Zwei Monate vergangen und ich setze mich erneut mit dem Wort Erkenntnis auseinander.
Mittlerweile habe ich nur noch Einsichten.
1. Ich habe keine individuellen Erkenntnisse. Alle meine Erkenntnisse fußen auf: „Alles bewegt sich fort und nichts bleibt.“ - Heraklit.
2. Ich besitze Einsichten. Diese haben "vielleicht" Gültigkeit für die mir bekannten Situationen, Konstellationen, aber die Summe der mir bekannten Variablen wird immer kleiner bleiben, als die der mir Unbekannten (bzw. die Anzahl der mir unbekannten Variablen ist ins Unendliche gestiegen). Meine grundlegende Einsicht liegt in Sokrates begründet: "Ich weiß, dass ich nicht weiß."
3. Aus 1. und 2. folgt für mich:
Ob eine Situation der Vergangenen gleicht,
wer weiß?
Aber es gibt den Abgleich!
Wenn wir also inhaltlich auf keinen grünen Zweig kommen, können wir immerhin unser limbisches System auf die Glücksmomente bei der Rezeption der Musik hin untersuchen, um den Sieger zu ermitteln.
Für den "grünen Zweig" gibt es das Internet, da kann man Befürworter für alles finden. Allerdings sehe ich Schwierigkeiten dabei Emotionen über das Internet zu transportieren, denn wenn ich Dir Wagner.mp3 sende, weil ich mich darin wiederfinde, so wirst Du, der mich nicht kennt, auf ganz andere Dinge aufmerksam als ich.
Der Austausch Wagner - gut oder schlecht - ist daher wenig fruchtbar. Zudem ist ein tieferer Austuasch mit mir über Wagner aufgrund meiner geringen Kenntnisse nicht möglich ( Wagner ~ ich höre lediglich das Donnern der herannahenden Walküren)
Wenn wir also inhaltlich auf keinen grünen Zweig kommen, können wir immerhin unser limbisches System auf die Glücksmomente bei der Rezeption der Musik hin untersuchen, um den Sieger zu ermitteln.
Diesen Ansatz empfinde ich Erkenntnis fördernd (wobei auch ich Schwierigkeiten bei der Wagner ~ Glück - Kombination sehe). Überhaupt empfinde ich die Musik als Medium für philosophische Erkenntnis nicht optimal, obwohl nichts besser das Wesen der Transzendenz verdeutlicht.
(die Erweiterung der eigenen Wahrnehmung um die Gefühls- und Klangwelten des Komponisten / Interpreten)
Als beste Grundlage für einen überschreitenden Austausch sehe ich das Gespräch "Auge in Auge" als Diskurs oder Diskussion. Zum Beispiel eine offen und ehrlich geführte Diskussion über Transzendenz ist auch immer emotional.
Ich habe für mich die Einsicht gewonnen, dass es diese Glücksmomente sind, die mir an meinem Dasein so gut gefallen, wenn ich durch Abgleich wieder ein bisschen mehr die mich umgebende Welt verstehe und mich dadurch wohler fühle (~ Glück). Dafür muss nicht immer ein Konsens gefunden werden.
Die Zeit hat mir aufgezeigt, dass diese Momente zu teilen eine gemeinsame Basis schafft, auf der noch intensiverer Austausch möglich ist und deren Grenzen mir unbekannt sind.
Durch den Abgleich der individuellen Einsichten können gemeinsame Grundlagen gefunden und im Diskurs die Unterschiede betrachtet werden, so dass "über" die eigene Einsicht hinaus neue Thesen, Antithesen und Synthesen entstehen können, die vielleicht einmal Grundlage für eine neue "Erkenntnis" werden.
°°° eine Randbemerkung
Ich frage mich gerade, ob sich mir noch die Frage nach dem Sinn stellt?
Mir reicht als Antwort:
Sein Sein abgleichen und das gemeinsam als schön Empfundene teilen.
... denn heißt es nicht so schön:
"It is your mind that creates this world." -- Siddhartha Buddha
... meine aktuelle Erkenntnis:
Ich suche verwandte "Seelen", Teilsysteme, die sich im Gesamtsystem wiederfinden können und doch sich unterscheiden. Individualisten, die die Grenzen ihrer Individualität überschreiten aber zugleich ihre Individualität in der Gemeinschaft erhalten wollen.