Kichererbsenzähler
Der kompakteste Argumentatiosstrang zu diesem Thema findet sich meines Erachtens in Descartes "Meditationes." Wenn wir denn auf der Reise nach Innen alle Illusionen fahren lassen, so bleibt für ihn zum Schluß doch dieses "Cogito."
Descartes kann das Denken nicht ohne das denkende Subjekt denken, was für ihn hinreichender Beleg dafür ist, daß dieses denkende "Ich" tatsächlich existiert. (Cogito ergo sum.)
Die meisten von uns werden den Text kennen oder davon gehört haben.
Ich finde dies eigentlich sehr befreidigend, zumal ja in "EX-istenz" dieses "Außen" notwendig gegeben ist, was ja Deine These vollauf unterstreicht, daß der Verstand sich nicht selbst genüge ist, sondern sich nach dem (der) "da draußen" sehnt.
Was das wirkliche Leben IST, kann wohl nur in der Stille erfahren werden,
Dies ist fraglos richtig, wenngleich ebenso unscharf formuliert, wie alles, was dazu gesagt werden kann: das "wirkliche" Leben impliziert Wirkung. Wirken kann ich mir nicht außerhalb der Zeitachse vorstellen. Jede Wirkung und Veränderung verlangt notwendig ein Vorher und ein davon verschiedenes Nachher.
Ich gehe davon aus, daß du mit "wirkliches Leben" jenes Glücksgefühl meinst, das uns überströmt, wenn es uns gelingt, auf der Suche nach Stille in jenes "Nunc Stans" einzutauchen, das jenseits von Zeit und Raum und jenseits der sprachlichen Trennung in Subjekt und Prädikat liegt. Aber besser habe ichs damit auch nicht beschrieben.
Meine bisher intensivste Erfahrung dieser Art hatte ich von einem Viertaljahrhundert in Marburg an der Lahn am Flußwehr. Die akustische Entropie des rauschenden Wassers half besser noch als "Stille", dem gefräßigen Plapperkäfer von Traal das Maul zu stopfen, und ein Wehr herunterströmendes Wasser symbolisiert ganz hervorragend den philosophischen Gehalt.
Es war ein Geschenk.
dann würdest du genau in diesem Moment erfahren, was das "wirkliche" Leben IST!
Was veranlasst Dich zu der Annahme, daß Dia Vergleichbares nicht kennt?