nochmal: logische Tautologien
Ob ein Tisch wahr sein kann? Das hat für mich keinen Sinn, weil es bei der Wahrheit um eine Beziehung zwischen Wirklichkeit und Denken geht.
Wahrheit ist zunächst mal eine Eigenschaft von Aussagesätzen.
Diese Aussagesätze KÖNNEN sich auf eine wieauchimmer WAHRgenomomene WIRKlichkeit beziehen ("Es regnet").
Sie müssen das aber nicht.
Wenn wir Sätze über die Wirklichkeit von Gott und der Welt, von Glaube, Liebe, Hoffung oder dem Appetitilichkeitskoeffizienten gedeckter Tische austauschen, dann ist der Wahrheitsgehalt dieser Sätze oft schnell strittig.
Weil jeder diese Wirklichkeit anders wahrnimmt.
Die Philosophie hat sich deshalb schon immer mit der Frage beschäftigt, ob es nicht vielleicht doch allgemein wahre Aussage-Sätze gibt, deren Wahrheitsgehalt von niemandem mehr bestritten werden kann.
ein berühmtes Beispiel wäre Descartes
Cogito ergo sum, ich denke also bin ich.
Ich will jetzt nicht die gesamte sprachanalytische Diskussion aufrollen und mag den französischen Rationalismus auch nicht so sehr, aber man muss sich üblicherweise schon ganz schön ins Zeug legen, wenn man diesen Satz widerlegen will.
Die Entwicklung ist aber bei Descartes nicht stehen geblieben:
ein anderes Beispiel wären die Sätze der Mathematik, wie das berühmte
1+1=2
Die Wirklichkeit und auch der Wahrheitsgehalt solcher mathematischen Aussagen hat jetzt auch wieder einen ganz eigentümlichen Charakter und Lustliebender hat ja zurecht darauf hingewiesen, dass die "+"-Verknüpfung als Drehung interpretiert plötzlich eine ganz andere Gruppe (?) mit für Grundschulkinder überraschenden Ergebnissen liefert.
Ich will damit aber gar nicht auf die Beliebigkeit semiotischer Interpretationen für das mathematische Zeichensystem hinaus:
Dem einen oder anderen ist vielleicht Enzensbergers "Zahlenteufel" geläufig. Dort findet sich ganz hinten ein handschriftliches Faximile von Bertand Russels "Beweis" dieses Satzes "1+1=2", wie er ihn aus den Axiomen seiner zusammen mit A.N. Whitehead verfassten "Prinzipia Mathematica" herleitet.
Wer nie mit der Philosophie in Berührung gekommen ist, der wird nur den Kopf schütteln und sich die Frage stellen, was denn an "1+1=2" noch so umfangreich "bewiesen" werden müsse.
Wer aber bereit ist, sich darauf einzulassen,
wer bereit ist, diese Entwicklung an der Schnittstelle zwischen Logik und Mathematik von Frege bis Turing nachzuvollziehen,
der sieht sehr schnell den "totalitären Charakter" dessen, was Hilbert als "axiomatische Methode" so hoch hielt.
Deshalb sprach ich weiter oben die logischen Tautologien an, denn sie sind ein sehr wesentlicher Teil des ganzen Schweinesystems.
Sätze wie
"Wenn es regnet, dann regnet es."
"Wenn es auf diesen Tisch regnet, dann regnet es."
sind, auf ihren formallogischen Gehalt reduziert, grundsätzlich wahr, egal, was wir unter Regen oder Tischen verstehen.
Die Gatterlogik moderner Computerchips ist für alle Menschen verbindlich und den Herstellern ist es gelungen, die physikalisch bedingte unvermeidliche Fehlerquote auf für uns vernachlässigbare fantastilliardstel Promille zu reduzieren.
Die dahinterstehende Logik und der Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen sind so abstrakt, dass sie im Grunde mit der Wirklichkeit nicht mehr viel zu tun haben: Dem Computerchip wäre vollkommen egal, ob er eine Weiche steuert, der einen Güterzug nach Ausschwitz lenkt. Hauptsache er funktioniert (auf Basis der unstrittigen Wahrheits-Tafeln der verwendeten NAND-Gatter).
Obwohl aber die in diesen chips verwendete Aussagenlogik so allgemeingültig und wirklichkeits-unabhängig WAHR ist, entfaltet dieses axiomatische Schweinesystem eine gewisse gesellschaftliche WIRKUNG. Und was für eine.
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Es ist aber in aller Regel so, dass Menschen, die sich ziemlich gut mit diesen logischen Wahrheiten auskennen und ganz kluge, unumstößlich wahre Aussagesätze von sich geben, beim anderen Geschlecht nicht sonderlich attraktiv ankommen.
Allein dies gibt Hoffnung.
Da bekommt doch "den Tisch decken" eine ganz neue Bedeutung . . . .
...Ungeahnte Möglichkeiten!
Für die BDSM-Fraktion bitte mit Schlagsahne.