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... für mich der bedeutendste Philosoph gewesen. Er hat mir die Tür in diese verwinkelte, undurchsichtige Burg mit dem Namen ‚Philosophie’ geöffnet.
Dem schließe ich mich vollumfänglich an.
... wer die Schönheit der Weiber wahrnimmt, ohne sie zu begehren, der muss wohl eine gewisse Abneigung gegen alles Weibliche haben, denke ich.
Nicht unbedingt.
Für Schopenhauer können wir hier wohl das "Begehren" als praktisch identisch mit dem "Willen" setzen. Seine "Verneinung" dieses Ur-Triebes resultiert im Wesentlichen aus seiner intellektuellen Beschäftigung mit den indischen Upanishaden und der Vedanta, deren erste Übersetzungen zu seinen Lebzeiten in Europa kursierten.
Natürlich ist der Themenkomplex für die europäische Rezeption immer durch ähnlich gelagerte Spaß-Bremsen aus dem Christentum oder der Stoa gebrochen, aber der Inder hat da angeblich bessere (Atem-)Techniken für den Umgang mit seinen Begehrlichkeiten entwickelt, was ein GutTeil seines Faszinosums ausmacht.
Noch erfolgreicher waren im späten 19. Jhdt. die Techniken der sogenannten amerikanischen ->Cowboys, die nach wochenlangem Ritt durch die Prärie ohne fließend Wasser so sehr stanken wie die Wiedehopfe, dass an echtes Begehren nun wirklich nicht zu denken war. Im Gegensatz zum europäischen Rationalismus ein sehr pragmatischer Ansatz.
Im heutigen Zeitalter der Authentizität müssen wir uns einfach eingestehen, dass die Verleugnung des eigenen Begehrens auch bei Anwendung der bestmöglichen Technik schlicht und einfach verlogen ist, jedenfalls während der zeugungsfähigen Lebensphase. Haben wir dieses Primat der Instikte einmal wahrgenommen, wirken die Erklärungsversuche von Menschen, die mit ihren Techniken zur Bewältigung quälend unerfüllter Sehnsuchte hausieren gehen, eher belustigend.
Weil: Das glaubst Du dann eh nicht mehr.