@ralf
Was Du schreibst macht mich traurig
Einige wenige bilden den kleinen elitären Kreis und betrachten den Rest als notwendiges Beiwerk.
Man möchte dich packen und schütteln und rufen "So'n Unsinn. Wenn überhaupt gehörst Du in jedem Fall unverzichtbar dazu." Auf Deinen permanenten Appell zur Einfachheit und Menschlichkeit möchte ich hier auf gar keinen Fall verzichten.
Ich kann leider nicht auf alles eingehen, was Du schreibst:
Wirklich zusammenhängende Diskussionen über ein klares Thema kann ich hier nicht erkennen.
Egal in welchem Thread, es ist keine Struktur erkennbar. Für mich sind es oft zusammenhanglose Beiträge, oft unverständliche Beiträge.
Dies ist ein schwieriges Feld:
Wer in den akademischen Betrieb der Geisteswissenschaften reingeschnnuppert hat, der weiss, wie eng mitunter der Fokus werden kann: Zu den aberwitzigsten Unter-Themen gibt es regalmeterweise Literatur, die für ein Examen oder eine Doktorarbeit gesichtet werden will und muss (Meine lustigste Semesterarbeit hatte Relativpronomina in Neu-Guinea-Pidgin-English zum Thema).
Sowas ist als Hobby neben einer Erwerbsarbeit nicht zu bewerkstelligen. Dafür braucht man Zeit. Viel Zeit.
In der Informationsgesellschaft werden wir alle von Wissen und Fakten erschlagen. Egal zu welchem Thema Du recherchierst: Je tiefer wir eindringen, desto mehr wird uns bewusst, wie wenig wir eigentlich wissen, wie viel wir eigentlich noch lesen müssten, um das Recht zu erwerben, überhaupt den Mund aufzumachen.
Ein Hochschuldiplom bringt vor allem dieses mit sich: Wir sind im Rahmen der Diplomarbeit unter Anleitung eines Lehrers ein einziges Mal in einem thematisch aberwitzig-extremst beschränkten Forschungsfeld so weit an das Ende des Tunnels vorgedrungen, dass wir sagen konnten: Ja, auf diesem Feld habe ich ALLES beackert, was je veröffenlicht wurde.
Sonderlich sinnvoll war das meist nicht.
Aber es stärkt einem ungemein und sehr nachhaltig den Rücken und das Selbstbewußtsein. Hieraus erklärt sich der Eindruck von Arroganz, den viele schnell empfinden, denen sowas nie vergönnt war.
Vor allem zeigt dies auf, wie schwierig es ist, wirklich eng am Thema zu bleiben. Das wird ganz schnell langweilig. Ich bin eigentlich sehr froh darüber, dass wir hier immer mal wieder ein wenig rumkaspern.
Stichwort Entfremdung: Diese extreme Spezialisierung bei wissenschaftlichen Themen ist das Pendant zum Arbeiter am Fliessband, der wirklich nur noch einen Handgriff erledigt, und ständig davon bedroht ist, durch einen Roboter ersetzt zu werden.
Aber die Gruppenarbeit ist dem überlegen, das haben die Japaner in den 90ern gezeigt.
Du willst nicht wirklich, dass wir hier einen akademisch-fokussierten thread bspw zum Humanismus-Begriff lostreten, oder? Mit 7356 Einträgen im Literaturverzeichnis, die bitte alle vorher gelesen werden...
Nicht immer der Logik folgen, sondern auf Beiträge eingehen.
Ich sehe bei Dir, Ralf, vergleichsweise selten diese Zitat-Kästchen.
oder bin ich in einer Gruppe, um mich nur selbst darzustellen und nur meine "Weisheit" zu verbreiten?
Wenn Peter über Paul redet, erfährt man meist mehr über Peter als über Paul.
Ich meine das nicht böse, Ralf: Es kommt nicht selten vor, dass ich selber nach dem Absenden eines posts (oder an den Reaktionen darauf) endlich merke: "Oh Mann, bin ich heut scheiße drauf."
Es hat sich dann gelohnt, gerade deshalb.