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utopiaprinzip

*****one Frau
13.323 Beiträge
@dreilicht
na ja....
so lange bestimmte regungen keinen schaden anrichten.
meine wut muss immer der boxsack im studio aushalten
und meinen zynismus internetforisten...
@Dreilicht
Wir leben in einer Zeit, in der Gefühle in aller Öffentlichkeit veräußert...inszeniert werden...wer nicht permanent über seine Gefühle spricht, gilt schon als psychopathieverdächtig....
Es geht mir nicht um die permanente Inszenierung von Gefühlen, sondern einfach um das (Aus-)Leben derselben. Ich bin, was ich in fühle. In diesem Moment, in dieser Situation. Jeder Mensch, welcher seine Gefühle vor mir zu verbergen versucht, wird von mir als verschlossen, eventuell sogar als unehrlich wahrgenommen, wenn er mich vom Gegenteil überzeugen will.

als Kapitän einer Fußballmannschaft ist es meine Aufgabe, Stärke zu zeigen, Ruhe zu bewahren...eine Führungsposition auszufüllen...wenn ich da beim Interview rumgreine wie ein 7jähriges Mädchen, wird das meinen Aufgaben nicht gerecht
Gilt sicherlich für die 90 Minuten des Spiels. Doch danach sollte Raum vorhanden sein für das Mensch-Sein, das Fühlen. Zum zweiten Mal hintereinander im Halbfinale einer Fussballweltmeisterschaft zu verlieren, ist sicherlich nicht leicht zu ertragen. Ich frage mich eher, warum an diesem Punkt überhaupt Interviews gemacht werden. Aber wir alle schauen uns die Spiele an, freuen uns mit unseren sportlichen internationalen Vertretern, wenn sie siegen, und leiden mit ihnen, wenn sie verlieren. Der Tag, an dem Fussballprofis aufgrund des Geldes, welches sie erhalten, keine Emotionen mehr zeigen, ist der Tag, an welchem ich keinen Wettbewerb dieser Art mehr anschaue.

Und wenn mein Arzt weint und dabei seiner Gefühlsregung auf ehrliche Weise seinen Ausdruck verleiht angesichts meiner Diagnose, dann weiss ich, mein Gesundheitszustand ist ihm nicht egal. Ruhe und Entschlossenheit brauche ich von ihm dann, wenn die Entscheidung über die Therapie getroffen wurde, und ich narkotisiert unter seinem Messer liege.
******mer Mann
37 Beiträge
@allrounder
Stimme Dir voll und ganz zu!

Emotionen (Trauer als auch Freude) gehören auf alle Fälle dazu.
Auf der einen Seite: Das Turnier ist ein inszeniertes Drama und man könnte von einem Profi verlangen, wieder auf Distanz zur Inszenierung zu gehen.
Auf der anderen Seite: Wenn man sich jedoch vollständig damit identifiziert hat und auch erst dann in der Lage ist, Alles zu geben, dann ist die Enttäuschung nur allzu menschlich. Sie ist der dramatischen Inszenierung immanent.
Politische Emotionalität mag es geben, sie bekommt aber von mir einen untergeordneten Stellenwert.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Ich sehe da keinen wirklichen Gegensatz

Und wenn mein Arzt weint und dabei seiner Gefühlsregung auf ehrliche Weise seinen Ausdruck verleiht angesichts meiner Diagnose, dann weiss ich, mein Gesundheitszustand ist ihm nicht egal.

Du weißt das. Aber es gibt in diesem Land noch sehr viele (ältere) Menschen (mit geringerem Bildungsniveau), denen viel daran gelegen ist, daß ein Arzt ihnen Halt gibt.

Ähnlich gelagert: Es ist sicherlich schön, wenn deutschen Jungens damit aufwachsen, daß moderne Väter auch mal Tränen vergießen, aber es gibt auch viele Situationen, in denen das für die Kinder schnell traumatisch werden kann. Da hast Du dann in der Tat als Vater die Aufgabe, Selbstdisziplin an den Tag zu legen, und Stärke zu demonstrieren. Das kommt immer drauf an.

Interessant in dem Zusammenhang ist eigentlich für mich diese Schwelle, an der man von seinen Tränen über"mannt" wird. Mir geht es jedenfalls so: Wenn in dem Moment ein blöder Spruch kommt, ist die Selbstkontrolle sofort wieder da.

Ein Freund sagte vor einiger Zeit: Frauen täten immer nur so kathartisch. In Wirklichkeit könnten Sie diese Drüsen bewußt und manipultiv auf- und zu-drehen wie einen Wasserhahn. Wir Männer lernen das auch noch.

-----------------

Es ist durchaus denkbar, daß Lahm und die anderen ihre Krokodilstränen ganz bewußt einsetzten. Das erhöht den Sympathiekoeffizienten und damit den Marktwerkt ganz ungemein. Andererseits sind die alle noch ziemlich jung und werden mental im Vorfeld mit allen zur Verfügung stehenden Techniken ziemlich bei den Eiern gepackt. Das kann also auch authentisch sein.
Lieber Jin,
von Tränen, welche zur Manipulation des Gegenübers eingesetzt werden, die keiner wahren entsprechenden Gefühlsregung entspringen, brauchen wir wohl nicht weiter zu reden.

Was mich an Deinem Beitrag interessiert:
Es ist sicherlich schön, wenn deutschen Jungens damit aufwachsen, daß moderne Väter auch mal Tränen vergießen, aber es gibt auch viele Situationen, in denen das für die Kinder schnell traumatisch werden kann.
Was sind das für Situationen, bzw. kannst Du mir ein Beispiel dazu nennen?

Ich bin der Meinung, dass Kinder noch viel feinere Antennen für ihr Gegenüber haben, als die meisten erwachsenen Menschen; ist für mich auch dadurch nachvollziehbar, dass sie noch nicht so "verkopft" sind. Somit nehmen sie durchaus die Gefühle ihrer Eltern war. Meiner Meinung nach entsteht das grösste "Trauma" dann in dem Kind dadurch, dass es in dem Zwiespalt steckt zwischen seiner eigenen Wahrnehmung des wahren Gefühls des Vaters und dem, was der Vater im Gegensatz zu diesem Gefühl nach aussen darstellt. Es bringt meiner Ansicht nach das Kind nach und nach davon ab, seinen eigenen Gefühlen zu vertrauen. Und steht dann als erwachsener Mensch - so wie wohl viele von uns - dann der schwierigen Aufgabe gegenüber, wieder zu seinen Gefühlen zurückzufinden.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
Themenersteller 
einwurf,
bis dato wurde mit keinem wort "hysterie" erwähnt, es sollte einbindung finden.

calm*wink* in ein schönes wochenende
lass nur, Calmchen,
die Jungs machen das schon richtig: erst mit den Vätern fertig werden, dann mit den (Gebär-)Müttern.

Sollte mann öfter so machen.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Es ist sicherlich schön, wenn deutschen Jungens damit aufwachsen, daß moderne Väter auch mal Tränen vergießen, aber es gibt auch viele Situationen, in denen das für die Kinder schnell traumatisch werden kann.
Was sind das für Situationen, bzw. kannst Du mir ein Beispiel dazu nennen?

Ein Beispiel für den ersten Teil (Tränen zeigen) wäre die Beerdigung der Großmutter väterlicherseits. Oder wenn Du mit dem Gör in der Hand in der Tür stehst und noch Winke Winke machst, während die Mutter des Kindes zu ihrem lover fährt. Wobei Letzteres schon grenzwertig ist.

Ein Beispiel für den zweiten Teil (Tränen nicht zeigen) wäre alles, was die materielle Existenz bedroht: Arbeitslosigkeit oder eine Pleite. Zumindest in der Anfangsphase, wo Du noch nicht resigniert hast, sondern noch kämpfst, aber in jeder Faser Deines Daseins schon spürst, daß der Kampf aussichtslos ist. Das Kind spürt, daß da eine ziemlich massive Bedrohung im Raum ist, aber die ist (je nach Alter des Kindes) zu abstrakt. Zumindest bis zum Alter bis so 10/12 möchte ich sagen daß Jungs diese Illusion einfach brauchen, daß ihr persönlicher Papi einfach der Stärkste von allen überhaupt ist und so. Wenn Dir in dieser Phase beruflich die Beine weggeschlagen werden, solltest du das emotional von den Kindern fernhalten, bis Du selber einigermaßen damit durch bist.

Aber das sind wirklich nur Beispiele.
Eine Systematik kann ich da nicht liefern.

Da ich ein Kind war,
Nicht wußte, wo aus, wo ein,
Kehrt' ich mein verirrtes Auge
Zur Sonne, als wenn drüber wär
Ein Ohr zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.

...

Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herren und deine?

Goethe: Prometheus

*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
bis dato wurde mit keinem wort "hysterie" erwähnt, es sollte einbindung finden.

meinst du das jetzt als Untersektion des Gesamtthreads aka "hysterische Utopien" oder "utopische Hysterie"?

Oder als psychologischen Quellenverweis zur Fußnote Fußball?
*******alm Paar
7.574 Beiträge
Themenersteller 
..........als quellfaktor
der euphorie.

erklärbärcalm*wink*
*******enza Mann
3.454 Beiträge
autosuggestive Euphorie
mir sind jedenfalls die hysterischen Utopisten von Judäa allemal lieber als die euphorische Volksfront.

Gute Nacht allerseits.
Ou T
*skeptisch*

fiel Euch auf, dass die Smiley-Präferenzen so bissi jahreszeitlich bedingt sind? Oder, was sollte der Grund sonst sein, dass ich tierisch auf *skeptisch* und *schiefguck* steh?

Dass Schweiß surrogativ für Hirnherz tropft (ich mein´das jetzt ganz allgemein), dass nackt sich besser anfühlt als gepanzert, gepanzert dafür doppelt schwitzig rüberkommt?

Dass Mädels Bein zeigen, aber abends allein heim gehen.... und lieber von den Bullen beim Poooosten belästigt werden, als unnötigen Kram in die Handtasche zu laden...

dass die Nacht blau und der Tag gelb und das Ansinnen rot sind,
aber niemand weiß, wie Grundfarben gehen?

Bissi heiss ist es schon, um noch zu posten... aber im zerfließenden Rahmen der allgemeinen Hitzewallung wird das wohl kaum auffallen.

Spätestens übermorgen ist alles überschrieben...
ein Trost: die Komplimente, die man Monate später, wie von einem verirrten Raumschiff aus, noch auf einen Beitrag bekommt.


Nekrologe,
so fest wie ein Netz,
so löchrig wie ein Leben.

+++++++++++++++++++++++++++++++++
Das wär ein Marchmoonzettel, wenn


ich wüsste, ab wo
ich quote mach.
Lieber Jin
Ich danke für die Beispiele! Eine Systematik habe ich auch gar nicht erwartet, sondern nur eine Orientierung für mein Verständnis.

Was mir als erstes auffällt:
Oder wenn Du mit dem Gör in der Hand in der Tür stehst und noch Winke Winke machst, während die Mutter des Kindes zu ihrem lover fährt.
Dabei drängt sich mir einfach die Frage auf: Warum tust Du Dir selbst das überhaupt an?

Ein Beispiel für den zweiten Teil (Tränen nicht zeigen) wäre alles, was die materielle Existenz bedroht: Arbeitslosigkeit oder eine Pleite. Zumindest in der Anfangsphase, wo Du noch nicht resigniert hast, sondern noch kämpfst, aber in jeder Faser Deines Daseins schon spürst, daß der Kampf aussichtslos ist.
Gedanken dazu: Warum resignieren? Weil es der falsche Kampf ist? Warum überhaupt ein Kampf? Wofür oder wogegen? Warum ist er von vorneherein aussichtslos? (Ich habe übrigens persönliche Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit, allerdings ohne Verantwortung für einen anderen Menschen als mich selbst.)

Das Kind spürt, daß da eine ziemlich massive Bedrohung im Raum ist, aber die ist (je nach Alter des Kindes) zu abstrakt. Zumindest bis zum Alter bis so 10/12 möchte ich sagen daß Jungs diese Illusion einfach brauchen, daß ihr persönlicher Papi einfach der Stärkste von allen überhaupt ist und so. Wenn Dir in dieser Phase beruflich die Beine weggeschlagen werden, solltest du das emotional von den Kindern fernhalten, bis Du selber einigermaßen damit durch bist.
An dieser Stelle fehlt mir die persönliche Erfahrung, da ich leider keine Kinder habe. Somit theoretisiere ich, und dabei kommen mir folgende Fragen in den Sinn:
• Das Kind spürt, dass etwas nicht in Ordnung ist; warum ihm also nicht auf einfache Weise und in groben Zügen sagen, was Sache ist, damit es seine Empfindungen mit der Realität abgleichen kann? Wir alle wissen, dass wir auch ein materielles Existenzbedürfnis haben; warum sollte dessen Bedrohung nicht eomotional anerkannt werden? Zumal man es ja letztendlich emotional wohl gar nicht von den Kindern vollständig fernhalten kann.
• Wenn die Jungs mit dieser Illusion heranwachsen, werden sie diese als Väter dann auch für ihre Söhne kreieren wollen?
• Das Anerkennen der eigenen "Schwächen" ist - zumindest in meinen Augen - ein Zeichen von Stärke. Der nächste Schritt ist dann die tiefergehende Auseinandersetzung mit denselben. Warum sollten Kinder mit einer Illusion von Stärke heranwachsen anstatt mit einem Bild davon, wie Stärke gelebt wird?
@Allrounder
während ich eben Deinen Beitrag lese, fällt mein Blick auf ein Kalenderblatt:

Lieben heißt mit dem Herzen bewundern. Bewundern heißt mit dem Geist lieben.

(Théophile Gautier)

(das dazu:)
Warum sollten Kinder mit einer Illusion von Stärke heranwachsen anstatt mit einem Bild davon, wie Stärke gelebt wird?

*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Warum tust Du Dir selbst das überhaupt an?
Tu ich ja gar nicht mehr. Ist ja vom Tisch, dank emotionaler Stärke, die dadurch entsteht, daß sie sich Schwächen eingestehen kann und Verletzungen aushalten lernt.

Es juckt mich ja, hierzu ellenlang was zu schreiben, aber das würde zu weit OT führen. Nur soviel: Der feminine Weg, mit Eifersucht umzugehen, ist für einen Vater jedenfalls erheblich preiswerter als die juristische Formalkacke. Und Letzteres tut ja nicht weniger weh, Mann hat halt nur mehr Papierkram zur Verdrängung. Dazu meist ne einsame eigene Wohnung mit viel Platz für Alkohol.

Vertragswidrige Untreue wird vermutlich sehr häufig nur strategisch eingesetzt. Sich das emotional anzutun, masochistisch reinzupfeiffen, zu beobachten, wie der Schmerz von mal zu mal geringer wird, scheint mir ein sehr probates Mittel, die Strategie in ihr Gegenteil zu verkehren.

Gedanken dazu: Warum resignieren?..

Auch diese Dinge würden zu weit OT führen und wären für ein öffentliches Forum zu persönlich. Die Mehrheit der Bevölkerung hat wohl inzwischen so ihre Erfahrungen mit der Ohnmacht gegenüber dem Schweinesystem. Den anderen wird ihr großes Maul irgendwann sicher auch noch gestopft. Nach meinen Erfahrungen reichen sechs Monate kafkaeskes Warten auf dem Flur der Arbeitsagentur für das Poenitentiagite.

An dieser Stelle fehlt mir die persönliche Erfahrung, da ich leider keine Kinder habe. Somit theoretisiere ich, und dabei kommen mir folgende Fragen in den Sinn:

Die Art, wie Du fragst, ist sehr sympathisch, aber ich muß sagen: das kann man nicht intellektuell begreifen, sondern nur durchleben: Am Blick Deines Kindes in einer solchen Situation siehst Du als Vater sofort, daß es Deine Schwäche jetzt in diesem Augenblick nicht sehen will. Ich wünsche Dir, daß Du nie in eine solche Situation kommst.
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