Söldner der eigenen Feigheit
Was uns im Moment als Helden und Idole "verkauft" wird, ist überwiegend kalter Kaffee. Wir befinden uns an einer Epochenwende, einer Zeitmauer, da bin ich mir sicher.
Was den zweiten Teil dieser Aussage angeht, so habe ich denselben Eindruck. Die Ruhe vor dem Sturm?
Was den ersten Teil angeht, so weiß ich zwar, wie du es meinst. Dennoch möchte ich hier einhaken und sagen, dass uns nichts verkauft wird, was wir nicht provozieren. Anders gesagt, es steht nichts in den Läden, was sich nicht irgendwie für den Produzenten oder Verkäufer rechnet.
Wir entscheiden selbst über unsere Helden, ob Mickey Mouse, Sissy, oder Bart Simpson.
In diesem, Zusammenhang finde ich das Phänomen der parallelen, kollektiven Bewusstseinsstände interessant.
Manche Filme haben eine durchaus epochale Strahlkraft. "High Noon" war deshalb von der Kritik und den Zuschauern gleichermaßen begeistert aufgenommen worden, da er die McCarty Äera in den USA der 50er Jahre interpretiert - alle halten das Maul, weil sie sich um ihre persönliche Entwicklung (Freiden, Karriere, etc.) sorgen. Der einsame Held muss es richten. Der Held ist in den seltensten Fällen gesellschaftstauglich, reitet stattdessen nach erfülltem Auftrag der untergehenden Sonne entgegen. Zuvor macht er die Drecksarbeit, verteidigt die Ideale der Gemeinschaft.
In diesem Zusammenhang finde ich den Film "Der Mann, der Liberty Valance erschoss" sehr spannend.
Der Held ist Projektion und Ersatz. Er ist der Racheengel der eigenen Fantasie.
Die Tiefenwirkung von "Avatar" liegt in der Sehnsucht nach einem (real) längst verloren gegangenen Leben im Einklang mit der Natur. Eine Umkehr ist möglich, so suggeriert es der Film. Das tut uns das allen gut. Es beruhigt.
Erst wenn wir auf uns zurück geworfen werden - wie beispielsweise im Film "39,90" oder "Terminator" - die Verantwortung nicht abgeben können, sondern vielmehr in die Verantwortung genommen werden, stirbt der Held am Ende. In diesem Fall können wir die Erlösung moralisch bedenklicher Entwicklungen nur selbst leisten. So dient in diesem Fall der Held lediglich dazu, uns einen Spiegel vorzuhalten, um uns in die Pflicht zu nehmen.