Sich selbst bewusst sein
Sich wirklich selbst bewusst zu sein bedeutet, besonders in westlich liberal orientierten Moral- und Wertesystemen, Selbstkritik und Depression.
Sich in einer Ellenbogengesellschaft zu behaupten bedeutet sich einen Vorteil gegenüber seinen Mitmenschen zu verschaffen und zwar auf die Kosten eben dieser.
Der Mensch ist ja ursprünglich tierischen Ursprungs und sein archaisches, in jahrmillionen gewachsenes "Es" strebt danach seine Triebe ausleben zu können.
Aus religiöser Sichtweise bedeutet die uneingeschränkte Entfaltung des "Es" prinzipiell "Sünde", denn Religion ist aus psychologischem Blickwinkel betrachtet, die Idealform von Kultur. Kultur wiederum ist gewachsen aus unserem Bedürfnis nach Sicherheit und ist pragmatisch betrachtet, ein künstlich erzeugtes Strukturgeflecht (ähnlich dem der Termiten und Bienenvölker).
Was wäre, wenn der Mensch nur nach seinem "Es" leben würde? Jedes menschliche Individuum würde dem Darwinistischen Prinzip folgen. Wir hätten tagtäglich Rangkämpfe, Vergewaltigung, sowie Mord und Totschlag. Rein objektiv betrachtet ist genau das, die uneingeschränkte Entfaltung unseres "Es", die es auch fordert.
Kultur ist nun der Zusammenschluss mehrerer Individuen, der es auf Kosten unserer Ur-Triebe ermöglicht, künstliche Sicherheit zu erzeugen. Eine Ordnung wird konzipiert, um den Einzelnen (mit Unterstützung der Gesamtheit der Gruppe) an dem freien Ausleben seiner tierischen Komponente, dem "Es" (Aggressionstrieb, Destruktionstrieb, Sexualtrieb, etc.), zu hindern, da ja die Kulturgruppe stärker ist als jedes einzelne Individuum.
Unser Über-Ich ist genau aus diesem Umstand gewachsen, denn es sind die Moral- und Wertevorstellungen der Kulturgruppe, die es beschreibt und sich in unser Persönlichkeit in Form von Gewissen, als Unterdrückung unseres natürlichen Ursprungsanliegens (Die Triebe, die in jedem von uns herrschen), äußern. Ein Gegenpol zu dem "Es" aber unbestritten eine gravierende Einschränkung (die aber vielleicht den meisten Einzelnen in dieser Gruppe in Summe mehr Ertrag bringt). Ursprünglich sollte es dem Einzelnen auch mehr Ertrag bringen, jedoch obliegt auch der Einzelne dieser Gesamtheit seinem mächtigen "Es". Das führt dann im Prinzip wieder zu genau den Ungerechtigkeiten und zu dem Rudelverhalten, das sich in unserer heutigen Gesellschaft (beispielsweise in Form von sozialer Ungerechtigkeit; Korruption; Diffamierung von Minderheiten, etc.) widerspiegelt. Geld ist übrigens ebenfalls ein künstliches Instrument, welches unter dem Deckmantel der Allgemeinheit dazu dient unseren Trieb nach Macht, auszuleben. Geld schafft Klassen und Wertesysteme. Dennoch ist es geboren, um zu töten, zumindest wenn man es archaisch und in Bezug auf unseren Ursprung, interpretiert. Es ist also genau das, was man eigentlich durch die Erschaffung von Kultur verhindern wollte. Nämlich das einzelne Individuen Macht und Gewalt (Triebe) über andere Gruppenmitglieder ungehemmt ausüben können. Eine Co-Existenz unseres versteckten "ES" sozusagen
Oh man, entschuldigt bitte. Im Ausüben meines Destruktionstriebes bin ich doch tatsächlich unbewusst völlig vom Threadthema abgewichen...
Aber bin ich das wirklich? Sollten wir uns nicht alle unserer Selbst mehr bewusst sein, nicht Verdrängen oder Verleugnen? Weder unseren Ursprung, noch unsere Behinderung? Wir können nicht so leben, wie die Tiere (wir sind aber welche). Ist es intelligent nicht so zu leben? Wir müssen wohl Zwitterwesen sein. Hin- und hergerissen zwischen den Polen "ES" und "Überich". Egal, wie man sich entscheidet und welchen Weg man geht, einem dieser Pole muss man untreu werden, um dem anderen mehr Gewicht zu verschaffen.
Also sind wir wohl vielleicht doch Fehlkonstruktionen der Evolution. Zumindest sind wir "unnatürlich". Weder leben wir im Einklang mit der Natur, noch gelingt es uns unsere innere Natur zu leben.
Wohin das führt? Wir werden es wohl nicht erfahren. Dazu sind wir zu klein und zu unbedeutend. Aber an eines glaube ich:
Z:"Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht, denn alles, was entsteht, ist wert, daß es zugrunde geht; Drum besser wär's, daß nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz, das Böse nennt, mein eigentliches Element.".
Goethe war ein kluger Mann.
LG