@yokoware
Begriffsklärung ist halt notwendig, besonders in der Philosophie, wenn man zu etwas kommen möchte. Schubladen ordnen etwas nach einem bestimmten System, aber das kann auch nur für einen Einzelnen übersichtlich sein. Vielleicht hat der Laden Mitarbeiter und die finden die Ordnung des Ladenbesitzers sinnlos. Dann muss man sich was Neues überlegen. Ich bin nicht gegen Schubladen im Allgemeinen, ohne geht es nicht, als Mensch. Aber ich glaube, wenn sich zwei Fremde zusammenschließen um einen Laden aufzumachen und beide aus unterschiedlichen Bereichen kommen, muss man sich über die Ordnungssysteme unterhalten, sonst wird das Geschäft kein Erfolg, weil keiner mehr durchblickt. Man redet einmal drüber, aber dann ist auch gut. Aber das muss, sonst...
Ich fürchte, ich muss auf der Begriffsklärung herumreiten, bevor ich weiter über den Fremden schreiben kann, wenn wir versuchen möchten, dort etwas zu finden und ich unterstelle diese Intention. Und, by the way, nehmen wir nicht mehr Begriffe, als wir vorerst brauchen
. Lass die Attribute weg und am Besten auch gleich das "geistig".
Du sagst, das philosophische Element ist das Allgemeine Element. Der Tod
der Mutter ist ein gutes Beispiel. Das Allgemeine und das Spezielle sind, meines Erachtens, zwei Seiten der selben Medaille.
Der Tod der Mutter des Protagonisten ist etwas Spezielles, weil es sich genau um diesen Tod handelt. Du sagst, der Tod einer Mutter (ich ersetze das '"der" durch "eine", weil ich glaube, daß dies die Aussage war, korrigiere mich, wenn ich falsch liege) ist etwas Allgemeines. Wenn Du jetzt den Standpunkt einen Schritt erweiterst, könnte man auch argumentieren, daß der Tod einer Mutter etwas Spezielles in Hinblick auf den Tod überhaupt ist, der dann wiederrum das Allgemeine Element verkörpern würde. So ist der Tod einer Mutter sowohl etwas Allgemeines, in Hinblick auf den Tod dieser speziellen Mutter, aber auch etwas Spezielles, in Hinblick auf den Tod aller Menschen, auch der, die nicht Mutter sind. Wo ist dann das philosophische Element? Nur in einer Blickrichtung?
Eigentlich, wäre auch der Tod aller Mütter nicht mehr Bestandteil philosophischer Betrachtungen. So bliebe nur der Tod aller belebten Wesen, was im Übrigen die Mütter wieder einschlösse. Ich glaube, wir sind da auf dem Holzweg.
Philosophie kann sowohl das Einzelne (Spezielle), wie auch das Allgemeine, einschließen. Denn wenn wir weiter gehen und vom Tod aller Menschen sprechen, ließe sich ohne Schwierigkeit, etwas noch Allgemeineres finden, womit der Tod aller Menschen wieder etwas Spezielles wäre. Den Begründungsendpunkt mag es geben, wir erreichen ihn sicher auch, aber dann sind wir soweit vom Thema entfernt, daß wir über den Fremden nicht mehr reden könnten, noch über Sonstetwas, daß irgendeine Relevanz hätte. Und so ginge es uns mit allen Gegenständen. Das aber begreife ich nun wieder nicht unter Philosophie.
Es bleiben also zwei Möglichkeiten. Ich habe die falschen Schlüsse gezogen und wir unterhalten uns weiter und kommen, nach der Begriffsklärung wieder zu Camus, oder wir brauchen nicht weiter zu sprechen, weil wir uns nicht verstehen können.
Wenn ich die Philosophie-Betrachtung soweit einschränke, daß sie nur dort ist, wo man sich über den Tod aller (belebten) Wesen unterhalten kann, dann sagst Du mit Recht, daß Camus Werk keinen philosophischen Inhalt hat, denn es geht um den Tod dieser Mutter.
Ich glaube, zu verstehen, worauf Du hinauswillst, nämlich die Abstraktion. Ich bestreite nur, daß ein einzelner Tod keine philosophische Debatte rechtfertigt und man immer bis zu den Grenzen der Welt fliegen muss, um sich über eine Sache in der Philosophie zu unterhalten. Da kommt man sicher hin, aber ich meine eben: "Schuster, bleib' bei Deinen Leisten" .
Im Übrigen, ist der Tod, auch eine sehr körperliche Angelegenheit. Ich würde die Philosophie einfach nicht so weit beschneiden wollen. Der Körper ist das, was Identität verleiht, Träger der Wahrnehmung, die den Geist beeinflußt. Das meinte ich unter anderem, mit Schubladen.
Und: Philosophieren meint
nur reflektieren.
Ach, was ich zum Ursprungsposting noch loswerden wollte: Man kann niemandem Tiefe unterstellen, nur weil er einen Preis gewonnen hat. Das muss schon geprüft werden. *g Wer sagt denn, daß der philosphische Gehalt von Stangenware Krimi nicht immer unterschätzt wird? Weil sie nicht von Camus geschrieben wurden? Wer muss ein Buch geschrieben haben, damit wir damit Philosophie treiben können? Es geht mit diesem Buch, aber es geht auch mit einem anderen.
Um mal die Karten auf den Tisch zu legen: Ich glaube, es ist ein Roman, der die Philosophie des Absurden bei Camus fasst. Das Ich ist in einer Welt, die das Ich nicht verstehen kann. Es hat Zugang zu dieser Welt über die Wahrnehmung, aber ein Verstehen ist ausgeschlossen. Die Frage ist nicht, was macht die Welt, oder wie kommt sie zum Ich, sondern, was macht das Ich mit der Welt, die bei ihm ankommt, mithin, in der es steht. Der Umgang mit der Welt. Das ist Allgemein, aber doch speziell genug, damit es nach Deiner angerissenen Definition aus der philosphischen Betrachtung fliegt. Zwei Elemente. Das Ich (äußerst speziell) und die Welt (ziemlich allgemein).
Re P.S.:Ach ja, Eros ist die Triebfeder schlechthin.
Stell Dir vor, ich wäre ein Kerl. Immer noch erotisch?
@***le
Wenn Du die Welt nicht mehr über Deine Wahrnehmung und Deine höchst eigenen menschlichen Fähigkeiten wahrnehmen könntest, wärst Du kein Mensch mehr. Eine solche Wahrnehmung ist für Dich als Menschen nicht denkbar und damit irrelevant, weil Du, als Mensch, nichts darüber aussagen kannst. Du kannst nicht aus Deiner Haut.