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Erkenntnis des Tages!449
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ist erkenntnis möglich?

@pue
Also mit der Idee der Bezugssysteme hab ich so meine Schwierigkeiten. Ich würde auch sagen, dass der Begriff der Wahrheit nur Sinn macht für Wesen, die eine Sprache und einen Verstand haben. Einzeller haben das halt nicht.

Aber wir können nicht sagen, dass etwas in einem Bezugssystem wahr ist und nicht in einem anderen. Wenn wir als mit Geist ausgestattete Wesen zwischen verschiedenen Bezugssystemen innerhalb dessen, was unserem Geist zugänglich ist, unterscheiden, dann sind wir immer schon über einzelne Bezugssystem hinaus.

Wir geben dann nämlich Urteile ab, die über die Verschiedenheiten der anderen Bezugssysteme Aussagen machen. Und das kann man nicht von innerhalb nur eines Bezugssystems. Wenn man sagt, wir könnten das immer nur innerhalb von einem Bezugssystem machen, dann enden wir in einem totalen Relativismus, in dem es weder objektive Wahrheit noch objektive Erkenntnis und Urteile gibt. Dann erübrigt sich auch jede Art von Diskussion. Jeder ist dann in seinem/ihrem eigenen Bezugssystem gefangen.

Kai ist größer als Irene. Wenn es stimmt, ist es wahr. Wüsste nicht, warum ich das in Zweifel ziehen sollte.
Womöglich wächst Irene aber noch und die Wahrheit wird zur Falschaussage.

Sorry, aber das ist ein Fehlschluss. Die Aussage ist immer noch wahr, denn ob etwas wahr oder falsch ist hängt oft von den Umständen ab, unter denen sie gemacht wird. Wenn ich am 26. Januar sage: "Gestern war ich in der Stadt" und ich war tatsächlich am 25. in der Stadt, dann wird diese Aussage nicht morgen falsch. Wenn ich dieselben Worte morgen benutze, mache ich nämlich nicht mehr dieselbe Aussage, auch wenn ich dieselben Worte in der Aussage verwende.
**e Mann
2.564 Beiträge
Die Aussage von damals: 'Kai ist größer als Irene', ist nicht mehr wahr. Basta. Ich wollte nicht die gleichen Worte noch einmal machen. Sie gilt aber nicht zu allen Zeiten.

Aber wir können nicht sagen, dass etwas in einem Bezugssystem wahr ist und nicht in einem anderen.

Wir haben im Fall oben unterschiedliche zeitliche Bezugssysteme und eine
Aussage, die einmal wahr und einmal falsch ist.

Mit objektiver Wahrheit und objektiver Erkenntnis wäre ich ganz vorsichtig, bleibe da lieber beim Relativismus.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
dat sacht wiki
Es existiert keine einheitliche Definition des Begriffs Erkenntnis. In einer ersten Annäherung kann man Erkenntnis als den Prozess und das Ergebnis eines durch Einsicht oder Erfahrung gewonnenen Wissens bezeichnen.

also, was wissen, erkennen wir und was wird von außen zu uns getragen ohne dass wir in der lage sind es zu überprüfen, wir müssen es halt glauben oder auch nicht.

erkenntnis setzt sinne voraus, sehen, schmecken, riechen, hören und fühlen. das denken spielt da eher eine untergeordnete rolle. da diese sinne jedoch in ihrem sosein schwankend (relativ) sind verhält es sich genau so mit der erkenntnis.

sachichmaso calm*wink*
Basta?
Wahre Aussagen haben Wahrheitsbedingungen, die sie wahr machen.

Zu den Wahrheitsbedingungen der Aussage "Kai ist grösser als Irene" gehört ein Zeitindex, da die Grösse von Menschen nicht zeitunabhängig ist. Ihre Wahrheit hängt von dem Zeitpunkt ab, zu dem sie gemacht wird.

Wenn sich die Wahrheitsbedingungen ändern, z. B. weil die Wortfolge "Kai ist grösser als Irene" zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt wird, dann wird nicht die erste Aussage plötzlich falsch, sondern eine Aussage, die aus denselben Worten besteht und ebenfalls von einem Zeitindex abhängt besteht, muss erneut auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft werden. Es ist gar nicht mehr dieselbe Aussage, weil ihr semantischer Gehalt jetzt von anderen Wahrheitsbedingungen abhängt.

Mit Wahrheitsrelativismus hat das nichts zu tun.

Im übrigen: Mit jemand, der wirklich Relativist sein will, kann man keine rationale Diskussion haben. Relativisten haben nämlich, wenn sie wollen, immer recht. Sie können sich ja immer auf ihr eigenes Bezugssystem berufen, gemäss dem etwas wahr oder falsch ist.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
hilferuf an westost........
......wer ist denn dieser jemand? ein nick name?

ok, sprechen wir von größen, es war einmal ein könig, der wollte wissen wie groß sein land ist und beauftragte einen vermesser den umfang zu ermitteln, dieser kam mit einem ergebnis zurück, nein sagte der könig, es muß größer sein, deine messlatte ist zu groß, nimm eine kleinere, damit kommst du besser in die ecken, gesagt getan aber auch das war dem könig nicht groß genug und so wurde die messlatte immer kleiner und feiner und der umfang des reiches nahm zu. irgendwann sagte der vermesser, herr könig, ihr reich ist unendlich groß.................

somit ist erkenntnis auch der punkt, den ich ansetze um nicht mehr weiter forschen zu müssen.

bis hierher und nicht weiter.............

vielleich wäre ja auch irene größer, wenn sie ihre haare toupieren würde.

tja.....calm*wink*
@sweet_calm
Dass Erkenntnis von unseren Sinnen abhängt, ist unbestritten. Zumindest wenn es um die äussere Welt geht. Bei mathematischen und logischen Erkenntnissen ist es anders. Deshalb heisst es bei Wiki auch "...durch Einsicht oder Erfahrung...". Und dass man sich auf die Sinne nie 100%ig verlassen kann ist ebenfalls unbestritten. Deshalb ist die Erkenntnis, die wir als Menschen haben können, nicht absolut sicher.

Aber das heisst ja wohl nicht, dass es seit spätestens dem 17ten Jahrhundert nicht einen enormen Erkenntnisfortschritt, vor allem in den Naturwissenschaften, gegeben hat. (Ob das letztenendes gut für uns war, ist eine andere Frage).

Erkenntnis ist übrigens ein Begriff, der ohne einen Begriff von Wahrheit keinen Sinn macht. Man kann auch nicht sinnvoll von Wissen reden und die Idee von Wahrheit nicht akzeptieren.

Kann man sagen: "Ich weiss, dass heute Donnerstag ist, aber es ist nicht wahr"? Wer nicht an Wahrheit glaubt, kann auch nicht mehr sagen, wir hätten ein Wissen von vielen Dingen.
Ich geh jetzt gleich ins Bett
Gut, dass hier jemand (!) ist (das bist jetzt du, sweet_calm), der das alles nicht so bierernst nimmt wie ich es manchmal tue, wenn's um Philosophie geht.

Mein "jemand" bezog sich nicht auf eine bestimmte Person. Pue wollte ja lieber bei seinem Relativismus bleiben. Aber ich habe den Verdacht, dass niemand ein konsequenter Relativist sein kann. Wir könnten überhaupt kein halbwegs normales Leben führen, wenn wir nicht in unzähligen Situationen an sowas wie objektive, verlässliche Wahrheiten glauben würden.

Ich bin der Meinung, dass man einen wirklichen Relativismus nicht leben kann. Er wird aber oft angepriesen, weil er so schön tolerant und anti-autoritär zu sein scheint. Leider ist das nur ein Schein!
*******alm Paar
7.574 Beiträge
menno,
an wahrheit glauben.............

ok, geht auch!

ist alles nur glaubenssache, sogar die wahrheit.

calm*wink*
Glauben heisst nicht wissen
ist alles nur glaubenssache

Na gut, dann glaube ich dir einfach nicht, dass alles nur Glaubenssache ist.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
verwechselungen......
......wahrheit und vertrauen werden oft verwechselt!

calm*wink*
Westost46
----das kommt ja schön in fahrt... zunächst mal, ich bin überhaupt nie böse, wenn man mir wiederspricht, sonst hätt ich mich hier nicht angemeldet...solange das nicht mit besserwisserischer überheblichkeit geschieht, freue ich mich mitunter sogar darüber, weil es mir die möglichkeit gibt, meinen standpunkt zu überdenken usw....


--- zum thema sind programmiert... da hab ich den begriff nicht gut gewählt, aber die DNA stellt sich mir mathematisch dar....
das nur die mathematik die einzigen konstanten liefert, auf die wir auch in zukunft noch ziemlich sicher bauen können, war natürlich eine vage behauptung, die ich gerne so in die runde geworfen habe.... trotzdem glaube ich nicht, dass mir jemand das gegenteil beweisen kann--

--und jenachdem welche vorstellung jemand vom raumzeitbegriff hat, kann auch bezweifelt werden, dass irene am donnerstag dem...kleiner war als kai--- selbst, wenn das jemand mit eigenen augen gesehen und zur sicherheit in sein notizbuch geschrieben hat....

...du glaubst nicht, dass alles nur glaubenssache ist.. *zwinker* ---


im grunde spielt es für mich keine rolle, ob ich durch ein plus an erkenntniss oder glauben voran komme....--- und in meinem bezugssystem gibt es auch erkenntnis und wahrheit---

die wahrheit ist bestimmt etwas ganz einfaches, aber wir sehen den wald vor lauter bäumen nicht---

vielleicht ist auch alles wahr, jeder gedanke, ist wahr, in dem augenblick, wo er gedacht wurde, weil wenn er nicht wahr wäre, wie könnte er sonst gedacht werden?....ich denke, das thema ist zu verwirrend----- solln sich mal die philosophen darüber den kopf zerbrechen...oder sich themen widmen, welche erschlossen werden können *aua*
erkenntnis setzt sinne voraus, sehen, schmecken, riechen, hören und fühlen. das denken spielt da eher eine untergeordnete rolle

Aber hallo, Erkenntnis entsteht doch erst durch die gedankliche Verarbeitung der Sinneseindrücke in vielfältiger Form!

Die Annäherung an die Wahrheit geschieht in Form einer e-Funktion, die Wahrheit kann also auch in der Unendlichkeit nicht ganz genau erreicht werden.

Die Wissenschaft versucht, die Subjektivität der Sinne dadurch auszuschalten, dass sie Versuche mit immer weiter verfeinerten Messmethoden und Randbedingungen oft wiederholt (das dabei auftretende Problem mit der Länge der Messlatte ist jedem Kartographen bekannt und frei übertragbar). Jeder gute Wissenschaftler geht nach dem Grundsatz, dass jede Wahrheit nur bis zu ihrer Widerlegung gültig ist, bei seinen Versuchsaufbauten so vor, dass er nach Möglichkeit den Fall aufspürt, auf den seine Hypothese nicht zutrifft, er also sich selbst seinen Irrtum beweist, um aus der Differenz von Hypothese und Versuchsergebnis neue Erkenntnisse zu gewinnen und eine neue Hypothese zu entwickeln.

Im Unterschied dazu versucht die Philosophie erstaunlich oft, durch eine geniale Erkenntnis die absolute Wahrheit gleichzeitig mit einem einzigen Sprung zu erreichen und ihre Allgemeingültigkeit zu beweisen.
McDoodle
Mit McDoodle stimme ich weitgehend überein. Mangels ausreichender Kenntnisse in Mathe kann ich die Idee von der Annäherung an die Wahrheit mittels der e-Funktion nicht beurteilen, glaube aber, dass eine Annäherung an wissenschaftliche Wahrheit prinzipiell nicht mathematisch beschrieben werden kann. Wissenschaftlicher Fortschritt vollzieht sich manchmal extrem langsam, mal in Form von schnellen wissenschaftlichen Revolutionen.

Was die Rolle und die Wichtigkeit des Denkens im Erkenntnisprozess angeht, stimme ich voll überein. Es geht zwar nicht ohne die Sinne (und Intuition!), aber sie sind in den empirischen Wissenschaften nur der Ausgangspunkt. Und in den formalen Wissenschaften (Logik und Mathematik) geht's überhaupt nur ums Denken. Und um Anschauung, aber nicht um sinnliche Anschauung.

Die Beschreibung des Wissenschaftsfortschritts in McDoodles Beitrag ist ganz konform zu der auf Karl Popper zurückgehenden Lehre. Fortschritt wird erzielt, indem man bisher akzeptierte Theorien experimentell widerlegt und sich was Neues einfallen lässt, das sich experimentell besser belegen lässt.
**e Mann
2.564 Beiträge
@****ost

Noch einmal zur vorigen Seite: ich schrieb schon, dass ich die Worte eben nicht wiederhole, also keine gleiche Aussage zu einem späteren Zeitpunkt machte.
Meinetwegen steht es aufgeschrieben auf einem Zettel. Findet man ihn nach Jahren, dann war die Aussage mal richtig und ist in der Gegenwart falsch.

Wenn du von Wahrheitsbedingungen sprichst, die erfüllt sein wollen, dann sind das doch genau die Rahmen, die ich meinte. Du legst so dein Bezugssystem fest.

Wenn ich fleißig bin und im Haus alle Fenster geputzt habe, sage ich meiner Frau: 'Ich habe alle Fenster geputzt'. Der Spitzfinder würde sagen: niemals, aber er vergisst, dass es auch unausgesprochene Absprachen über Bezugsräume gibt.

Nehmt es doch nicht so schwer mit der Wahrheit. Da braucht es keine e-Funktion, es braucht nur das System, in der die Aussage gemacht wird.

'Wissenschaftliche Wahrheit' verstehe ich nicht. Gibt es da eine andere? Es klingt immer so, als gäbe es da draußen irgend wo eine Wahrheit, die es gelte, zu entdecken. Die gibt es aber nicht. Wahrheit bezieht sich auf Sätze, die ich spreche, also auf die Sprache und nicht auf die Umstände, die ich beschreibe. Ich kann mich also einer Wahrheit nicht annähern, sondern versuche, einen Sachverhalt möglichst treffend zu beschreiben. Mal gelingt es, mal nicht.

Die Frage stellt sich also: gibt es einen Satz, der absolut wahr ist?
Ich denke schon, nur wird er wenig aussagen, z.B.: 'Dies ist ein Satz.'

Absolute Wahrheit ist nur in der Rückbezüglichkeit auf Sprache selbst möglich. Sag ich jetzt mal so und hoffe, dass da schon viel Schönes dran ist (-;
Meinetwegen steht es aufgeschrieben auf einem Zettel. Findet man ihn nach Jahren, dann war die Aussage mal richtig und ist in der Gegenwart falsch

Vielleicht sollte ich nochmal genauer sagen, was ich gemeint habe. Ich finde, dass es nicht allzu viel Sinn macht, Sätze - z.B. die Worte, die auf einem Zettel stehen - als entweder wahr oder falsch zu bezeichnen. Ich halte es für besser, nur bei Behauptungen davon zu sprechen, dass sie wahrheitsfähig sind. Also entweder wahr oder falsch. Dann hat man nämlich das Problem vom Hals, sagen zu müssen, dass dieselbe Aussage einmal wahr und ein andermal (z.B. ein Jahr später) falsch ist.

Ich ziehe es auch vor, von Wahrheitsbedingungen statt von Bezugssystemen zu sprechen, weil man bei Bezugssystemen immer in Gefahr ist, in einen unhaltbaren Relativismus zu verfallen. Wenn es um faktische (auf die Welt bezogene) Wahrheit geht, gibt es nämlich immer nur ein Bezugssystem, nämlich die eine Welt/Wirklichkeit, in der wir leben.

Strenggenommen kann man die Behauptung "Kai ist grösser als Irene" nicht nach einem Jahr wiederholen. Es ist dann eine neue Behauptung, die wahr oder falsch ist, je nachdem wie dann die Wirklichkeit, auf die sich die Behauptung bezieht, beschaffen ist. Es ist m.E. nicht die alte Behauptung, die dann plötzlich falsch geworden ist. Behauptungen sind entweder wahr oder falsch. Wenn sie wahr sind, können sie nicht irgendwann später falsch werden. Und wenn sie falsch waren, können sie nicht irgendwann wahr werden. Sonst kommt man in Teufels küche.

Noch was zur Klärung. Ich halte es für sehr wichtig, genau zu unterscheiden zwischen dem Begriff von Wahrheit, also was mit dem Wort "Wahrheit" gemeint ist, und der Frage, ob wir jemals mit Sicherheit feststellen können, ob eine Behauptung wahr ist.

Wenn ich von wissenschaftlicher Wahrheit gesprochen habe, dann war das ein bisschen leichtfertig. Sogenannte wissenschaftliche Wahrheiten sind Erkenntnisse, die hypothetisch sind. Mit anderen Worten, sie sind solange als verlässlich anerkannt, bis die Theorie, auf der sie beruhen, widerlegt und durch eine bessere, erklärungsstärkere ersetzt ist.

Im Gegensatz zu simplen Wahrheiten wie "ich schreibe gerade einen Beitrag zu unserer Diskussion" sind wissenschaftlich-theoretische Aussagen über die Welt nicht leicht überprüfbar. Wir können die Wahrheit solcher Behauptungen nie mit Sicherheit feststellen. Das liegt schon daran, dass sie auf sogenannten induktiven Schlüssen beruhen. Das heisst soviel wie: noch so viele positive Ergebnisse von Experimenten lassen keinen logischen Schluss zu, dass auch alle zukünftigen Ergebnisse positiv sein werden.

Es klingt immer so, als gäbe es da draußen irgend wo eine Wahrheit, die es gelte, zu entdecken. Die gibt es aber nicht. Wahrheit bezieht sich auf Sätze, die ich spreche, also auf die Sprache und nicht auf die Umstände, die ich beschreibe

Ich glaube hier liegt wirklich ein ganz grosser Unterschied in unseren Auffassungen über Wahrheit. Für mich ist Wahrheit zwar auch eine Eigenschaft von Aussagen bzw. Behauptungen. Aber wir beziehen uns mit Aussagen nicht auf Sprache, sondern auf die aussersprachliche Wirklichkeit.

Das ist, was ich Wahrheitsbedingungen nenne. Und ob die erfüllt sind, hängt nicht von etwas Sprachlichem ab, sondern davon, wie die Wirklichkeit, auf die wir Bezug nehmen, beschaffen ist.

Philosophen würden meine Erkenntnistheorie dem Realismus zuordnen. Das heisst, ich glaube an eine sprachunabhängig bestehende Welt, die wir richtig oder falsch erfassen. Und wenn richtig, dann natürlich immer nur teilweise.

Deine Auffassung scheint mir nahe an dem zu stehen, was Idealismus heisst. Hier geht man davon aus, dass es keine Erkenntnis von etwas Sprach- oder Geistunabhängigem gibt. Wir sind immer gefangen in unserer geistigen bzw sprachlichen Welt. Die Annahme einer unabhängig existierenden und (mindestens teilweise) erkennbaren Welt halten Idealisten für falsch oder sinnlos. Was du Bezugssyteme nennst, ist für den Idealisten immer noch etwas von uns gemachtes. Deshalb können wir es auch ändern, und die Wahrheit einer Aussage ist dann relativ zum gewählten Bezugssytem.

Wir werden uns wahrscheinlich nicht auf einen gemeinsamen Standpunkt einigen können. Aber das macht ja nichts. Gut wär's, wenn wir wenigstens verstehen könnten, was wir meinen.
"Das "Wie", die Methoden, die Systeme, sie alle sind Erfindungen des Denkens, daher sind sie begrenzt, daher taugen sie nichts. Wenn Sie das aber verstehen und die Wahrheit erkennen, daß kein System jemals den Geist befreien kann, dann ist die Freiheit augenblicklich da."

-- Krishnamurti --
Das "Wie", die Methoden, die Systeme, sie alle sind Erfindungen des Denkens, daher sind sie begrenzt, daher taugen sie nichts.

Dass unser Denken begrenzt ist, heisst noch lange nicht, dass es deshalb nichts taugt. Das kann nur der behaupten, der glaubt, über diese Grenzen hinauszukommen. Das ist uns Menschen aber nicht möglich. Auch nicht Krishnamurti.

Ich glaube übrigens nicht einmal, dass unsere Methoden und Systeme des Denkens reine "Erfindungen" sind. Zum Teil, ja. Aber sie sind auch das Resultat der biologischen Evolution, die unsere Vorfahren im Tierreich durchlaufen haben. Unser Gehirn ist ein Organ! Nicht reiner Geist.
Unser Gehirn ist ein Organ! Nicht reiner Geist.

dazu empfehle ich elisabeth kübler ross oder raymond a. moody
Reine Quellenangaben ohne Zitat oder Erläuterung halte ich in einem Forum für suboptimal.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
m.e. ...........
Aber hallo, Erkenntnis entsteht doch erst durch die gedankliche Verarbeitung der Sinneseindrücke in vielfältiger Form!

.........sinneseindrücke werden nicht durch gedankliche verarbeitung zur erkenntnis, jedenfalls nicht durch bewusste verarbeitung, es findet weiter hinten statt und somit wird das denken hiervon beeinflusst.

calm*wink* in ein schönes wochenende
ich denke, sinneseindrücke verarbeiten wir bewusst und unbewusst... dabei entstehen muster und je öfter wir einen uns bekannten sinneseindruck in ein bestehendes muster eingeordnet haben desto unbewusster und schneller geschieht das, wenn wir jenen eindruck erneut bekommen, das hat natürlich den vorteil, dass wir nicht über jeden sinneseindruck nachdenken müssen um ihn in unserer realität begreifbar zu machen aber auch den nachteil, dass wir gefangene unserer eigenen erfahrungen werden können....

stimmt, dass ist nicht optimal, mit der reinen quellenangabe.... aber seit moody und kübler ross sollten auch skeptiker daran glauben können, dass bewusstsein nicht an organische strukturen gebunden sein muss.... es geht um nahtoderfahrungen... dabei wurde mehrfach festgestellt, dass menschliche "geister, seelen, astralkörper oder was auch immer" im schwebezustand zwischen leben und tod ihrer organischen hülle und einige sogar in einem zustand, wo sie für klinisch tot erklärt werden könnten, aus dem körper heraustraten und durch feste stoffe schweben konnten und eindrücke erfahren konnten, welche sie zu diesem zeitpunkt weder mit ihren organischen sinnessystem aufnehmen, noch mit ihrem organischen gehirn verarbeiten konnten..... nach wiedereintritt jener seelen in den körper und nach von ärzten erfolgreicher, bzw. von den seelen bewusst initiierter wiederbelebung sich an jene eindrücke erinnern konnten und dass diese auch stimmten.....
**e Mann
2.564 Beiträge
Ostwest: Etwas abzulehnen, weil wir dann in Teufels Küche kommen, ist vielleicht praktisch, aber längst kein Grund, die Hypothese als unwahr abzutun. Was ist, wenn wir in des Teufels Küche sind?

Auch bin ich nicht geneigt, Aussagen nur deshalb umzubiegen, um ein Problem von Hals zu bekommen.

Strenggenommen kann man die Behauptung "Kai ist grösser als Irene" nicht nach einem Jahr wiederholen.

So, nun kann ich die Behauptung streng genommen nicht wiederholen, sagst du. Also bleibt nur die eine alte auf dem Zettel. Die trifft aber nunmehr nicht mehr zu. Sie gilt nicht mehr als wahr. Das ist ein Dilemma, weil nun weder die Behauptung in der Gegenwart der der Vergangenheit entspricht, noch die alte gilt. Dann gilt gar keine.

Das heisst soviel wie: noch so viele positive Ergebnisse von Experimenten lassen keinen logischen Schluss zu, dass auch alle zukünftigen Ergebnisse positiv sein werden.

Das gilt auch in meinem Alltag. Sehe da keinen Unterschied zur 'wissenschaftlichen Wahrheit'.
Ich verlasse mich gerne auf die Erdanziehung. Es gibt keine simplen Wahrheiten, nur richtig und falsch.

Ich stimme dir zu, wenn du sagst, dass unsere Methoden und Systeme des Denkens nicht reine "Erfindungen" seien.
Das betrifft das Thema, das calm meinte und das wir, so glaube ich, weiter oben in dem Thread schon bearbeiteten. Ich spreche von Entdeckungen statt Erfindungen, weil neue Ideen und Hypothesen nicht entstehen, in dem man sie konstruiert, sondern in dem man sie fühlt. Die Ideen kommen, fallen ein. Ich kann das Umfeld bewusst derart gestalten, dass mir Ideen kommen, aber ich habe noch nie eine bewusst erfunden. Das war die Diskussion um den freien Willen, den ich auch nirgendwo erfinden kann.

Wie bekannt ist, zähle ich selbst das Internet zur natürlichen Evolution.

Wahr und falsch sind vage Hilfsmittel, die wir zur Lösung unserer Probleme gebrauchen. Wahr und falsch existieren nur in uns, nicht außerhalb. Wahr und falsch existieren nur in der Sprache. Wahr und falsch brauchen eine Aussage, sind Attribute dieser.

Wir klopfen Sätze auf ihre Brauchbarkeit ab, das ist alles. Entspricht ein Satz unseren Erfahrungen, halten wir ihn für wahr. Das ist für uns überlebenswichtig. Absolute Wahrheit finde ich in dem Satz: "Es ist, wie es ist." Reine Selbstbezüglichkeit und im Aussagewert gleich null.

Erkenntnis entsteht gerade da, wo Widersprüche auftauchen. Die Protonen im Atomkern müssten sich aufgrund der gleichen Polung abstoßen und auseinander fliegen. Also erfinden wir die 'starke Kraft', denn irgend etwas muss die ja zusammen halten. Die ist ausgedacht, aber erst einmal ganz brauchbar.
@pue
Ich will nicht um jeden Preis das letzte Wort behalten und ich kann auch nicht auf jeden Satz eingehen, obwohl ich die meisten nicht akzeptieren kann. Nur Folgendes:

So, nun kann ich die Behauptung streng genommen nicht wiederholen, sagst du. Also bleibt nur die eine alte auf dem Zettel. Die trifft aber nunmehr nicht mehr zu. Sie gilt nicht mehr als wahr. Das ist ein Dilemma, weil nun weder die Behauptung in der Gegenwart der der Vergangenheit entspricht, noch die alte gilt. Dann gilt gar keine.

Eine Behauptung aufzustellen, gemäss der Sprechakttheorie von John Searle, heisst, einen Geltungsanspruch zu erheben. Das wurde dann von den beiden deutschen Philosophen K.-O. Apel und J. Habermas innerhalb ihrer Wahrheitstheorien weiterentwickelt.

Da bei dem Beispielsatz "Kai ist grösser als Irene" die Wahrheitsgeltung der Behauptung von einem Bezug zur Realität zum Zeitpunkt des Sprechakts abhängt, kann dieselbe Behauptung nicht ein Jahr später wiederholt werden. Man müsste dann sagen: "Vor einem Jahr war Kai grösser als Irene". Wenn die erste Behauptung wahr war, ist natürlich die zweite ebenfalls wahr.

Wenn man aber ein Jahr nach der ersten Behauptung sagt: "Kai ist grösser als Irene", dann ist das streng genommen nicht mehr dieselbe Behauptung. Ihr Geltungsanspruch bezieht sich nämlich nicht mehr auf dieselbe Realität wie die erste Behauptung. Ich denke, dass das jeder einsehen kann.

Was auf dem Zettel steht, ist übrigens meiner Ansicht nach überhaupt keine Behauptung, allenfalls ein Satz. Was auf dem Zettel zu sehen ist, ist keine Sprachhandlung, da nicht zu erkennen ist, wer sie vollzogen hat, wann sie gemacht wurde, und auf welche Realität sie sich bezieht. (Es sei denn, ein Taubstummer hält mir diesen Zettel unter die Nase. Dann ist es eine Sprachhandlung und der Zeitpunkt, zu dem der Realitätsbezug hergestellt wird, ist klar).

Wie auch immer, wenn man das Problem der Wiederholung so analysiert, wie ich es oben versucht habe, entsteht keines der Probleme, die du zu sehen scheinst. Die alte Behauptung ist immer noch wahr. Jedenfalls dann, wenn sie als ein Sprechakt verstanden wird, der vor einem Jahr stattfand. Ob die neue Behauptung, die sich auf die Gegenwart bezieht, wahr ist, muss durch sinnliche Wahrnehmung oder durch eine Messlatte entschieden werden. Wo ist da ein Problem oder ein Dilemma? Ich kann das nicht sehen.

Noch ein Wort zur Klärung des Unterschieds zwischen wissenschaftlicher Wahrheit und Alltagswahrheit. Wir haben uns da anscheinend missverstanden. Es besteht nämlich wirklich ein ganz wichtiger Unterschied.

Wissenschaftliche Theorien beanspruchen nämlich, auch für zukünftige Ereignisse zu gelten. Um ein absichtlich stark simplifizierendes Beispiel zu nennen: Es scheint ein Naturgesetz zu sein, dass reines Wasser in Höhe des Meeresspiegels kocht, wenn es auf 100 Grad Celsius erhitzt wird. Das soll auch für alle zukünftigen Fälle gelten, obwohl wir immer nur begrenzt viele Fälle überprüfen können.

David Hume hat deshalb gemeint, wir könnten überhaupt keine Naturgesetze erkennen, sondern immer nur aus psychologischen Gründen darauf vertrauen, dass zukünftige Tests immer wieder dieselben Ergebnisse haben werden. Hume war eben erkenntnistheoretisch gesehen ein Skeptiker. Aber das nur nebenbei. Heutige Naturwissenschaftler würden Hume das nicht unbedingt abnehmen.

Es bleibt aber das Problem, dass wir in den Naturwissenschaften von begrenzt vielen Fällen (bis jetzt hat Wasser immer bei 100 Grad gekocht) auf potentiell unbegrenzt viele zukünftige Fälle schliessen. Ein solcher sogenannter induktiver Schluss ist aber rein logisch gesehen nicht zulässig. Ich will jetzt nicht weiter ausführen, warum es vielleicht trotzdem guten Sinn macht, auf zukünftige Fälle zu schliessen. Naturwissenschaft wäre jedenfalls ohne solche Schlüsse gar nicht möglich.

Jetzt der Unterschied zu Alltagswahrheiten. Jedenfalls solche, die nicht von begrenzt vielen erlebten Fällen auf zukünftige schliessen.

Bei Wahrnehmungsurteilen - zum Beispiel dass die Tafel, die ich vor mir sehe, schwarz ist - brauche ich keine induktiven Schlüsse zu ziehen. Und insofern gibt es hier einen entscheidenden Unterschied zu wissenschaftlichen Wahrheiten. Man kann sich von der Wahrheit der Behauptung durch Augenschein überzeugen. Bei wissenschaftlichen Theorien geht das nicht. Das war's, was ich gemeint habe.

Noch eins möchte ich sagen:

Erkenntnis entsteht gerade da, wo Widersprüche auftauchen. Die Protonen im Atomkern müssten sich aufgrund der gleichen Polung abstoßen und auseinander fliegen. Also erfinden wir die 'starke Kraft', denn irgend etwas muss die ja zusammen halten. Die ist ausgedacht, aber erst einmal ganz brauchbar

Das Zitat widerspricht meines Erachtens ganz eindeutig deinen früheren Aussagen, dass wir Ideen nicht durch Denken hervorbringen, sondern dass sie einfach so über uns kommen. Das soll dann auch Willensfreiheit widerlegen. Wenn wir eine starke physikalische Kraft "erfinden" wie du sagst und dass das von uns "ausgedacht" ist, dann zeigt das, dass du selbst nicht glaubst, wir hätten gar keine Kontrolle über unsere Gedanken. Bei John Searle finden sich übrigens sehr gute Argumente (finde ich), warum wir überhaupt nicht anders können, als Willensfreiheit anzunehmen, auch wenn wir sie nie beweisen können. Zur Quelle kann ich gerne Angaben machen. Wenn wir wirklich zeigen könnten, dass die Willensfreiheit eine Illusion ist, müssten wir übrigens unser gesamtes juristisches System ändern.

OK. Ich mach besser Schluss. Der Beitrag ist sowieso schon viel zu lang.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
dass reines Wasser in Höhe des Meeresspiegels bei 100°c kocht,

dieses trifft nicht zu, wenn der meeresspiegel steigt, auf angenommene 5.000m, dann wird es schon bei ca. 80°C kochen.

die realität und wahrheit hat also immer ein neues gesicht.

calm*wink*
**e Mann
2.564 Beiträge
Da bei dem Beispielsatz "Kai ist grösser als Irene" die Wahrheitsgeltung der Behauptung von einem Bezug zur Realität zum Zeitpunkt des Sprechakts abhängt, kann dieselbe Behauptung nicht ein Jahr später wiederholt werden. Man müsste dann sagen: "Vor einem Jahr war Kai grösser als Irene". Wenn die erste Behauptung wahr war, ist natürlich die zweite ebenfalls wahr.

Wenn man aber ein Jahr nach der ersten Behauptung sagt: "Kai ist grösser als Irene", dann ist das streng genommen nicht mehr dieselbe Behauptung. Ihr Geltungsanspruch bezieht sich nämlich nicht mehr auf dieselbe Realität wie die erste Behauptung. Ich denke, dass das jeder einsehen kann.

Was auf dem Zettel steht, ist übrigens meiner Ansicht nach überhaupt keine Behauptung, allenfalls ein Satz. Was auf dem Zettel zu sehen ist, ist keine Sprachhandlung, da nicht zu erkennen ist, wer sie vollzogen hat, wann sie gemacht wurde, und auf welche Realität sie sich bezieht. (Es sei denn, ein Taubstummer hält mir diesen Zettel unter die Nase. Dann ist es eine Sprachhandlung und der Zeitpunkt, zu dem der Realitätsbezug hergestellt wird, ist klar).

Wie auch immer, wenn man das Problem der Wiederholung so analysiert, wie ich es oben versucht habe, entsteht keines der Probleme, die du zu sehen scheinst. Die alte Behauptung ist immer noch wahr. Jedenfalls dann, wenn sie als ein Sprechakt verstanden wird, der vor einem Jahr stattfand. Ob die neue Behauptung, die sich auf die Gegenwart bezieht, wahr ist, muss durch sinnliche Wahrnehmung oder durch eine Messlatte entschieden werden. Wo ist da ein Problem oder ein Dilemma? Ich kann das nicht sehen.

Ich mag eigentlich nicht das Zitieren langer Passagen.

Trotz dem: Herzlich willkommen bei den Relativisten. Genau das meine ich. Ich sehe da kein Dilemma, sobald du durch Rahmenbedingungen relativierst.

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