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Philosophie und Kreativität

*****one Frau
13.323 Beiträge
Themenersteller 
Philosophie und Kreativität
Wenn Richard Weiskopf vom Institut für Organisation und Lernen der Uni Innsbruck über seine Arbeit spricht, hört sich das mehr nach Philosophie als nach Organisationstheorie an. Konkret nach antiker griechischer Philosophie, die in den vergangenen Jahrzehnten ein Comeback erlebt und Philosophen wie Hans-Georg Gadamer, Michel Foucault, Gilles Deleuze oder Martha Nussbaum geprägt hat.

Besonders die alte Idee der Praxis fasziniert dabei offensichtlich. Denn Praxis wurde von den Griechen nicht nur als Realisierung einer zuvor entwickelten Theorie gedacht: Vielmehr ist Praxis auch etwas, das sich eigenständig im Tun entfaltet. Und zwar getragen von einer pragmatischen Vernünftigkeit, die - anders als die große Vernunft - nicht auf umfassende Wahrheiten abzielt, sondern vor allem eines will: das für den Augenblick und für das angestrebte Ziel am besten passende Vorgehen und Verhalten finden.

zitat aus "derStandard" AT, 2006

wie seht ihr das? wie wichtig ist euch kreativität? welchen philosophischen ansatz können wir finden, wenn wir um- die ecke- denken oder handeln?
was denkt ihr, wenn ihr kreativ seid, etwas herstellt, etwas schreibt?
ich finde das thema passend zur jahreszeit und gut gegen den herbstblues( falls der sich zeigen sollte).
und- ich suche noch immer den/ die diskussionspartner für" Deleuze`s Rhizom"

diA
****e_H Mann
8.282 Beiträge
gegen den Herbstblues
das für den Augenblick und für das angestrebte Ziel am besten passende Vorgehen und Verhalten finden.


in Erinnerungen an den vergangenen Sommer schwelgen
***at Mann
2.908 Beiträge
Kreativität
Für mich als Ingenieur bedeutet Kreativität das aufmerksame und wohlwollende beobachten von Fehlern oder Fehlverhalten.

Für Viele ist der Ingenieurberuf ein langweiliger Karrierejob in einer fest definierten menschenfernen Umgebung: möglichst schnell weg vom Labortisch!

Wer aber aushält, in jener wohldefinierten Welt, wo man eigentlich nur karriereschädliche Fehler begehen kann, wird erkennen, dass oft ein Fehler, eine saublöde Frage, der Keim zu Neuem ist.

Diesen Keim zu erkennen und ihn sorgsam zu pflegen ist Kreativität!

Nicht, wie leider die modernen Erfolgsmanager glauben, möglichst viele Hochschulabsolventen in einen Sack zusammen zu stecken und zu warten was 'rauskommt. Schade, dass die neuen Batcheler Studiengänge nur noch schnell-schnell Fakten pauken und nicht das kritische Hinterfragen lehren.

Während des kreativen Prozesses ist alles ganz zerbrechlich und ziemlich unrein. Erst mit einem sich hoffentlich einstellendem Erfolg beginnt das Philosophieren. Quasi als nachträgliche Rechtfertigung des Geschehenem.



BFlat
*****one Frau
13.323 Beiträge
Themenersteller 
@Bflat
Während des kreativen Prozesses ist alles ganz zerbrechlich und ziemlich unrein. Erst mit einem sich hoffentlich einstellendem Erfolg beginnt das Philosophieren. Quasi als nachträgliche Rechtfertigung des Geschehenem.

genau richtig. ich frage mich allerdings, weshalb die nachträgliche rechtfertigung eine wichtigen aspekt darstellt.
oder geht es um die anerkennung des geleisteten?
Kreativität
..hmmm *gruebel*

Kreieren also schöpferisch tätig werden.

Dieses um die Ecke, eben das Neuland, unempirisch.

Frage mich gerade ob der Begriff denken dabei noch treffend ist.
*****one Frau
13.323 Beiträge
Themenersteller 
@QouVadis
Frage mich gerade ob der Begriff denken dabei noch treffend ist.
ist er.
Ok...
....das mit der Rhizomatik.

Der Wert scheinbar chaotischer Verküpfungen?

Das schöpferische Element in diesem Modell?

Möglicherweise eine Erkenntnis der non- hierarchischen Struktur der Natur?

Tolles Thema übrigens. *top*
*****one Frau
13.323 Beiträge
Themenersteller 
@QouVadis
ergoogle dir das mal.
***at Mann
2.908 Beiträge
die reine Lehre
Du gehst aus von jenem Artikel über einen Professor der über Organisationstheorie lehrt. Dabei fällt dem Verfasser auf, dass eher philosophiert wird als Fakten gepaukt.

Nun muß ich gestehen, dass mir jene Studienfächer am besten aufgingen bei denen es dem Dozenten gelang, die Fakten in eine tiefergehende Philosophie einzubetten.

Im späteren Leben ist es dann so, wie im zweiten Absatz Deines Zitates beschrieben wird. Es ist eine wilde Aufeinanderfolge von Aktion und Reaktion. Sie würde den Menschen ganz vereinnahmen, hätte er nicht einen kulturellen Hintergrund mit dem er sich aus dem kräftezehrenden Getümmel erheben kann.

Wer es jetzt schafft, inne zu halten, sich zurückzulehnen, die Dinge von verschiedenen Seiten zu betrachten und sie mit der reinen Lehre zu vergleichen, der er als Student gefolgt ist, der wird auch die Kraft haben ein neues Gedankengebäude zu errichten das Platz genug bietet für Abweichungen, "Fehler" und "Auswüchse" die den Ansatz für Neues bilden.

Du fragst nach dem Zusammenwirken von Philosophie und Kreativität.

Philosophie kann den Freiraum für Kreativität schaffen und dann die Produkte der Kreativität in ein größeres Ganzes einzuordnen.



BFlat
*****one Frau
13.323 Beiträge
Themenersteller 
@Bflat
Philosophie kann den Freiraum für Kreativität schaffen und dann die Produkte der Kreativität in ein größeres Ganzes einzuordnen.
also sinnstiftend sein? das schaffen/ erschaffen von etwas, was letzlich teil des ständig wachsenden ganzen wird.
ich überlege über die basics, die grundlage der kreativität sein können: wissen um prozesse, um technologien.
oder einfach fliessen lassen, ohne ahnung von etwas zu haben?
***at Mann
2.908 Beiträge
@Qou vadis
Frage mich gerade ob der Begriff denken dabei noch treffend ist.

Da erinnere ich mich an ein Konstruktionsprinzip, das man uns an der Hochschule lehrte:

Top - down

Aus dem übergeordnetem Ganzen das untergeordnete Detail zu entwickeln. So sollte Neues entstehen, so sollte Kreativität laufen.

Als ich dann selbst vor Aufgaben stand fand ich heraus, wie unmöglich es oft ist, bereits am Anfang jenes übergeordnete "Ganze" zu erkennen. Das galt besonders für solche Aufgaben, die bisher noch nicht gelöst wurden, wo es also kein Modell gab.

Die Mechaniken des Nachdenkens versagten, genau, wie Du es in Frage gestellt hast.

Später las ich dann in einer fachzeitschrift von anderen Lösungsmethoden ("Philosophien"). z.B. das der iterativen Annäherung. Dabei umkreist man das Problem und nähert sich in jeder Runde dem Kern näher.

Dieses Prinzip ist später als "try and error" sehr populär geworden und ist heute DAS Designprinzip der IT Branche. Man geht mit nebulösen Vorstellung an ein Problem heran, hackt irgendwas in den Computer, erhält Fehlermeldungen und beseitigt diese nach und nach, bis die Lösung da steht. Ein Produkt von Kreativität.

"Nachgedacht" wird eigentlich nur darüber warum der Computer, das blöde Ding meine Vorstellungen nicht unmittelbar ausführt.




BFlat
***at Mann
2.908 Beiträge
idiotisch
Als junger Mensch haben mich die Abbildungen von Menschen an Musikinstrumenten oft abgeschreckt:

"warum glotzen die denn so idiotisch?(pardon)"

Speziell ist mir ein Foto von Friedrich Gulda und auch eines von Adolf Brendel in Erinnerung.

Später, leider, leider viel zu spät habe ich selbst in äußerst bescheidenen Rahmen zu musizieren begonnen. Im Lauf der Zeit wurden mir die täglichen Stunden des Übens zum Vergnügen, zur Lust, ja zum Bedürfnis. Ich hatte starke Mangelgefühle wenn ich nicht Üben konnte.

Dabei empfand ich das Üben und die technischen Etüden immer mehr als Zwiegespräch der Motorik meines Körpers mit dem Musikinstrument. Ich selbst stand etwas neben mir und hörte mir zu.

Nun begann ich die Gesichtsausdrücke auf den Fotos zu verstehen: diese Künstler lassen ihre Musik vom tiefsten Grund ihrers Wesens erklingen. Das bewusste Gedächtnis steht neben an. Reine Kreativität ohne logische Kontrolle! Offenbar ist der Gesichtsausdruck bei abgeschaltetem Großhirn wohl etwas idiotesk...

Zu philosophischen Gesprächen kommt es meist erst nach dem musikalischem Ereignis.



BFlat
@ Bflat
Empfinde das auch so. Irgendwie ist diese nebulöse Vorstellung eine Keimzelle der Kreativität. Dann tauchen jede Menge Wechselwirkungen
auf die dein try and errror Prinzip bestätigen.

Muss da gerade an einen Samen denken der den Weg ( mittels seiner Extremitäten) an die Erdoberfläche findet.

Oder Kinder und heisse Herdplatten?
***at Mann
2.908 Beiträge
weia..
er ist ALFRED Brendel...
Das mit der Musik
sehe ich genauso.

Hab relativ spät angefangen Gitarre zu spielen. ( vor ´nem Jahr)

Ist aber nicht wichtig das es spät war, der Grund so ein Instrument zu bedienen sollte meines Erachtens nicht darin liegen Tonträger zu verkaufen, sondern vielmehr darin eine Ausdrucksform zu wählen.

Man übt und übt und übt immer wieder das Gleiche, und auf einmal klappt es. Mit dem Moment des Klappens bekommt man dann neue Möglichkeiten und Variationen aufgezeigt. Und ein sehr schönes Gefühl im Bauch.

Hab den Lesetip von noch nicht durch, vermute aber mal das es um sowas geht.

Vernetzungen die aus dem "Machen" entstehen?
***at Mann
2.908 Beiträge
@Qou Vadis
Muss da gerade an einen Samen denken der den Weg ( mittels seiner Extremitäten) an die Erdoberfläche findet.
Auch für mich gehören Zeitrafferaufnahen eines sich entwickelnden Keimes zu den eindrucksvollsten Darstellungen, wie sich Leben den Weg bahnt.

Es ist die verletzliche Schwäche zu erkennen und ein so ganz und garnicht systematischer Handlungsdrang.

Danke für das Bild,



BFlat
Danke..
...für das nette Gespräch.

Bin müde, bis demnächst mal.
*****one Frau
13.323 Beiträge
Themenersteller 
@Bflat
Auch für mich gehören Zeitrafferaufnahen eines sich entwickelnden Keimes zu den eindrucksvollsten Darstellungen, wie sich Leben den Weg bahnt.


da bist du auf dem richtigen pfad! die entwicklung von etwas!
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Philosophie und Kreativität geht gar nicht.
Zumindest nicht in dieser Reihenfolge. Stünde nämlich zuerst die Philo so könnte daraus nie ein Erschaffensprozess hervorgehen.Die Philosophie ,als das menschliche Begehren die Wahrheit zu finden,Gründe zu benennen und letztlich Weisheit zu erlangen,hindert durch ihre kontroversen Blickwinkel,logischerweise solche Veränderung.
Kreativität ist ein evolutionärer Prozess im Dasein,initiiert durch Notwendigkeiten.
Erst nach einer(Neu)Schaffung kann die Philosophie beginnen.

Das a.o. benannte Beispiel mit dem Heranwachsen eines Samenkorns ist in keinster Weise als kreativ zu bezeichnen.Diese Vorgänge sind und waren,unzählbar und gleichzeitig in der Welt vorhanden.
In diesem Zusammenhang ist nur als kreativ zu bezeichen,die Möglichkeit der Veränderung,d.h. wenn es einem Samenkorn gelänge durch evolutionäre Mutation auch in einer bislang nicht als geeigneter/gewohnter Umgebung zu keimen.
ich frage mich allerdings, weshalb die nachträgliche rechtfertigung eine wichtigen aspekt darstellt. oder geht es um die anerkennung des geleisteten?

Vielleicht geht es nicht um die Anerkennung des Geleisteten,
sondern um das nachträgliche Verstetigen eines "Lösungsweges".

Wenn ich mein schmales Wissen über Wissenschaftstheorie
zu Rate ziehe, komme ich immer wieder an den Punkt, dass
qualitativ "neue" Lösungen eigentlich nicht auf dem Weg der
Ableitung aus Bekanntem möglich sind, auch nicht aus gründlicher
fortgesetzter Fehleranalyse.
Und dennoch gibt es eine lange Geschichte von "Quantensprüngen",
von "Problemlösungen", die sich qualitativ von den vorher benutzten
unterscheiden.

Ich würde die Diskussion aus meiner Sicht um den Begriff "Intuition"
erweitern, eines Phänomens, das uns ermöglicht, von einer Sekunde
zur anderen eine Frage bzw. ein Problem aus einem völlig anderen
Blickwinkel zu betrachten und "plötzlich" Lösungen bzw. Antworten
zu erkennen, die uns vorher nicht zugänglich waren.
@ bergloewe
komme ich immer wieder an den Punkt, dass
qualitativ "neue" Lösungen eigentlich nicht auf dem Weg der
Ableitung aus Bekanntem möglich sind, auch nicht aus gründlicher
fortgesetzter Fehleranalyse.

sehe ich auch so
...
ich auch!

(kleine kreative schleife *ggg*)
*****one Frau
13.323 Beiträge
Themenersteller 
was ist...
mit probieren? so ins blaue hinein?
Und ich hab dich schon vermisst...
....hab das gestern mit dem Schwan gelesen.

Tolle Sache, hab so ca. vor drei Wochen welche am Weissensee gefüttert. Komisch, die haben mich nicht gebissen.

Mag vielleicht auch daran liegen das mir Empirik ziemlich egal ist.

Eine Bremse in der Kreativität ist Empirik????
Eine Bremse in der Kreativität ist Empirik????

Eine Bremse an der Schläfe ist schlimmer.
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