Ob es einen Übermenschen gibt, sei dahingestellt.
Ich denke, es ist die Eitelkeit, das Ego, das uns alle als etwas Besseres herausputzen möchte und so kommt es zu der Kategorisierung: Normalmensch -- Übermensch. Auf einer sportlichen körperlichen Ebene ist dies okay, da will ich gerne wissen, wie weit ich springen kann. Aber wehe, jemand will meine Geisteskraft anzweifeln. Da fühle ich mich angegriffen und Anderen wird es ähnlich ergehen. Daher ist die Vokabel Übermensch auf mentaler Ebene, wie ich meine, eine schwierige und vor unserer deutscher Vergangenheit allemal.
Zuerst gilt festzustellen, dass Überbevölkerung nicht "Da Draußen" ist, da, wo es sich bei Google Earth knubbelt und konglomeriert, sondern ICH bin Überbevölkerung. Jedenfalls aus Sicht eines Japaners oder Russen, der sich das Ballungsgebiet einmal genauer anschaut.
Dann gehe ich zudem hin und vermehre mich und erdreiste mir eine höhere Lebenserwartung, als unsere Vorfahren sie hatten. Dazu fahre ich Auto und benutze Plastik, rühre also an den fossilen Vorräten, für die Saurier und Farne ein ganzes Karbonzeitalter gebraucht haben, sie einzulagern.
Und die gehen nun langsam zuende. Wir führen diese Diskussion etwa so: Der Raum wird eng. Wenn nicht bald was passiert, platzen wir aus allen Nähten und stell dir vor, ab Morgen gibt es keinen Treibstoff mehr, oder der Liter kostet 5 DM.
Liebe Leute, das geht ja zu, wie im Kindergarten!
Zoomt doch einmal bei Google Earth in die Städte und schaut euch die Krebsgeschwüre an. Warum eigentlich dieser Vergleich mit Krebsgeschwüren? Das impliziert doch, dass die Städteentwicklung krank ist. Oder dass Krebs krank ist. Aus wessen Sicht wird denn hier der Blick gerichtet?
Aus meiner Sicht sind 98 Prozent der Erde unbewohnt. Gut so. In den Bergen lässt sich schlecht zusammenballen und unter Wasser muss man etwas anders planen. Aber das wäre eine nette Herausforderung, Platz zu schaffen. Machen wir es uns gemütlich auf der Erde und verkubbeln uns alle nicht ausgerechnet in den Städten. Wir haben doch Internet zur Kommunikation und in den Wäldern lange keine Wölfe mehr. Wozu also muss man auf einen Gluck zusammenpappen?
Bleibt das Ernährungsproblem. Hier sind wir aber auch gut vorangekommen. Früher mussten wir uns Kühe und Schafe auf die Weide stellen, um über den Winter zu kommen. Heute gibt es Tiefkühlschränke. Im Prinzip ließe die Tierhaltung sich ganz abschaffen, denn bis ein Tier schlachtreif ist, hat es viel zu viel vegetarische Ressourcen weggefressen und Tierfleisch sättigt auch nicht mehr als ein vegetarisches Pastagericht, zum Beispiel. Also würde ich gerne einmal die Landwirtschaft "bereinigt" wissen und einmal aufgelistet bekommen, wie viele Getreidefelder der Tierproduktion dienen -- im Vergleich zum Korn, das ggf. direkt zu Brot für den Menschen vermahlen wird.
Hernach ist wieder ordentlich Nahrung auf der Erde, ich schätze für ein Drittel Weltbevölkerung mehr. Oder besser: machen wir doch einmal die Jetzige satt. Mir ist nicht wohl bei der Idee, mittels Google Earth in ein afrikanisches Dorf zu zoomen, wenn ich weiß, dass dort unten Kinder sterben. Gut, man sieht es nicht. Noch nicht, aber in ein paar Jahren wird die Satellitentechnik soweit sein, dass wir "denen" beim Sterben zusehen können und natürlich umgekehrt. Sie schauen zu, wie ein deutscher Reisebus bei Schnee gegen eine Leitplanke gedrückt wird.
Vielleicht gibt es extra auf diese Ereignisse ausgerichtete Fernsehsender, vllt. auch nicht, weil das schon Fernsehen genug ist.
Doch zurück zum Thema. Ändert sich wirklich etwas? Wird die Menschheit durch bessere Technik eine Bessere, etwa, weil sie das globale Leiden hautnah miterlebt? Ich fürchte nein, alldieweil sich nur der Blickwinkel weitet. Das Gesehene, das hinter der Pupille anlandet, wird nicht besser reflektiert, hochwertiger, als zuvor. Sonst hätte uns das Elend der beiden Weltkriege im letzten Jahrhundert hautnah getroffen und wachgerüttelt.
Stattdessen sind wir neidisch auf Nachbars neuen Wagen, haben Angst, dass einer uns das Grillwürstchen wegfrisst, wir bangen um unsere Jobs, wollen überall hin und besser als Andere sein, warum also nicht auch in einem größeren Blickfeld?
Es ist schon arm, dass facebook oder twitter einmal politische Bedeutung bekommen, aber doch nicht hier bei uns! Wenn ich einen Missstand bei facebook anzeige, dann bekomme ich drei "Gefällt mir" -- wenn es überhaupt jemand wahrnimmt und das nicht etwa vom Spiele-Kiki oder der Jacobs-Krönung-Werbung zugespammt wird. Letzendlich sind wir in diesem Hyperkettenbrief zahlendes Mitglied, auf einer Mentalebene, aber eine intelligente Masse kann ich da nicht erkennen. Gut, es stechen ein paar heraus, aber die Masse ist breiig, wie sonst nie.
Huch, wollte ich nicht sagen, die Masse bin ich?
Ja, genau.
Ich fühle mich vermatscht in einem Idiotensumpf.
Ich = Idiotensumpf.
Lasst uns die Idee, die politische Führungsspitze auf den Kopf zu stellen, separat diskutieren, denn sie ist gut, wie ich meine. Nur muss man ihre metaphorische Kraft in den praktischen Alltag umleiten, denn nur so hat sie Wirksamkeit und auch eine Zukunft.
Noch etwas Anderes, dem lieben Herr Pue gewidmet: Wenn der Rat der Weisen nicht mehr hilft, dann ist es um die Weisen schlecht bestellt. Wahrscheinlich sind
sie längst Teil der Maschinerie geworden und es mag sein, dass neue Weise hermüssen, weil ihre Weisheit sich erschöpft hat.
Aber es kommt ohnehin alles zu seiner Zeit. Die fossilen Brennstoffe gehen zuende, der Wasserstoff kommt. Landwirtschaftsnutzfläche schwindet, Gen-Gemüse taucht auf. Im Amazonas werden Wälder abgeholzt, dafür Sojabohnen gesät. Wir schauen immer nur auf die Nachteile, sehen aber die Vorteile nicht. Der Mensch ist schon findig und hat gute Ideen. Aber in erster Linie, um sich selbst einen Reichtum anzuhäufen und nicht etwa, um global ein Problem als Ganzes anzufassen. Wenn man dies einmal erkennt, kann man diesen Eigennutz allen zunutze machen.
Und genau das passiert. Das ist der Level, auf dem wir stehen.
Es gibt somit nichts zu ändern.
Es gibt nur: Wieder hinsetzen, Füße still haben und das Restleben genießen.
Das wäre doch auch schön.
Herzlicher Grüße,
von Vajra