Ist Liebe verhandelbar?
Beispiel: Biete gebärfreudiges Becken, suche gesellschaftlichen Status – oder umgekehrt! Mir scheint, dass die Ausgangsfrage eine Paradoxie in sich birgt. Liebe als irrationaler Moment unserer Seele kategorisiert nach rationalen Suche/Biete Optionen? So wird der Wunschpartner eine Projektion eigener Sehnsüchte. Die Realität erfordert eine Vorgehensweise der Selbstvermarktung. Haben wir seit der Steinzeit nichts dazu gelernt?
Wenn Du meine Wünsche/Ziele erfüllen kannst, wirst Du attraktiv – und nur dann! Der eigene Marktwert steigt mit einem Waschbrettbauch, dem gesellschaftlichen Status oder der Handhabung eines bestimmten Fetischs. Das bewusste Lesen von Profilen ist in diesem Sinne sehr aufschlussreich. Hinter all dem steckt die Bemühung, die eigene Beliebtheit zu steigern. Liebe wird segmentiert. Und selbstverfasste Lyrik ist der Blick aus dem vergitterten Fenster des Gefängnisses, in dem wir uns befinden - dahinter der Ort, den wir nie erreichen (wollen) – Romantik vs. Selbstbehauptung. Dabei haben wir den Schlüssel in der Hand. Wir trauen uns nur nicht, zur Tür hinauszugehen. Wir geben uns mit dem Blick aus dem Fenster zufrieden.
Wie auch immer man sich an jemand binden will – fest, lose, immer wieder, ab und zu, gleichberechtigt, dominant, devot – der potentielle Partner sollte das eigene Streben, den eigenen Lebensentwurf ergänzen.
Verbergen sich dahinter unterbewusste Ängste, woraus Kontrollmechanismen entstehen und/oder ist diese Sehnsucht nach Anerkennung eine Suche nach dem Spiegel gesellschaftlicher Bewunderung?
Was ist Liebe im Zeitalter von Beschleunigung, Singularisierung und dem Wettstreit von Lebensentwürfen der Selbstverwirklichung? Sind wir Marionetten des Diktates öffentlicher Meinungen?
Wenn wir den Zeitgeist anerkennen, heißt das auch, dass wir uns den damit verbundenen Gegebenheiten unterordnen – die Illusion von Eigenständigkeit und die Suche nach der großen, alles erfüllenden Liebe.
Wie wäre Liebe ohne Bedingungen? Welche Ängste müssen wir hierfür überwinden?