heute
erzählt der Rabe:
Es war einmal ein Rotcapechen.
Das ging eines Tages los, durch den Wald. Summsumm, sang das Rotcapechen, denn es war frohgemut und der Tag war hell.
Die Vögel des Himmels sangen auch, in hunderten von Sprachen, von dort droben, aus den Baumgipfeln. Und so wie sie sangen, so antwortete das Rotcapechen, denn es war einesteils höflich, aber auch sehr an Fremdsprachen interessiert.
Und keine Menschenseele trübte ihren Gang durch den Wald. Nach jedem Laubengang im Dunkeln öffnete eine Lichtung ihre Tore; nach jeder Düsternis im Stillen kam helles Zwitschern auf. Und die Blätter flatterten ihm zu, dem Rotcapechen, sie winkten und verneigten sich und flirrten, und unter jedem Baum war eins, das sich lichtgebadet an ihre Füße schmiegte. Und der Wind machte den Orchestermeister, und wog seinen Stab mit aller Anmut, die in den Weltgräben so denkbar ist.
Das Rotcapechen indes setzte ihre Wanderung fort uns summte und tirillierte mit dem Waldvolk in einem Ton, der freilich stille war. Denn wie soll eine Stimme das sonst annehmen, als indem sie sich nach innen, als Atem, verneigt?
Da traf sie auf den Schmetterling. Und der sagte: Willkommen in das Reich der Wandlungen. Fürchte dich nicht, denn ich habe sie auch überstanden. Du wirst belohnt werden.
Da traf sie auf die Blume. Und die sagte: Willkommen in das Reich der Düfte. Fürchte dich nicht zu tauchen, denn in den Brunnen wirst du die Wahrheit finden.
Da traf sie auf den Teich. Und der sagte: Willkommen in das Reich der Gründe. Fürchte dich nicht, denn du wirst den Himmel sehen.
Da traf sie den Wolf. Und der sagte: fürchte dich nicht, ein jeder Pelz ist nur Rinde, und ich bin nur einer von vielen. Willkommen in das Reich der Sanftmut.
Da traf sie die Brücke. Und die Brücke sagte: setze deinen Weg fort.
Da murmelte die Quelle ergötzt: Und vergiss nicht, zu beginnen!
Da jubelte das Rotcapechen!
Und der Rabe faltete seine Flügel auf und flog hinfort.
Das ist die Geschichte vom wasserwegwindwandernden Rotcapechen und dem Wolf.