einfach so
was ist denn Einfachheit so alles?
Pardiiiieeee !
So sehe ich das auch. Natürlich ist die Welt in ihrem mystischen Kern ganz einfach einfach. Wird so aber auch schnell langweilig. Immer nur Mystik und Meditation ist gaga, alles hat seine Zeit und als Dipol zur Einfachheit greifen wir dann gerne auch mal auf das 24-er-Gefache einer Kiste Becks-Bier zurück.
In meiner Mystik ist das Universum entstanden, als die ursprüngliche Einheit eine gewisse Sehnsucht verspürte. Da nix anderes zuhanden war, zunächst eine Sehnsucht nach sich selbst, aber allein schon durch dieses Auseinanderfallen in Subjekt und Prädikat warens dann schon zwei und die Party konnte losgehen.
Seitdem zerteilt sich das immer weiter, und wenn es schön ist, dann hat es eine gewisse Symmetrie wie ein Kaleidoskop oder ein Kristall.
Je mehr Spiegel das Kaleidoskop hat, desto komplexer und aufregender wird das Muster, das entsteht.
Ich empfinde mich selber als einen ganz kleinen Teilausschnitt dieses gigantischen Kristalls, den wir Universum nennen. Alle Menschen, denen ich begegnet bin, jedes Buch, das ich gelesen habe, jeder Traum, den ich geträumt habe, jede Musik, die ich gehört habe, alle diese Eindrücke haben mich geprägt und einen reduziert-ähnlichen Abdruck ihres eigenen Musters in mir hinterlassen. Je älter ich werde, desto ausge-
prägter und komlexer wird dieses Muster.
Wenn ich mit einem anderen Menschen konnektiere, kommuniziere, dann werfe ich ihm (sprachlich) verschlüsselte, komprimierte Teilausschnitte meines Musters zu. Manchmal trifft es sich, dass dieser Mensch bei sich selbst ähnliche Muster sieht, dann ist sowas wie Verständnis oder Resonanz da. Dann ist Kommunikation möglich und schön und macht Spass, und wir können uns ellenlang gegenseitig an der Betrachtung immer tieferer Feinstrukturen unserer Muster erfreuen und uns gegenseitig bemalen, schleifen, meisseln, beschnuppern, zusingen oder vögeln.
In anderen Fällen kommt es vor, dass der Empfänger meiner Nachrichten die Jalousien runterhat oder einen Zerrspiegel oder defekten/anderen Dechiffrier-Schlüssel verwendet, oder wirklich GAR keine Ähnlichkeit der Muster vorliegt. Dann ist Kommunikation nicht möglich.
Ich werde langsam ein alter Mann.
Viele liebe Menschen (und auch einige weniger liebe) haben ihre Eindrücke in meinen Mustern hinterlassen, so dass das sehr komplex geworden ist. Das ist ganz normal, und seit ich Kinder habe, bilde ich mir auf diese Komplexität nur noch wenig ein.
Dennoch begegne ich bisweilen Menschen, die wesentlich älter als meine Kinder sind, und bei denen ich dennoch den Eindruck bekomme, dass ihre Muster weit weniger ausgeprägt sind als meine; erheblich weniger Feinstruktur und Tiefenschärfe aufweisen. Auch darauf bilde ich mir zunächst nicht viel ein, ich gebe mir dann ein wenig Mühe, die hinübergeschleuderten Gedanken-Muster angemessen oberflächlich, grobschlächtig und einfach zu halten. Es gelingt mir aber nicht immer, dies so zu gestalten, dass mein Gegenüber auf die Komplexitäts-Differenz nicht aufmerksam wird, meist unbewusst. Das Gefälle an und für sich selbst sorgt dann sehr oft für eine gewisse Verstimmung. Es steht aber nicht in meiner Macht, die Komplexität meiner eigenen Muster zu reduzieren.
Manchmal tritt der umgekehrte Fall ein: Dann begegne ich einem Menschen, dessen Muster viel differenzierter sind als meine. Ich bemühe mich dann um Demut und Respekt und bitte ihn, seine Prägungen bei mir zu hinterlassen. Aber auch mir gelingt das nicht immer: Das nagt dann am Selbstwertgefühl und anstatt mich weich und prägsam zu machen, suche ich in mir selber nach Ausreden und Erklärungen, warum ich diese Teile vernachlässigt habe. Sobald ich das später merke, ärgere ich mich dann über mich selbst.