliedschaften ein beschränktes Gut für Nichtbezahler sein soll.

Der grosse Andere besteht folglich in den zugrundeliegenden Annahmen, die die Macher des JC über den JC haben, und die Tatsache, dass alle Benutzer sich dann freiwillig danach richten (die Wahl der Mitsprache im JC in Bezug auf Bezahlfeatures haben sie ja nicht).
Es fallen aber nur die auf, die am lautesten schreien und nicht die, die z.B. keine Profilangaben haben, aber vielleicht trotzdem im Stillen viel intensiver genießen.
Es stellt sich auch die Frage der Kausalität: Haben wir das Gefühl, unsere Lust in besonderem Maße auszuleben, weil es den JC gibt (und der uns sagt, wie "es geht") oder gibt es den JC, weil es das Bedürfnis gibt, die eigene Lust auszuleben.
Gibt es Hinweise auf gesunde Ernährung, weil da gut für die Menschen ist oder wird es als gut empfunden, weil es entsprechende Hinweise gibt?
Guter Punkt. Nach Lacan könnten wir uns fragen: Richten sich die Menschen nach dem grossen Anderen oder der grosse Andere nach dem Menschen? Keine Ahnung, was Lacan dazu sagen würde.
*****urt Mann
366 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ****Tat:
Deine Lust, Deine Weltsicht zu sortieren und mir zu erklären, ist größer, als meine, die Entsprechung zu Deinen Klischees zu reflektieren.
Das entspricht der Position jener Personen, die es als zu mühsam erachten, Ideologie zu reflektieren.

Ist jedenfalls dein gutes Recht.

Dann aber wiederum ist es interessant zu sehen, dass du dir die Mühe machst, das in einem Post hier herauszustreichen, statt - was viel einfacher gewesen wäre - einfach mit den Schultern zu zucken, und nichts zu sagen. Offenbar war es dir also ein Anliegen, mir/uns mitzuteilen, dass du auf keinen Fall die Intention hast, weiter über "meine Klischees" nachzudenken.

Die Frage ist bloss: warum?
Weil die Interessen und Motivationen der UserInnen - soweit ich das aus Interaktionen weiß - seeehr unterschiedlich sind: vom Ehegatten, der sich heimlich mit Pseudointeresse an Treffen aufgeilt, über aktiv Swinger, einen sexpositiven Partner suchende Singles, Chater, Veranstaltungen Suchende bis zu Ex-Suchenden, die jetzt noch hier Kontakte pflegen.
Sowohl Möglichkeiten als auch Beschränkungen der Features werden akzeptiert, knirschend hingenommen, kreativ erweitert oder per Bezahlung erweitert.
Der Joyclub befriedigt Nachfrage genauso, wie er neue generiert. Er ist zT Buchungsportal für unabhängige Clubs und Veranstaltungen, profitiert aber selbst durch seine Marktposition. Macher und NutzerInnen profitieren gleichermaßen und hätten jeweils gerne noch mehr vom anderen. Die NutzerInnen sind aber auch nicht so loyal, dass sie nicht jederzeit andere Apps oder Portale nutzen würden, wenn sie sich zu sehr geschröpft fühlen oder zu wenig Erfolg sehen.
Der Markt ist volatil und die Akteure sind bunt und flexibel, so dass mir der Ansatz, der JC würde die Massen in Ihrem Denken und Handeln wesentlich steuern können, zu vermessen erscheint.
*****urt Mann
366 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ****Tat:

Der Markt ist volatil und die Akteure sind bunt und flexibel, so dass mir der Ansatz, der JC würde die Massen in Ihrem Denken und Handeln wesentlich steuern können, zu vermessen erscheint.
Da hast du mich (oder Lacan) falsch verstanden. Gesteuert wird nichts, sondern es wird dir vorgeführt, wie Lust auszusehen habe. Akzeptieren brauchst du das nicht. Ist alles "freiwillig" in dem Sinne, dass du die Form, die der JC annimmst, entweder akzeptierst, oder eben nicht. Diese Form zu ändern, das ist es, was nicht geht.

Im übrigen, zur angeblichen Vielfalt und Diversität hier: Ich nehme das nur in einem relativ eng gesetzten Rahmen so wahr.
Die Werbung versucht auch, uns vorzuführen, wie Konsum auszusehen habe. Ich bin da aber recht resistent. Zum Teil bewirkt der Versuch der Beeinflussung sogar das Gegenteil und ich werde dem Vorgeführten gegenüber eher misstrauischer. Statistisch mag das anders aussehen. Aber auch da reagiert ja die Werbebranche auf die Erkenntnis, dass sich nicht jeder Konsument auf gleiche Weise verführen lässt. Stattdessen macht man sich dort die Mühe, auf bestimmte Cluster von Menschen angepasste Massnahmen zu schalten. Wären die Menschen weniger bunt und ihre Folgebereitschaft größer, würden sie dafür keine Mühe und Geld aufwänden.
Profilbild
******rol Mann
937 Beiträge
Ich will ehrlich sein: Zizec und Tacan sagen mir nichts. Ich werde bei nächster Gelegenheit mal schauen, ob das weite Netz Information dazu bereitstellt.

Ob man Form und Ideologie in einen Topf werfen kann - mmh, ich weiß nicht. Wenn man annimmt, dass bezahlende Anwender andere (bessere) Formen der Kommunikation zur Verfügung haben, ließe sich daraus evt folgern, dass eine Zweiklassengesellschaft geschaffen wird - Teilnehmer, die sich das leisten können (wollen) und andere, die das nicht tun.

Die Form der Kommunikation bestimmt die Plattform selbst, eigentlich unabhängig von Bezahlung. Es sind Zusatzfunktionen, die man als zahlender Anwender erhält.

Aber all das hat nicht zum Thema, dass die Macher des JC inhaltlich vorgeben, ob und wie es "richtig" ist, die Lust auszuleben. Insofern bin ich der Meinung, dass es die Mehrheit ist, die hier die Richtung vorgibt. Wenn die überwiegende Anzahl an Anwendern stolz berichtet, dass Sie zwischen drei und fünf Frauen gleichzeitig befriedigen können und dass der schnelle und harte Sex genau das ist, was alle wollen, wenn Frauen erzählen, dass sie am liebsten eine Stunde lang harten Sex erleben wollen und können, dann prägt das das Bild, das hier vermittelt wird. Aber es sind die Teilnehmer, die Anwender, die dieses Bidl prägen. Dass Slow Sex eine ganz wunderbare Variante ist, die vielen Menschen zu einer ganz außerordentlichen Erfüllung verhilft, würde hier unter den Tisch fallen. Aber der JC bietet hierzu Kurse und Online-Resourcen, um auch andere Optionen zu zeigen. Oder um z.B. der vielleicht häufig vorhandenen Angst vor Analsex zu begegnen (siehe die letzte Kampagne).

Zitat von *****urt:
Im übrigen, zur angeblichen Vielfalt und Diversität hier: Ich nehme das nur in einem relativ eng gesetzten Rahmen so wahr.

Tatsächlich? Ich erlebe das anders - sehr vielfältig und bunt. Da sind Menschen dabei, mit deren Farbschema ich mich nicht anfreunden kann (um bei "bunt" zu bleiben), andere Farbvarianten finde ich spannend und einige davon sehr schön. Also wirklich bunt.
Je länger mir die These des TE im Kopf umhergeht, desto absurder erscheint mir die Mutmaßung, der JC könne "ein Ort der Schulung des Großen Anderen (nach Lacan)" sein.

Der JC und sein Einfluss auf uns UserInnen wird damit überbewertet. Er ist für mich viel mehr ein Symptom: Symbiose aus dem Wunsch vieler Menschen, ihr Sexualität freier auszuleben und den technischen Möglichkeiten, dazu Gelegenheiten zu finden. Der JC ist ein Hort der unterschiedlichsten Interessen und neigungen, die sich zum Teil fast diametral gegenüberstehen. Wenn einige User in ihren Profilen betonen, nicht sofort zur Sache kommen zu wollen, tun sie dies nicht pflichtschuldig, weil der mächtige JC gehirnwäscheartig alle unreflektierten NutzeInnen gleichschaltet und so seiner höheren Ordnung Geltung verschafft, sondern schlicht deswegen, weil sie sich ihre Vorstellung von freudvoller sexueller Lust eben fundamental von jenen abgrenzt, die "ohne Anlauf" sofort loslegen wollen.
Auch die Gestaltung der Fotos in den Profilen folgt verschiedenen Einflüssen und nicht allein einem heimlichen Appel einer höheren ordnenden Macht: Was erotisch wirken könnte, bringt jeder als Vorstellung von außen bereits mit; die Fotos unterscheiden sich nicht wesentlich von erotischen Bildern von vor 100 Jahren. Grenzen für die Freizügigkeit der Fotos setzen die eigene Scham, die Sorge, dass die Fotos ungewollt zweckentfremdet werden könnten oder der Jugendschutz, der sich in Community-Regeln manifestiert. Die Vielfalt der sexuellen Spielarten ist so vielgestaltig (von herrlich bürgerlichen Nacktcampern bis zu den bizarresten Verletzungstechniken), dass es für einen Konformität bewirkenden Einfluss des JC an stichhaltigen Hinweisen fehlt.
Und schließlich ist ausgerechnet die Klage einiger alten Kämpe, der JC sei vom soliden Bumstreff zu einer geschwätzigen Socialmedia-Plattform "verkommen" ein Hinweis, dass die UserInnen weniger Objekte eines von oben auf sie wirkenden Großen sind, als vielmehr aktive Subjekte, die dem JC gemäß außerhalb des JC ablaufender gesellschaftlicher Veränderungen fortwährend Anpassung an ihre Wünsche abnötigen (wie zb weniger klischehafte Portal-Fotos, gendergerechte Profilangaben ...).

Lacans Beobachtungen der Menschen und der Gesellschaft und seine Rückschlüsse daraus, sollen hiermit nicht bestritten werden. Sein Weltbild auf die Funktion des JC herunterzubrechen, passt für mich aber einfach nicht.
*****urt Mann
366 Beiträge
Themenersteller 
Hier sind einfach mal einige Beispiele, inwiefern der JC ideologisch geprägt ist. Die Tatsache, dass die meisten Beispiele davon uns absurd erscheinen, zeigt in aller Klarheit, wie Ideologie funktioniert: wir empfinden alles, was nicht so ist, wie wir es erwarten würden, als absurd. Wir können also die Realität gar nicht anders denken, als sie uns eben erscheint. Da ist eine Barriere in uns drin, die alternative Realitäten als absurd erscheinen lassen.

  • JC ist eine privat betriebene Plattform. Es wäre aber auch denkbar, dass eine solche Plattform eine staatliche Dienstleistung an die Öffentlichkeit darstellt. Absurd? Nicht unbedingt. In Südkorea werden so wenige Kinder geboren, dass es mittlerweile staatlich zur Verfügung gestellte Datingangebote gibt.
  • JC ist eine gewinnorientierte Plattform. Warum wissen wir auch nicht. Es wäre auch denkbar, die Plattform als non-Profit durch eine Interessensgemeinschaft zu betreiben. Beispielsweise von BDSM-Clubs, die sich zusammentun, um ein gemeinsames Vehikel zu haben, ihre eigenen Events zu pushen. Kriegen Moderatoren von Gruppen eigentlich Geld für die Freiwilligenarbeit, die sie verrichten? Nicht, dass ich wüsste, die machen das alles frewillig und unbezahlt, während andere davon profitieren und abkassieren. Kapitalismus in Äktschn!
  • JC benötigt ein Login, um überhaupt Inhalte sehen zu können. Im Gegenzug ist Facebook "semitransparent" (öffentliche und private Profile), und Reddit weitgehend (aber nicht vollständig) transparent (man kann mitlesen, ohne registriert zu sein, aber nicht mitschreiben). Das heisst: Belange um Sexualität - für welche der JC steht - werden ins Private verlagert. Das entspricht nicht nur den gängigen Gesetzen, sondern auch den bourgeoisen Wertvorstellungen, gemäss die Sexualität Privatsache ist. Ganz konkret übersetzt zeigt sich dies genau in dieser Login-Funktion. Manche Hippies sahen das übrigens sehr anders, sie propagierten, dass Sexualität eben "politisch" sei, und deshalb auch "öffentlich". Wir erinnern uns hier (etwas peinlich) an Osho-Kommunen. Heute ist der entsprechende Diskurs und die entsprechende Ideologie jedoch anders gelagert. Beispielsweise können Paare unverheiratet zusammenleben. Das war in den 1960erjahren in der Schweiz weitgehend nicht möglich, an unverheiratete Paare wurden gar keine Wohnungen vermietet. Jedenfalls ist heute offenbar BDSM, Swinger etc. eine semi-Privatsache, und z.B. "Voyeurismus" (es gibt ja hier genügend Swinger-Paare) nur hinter einer Login-Schranke erwünscht und möglich.
  • Interessant ist auch, welche Features ein Bezahl-Abo benötigen, und welche nicht. Hier scheint die kapitalistische Logik und Ideologie durch. Beispielsweise kann ich als Mann keine Frauen aktiv anschreiben ohne ein Bezahlabo. Offenbar gibt es für Männer eine "Premium-Light" Mitgliedschaft, die es für Frauen nicht gibt (siehe hier: Kosten). Ist das nun Sexismus bzw. Diskriminierung der Geschlechter? Oder doch eher gesunder, kapitalistischer Geist, mit dem einfach Kohle aufgrund der unterschiedlichen Zahlungsbereichschaft gemacht werden kann? Oder gehen hier vielleicht beide Hand in Hand? Wie genau sollen wir die Nicht-Gleichbehandlung der Geschlechter durch den JC beurteilen, und was ist denn eigentlich mit Trans-Menschen, steht für jene die Premium-Light Mitgliedschaft auch zur Verfügung oder nicht? Wenn ich mich z.B. als biologischer Mann aber emotional als Frau fühle, soll ich mich denn dann als Mann oder als Frau registrieren, und steht mir denn dann nun diese Premium-Light Mitgliedschaft zur Verfügung?

Das sind einfach einige Beispiele für Ideologie.
*****urt Mann
366 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ****Tat:
Je länger mir die These des TE im Kopf umhergeht, desto absurder erscheint mir die Mutmaßung, der JC könne "ein Ort der Schulung des Großen Anderen (nach Lacan)" sein.

Der JC und sein Einfluss auf uns UserInnen wird damit überbewertet. Er ist für mich viel mehr ein Symptom: Symbiose aus dem Wunsch vieler Menschen, ihr Sexualität freier auszuleben und den technischen Möglichkeiten, dazu Gelegenheiten zu finden. Der JC ist ein Hort der unterschiedlichsten Interessen und neigungen, die sich zum Teil fast diametral gegenüberstehen.
Ah ja.

Und woher wissen denn diese Menschen überhaupt, dass es möglich und wünschenswert sei, ihre Sexualität freier auszuleben? Und weshalb heisst "Sexualität frei ausleben", dass ich mich auf einer Bezahlplattform registriere?

Die Behauptung, die Heterogenität des JC würde ja wohl beweisen, dass hier keine Ideologie am Werke sei (also eben: der grosse Andere), ist: Ideologie. Wirkliche Heterogenität gibt's hier ziemlich wenig. Wir merken bloss nichts davon.

Versuch einfach mal, hier ein Profil zu erstellen, in dem du dich als körperlich behinderter Mann ausgibst. Glaubst du, da spielt die Freiheit der Sexualität Violinen? Oder ist es dann doch eher so, dass die klischeehaften Vorstellungen darüber, was "freie Sexualität" hiesse, am Ende des Tages körperlich behinderte Menschen ausschliessen und folglich körperlich nicht-Behinderten vorbehalten ist?

Das ist bloss ein Beispiel, es gäbe genügend andere, aber zuerst muss man sich erst einmal vor Augen führen, was eben hier tatsächlich passiert. Das meiste davon kriegen wir gar nicht zu sehen, es ist hübsch direkt vor unseren Augen verborgen.
*********June Paar
7.196 Beiträge
Die Idiologieanwendung greift zu kurz …
Die bösen schwarzen Seiten sind in erster Linie eine virtuelle Bumsbude ohne Realitätskontakt.

Ein pseudoanonymes Ausleben mit der Wunschvorstellung sexueller Befriedigung mit relutierenden Masturbationsmanövern.

Und trotzdem kann es hier manchmal auch schön sein ….


Johnny Cash:
I walk the line ...

@*****urt
Wenn Du es auf diese allerhöchste Ebene hebst (Was ist die Wirklichkeit? Können wir überhaupt frei denken?), dann ist die Erkenntnis, dass auch der Gesellschafts-Ausschnitt JC genauso ideologisch geprägt ist, wie unser ganzes Leben, kein „Geistesblitz“, sondern lapidar.
*********ebell Mann
2.726 Beiträge
Ich habe noch nie was von Lacan gehört - klingt aber erstmal nicht all zu uninteressant.

Was ich für meinen Teil allerdings eher als Ansatzpunkt betrachte, sind deine Einlassungen dazu, dass es sich hierbei schlussendlich um ein Gewinnorientiertes Unternehmen handelt.

Ich für meinen Teil habe da, in den wirren Tiefen meiner Hirnwindungen, eher den Begriff des "Sexualkapitalismus" geprägt.

Letztlich habe ich ein wenig Philosophie und ein wenig Soziologie zusammengeworfen, kräftig geschüttelt und das ganze mit einem Blatt frischer Minze und Schirmchen serviert. 😁

Ich denke nicht, dass hier "vorgeführt werden soll, wie Lust zu funktionieren hat". Es ist viel mehr so, dass es sich um ein technisch geprägte Plattform handelt, die die Gedanken, Gefühle und Handlungen damit technisch in eine Richtung lenkt. Siehe auch: Kybernetik.

Was meine ich damit? Nun ja: Es fängt dabei an, dass es die Plattform überhaupt als solche gibt. Es braucht Zugangswege wie Computer oder Smartphone; definitiv einen Internetanschluss. Das technische Medium ist also die erste Selektionshürde. Menschen, die diese technischen Mittel nicht verwenden (können oder wollen), werden diskriminiert (wertfrei zu lesen).

Weitere Diskriminatoren sind die verfügbaren Sprachen, die Auffindbarkeit über ggf. Suchmaschinen oder Werbung, bzw. Mundpropaganda.

Sind diese ersten Hürden genommen kommt man zu einem Profil, das selbstverständlich ausgefüllt sein will. Das ist nun keine reine, leere Leinwand, sondern kommt mit Aufforderungen daher. Die Aufforderung sich selbst zu beschreiben, die Aufforderung, Vorlieben anzugeben und zu gewichten, die Aufforderung Bilder oder Videos hochzuladen, die Aufforderung der "Selbstbestätigung", um die eigene Existenz auch zu beweisen.

Das ist alles nicht zufällig sondern von Programmieren genau so erstellt, wie es Product Ownern sich vorstellen und wie es eine Geschäftsleitung sich wünscht.

Allein die Tatsache, dass es diese Vorgaben gibt, sorgt aber schon dafür, dass sich das Denken der Menschen ändert. Wenn ich die (implizite) Aufforderung bekomme, Alter, Größe, Gewicht und Geschlecht anzugeben, dass messe ich dem automatisch eine Bedeutung bei (und diejenigen, die behaupten sie messen dem gar keine Bedeutung bei, machen es ja in dem Moment trotzdem, in dem sie darüber nachdenken, ob sie ihm eine Bedeutung beimessen oder nicht).

Will sagen: Wenn man nur einen Hammer hat, dann sieht alles aus wie ein Nagel. JC legt einem eine ganze Reihe Hämmer vor und ein Brett mit ganz vielen Nägeln. Die gilt es einzuschlagen oder eben nicht. Aber die reine Interaktionsmöglichkeit ist technisch vorherbestimmt.

Ein Nutzer kann nur, wie überall und auf jeder Plattform, nur diejenigen Interaktionsmöglichkeiten wählen, die technisch deteminiert sind. Und damit werden auch die Gedanken, die ein Nutzer sich überhaupt machen kann, determiniert.

Weil es sich um ein Produkt handelt, ist alles darauf hin optimiert, ein Produkt zu sein. Es soll Gewinn erwirtschaften. Damit wird die Sexualität, und im Grunde der Mensch als solches, kapitalistischen Normen unterworfen. Dadurch, dass es all die Eingabefelder in den Profilen gibt, kann jeder Nutzer jedem anderen Nutzer einen "Wert" beimessen. Und auch das könnte man jetzt wieder sehr fein aufdröseln: Ein Profil mit vielen ausgefüllten Feldern und Daten hat mehr Wert als eins ohne. Und wenn man dann wieder zwischen den Profilen mit ausgefüllten Feldern diskriminiert, haben die Nutzer mit "größer, schlanker, schöner, mehr" mehr Wert als diejenigen ohne.

Es ist also nicht so, dass uns "Niveau erklärt" wird - sondern dass die kapitalistisch optimierte Version von "Niveau" technisch abgefragt und normiert ausgeliefert wird.

Sexualität - und vielleicht der Nutzer an sich - wird damit zu einem vermarktungsfähigen Unter-Produkt. Und bezahlt im Zweifel sogar noch dafür. 🙂

Und das funktioniert so gut, weil Sexualität nach wie vor eine der Haupt-Triebfedern der Menschheit ist.
*****urt Mann
366 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ****Tat:
@*****urt
Wenn Du es auf diese allerhöchste Ebene hebst (Was ist die Wirklichkeit? Können wir überhaupt frei denken?), dann ist die Erkenntnis, dass auch der Gesellschafts-Ausschnitt JC genauso ideologisch geprägt ist, wie unser ganzes Leben, kein „Geistesblitz“, sondern lapidar.
Erstens: Tatsächlich ist (nach Zizek, nicht Lacan) ein Leben ohne Ideologie gar nicht möglich.

Zweitens: Die Ideologie ist meist viel subtiler, als die Menschen es glauben. Tatsächlich ist sie so subtil, dass sie direkt vor unserer Nase existiert, ohne dass wir sie wahrnehmen. Insofern, zu behaupten, sie sei "lapidar", das erscheint mir etwas abenteuerlich. Ich meine: Findest du es nicht befremdlich, dass es Premium-Light Profile für Männer - nicht aber für Frauen - hier gibt, und diese Ungleichbehandlung zwischen den Geschlechtern offenbar niemanden kümmert?

Drittens: Dass diese Idee nun "lapidar" sei, sagen natürlich immer nur jene, die sich auf der Profit-Seite einer Ideologie befinden. Jene, die von einer Ideologie ausgebeutet werden oder unter ihr leiden, stimmen dieser Behauptung wohl im allgemeinen eher nicht zu. "Was wollen jetzt diese Rollstuhlfahrer die ganze Zeit? Wir haben doch bereits alle Bahnhöfe und Busse rollstuhlgängig gemacht. Also, irgendwann ist ja wohl genug."
Ich habe nicht behauptet, dass Ungleichbehandlung lapidar sei oder die kapitalistische Ausbeutung des sexuellen Triebes ehrenwert.
Ich fand den Hinweis, dass der Joyclub nicht der einzige Ort der Welt sei, wo - Überraschung - keine Ideologie herrsche, nicht derart heureka-mäßig, wie er dargestellt wurde („Lapidar“ ist nicht der richtige Begriff. Das bedeutet ja eigentlich ‚kurz und knapp‘. Ich meinte eher ‚in seiner Bedeutung wenig relevant‘).
Meine Analogie zur Werbung sollte das verdeutlichen helfen: Ich weiß, dass manche Leute Geld an mir verdienen wollen, dass ihre Kommunikation kalkuliert beschränkt ist und manipulierend angelegt ist. Dennoch gehe ich in den Supermarkt, kaufe nur das, was ich für mein Ofengemüse brauche und lasse die beworbene Pizza, den hippen Partydrink und die bequeme TK-Torte unbeachtet; ich muss micht nicht einmal quälen, weil ich gar keiner Versuchung erliege. Meine Lust am Essen wird ganz überwiegend nicht vom Willen des großen bösen Konzern und finsterer Mächte gesteuert. Viel größeren Einfluss hatte das leckere Gulasch von Mutti, der leckere Nachtisch auf der Party neulich und der Bericht über die verheerende Wirkung von Zucker. Klar kaufe ich auch mal eine Packung prominent plazierter Schokoriegel, die ich schon immer liebte. Na und? - war geil.
Die Ideologie im JC ist so mächtig, wie ich sie unreflektiert zulasse. Fehlt mir eine Vorliebe in der vorgegebenen Auswahl, beschreibe ich sie im Profiltext. Der kapitalistische Ansatz ist so offenkundig, in dem fast händeringend immer wieder Bezahlabos, wenigstens ein Kurzzeitabo aufgeschwatzt werden will, dass ich ihn einerseits bewusst wahrnehme, meine totale Unterwerfung aber verweigere. Sollte mich die gebotene Auswahl an Möglichkeiten abstoßen, kann ich jederzeit gehen.
Ungleichbehandlung von Frauen im Joyclub bezüglich Light-Abo? Keine Ahnung - ich bin sogar zu faul, das nachzurecherchieren. Benachteiligung dadurch? Das wäre mal ne Umfrage wert … 😝

Ideologie und Kapitalismus im JC - klar! (im Sinne Lacans) Riesenüberraschung oder Problem? Für mich: nein. Alles ordnende Macht: never!
Ich sehe mehr Chancen für die Entwicklung eines schamfreien, lustvollen Sex, als Gefahren durch Manipulation.

Und nein, ich sage das nicht, weil ich ein vom JC eingewickeltes Schaf bin 🙄 Ich habe viel mehr ohne den JC gelebt, als mit und kann vergleichen.
*******rlin Mann
1.966 Beiträge
Man kann offenbar aus jedem Ding eine tiefgründige Geschichte basteln.
Letztlich landet der größte Teil hier um seine eigene Geilheit zu steigern. Der Rest hat irgendwelche Probleme.
Sucht man nach dem Einen oder dem Anderen, landet man über Google automatisch hier. Für manche eine kurzfristige Hilfe, die nach einigem Studieren der Tips zur Abmeldung führt, für die anderen ist es nichts weiter als ein Pornoschuppen, in dem man schriftlich auf Beutefang gehen kann. Das wars dann auch schon.

Vielleicht gibt es noch einen klitzekleinen Rest, der tatsächlich schreiben und lesen möchte.
*****urt Mann
366 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *******rlin:
Man kann offenbar aus jedem Ding eine tiefgründige Geschichte basteln.
Letztlich landet der größte Teil hier um seine eigene Geilheit zu steigern. Der Rest hat irgendwelche Probleme.
Sucht man nach dem Einen oder dem Anderen, landet man über Google automatisch hier. Für manche eine kurzfristige Hilfe, die nach einigem Studieren der Tips zur Abmeldung führt, für die anderen ist es nichts weiter als ein Pornoschuppen, in dem man schriftlich auf Beutefang gehen kann. Das wars dann auch schon.

Vielleicht gibt es noch einen klitzekleinen Rest, der tatsächlich schreiben und lesen möchte.
Naja, das ist eine Philosophie-Gruppe, da würde ich schon erwarten, dass zumindest der Versuch unternommen wird, unter die Oberfläche zu blicken, oder nicht?

Wenn du nun behauptest, da sei nicht viel mehr als Oberfläche, fein, dann siehst du das so. Ich glaube hier, mit der Brille von Lacan, eine ganze Menge mehr erkennen zu können als paar Personen, die sich im JC aufgeilen.

Das Ding ist ja, dass uns unsere eigenen Muster so nahe sind, dass wir sie noch nicht einaml als solche erkennen. Erst in der Differenz fallen sie uns auf.
*****urt Mann
366 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ****Tat:

Die Ideologie im JC ist so mächtig, wie ich sie unreflektiert zulasse.
Dem würde Lacan glatt widersprechen.

Deine Behauptung ist: Wir können uns vom Imaginären und Symbolischen bewusst emanzipieren, wenn wir bloss "bewusst reflektieren". Genau das ist es, was Lacan abstreitet: es ist nach seiner Auffassung nicht möglich. Denn, von welchem Standpunkt aus genau reflektieren wir denn? Die Wahl dieses Standpunktes ist nicht neutral. Bei genauerer Betrachtung gibt es überhaupt keinen solchen "erhöhten Standpunkt" von welchem aus wir völlig unideologisch reflektieren könnten.

Es gibt bei Lacan nur noch das Reale neben dem Imaginären und Symbolischen, und dieses Reale ist nichts, was wir willentlich als Perspektive einnehmen können.

Mit anderen Worten: Der Glaube, jemand könne hier durch Reflektion sich von Ideologie befreien, das ist bloss wieder eine andere Ideologie. Für Lacan ist das übrigens auch kein Problem. Lacan sagt lediglich, dass wir halt wählen müssen, was wir als "unsere" Symptome annehmen möchten. Aber "symptomfrei" zu sein, sowas gibt's nicht.

Die Suggestion des JC, hier sei Sexualität "befreit" oder zumindest "freier", das ist eben das, was ganz offensichtlich nicht der Fall ist. Falls das aber nicht der Fall ist, was zum Geier ist denn der JC seinem Wesen nach eigentlich?
Natürlich hat Lacan in diesem Punkt recht. Zumindest vermutlich …. denn wer von uns kann das als Opfer allgegenwärtiger Ideologie schon sicher beurteilen? Vielleicht ist ja Lacan der Bösewicht, der uns mit seinen wilden „Gleichungen“ verwirren und verführen will 😜

Da regt sich bei Dir Widerstand? Du willst sagen: „Moment, ich habe seine Thesen gelesen, kritisch geprüft, verifiziere sie mit Blick auf die mich umgebende Wirklichkeit und halte sie für plausibel!“? Du willst Dich also Deines gesunden Menschenverstandes bedienen, um Dich in einer Umgebung unsicherer Erkenntnis über die Wirklichkeit (was wir im Übrigen bereits von den Griechen wussten) zu orientieren und vorhandene Ideologien aufspüren, vor denen Du dann andere warnst? Und lehnst meinen Versuch, mich vom Einfluss dieser Ideologien per kritischem Geist möglichst zu emanzipieren, ab mit dem Verweis auf meine mangelnde Analysefähigkeit, da ich ja bereits ein Opfer jener Ideologien bin? Anders als Du, der dagegen immun zu sein scheint, hinter die Kulissen zu blicken vermag und alternative, ideologiefreie Alternativen als Nagelprobe anbieten kann?

Wir sind immer Opfer unserer Unsicherheit, nicht zu wissen, wie die Wirklichkeit tatsächlich ist. Wir wissen, dass wir nichts wissen. Dass wir flackernde Schatten an der Höhlenwand für Erkenntnis nehmen. Dass wir durch Gene, Triebe, Erziehung, Interessen und Wünsche geleitet handeln. Und doch müssen wir Entscheidungen treffen, so gut es eben geht.
Und wenn ich bezüglich des Auslebens meiner Sexualität den Joyclub ergänzend nutzen kann, meine Perspektive zu weiten, Wünsche auszuleben, Dinge auszuprobieren, durch Scham bedingte Hemmungen abzulegen oder aber mich gesund von Dingen abzugrenzen, die mir für mich fehlleitend erscheinen, dann bietet er mir trotz aller ihm anhaftenden Mängeln mehr Chancen und Nutzen, als wenn ich mich mit weniger Information und Optionen begnügen würde.

Jeder halbwegs klar denkende User erkennt auch ohne Tiefenpsychologie und Philosophie, dass der JC nicht selbstlos zur Rettung des Seelenheils geschaffen wurde und dass in diesem „Markt“ bestimmte Gesetzmäßigkeiten wirken. Mein Verstand reicht nicht aus, so komplexe Theorien auszuarbeiten, wie Lacan es tat. Den JC hinreichend zu verstehen … dafür reicht er wohl schon. Den Rest vage Nichterkenntnis nehme ich billigend in Kauf. Was bleibt mir auch anderes übrig!?
Natürlich hat Lacan in diesem Punkt recht. Zumindest vermutlich …. denn wer von uns kann das als Opfer allgegenwärtiger Ideologie schon sicher beurteilen? Vielleicht ist ja Lacan der Bösewicht, der uns mit seinen wilden „Gleichungen“ verwirren und verführen will 😜

Da regt sich bei Dir Widerstand? Du willst sagen: „Moment, ich habe seine Thesen gelesen, kritisch geprüft, verifiziere sie mit Blick auf die mich umgebende Wirklichkeit und halte sie für plausibel!“? Du willst Dich also Deines gesunden Menschenverstandes bedienen, um Dich in einer Umgebung unsicherer Erkenntnis über die Wirklichkeit (was wir im Übrigen bereits von den Griechen wussten) zu orientieren und vorhandene Ideologien aufspüren, vor denen Du dann andere warnst? Und lehnst meinen Versuch, mich vom Einfluss dieser Ideologien per kritischem Geist möglichst zu emanzipieren, ab mit dem Verweis auf meine mangelnde Analysefähigkeit, da ich ja bereits ein Opfer jener Ideologien bin? Anders als Du, der dagegen immun zu sein scheint, hinter die Kulissen zu blicken vermag und alternative, ideologiefreie Alternativen als Nagelprobe anbieten kann?

Wir sind immer Opfer unserer Unsicherheit, nicht zu wissen, wie die Wirklichkeit tatsächlich ist. Wir wissen, dass wir nichts wissen. Dass wir flackernde Schatten an der Höhlenwand für Erkenntnis nehmen. Dass wir durch Gene, Triebe, Erziehung, Interessen und Wünsche geleitet handeln. Und doch müssen wir Entscheidungen treffen, so gut es eben geht.
Und wenn ich bezüglich des Auslebens meiner Sexualität den Joyclub ergänzend nutzen kann, meine Perspektive zu weiten, Wünsche auszuleben, Dinge auszuprobieren, durch Scham bedingte Hemmungen abzulegen oder aber mich gesund von Dingen abzugrenzen, die mir für mich fehlleitend erscheinen, dann bietet er mir trotz aller ihm anhaftenden Mängeln mehr Chancen und Nutzen, als wenn ich mich mit weniger Information und Optionen begnügen würde.

Jeder halbwegs klar denkende User erkennt auch ohne Tiefenpsychologie und Philosophie, dass der JC nicht selbstlos zur Rettung des Seelenheils geschaffen wurde und dass in diesem „Markt“ bestimmte Gesetzmäßigkeiten wirken. Mein Verstand reicht nicht aus, so komplexe Theorien auszuarbeiten, wie Lacan es tat. Den JC hinreichend zu verstehen … dafür reicht er wohl schon. Den Rest vage Nichterkenntnis nehme ich billigend in Kauf. Was bleibt mir auch anderes übrig!?
Mein Symptom ist, dass ich glaube, den JC als Werkzeug nach meinem Belieben nutzen zu können. Und ihn zu ignorieren, wo und wann ich will.
Allein, dass ich jetzt und hier philosophiere, anstatt eine Bezahlmitgliedschaft abzuschließen und willenlos durch die Menüs zu klicken, zeigt, dass es hinreichend Freiheitsgrade gibt.
*******rlin Mann
1.966 Beiträge
Zitat von *****urt:
Ich glaube hier, mit der Brille von Lacan, eine ganze Menge mehr erkennen zu können als paar Personen, die sich im JC aufgeilen.
Ist es ein Erkennen oder ein Interpretieren?
*****urt Mann
366 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ****Tat:

Da regt sich bei Dir Widerstand? Du willst sagen: „Moment, ich habe seine Thesen gelesen, kritisch geprüft, verifiziere sie mit Blick auf die mich umgebende Wirklichkeit und halte sie für plausibel!“?
Ne, nicht wirklich. Ich halte sie für nützlich. Selbstverständlich beinhaltet das auch "plausibel", aber plausibel ist beispielsweise auch C.G. Jung, welcher in vielerlei Hinsicht die Welt sehr anders wahrnimmt oder interpretiert als Lacan.

Es geht hier um Emanzipation: nachher sieht man was, was man vorher noch nicht gesehen hatte. Das ist eigentlich schon alles.
Du willst Dich also Deines gesunden Menschenverstandes bedienen, um Dich in einer Umgebung unsicherer Erkenntnis über die Wirklichkeit (was wir im Übrigen bereits von den Griechen wussten) zu orientieren und vorhandene Ideologien aufspüren, vor denen Du dann andere warnst? Und lehnst meinen Versuch, mich vom Einfluss dieser Ideologien per kritischem Geist möglichst zu emanzipieren, ab mit dem Verweis auf meine mangelnde Analysefähigkeit, da ich ja bereits ein Opfer jener Ideologien bin? Anders als Du, der dagegen immun zu sein scheint, hinter die Kulissen zu blicken vermag und alternative, ideologiefreie Alternativen als Nagelprobe anbieten kann?
Ne du, wirklich nicht, da versteigst du dich irgendwie in irgendwas. Mangelnde Analysefähigkeit werfe ich dir nicht vor. Immerhin hast du ja das Interesse und den Mumm, in einen Dialog zu treten, wozu auch gehört, dass man nicht derselben Meinung ist. Das muss erstmal jemand leisten.

Die Lacan'sche Brille finde ich einfach eben aufschlussreich. Gerade dort, wo Menschen gerne von sich denken, sie seien aufgeklärt oder besonders frei(er) als anderswo. Wo sich jemand gerne etwas von der Zivilgesellschaft distanziert und ein alternatives Lebensmodell aufbaut. Genau da hilft mir Lacan, die Dinge näher zu untersuchen. Und da wir eben in einer Philosophie-Gruppe sind, dachte ich, da darf man eben auch mal Lacan bringen. Vielleicht profitiert ja sogar irgendjemand davon.
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