Danke
Liebe Philos,
inzwischen habt ihr Eure anfänglichgen Lobreden wohl bereut. Es tut mir sehr leid, dass ich mich in den letzen Tagen etwas rar gemacht habe - machen musste.
Und ich weiß nicht, ob ich noch die Gelegenheit erhalte, kurz vor dem Ende noch einmal etwas beizutragen. Daher möchte ich mich an dieser Stelle bei allen, die sich hier ausgestauscht haben, herzlich bedanken. Vor allem freut mich, dass wir Spaß miteinander hatten, dabei sehr interessante... na ja, ihr wisst schon... Also, nochmals vielen Dank. Es war eine schöne Erfahrung.
Aber wie ich nunmal bin, möchte ich noch einmal die Lanze erheben und ein letztes Mal gegen eine Windmühle reiten.
Interzone, mein Freund, so leicht kommst Du mir nicht davon, auhc wenn ich Deine Beiträge, wie die vielen anderen sehr geschätzt habe. Doch Du gibst mir die Vorlage für ein persönliches Schlußwort, das weniger an Dich persönlich gerichtet ist, denn eher an das "DU" der Welt da draußen.
Wenn man Liebe als etwas betrachtet, das vernunftmäßig nicht zu fassen und durch Logik nicht beeinflussbar ist, dann ist eben das ein vernunftmäßiger Akt. Man hielte es dann für vernünftig, es so zu verstehen; als nicht zu verstehendes Geheimnis, das mit Vernunft nur „zerredet“ werden kann.
In diesem Satz drückt sich die ganze Angst der Logik aus - die Angst des Kontrollverlustes und die Arroganz einer Disziplin, die glaubt, alles erklären zu können, selbst das nicht Erklärbare.
Es spricht nichts gegen die Option der Vernunft - dies ist in der Kommunikation über etwas durchaus sinnvoll. Wie sonst solen wir uns mitteilen. Wir brauchen Codes, Gesten, Sprachen und Verstehensprozesse, und das alles eben auch für die Liebe. Doch dem nicht genug, gibt es eben den irrationalen Aspekt, der selbst mit Vernunft und Beschreibungen nicht zu fassen ist. Was Du als "vernünftig" beschreibst, ist der Versuch von Kommunikation, in Form von Sprachcodes, welche lediglich eine Form von Konsensbildung provozieren könnte. Liebe ist nur ein Wort. Manch einer erlebt sie nie. Andere wiederum sind von ihr beseelt, wenn auch nur für Augenblicke.
Eben diese vernunftartige Kategorisierung mag einen Crash von Glauben und Wissen vorantreiben. Doch der Philosoph macht den Fehler, dass er nur Wahrheiten zulässt, die er "verstehen" und nach seiner eigens festgesetzten Logik folgen kann - Vernunft eben. Alles, was sich außerhalb dieses Paradigmas bewegt, wird verniedlicht, verneint oder ad absurdum geführt. Es wäre aber wohl etwas herablassend, zu behaupten, alles, was die Ratio nicht fassen kann, sei irrelevant. Wir wissen längst, dass Liebe, wenn sie nur von außen betrachtet wird, sich dem Henkerstrick der Philosophie opfert. Der innere Aspekt ist nicht greifbar - wird demnach zu einem Mysterium erklärt und durch die Beschreibungen seiner Vorkommnisse wiederum als vernünftig interpretiert. Auf den ersten Blick klingt das verlockend.
Glaubst Du, ein Philosoph kann "Wasser" beschreiben? Klar kann er das. Aber was ist die Beschreibung, die analytische Auseinandersetzng und die Vernunft-Kategorisierung gegen einen einzigen, kleinen Tropfen Wasser auf der Haut? Es geht also um Erfahrung. Erfahrung ist in vielerlei Hinsicht nicht übertragbar - insofern auch nicht kategorisierbar - damit widerum auch nicht kritisierbar.
Du stellst fest, es gibt kein Zurück in das magische Bewusstsein. Ein Trpfen Wasser auf der Haut ist magisch. Blöd ist nur, dass der Philosoph zu dieser Form der Erkenntnis keinen Zugang hat. Weißt Du denn, wovon Du da sprichst? Was war denn das magische Bewusstsein - jener der Zustand, der vor der Information herrschte? Wieso bringst Du das ständig mit Liebe in VErbindung? Du bist es ja gerade, der die Liebe verniedlicht, indem Du sie eben in ihr Schattendasein von Magie und Mystik einsperrt. Ich vermute, die Verdrängung der Magie durch Information, wie Du es beschreibst,
Die Zerlegbarkeit von Materie ist ein Trend des 20sten Jahrhuhnderts gewesen. Nano, Nano. Es geht nur um technischen und wirtschaftlichen Fortschritt. Die Philosophie ist mittlerweile dessen Hure geworden. Selbst die Wissenschaft muss inzwischen eingestehen, dass das Ganze mehr als die Summer ihrer Einzelteile ergibt. Gähn. Ganzheitliche Prinzipien sind der neue Trend. Ich nehme an, Du hast diese Ansicht von Villem Flusser übernommen. Doch auch Flusser hat hierfür keinen überzeugenden Beweis geliefert - nur Analogien. Es bleibt letztlich spekulativ, da er sich eben nur auf Logik stützen kann. Die Logik ist aber nur eine Form der Erkenntnislehre.
Wir haben unter anderem die Wissenschaften entwickelt, mit denen wir uns nicht mehr unter Götter beugten, sondern über die Dinge.
Götter waren für die Schamanen schon immer nur Methaphern. Und die Dinge sind es heute ebenso. Und Symbole. Die Abstraktion ist uns auferlegt, da wir nur einen begrenzten Zugang zur Realität außerhalb unseres Körpers haben. Sie ist uns auferlegt, da wir nur ein begrenztes, geistiges Potential haben. Logik versucht hier zu ordnen. Die Wissenschaft kann hierfür Belege schaffen. Fatal daran ist, wenn dann aber ein Weg eingeschlagen wird, der diesen Disziplinen zu viel Macht verleiht. Alles hat sein Recht, seine Relevanz und seinen Platz.
Mein Schlußsatz lautet: Was die Liebe angeht, so ist die Welt noch eine Scheibe.
Nun, laß uns nun ein Bier trinken gehen...