Gab es MICH in dieser Zeit nicht? Hatte ich kein ICH?
Fragt Yoko.
Das ist für mich entscheidend. Die Hardware ist da, das System aber ruht.
Fährt es wieder hoch, konstituiert sich bald - wenn alles gut läuft - das ICH wieder und speist jede aktuelle Info in das ein, was so übrig und abrufbar ist. Sinnvoller Weise magnetisch von einem Grundkonsens angezogen, den wir Ich nennen. Ich Ich nenne.
Weil sich dieser bewährt hat und schon mannigfach festgeschrieben und erinnert wurde. Die Synapsen stehen fest.
Das Ich ist in erster Linie sinnvoll, dehalb hat es Bestand. Es bewährt sich bei der Erhaltung des materiellen Körpers, bei der Entscheidung wer Beute und wer Räuber ist, hin und wieder auch bei der Erstellung eines Profiltextes.
Es ist eine Vereinbarung, die Teile trafen, die mitunter auch mal ohne Ich funktionieren könnten, aber in der Einrichtung einer formalen Institution zur Vertretung der Interessen lernend eine sinnfüllende Maßnahme erkennen.
Das Ich füttert sich selbst. Es wächst und gedeiht als selbstreferentielle und autopoietische Einrichtung.
Klar, es finden sich dann die anderen Systeme ein, und füttern das Ihre hinzu, was wir dann lebenslänglich abzuschütteln versuchen. Die guten Tipps zum Sinn, dem Gebührenden und den sog. Bedürfnissen, die dann zu Ansprüchen auswachsen.
Wem die vielen Fingerzeige und Hinweisschilder auf dem Straßennetz in Synapsia lästig werden, nimmt einen Drink oder bekennt sich zu einer laxeren Handhabe der Ich-Sache. Ich selbst halte von der fingerzeigenden Zeigefinger-Amputation nicht so viel, bei allem Kokettieren und Benutzen. Das Ich ist sinnvoll, und es lebt sich nicht schlecht damit.
Allemal wenn die meisten Anderen das auch so sehen, in der Umgebung.
Wir benötigen hierarchische Konstrukte, um zu differenzieren; wenn Fressen oder Gefressen werden etwa eine Bedeutung haben.
Wenn leiden oder nicht leiden eine haben. Das Ich ist ein Notfall-Konstrukt, das sich dann auch in weniger drastischen Situationen bewährt hat. Sympathisch, eigentlich.
Aber ich will nicht unterschlagen, dass es manchmal im Weg steht, wenn keine Alarmglocken schrillen.
Ich glaube nur, wir unter- und überschätzen mitunter, wie oft sie das für das Ich tun.