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Das Wesen der Utopie liegt in ihrer Nichtrealisierbarkeit..
Hach, waren das noch Zeiten, als für ein Medizinstudium das Graecum obligatorisch war. Und Allrounder tappt in dieselbe Falle:
Sicherlich besteht die Definition der Utopie in der Prämisse ihrer Unerreichbarkeit.
Nein, meine Herren, ihr irrt beide: "ou topos" ist zunächst einmal der Ort, der nicht (ist). Ob er nicht sein kann oder nicht sein darf oder nicht sein soll, ist dann Interpretationssache und eröffnet viel Raum für Mißverständnisse und lange Diskussionen.
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MEIN nicht-seiender Ort ist zunächst die paradiesische Verheißung: Das ewige Leben.
Und ich sehe mit großer Sorge, daß unsere christlich-abendländische Medizintechnik mit aller Kraft daran arbeitet, diese Verheißung hier auf Erden zu realisieren. Während sie gleichzeitig jenen Gott leugnet, der sie einst verkündete, und aus dessen Kulturkreis sie einst erwuchs.
Daß diese Technik noch nicht perfekt ist, Dreilicht, ist für die utopische Diskussion irrelevant. Und es ist ebenso irrelevant, wie die Gelder im Gesundheitssystem verteilt werden, oder ob das in Dänemark oder Timbuktu besser organisiert ist.
Fest steht lediglich, daß wir mit aller Macht daran arbeiten, Menschen immer länger am Leben zu erhalten. Was bedeutet, daß diese Menschen immer mehr Pflege und immer mehr teure Medikamente brauchen. Und fest seht ebenso, daß das im Rahmen der kapitalistischen Wirtschaftsorganisation nicht ad infinito so weiter gehen kann, denn diese Zombies tragen nicht zum Profit bei, sondern erhöhen lediglich die Staatsquote im Bruttosozialprodukt.
Als ach-so-aufgeklärte Menschen müßten wir nämlich diesen letzten Schritt wagen: Gott auch noch den job des Sensenmanns abnehmen.
Das traut sich aber keiner. Wir Deutschen haben das mal versucht, mit mäßigem Erfolg und äußerst zweifelhaften Kriterien.
Und anstatt in die Kirche zurückzukehren und zu beten, amüsieren wir uns zu Tode, und überlassen diesen grauenhaften job arbeitsteilig Menschen wie Dir, Dreilicht, die dafür nicht wirklich ausgebildet sind, sich deshalb in (zugegebenermaßen rhetorisch äußerst brilianten) Weltekel flüchten, und in Erotikforen rumstänkern.
We are all a little mad.