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utopiaprinzip

*****one Frau
13.323 Beiträge
@Maerzmond
utopia war nicht, ist nicht und wird nicht.

wir menschenkinder sind richtig gut im vermasseln von chancen und werden immer besser darin.
ich schrieb gerade woanders und schreibe es auch hier:

das "mehr" hat uns aus den höhlen geholt- das "mehr" wird uns dorthin zurückbringen.

heute mal ganz pragmatisch

diA
DiA
Wort für Wort im Enklang mit Dir...

und das geht also auch ohne Glotze... prima!
*******enza Mann
3.454 Beiträge
der kampf geht weiter
jeder nimmt denselben Begriff für völlig andere Inhalte.

Deshalb ist ja Bedingung der Möglichkeit fruchtbaren Diskurses, daß sich jeder aufrichtig Mühe gibt, erstmal auf der begrifflichen Ebene Klarheit und Einverständnis herzustellen, bevor man kühn Schlüsse zieht.

Man mag von Geisler halten, was man will, aber seine Argumentation beginnend mit Thomas Morus (als "Erfinder" des Begriffs Utopie) ist gar nicht mal schlecht. Ganzganz grob zusammengefasst: In der Ära des heraufziehenden Kapitalismus definiert Morus das "Ziel" des Geldes: Den Wohlstand der Bevölkerung zu mehren, indem es den Warenaustausch erleichtern hilft.

Wo der Kapitalismus dieses Ziel aus den Augen verliert, hat er seine Daseinsberechtigung verloren.

Dies ist gegenwärtig in nie gekanntem Ausmaß der Fall: Das Geld will sich nur noch selbst vermehren, es fließt nur noch dorthin, wo es eh schon ist. Und diese allesverschlingenden schwarzenLöcher, Schwerkraftzentren im Gelduniversum, haben inzwischen eine so gigantische Macht, daß sie ganze Regierungen erpressen und mittelgroße Industrienationen einzeln in den Ruin treiben können.

Ob es den nationalen Regierungen gelingen wird, gegenüber diesen international aufgestellten Organisationen das Primat der Politik wiederherzustellen und weltweit eine Tobinsteuer (oder wie die tagesaktuell gerade genannt wird) einzuführen, darf bezweifelt werden.

Eine radikalisierte Studentenbewegung hätte jedenfalls angesichts der aktuellen Kreditklemme durchaus Chancen, ihren Sympathisantensumpf bis in die Unternehmensführung mittelständischer Betriebe von bis zu 1000 Mitarbeitern hinein auszudehnen. Stattdessen denken diese egoistischen Deppen (damit meine ich die Studenten, nicht die Unternehmer) nur an ihre eigne Karriere; statt mal darüber nachzugdenken, daß es in zehn Jahren vielleicht gar keine produzierenden Betriebe mehr gibt, in denen sie Karriere machen könnten, sondern nur noch Altenheime und Fondsverwaltungsgesellschaften.

ist es zeit für ein neues manifest?

Ach, eigentlich nicht. Rudi Dutschke hat das schon ganz gut auf den Punkt gebracht:

Holger, der Kampf geht weiter.

*****one Frau
13.323 Beiträge
@Jincandenza
während meines studiums( ich bin ossi) musste ich mich auch mit ML beschäftigen.
dümmer bin ich dadurch nicht geworden.

der dozent hatte ein steckenpferd: die spiraltheorie:
über spiralen- ansammlung von quantitäten- entsteht eine neue qualität.
aus dieser heraus entsteht einen neue spirale...
wir sind im entfesselten kapitalismus ziemlich oben in einer solchen spirale.
ich frage mich, wie die NEUE QUALITÄT aussieht.
@sweet_calm
Das ist Verschwörung in der Dunkelheit, sich (nur) an den Händen fassen - Kette bilden, auch ne alte Utopie (klingt nicht ohne Grund wie Fantasie); was neues ..? Was eigentlich? Ich stimme allem von dir (an)gedeutetem zu, aber ...? Ich habe kein neues Modell (Bild von der Welt), die Stifte es zu zeichnen reichen nicht aus, mein Grips auch nicht. Wer hat ihn? Du?

Nietzsche hatte seinen kranken Finger auf die Wunde des Menschen gelegt: den Willen zur Macht (Kampf). Oder hat er statt auf das Herz und den Verstand auf unsere Faust verwiesen, die wir auch noch haben, jetzt eben vielleicht gerade in der Hosen- oder Rocktasche vergraben (durch das große Maul artikuliert, so wie Nietzsche); aber damit auf Barrikaden gehen, eine neue Theorie hoch heben, wieder leben lassen? Von der Utopie zur Wissenschaft oder umgekehrt - wie eigentlich? Neue Helden feiern? Wir wissen (schon) alles, denn wir können ja lesen, aber denken?
@ Jincandenza
Dies ist gegenwärtig in nie gekanntem Ausmaß der Fall: Das Geld will sich nur noch selbst vermehren, es fließt nur noch dorthin, wo es eh schon ist. Und diese allesverschlingenden schwarzenLöcher, Schwerkraftzentren im Gelduniversum, haben inzwischen eine so gigantische Macht, daß sie ganze Regierungen erpressen und mittelgroße Industrienationen einzeln in den Ruin treiben können.

Sorry, das ist typisches, wohlstandsübersättigtes linkspopulistisches Geschwätz.

Wenn es den Bürgern vor hundert Jahren materiell so gut gegangen wäre wie heute unseren "Armen", hätten sie jeden Tag ein Dankesopfer gebracht....es gab weltweit noch nie so wenige Menschen, die hungern müssen...die Kindersterblichkeit war weltweit noch nie so niedrig, die Lebenserwartung noch nie so hoch und selbst mit Hartz IV muss niemand mit ner Stange die Müllkippen durchstöbern, um nicht zu verhungern, sondern darf auf Staatskosten die Mietkosten für ne Großraumwohnung erklagen.......Du liest zuviel Süddeutsche und FR und schaust Dir zuwenig die Welt an....

Nochmal zum M I T S C H R E I B E N:

Die Finanzkrise des Westens ist durch die verantwortungslosen Überschuldung der "Sozial"Staaten bedingt....diese wiederum ist ganz banal Folge davon, dass der Staat mehr Geld ausgibt als einnimmt und das wiederum ist Folge des Bestechungsprinzips der direkten Demokratie...den Rest besorgt die menschliche Natur...


Eine radikalisierte Studentenbewegung hätte jedenfalls angesichts der aktuellen Kreditklemme durchaus Chancen, ihren Sympathisantensumpf bis in die Unternehmensführung mittelständischer Betriebe von bis zu 1000 Mitarbeitern hinein auszudehnen. Stattdessen denken diese egoistischen Deppen (damit meine ich die Studenten, nicht die Unternehmer) nur an ihre eigne Karriere; statt mal darüber nachzugdenken, daß es in zehn Jahren vielleicht gar keine produzierenden Betriebe mehr gibt, in denen sie Karriere machen könnten, sondern nur noch Altenheime und Fondsverwaltungsgesellschaften.


Ja, wir brauchen eine "Revolution"...das hat sich in den letzten Jahrhunderten schliesslich bestens bewährt....hast Du dann ne schicke Politkom-Uniform mit ner Pistole am Halfter und selektierst?

Du faselst von "radikalisierten Studentenbewegungen"? Was sollen die denn bewirken: die peripubertäre ATTAC-Diktatur? Montepulcano für Alle? 2500 Euro bedingungsloses Grundeinkommen? Massakrierte Pfaffen und brennende Bankangestellte? Eher rückt Dir mal die Sharia auf den Leib....

Herr lass Hirn regnen....nicht nur schnelle elektrische Leitungen...

Das Problem ist nicht der "entfesselte Kapitalismus"...der ist nur das ideologische Feindbild, um von der eigenen Verantwortung abzulenken...wie "bescheuert" muss man sein, um all die Menschenbeglückungen der letzten 100 Jahre zu vergessen....

Die Sozial-Vokabeln sind die Brenneisen, mit denen der Sozialismus in die Hirne und Herzen der Menschen eingebrannt wird. Wer sich das Brandzeichen aufdrücken lässt, gehört ab dann dem Staat – und nicht mehr sich selbst.
Roland Baader
*******enza Mann
3.454 Beiträge
Spiralen
die spiraltheorie

Unser Prof. em. Grau in Hannover soll gesagt haben: Immer wenn er Hegel liest, wird ihm schwindelig. Geht mir auch so.

Als Alternative käme ein Diaphragma in Frage.

ich frage mich, wie die NEUE QUALITÄT aussieht.

Ich glaube nicht, daß wir das dann noch begreifen werden. Die Zahl der weltweit vernetzten Computer (zusammen mit dem organischen Klumpen hinter der Tastatur) wird in den nächsten Jahren eine ähnliche Zehnerpotenz erreichen, wie die Anzahl der Nukleotiden auf der DNA oder die Anzahl der Nervenzellen im menschlichen Gehirn. Das qualitativ Neue manifestiert sich dann dort, wo das Ganze mehr ist als die Summe der Einzelteile. Das kriegen die Einzelteile dann naturgemäß nicht mehr wirklich mit.

aber manchmal macht es Spaß dabei zu sein, oder?
Und manchmal ist es zum kotzen.

Hier geschieht gerade etwas ganz, ganz Großartiges und wir sind rhizomatisch mittenmang dabei. Das Traurige ist nur, daß der zusammenbrechende Kapitalismus, der das ganze Ding - das muß man ja konzidieren - jahrzehntelang technisch sehr erfolgreich vorangetrieben hatte, demnächst für einen sehr heftigen Rückschlag verantwortlich sein dürfte, der für viele Menschen großes Leid nach sich zieht.

---------

So, das war jetzt meine (?) dritte Utopie, die ich hier als Brennstoff für Dreilichts Fegefeuer zur Verfügung stelle. Könnte jetzt langsam auch mal wer anderst? Vielleicht irgendwas mit Polyamorie oder Chakren oder Meister Eckhard oder Leary oder Auferstehung der Toten oder Avatare oder so?

120. Minute elfmeter für Ghana. Über die Latte. Wahnsinn.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
Überschneidung
Du liest zuviel Süddeutsche und FR und schaust Dir zuwenig die Welt an....

Das ist nicht richtig. In meiner örtlichen Tageszeitung überfliege ich morgens die Überschriften und den Wirtschaftsteil, bis ich mich dann den wirklich wichtigen Dingen widme: Meinem Horoskop und dem Sudoku.

Ab und zu bin ich mittags beim Amerikaner essen und da lese ich dann die Welt. Ansonsten halte ich mich medial bedeckt.

Auch ist mir durchaus bewußt, daß heute jeder Hartz IV Emfänger in Bezug auf Gesundheitsversorgung und sanitären Anlagen einen Wohlstand genießt, von dem Ludwig XIV. nur träumen konnte. Bestenfalls die Wohnfläche hinkt noch ein wenig hinterher.

Da brennen jetzt insgesamt die Assoziationen mit Dir durch.

Ich bin mit Sicherheit kein Advokat dieser fetten, verdorbenen, sich-selbst-verblödenden Unterschicht. Die gehören alle ins Arbeitslager, ganz bestimmt.

Den Kapitalismus überwinden heißt ja nicht notwendig in die gescheiterten Utopien kuscheliger Vollversorgung zurückzufallen.

Rede mal mit Unternehmern, Machern, Projektierern. Welche Erfahrungen die gerade mit Banken machen. Da ist echtes revolutionäres Potential im Moment, aber holla. Wie die über Basel reden, da kann sich Nietzsche noch ne Scheibe von abschneiden.
@Jinzandenza
Das Credo von Meister Eckart ist das Schweigen (wenn man beim Prinzip Gott oder der Idee der Seele nicht mehr weiter kommt); den fehlenden Objektbezug (wer oder was schweigen soll) übernehme ich dabei gern ( von ihm ...)...
auf die Schnelle gefunden
und für gut befunden:

Wenn ich Gott nicht zwinge, daß er alles tut, was ich will, dann gebricht es mir entweder an Demut oder an Sehnsucht.

Meister Eckhart

(ein Freak vor dem Herrn, echt!)
****ta Frau
2.135 Beiträge
Ich glaube nicht dass Utopia in den Köpfen auf eine allegemeine soziale Verweichlichung (@******cht) hinsteuert - ( im Sinne von Gehirnerweichung und faules paradisiesches Vegetieren) -, sondern auf eine allgemeine Bewusstwerdung der Tatsachen, die uns umgeben (@ jicanzandera), damit wieder mehr Verantwortung an die gelangt, die auch in der Lage wären, damit umzugehen, und das sind nun mal diejenigen, die sich jenseits der genormten, medial geprägten Phrasendrescherei bewegen und den Focus auf die Eigenverantwortlichkeit legen. Irgendwann ist jeder hier satt genug, erst recht ab einem Einkommen von über 10.000 Euro im Monat, und ich sehe keinen Grund, warum jemand mehr zum Leben bräuchte... Es geht auch nicht nur um den gefüllten Bauch, der wohl Voraussetzung, aber nicht alleinige Bedindung für die Existenz und die Reflektion hierüber bedeutet - da gibt es noch Dinge wie eine solidarischere Kultur und die Einsicht, dass hier alles von allem abhängt, also vor allem reich von arm. Diese Abhängigkeit negieren die unzähligen AG's, gGmbh`s usw. aber durch ihre unendliche Gier -.
Zu Utopia würde daher für mich ein Unternehmertum gehören, dass sich dessen bewusst ist und danach handelt, dass nur eine offene Hand die allgemeine Bedingung des adäquaten Gedeihens der Gesellschaft ist.
****ta Frau
2.135 Beiträge
@Jinzandenza
Entschuldigung für meine Verhackstückung Deines Nick's - er überfordert mein erweichtes Hirn!
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Irgendwann ist jeder hier satt genug, erst recht ab einem Einkommen von über 10.000 Euro im Monat, und ich sehe keinen Grund, warum jemand mehr zum Leben bräuchte..

Hast Du jemals in einer Fachzeitschrift über Motorboote geblättert? *zwinker*

Allerdings KANN man in Deutschland wegen Zenon, Achilles und der Schildkröte auch gar nicht mehr verdienen. Das habe ich gerade gestern erst mit lunikus in diesem thread
Intelligenz & Hoch-IQ: Euer Immer-wieder-lesen Buch
zu Hofstadters Buch "Gödel Escher Bach" erörtert.

Und da liegt ja das Problem.
Ziele sind wichtig!
Und wenn es nicht das eine grosse Ziel sein kann, gibt es noch viele kleine, die jeder sich setzen kann! Ohne Ziele fehlt die Motivation zum Handeln und ohne Handeln wird sich nichts ändern - immer wieder mein absoluter Liebling Erich Kästner:
ES GIBT NICHTS GUTES, AUSSER MAN TUT ES
Das Wesen der Utopie liegt in ihrer Nichtrealisierbarkeit....somit kann sie wohl Produkt und unterhaltsamer Gegenstand intellektueller Autoerotik sein, sollte aber besser nie versucht werden, wider besseren Wissens in die Realität überführt zu werden.

Der Versuch, aufgrund der menschlichen Natur und/oder soziokultureller Gegebenheiten nicht realisierbare Gesellschaftskonzepte zu realisieren, führt mit genauso unausweichlicher Konsequenz zu allerlei Destruktivem wie ähnlich realitätsflüchtige Ansätze auf individueller Ebene. *klugscheisser*

so...jetzt wieder lazy sunday... *mrgreen*
*******alm Paar
7.574 Beiträge
Themenersteller 
lieber zeichensetzer,
"ES GIBT NICHTS GUTES, AUSSER MAN TUT ES"

das ist nicht ganz richtig, auch erich kann sich irren, genau wie honecker!

beweis:
hiroshima,
judenvernichtung,
spieltrieb der spekulanten,
von adams biss in den apfel ganz zu schweigen................

oft ist lassen besser!!!!!

nur, die abwägung zwischen tun und lassen ist eine wanderung, die von interessenvertretern beschildert wird.

calm*wink* in den *sonne*tag
Zwischendurch am Sommersonntagnachmittag
@*******alm

Ich verstehe das vom Zeichensetzer genante Zitat so, dass Gutes erst dann entsteht, wenn aus einem guten Gedanken oder einem guten Gefühl heraus eine Tat erfolgt. Was gut und schlecht in diesem Zusammenhang ist, mag jeder für sich selbst definieren. Die von Dir genannten Ereignisse sind da für mein Empfinden sicherllich Gegenbeispiele für Gutes. Gutes wie Schlechtes ist in unserer Welt nebeneinander vorhanden, und ich stimme Dir darin zu, dass Schlechtes zu unterlassen gut ist; genauso sind in meinen Augen aber auf der anderen Seite auch Taten notwendig, um Gutes in der Welt sein zu lassen (siehe auch nächsten Abschnitt).


@******cht

Sicherlich besteht die Definition der Utopie in der Prämisse ihrer Unerreichbarkeit. Doch das Ziel für jeden einzelnen von uns sollte meiner Meinung nach sein, dass er seinen Beitrag dazu leistet, mit Respekt gegenüber der Meinung eines jeden Mitmenschen für verbesserte Zustände in dieser unserer Welt einzutreten. Und die grösste/einzige Veränderung können wir - oder zumindest viele von uns - bei uns selbst vornehmen; und auch wenn ich weiss, dass meine Utopie von einer Welt ohne Hunger, Kriege, Krankheiten, mennschlich verursachten Umweltkatastrophen, ... vielleicht nie erreicht wird, so ist es doch mein Ziel, in meinem Handeln (s.o. -> Gutes tun) diesem Zustand zuzustreben.
@ Allrounder74
...vielleicht nie erreicht wird, so ist es doch mein Ziel, in meinem Handeln (s.o. -> Gutes tun) diesem Zustand zuzustreben.

Lieber Allrounder,

natürlich glauben wir, immer nach dem Licht, dem utopischen Ideal streben zu müssen....aber das Gegenteil von gut gemacht, ist zumeist gut gemeint...das klingt - leider - viel banaler, als es ist.

Nur ein Beispiel hierfür (unter endlos vielen möglichen Beispielen):

Wer sich als Arzt bei der Betreuung von Menschen, die an einer nach Sachlage derzeit nicht heilbaren Erkrankung leiden, nicht demütig vom Realitätsprinzip, sondern von heroischer Nichtakzeptanz des Möglichen (und des Unabdingbaren) leiten lässt, hinterlässt die seelischen und körperlichen Verwüstungen eines Berserkers.

Interessant dabei ist besonders der Nebenaspekt, dass allzuoft die Utopisten die Folgen ihrer Phantasmorgien und Zurichtungsexperimente die "ANDEREN" ausbaden lassen....so zum Beispiel wohnen die medialen Propagandisten des multikulturalistischen Wahns seltenst in einem Milieu, in dem sie mit den konkreten Folgen dieses Wahns direkt konfrontiert werden....auch nur ein winziges von unzählig möglichen Beispielen...leider frisst die Revolution ihre Kinder zu selten und zu spät...

*zwinker*
*******alm Paar
7.574 Beiträge
Themenersteller 
dreilicht,
wie läßt sich, deiner meinung nach, als fachmann, ein funktionierendes gesundheitssystem beschreiben?

brauchen wir kassenärztliche vereinigungen? als parasiten am arsch der gesundheitskultur?

krankenkassen in vielheit mit vielfachen verwaltungen?

eine pharmaindustrie, die mehr geld für reklame als für die forschung ausgibt?

calm*frage*
@ sweet calm
Sehr interessante Fragen....die zu beantworten ich versuchen möchte...aber im Moment fehlt mir Zeit und Muße, denn ich versuche gerade, meine Wohnung dem Entropieprinzip zu entreissen...aber später mal dazu meine Meinung, versprochen!

*zwinker*
Werter Herr Dreilicht
Der mir durchaus bekannte Wahlspruch, dass gut gemeint das Gegenteil von gut gemacht ist, hält meiner Ansicht nach nur allzu häufig als Ausrede für alle Theoretiker her, welche das Handeln scheuen. Eine gute Idee ist nutzlos, wenn sie nicht in die Tat umgesetzt wird.

Durchaus zulässig erscheint mir jedoch, bei der Umsetzung des guten Willens mögliche Konsequenzen in Betracht zu ziehen, und bei Bedarf die Ausführung anzupassen. Daher erwähnte ich auch in meinem letzten Beitrag den Respekt vor der Meinung (sprich: dem persönlichen Raum) der Mitmenschen.
Und zu meiner Utopie gehört es sicherlich nicht, dass manche Menschen Ihre Mitmenschen ihrer persönlichen Vision ungefragt unterwerfen. Eine Revolution, welche nicht von allen Beteiligten und Betroffenen mit Verantwortung und in vollem Bewusstsein mitgetragen wird, verändert nur die Probleme, schafft sie aber nicht aus der Welt. Daher auch mein Credo, dass jeder mit den Veränderungen einfach bei sich selbst beginnen möge, anstatt andere und deren Lebensweise zu verändern.

Zu dem Beispiel des realitätsfremden Arztes frage ich mich einfach, wie weit unser Fortschritt bis zum heutigen Tage gereichen würde, wenn es nie Menschen gegeben hätte, welche in ihrem Idealismus willens waren, über den Tellerand der bereits bekannten Möglichkeiten hinauszuschauen. Wobei ich selbst der Meinung bin, dass wir z.B. im stetigen Streben nach höherem Lebensstandard Lebensqualität verloren haben. Auch ist mir bewusst, dass die Wege der Forschung teilweise inakzeptable Opfer gefordert haben, und auch der Umgang mit Neuentdeckungen einige Male jenseits aller Menschlichkeit gelegen hat.
Wenn wir stets die einfach die Realität so akzeptieren würden, wie sie ist, wozu dann ein Philosphie-Forum wie dieses hier?
@ Allrounder74
Ich behauptete nie, dass der Gegensatz zu utopistischem Aktionismus der Fatalismus sei....

Ich wies lediglich darauf hin, dass wir besser dem Realitätsprinzip Tribut zollen sollten, als realitätsleugnend Leiber und Seelen zu zerschlagen.
MAN - ES (Zielfindung)
@zeichensetzer

Völlig richtig, nur eine kleine Unklarheit: meint 'Man' alle (im logischen Sinne die Gesamtmenge {der Menschen}] oder oder (irgend) einer aus der Gesamtmenge? Wobei ich '...alle tut es...' sprachlich nicht treffend finde, dagegen sehr wohl ' ...(irgend)einer tut es...'.

Nach dem 'ES' getraue ich mich gar nicht zu fragen (vielleicht wird aber die Ziefindungsrunde mal spannend...).
@ sweet calm
wie läßt sich, deiner meinung nach, als fachmann, ein funktionierendes gesundheitssystem beschreiben?

Wann „funktioniert“ ein Gesundheitssystem? Was soll ein Gesundheitssystem leisten? Wofür ist ein Gesundheitssystem verantwortlich….wofür ein jeder für sich? Für wen? Für welchen Preis? Um welchen Preis? Wie beurteilt man die „Qualität“? Wie beurteilt man die „Effektivität“?

In unserer Gesellschaft gibt es keinen klaren Konsens, noch nicht einmal eine offene Diskussion über die Beantwortung dieser Fragen. Solange das so ist, gibt’s sehr viele unterschiedliche Vorstellungen davon, wie ein Gesundheitssystem zu funktionieren habe…..

brauchen wir kassenärztliche vereinigungen? als parasiten am arsch der gesundheitskultur?

*mrgreen*

Als Einrichtung der ärztlichen Selbstverwaltung in der Gesetzlichen Krankenversicherung ist die Kassenärztliche Bundesvereinigung eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und damit gegenüber den politischen Entscheidungsträgern weisungsgebunden.

Eine politisch so gewollte zwitterhafte Totgeburt, deren Geburtsfehler allerdings erst in den letzten 15 Jahren nach und nach drängend zum Vorschein kamen.

Eine Institution der ärztlichen Selbstverwaltung ist legitim und unablässlich - per se kein „Parasit am Arsch der Gesundheitskultur“. *zwinker*

Was manchen nicht klar ist: ein sehr großer Teil der hochqualifizierten Medizin im nichtoperativen Bereich wird im niedergelassenen Bereich durchgeführt…was politisch bis vor einigen Jahren auch explizit so gewollt war und gefördert wurde…aus guten Gründen. Fakt ist, dass der weitaus größere Teil der hochqualifizierten Fachärzte mittlerweile im niedergelassenen Bereich tätig ist. Die „doppelte Facharztschiene“ ist eine ideologische Schimäre….an den meisten Kliniken kann der Patient heute froh sein, wenn er während des Aufenthalts ein kurzes Gespräch mit einem der deutschen Sprache halbwegs mächtigen Arzt erhaschen kann.

Die Politik stranguliert seit ca. 10 Jahren den niedergelassenen Facharztbereich mit dem Ziel, die hochqualifizierten Fachärzte wieder in den Angestelltenstatus der Kliniken zurückzuzwingen, beziehungsweise den Abgang von Fachärzten aus dem Krankenhausbereich zu unterbinden. Dies gelingt…in nicht allzu ferner Zukunft wird es keine Facharztmedizin in Form von Praxen mehr geben.

Mit absehbar desaströsen Folgen für die ökonomische Effizienz und die fachliche wie menschliche Qualität der Patientenversorgung. Aber so ist´s halt gewollt….

Wer wissen möchte, wie´s kommen wird, möge sich die Versorgungsstruktur in England und den Niederlanden ansehen…

Die politische Motivation ist (nicht nur aber) hauptsächlich die, einer vermeintlich besseren Regulierungsmöglichkeit, was die Kosten des Gesundheitswesens betrifft.


Krankenkassen in vielheit mit vielfachen verwaltungen?


Die vermeintliche Konkurrenz der Krankenkassen untereinander war mal politisch gewünscht…mittlerweile wohl nicht mehr…wer weiss das schon…es gibt keine rationale gesundheitspolitische Strategie….nur utopistisch motivierte Ressentiments und das aktionistisches Hin- und Herschieben von Kosten…und Defiziten...

eine pharmaindustrie, die mehr geld für reklame als für die forschung ausgibt?


Tja, die scheint sehr gute Connections zu haben…bei allen Parteien….Nicht nur Seehofer scheiterte am Versuch einer Teilkontrolle der Pharmakosten, auch Schmidt.

Fakt ist: das Gesundheitssystem in der heutigen Form ist absehbar zu dem jetzigen Preis nicht mehr aufrechtzuerhalten.

Wobei wir entgegen der Darstellung der meisten Politiker und Medien weniger ein Ausgabeproblem haben (mit der Ausnahme, dass in den letzten Jahren in großem Umfang ursprünglich kassenfremde Leistungen zur Entlastung der Sozialversicherungen vom Staat den Krankenkassen aufgebürdet wurden und ein pharmaindustrieunabhängiger, gesellschaftlicher Konsens darüber, welche Medikamente aufgrund ihrer Preis-Leistungsrelation im Rahmen der solidarischen Versicherung erstattungspflichtig sind und welche nicht, überfällig ist.)

Wir haben hauptsächlich ein Einnahmeproblem:

- Immer höherer Altersdurchschnitt der Bevölkerung: immer höhere Inanspruchnahme der Krankenversicherung aufgrund der altersassoziierten Zunahme der Morbidität

- Immer weniger beitragszahlende Bürger finanzieren immer mehr nichtbeitragszahlende Bürger (Rentner, HarzIV´ler, nicht arbeitende Immigranten)


Da muss man kein Rechengenie sein, um zu erkennen, dass das nicht funktioniert.

Und es gibt nur zwei Lösungsansätze: höhere Beitragssätze und/oder Reduzierung des Leistungskatalogs. Das kann man jetzt betrüblich finden oder „ungerecht“, aber es ist die unabänderliche Realität…
Mit "man" meint Erich Kästner
sicherlich jeden Einzelnen und nicht die Anderen - wenn jeder bei sich und mit sich anfängt, ergibt das am Ende das gesamte "man"!
@***et calm
Erich, wie Du ihn so schön nennst und dem Du scheinbar Kompetenz und Lebenserfahrung absprichst, hat nicht gesagt: Alles, was man tut, ist gut!
Wenn Du den Unterschied zwischen diesen Beiden sprachlichen Formulierungen nicht begreifen kannst ( oder willst ), ist das bedauerlich! Deine Beispiele erinnern mich an manche journalistische Praxis von heute wie man durch Umkehrschlüsse und Wortverdrehungen scheinbar argumentieren und den Sinn entstellen kann.
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